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Alt 02.09.2006, 18:29   #1
Phönix
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 8


Standard Spiegelraum

Spiegelraum


Sarah stand im Wohnzimmer und weinte. Sie hatte keine Lust mehr die Hausarbeit zu machen. Waschen, Kochen, das alles hatte sie satt. Doch sie durfte sich nicht beschweren. Sie hatte dort ein Zuhause gefunden und bekam genug zu essen. Nachdem ihre Mutter starb, hatte ihr Vater sie ausgesetzt und sie wäre fast gestorben. Doch dann kam ein Mädchen vorbei und nahm sie mit nach Hause. Sie hieß Veronica und war die Tochter der Hausherrin. Veronica war sehr nett und spielte oft mit Sarah. Sie waren schon richtige Freunde geworden. Doch die Hausherrin war eine ganz böse Frau. Sie hieß Ms. Stone und sie machte ihrem Namen wirklich alle Ehre. Ihr Herz war nämlich wirklich wie ein alter, kalter, hässlicher Stein. Sie schnauzte Sarah ununterbrochen an und befahl ihr den ganzen Tag zu schuften, ansonsten würde sie Sarah rausschmeißen. Jetzt sollte Sarah das ganze Wohnzimmer fegen und abstauben, doch Sarah wollte rausgehen und spielen. Alle anderen waren bei einem Fest in der Stadt und Sarah war die einzige in dem großen Haus. Bis auf die Katzen im Hof und die Ratten, die im Keller ihr Unwesen trieben. "Das ist meine Chance. Jetzt kann ich rausgehen und spielen und wenn sie wiederkommen, geh ich schnell wieder rein und es wird keiner merken.", dachte sie sich. Sie legte den Besen auf die Seite und ging durch den langen, dunklen Gang auf den Hof. Die Sonne strahlte und die Vögel zwitscherten. So einen herrlichen Sommertag hat es lange nicht mehr gegeben. Sie schlenderte durch den riesigen Garten und legte sich schließlich auf eine Wiese um die Blumen zu beobachten, die langsam im Wind hin und her schwankten. Plötzlich sah sie in den Hecken etwas aufblitzen. Es bewegte sich schnell nach links. Es war ein Eichhörnchen. Aber kein normales, denn es glitzerte am ganzen Körper in allen erdenklichen Farben. Sarah stockte der Atem, denn so ein schönes Tier hatte sie noch nie gesehen. Es bewegte sich schnell und sie hatte Schwierigkeiten es zu beobachten. Da stand sie auf und rannte ihm nach. Sarah rannte durch Blumen, über Wurzeln und über endlos weite Felder, bis sie an einem Wald angekommen war. Sie war vorher noch nie hier gewesen. Plötzlich sah sie das Eichhörnchen, wie es über ihrem Kopf von Baum zu Baum sprang. Sie rannte durch den Wald und versuchte ihm so schnell es ging zu folgen. Doch irgendwann war sie so tief im Wald, dass sie nicht weiterkam. Die Hecken waren dicht und voller Dornen und in der Dunkelheit konnte sie die Wurzeln nicht mehr erkennen und stolperte mehrmals über sie drüber. Plötzlich sah sie das Eichhörnchen wieder auf einem hohen und dicht bewachsenen Baum.

Doch dann war es darin verschwunden. Sarah kämpfte sich zum Stamm durch und wollte hinaufklettern. Aber das gar nicht so einfach wie sie dachte. Nach einigen Minuten schaffte sie es trotzdem und sie stand nun auf einem dicken Ast in der grünen Baumkrone. Als sie den Wald betreten hatte, war auch die Sonne hinter einer dicken Wolke verschwunden und deshalb konnte sie nicht viel erkennen. Alles was sie sah, waren Schatten und leuchtende Augen auf dem Waldboden. Doch plötzlich kam die Sonne wieder. Die warmen Strahlen fielen durch die Blätter ihres Baumes und Sarah konnte nun ihren Weg sicher fortsetzen. Sie kletterte immer höher hinauf, aber sie konnte das Eichhörnchen leider nicht mehr sehen. Als sie in der Mitte der Baumkrone angekommen war sah sie in den Lichtstrahlen etwas glitzern. Es war so bunt wie ein Regenbogen und unbeschreiblich schön. Sie kletterte darauf zu. Jetzt konnte sie es erkennen. Es war eine kleine Höhle im Baumstamm und vor dem Eingang schwebte feiner Glitzerstaub, der sogar die vorbeiflatternden Schmetterlinge mit einem bunten Glitzermantel umhüllte. Sie stand minutenlang da und beobachtete den Wirbel aus Farben. Doch plötzlich sah Sarah wie das Eichhörnchen in der Höhle verschwand. Die Höhle war völlig schwarz. Sarah ging näher heran und steckte eine Hand in die Höhle. Als die diese wieder herauszog war sie völlig mit Glitzerstaub bedeckt. Sie faste ihren ganzen Mut zusammen und stieg in die Höhle. Nach zwei Schritten jedoch stürzte sie in die Tiefe. Sie wollte schreien, doch sie bekam kein Wort heraus. Sie konnte nichts erkennen, denn alles war schwarz wie der Kamin von Ms. Stone und den kannte sie leider ziemlich genau. Sie fiel immer weiter. Sie schätzte, dass sie inzwischen längst unter der Erde sein müsste. Plötzlich wurde ihr schwindelig und sie wurde bewusstlos.

