Mein Turm

[Tobia Angelo]

Mein Turm

„Wir stapeln unser leben,
höher und höher, wie früher als Kind.
Doch statt wie früher, achten wir bloß aufs Gleichgewicht,
die Schönheit und das alles geometrisch auch passt.

Wo sind unsre Träume hin,
unser Verständnis für das hässliche schöne,
das anders sein an sich?

Wo ist das Gefühl hin,
das kam, als die Schule vorbei war.
Man nachhause mit den Freunden gerannt
und man endlich frei war.

Voll Fantasie, voll Einfallsreichtum und Magie!
Ich will das alles nicht verlieren,
will es schätzen, mich dazu verleiten lassen,
auch mal gewagt zu stapeln und um zu bauen.

Und wenn mein Turm fällt, fang ich eben von neuem an
oder hab vertrauen, das ihr ihn für mich auffangt.

Ja diese Kindlichkeit will ich behalten,
mich von ihr belehren lassen.
Auch wenn das Mahnmal heißt,
das manche „erwachsene“ mich nicht für voll nehmen.

Mein Turm soll bunt und schief sein,
voll Liebesbriefen und Blutsbrüderschaften.
Nach guten Kräutern riechen und mit Himbeeren bewachsen
und den Mund davon voll, will ich erklimmen die spitze!

Um herauszufinden,
ob dort wirklich ein Topf voll Gold.
Ein Drache mein Mädchen festhält
und ich sie nach der Rettung wach küssen muss.

Das Schwert in Stein versiegelt, sich von mir befreien lässt.
Ich zur Mühle komm, wo gelehrt mir die schwarze Kunst.
Ob die Asen mich erheben und ich nach Walhall werd finden.

Ja herauszufinden, ob all die Geschichten,
wirklich wahr sind, die sich um meinen Turm wie Efeu winden.“

By Tobia Angelo Deola