Sarah öffnete die Augen. Wie lange war sie weg gewesen? Sie hatte keine Ahnung. Alles war verschwommen, doch dann wurde langsam alles klarer. "Ich träume", flüsterte sie. Und was sie sah konnte eigentlich wirklich nur ein Traum sein, aber dafür schien es viel zu real. Sie setzte sich auf und schaute sich um. Sie war in einem Raum ohne Türen, ohne Fenster, aber dafür bestanden alle Wände aus einem Spiegel. Sogar die Decke und der Boden waren jeweils ein großer Spiegel. "Wo bin ich, wie komm ich hier raus?", würgte sie hervor. Sie zitterte und fror plötzlich schrecklich, denn die Spiegel waren eisig kalt. Sie stand auf und ging in den kleinen Raum umher. Dann klopfte sie gegen die Wände und suchte nach einem Ausgang. Auf einmal sah sie einen kleinen Weißen Zettel auf dem Boden. Auf ihm stand in gemalten Buchstaben und mit goldener Schrift ~Wish~. "Ich hätte meine Vokabeln besser lernen sollen", dachte sich Sarah und kleine Tränen rollten über ihre Wangen und tropften auf den Boden. Sie setzte sich in eine Ecke des Raums und dachte nach. Nach einer halben Stunde knurrte ihr Magen so laut, dass sie sich selber erschreckte. "Oh man ich wünsche mir so sehr ein Schokotörtchen", flüsterte sie. Sarah erstarrte. Ungläubig und verwirrt blickte sie in die Mitte des Raumes wo auf etwa 2 Metern Höhe ein Schokotörtchen schwebte. Sarah schlich darauf zu und sah es sich ganz genau an. Es sah wirklich lecker aus. Sie nahm es sich einfach und biss rein. Es war köstlich, es war sogar das beste Törtchen das sie je gegessen hatte. "Boah schmeckt das gut. Das ist bestimmt ein Wunschraum.", stellte sie erstaunt fest. Sie überlegte was sie sich als nächstes wünschen könnte. Und als sie das Törtchen aufgegessen hatte, sagte sie laut "Ich wünsche mir, dass ich aus diesem Raum hier rauskomme." Und schon wurde ihr wieder schwarz vor Augen.

Als sie diesmal aufwachte war sie überrascht. Sie lag auf einem Felsen mitten im Meer. Weit und breit war kein Land zu sehen und sie spürte ihr Beine nicht mehr. Sie hatte Angst und wollte einfach nur noch heim. Doch da vernahm sie plötzlich Stimmen. Sie drehte sich um und sah ein Schiff auf sie zukommen. Die Männer an Deck schienen sie gesehen zu haben und liefen aufgebracht umher. An Deck hatten sie sogar eine Harpune. "Oh Gott damit fangen sie Wale", dachte sich Sarah und ihr wurde ganz schwer ums Herz. Irgendwas kam ihr an den Männern jedoch unheimlich vor. Sie starrten sie an und schrieen, während sie auf sie zeigten. "Fangt die Meerjungfrau", rief ein Mann. Sarah blieb das Herz stehen und sah an sich herunter. Sie hatte einen Fischschwanz. Sie war tatsächlich eine Meerjungfrau, aber wie konnte das passieren? Sarah wollte flüchten und kroch über die spitzen Steine, um ins Wasser zu gelangen. "Werde ich im Wasser ertrinken? Kann ich da atmen?", schoss es ihr durch den Kopf. Doch dafür war es jetzt zu spät. Die Männer warfen schwere Netze über sie und Sarah war in der Falle. Die wimmerte und krümmte sich, doch die Männer kamen immer Näher um sie an Land zu ziehen. Währenddessen peitschten hohe Wellen gegen die Felsen, als wollten sie ihr helfen zu entkommen. Die Männer packten Sarah grob an den Armen und schleiften sie über die Steine zum Schiff. Dabei schürfte sie sich ihren Bauch auf, doch der Schmerz interessierte sie im Moment nicht. Sie hatte anderes – wichtigeres - zu tun. Sie musste fliehen, sonst würde sie womöglich sterben. An Deck schmissen sie Sarah in einen Laderaum uns ketteten sie fest. "Damit du uns nicht abhaust, meine Kleine", sagte der Mann der sie festgekettet hatte und schloss die Tür hinter sich ab.

Da saß sie nun. Allein und schluchzend in ihrem Verließ. So hatte sie sich ihre Arbeitspause bestimmt nicht vorgestellt. "Und was ist wenn Ms. Stone zurückkommt und merkt, dass ich weg bin? Die schmeißt mich doch raus", schluchzte sie. Sie verbrachte die ganze Nacht in dem Raum und als sie am nächsten Morgen aufwachte, wusste sie erst gar nicht wo sie war. Doch dann erinnerte sie sich und bekam schreckliche Wut. "Wie können diese Idioten es wagen", schrie sie. Doch aus ihrem Mund kamen keine Wörter sondern nur ein unheimlich schriller und hoher Ton. Das Glasfenster zersprang und Sarah zuckte zusammen, als die Glasstückchen auf ihre Haut prasselten. "Wow, als Meerjungfrau hab ich ja richtig was drauf", dachte sie. Plötzlich wurde die Tür aufgeschlossen und ein großer Mann trat hinein. "Was ist hier los?", schnaubte er wütend und packte die Eisenstange die an der Wand hing. Als er gerade zuschlagen wollte, begann Sarah wieder an zu schreien. Der Mann brach augenblicklich zusammen und wälzte sich auf dem Boden hin und her. Er schrie vor Schmerzen und versuchte sich die Ohren zuzuhalten. Doch das nützte nichts. Nach ein paar Sekunden kam ihm Blut aus den Ohren und er bewegte sich nicht mehr. Er war tot.

Sie hörte auf zu schreien, schnappte sich den Schlüssel und schloss ihre Ketten auf. Dann robbte sie aus dem Zimmer und suchte den Weg an Deck, wo schon die Männer arbeiteten. Plötzlich hörte sie Schritte näher kommen. Sie waren hinter ihr her. Sie wollten sie umbringen. Sarah kam an Deck und sah das Wasser. Sie war völlig ausgetrocknet und sehnte sich nach dem Wasser, wie nach nichts anderem. Sie sprang über den Rand des Schiffes und wurde festgehalten. "Du entkommst uns nicht du Miststück", schnaubten die Männer wutentbrannt. Sie schmissen sie wieder in ihre Zelle, fesselten sie und verbanden ihr den Mund, damit sie nicht wieder schreien konnte. So verbrachte sie tagelang in ihrer Kammer und wurde ab und zu mit Wasser übergossen, damit sie nicht starb. Dann eines Abends legte das Schiff an und die Männer schafften die erschöpfte Meerjungfrau an Land. "Was macht ihr mit mir?", keuchte sie. "Wir machen dich zu ganz viel Geld, Kleine", antworteten sie und lachten. Sarah wusste nicht was mit ihr passieren würde, bis sie plötzlich die bunten Lichter von einem Jahrmarkt sah. "Oh nein", stöhnte sie. Die Männer wollten sie an den Zirkus verkaufen und sie würde ab da an als Touristenattraktion dienen. Und so geschah es auch. Sarah wusste nicht wie viel die Männer für sie bekommen haben. Aber es musste ziemlich viel gewesen sein, denn sie freuten sich wie Könige. Sie saß nun in einem Glasbehälter, der gerade so groß wie sie war, und erholte sich von der anstrengenden Schiffsfahrt. Und sie konnte sogar unter Wasser atmen. Das hatte sie sich schon immer gewünscht, nur nicht unter diesen Umständen.

Dann war Showtime. Sie wurde mit dem Glaskasten hinaus zum Publikum geschoben und sie Menge klatschte und jubelte. Sie bewegte sich elegant wie ein Fisch und lächelte, denn sonst würde sie ausgepeitscht werden. Nach dem Vorstellung wurde sie in einen dunklen Raum gestellt, indem sie nicht einmal ihre eigenen Hände erkennen konnte. Plötzlich öffnete sich die Tür und sie sah das Gesicht von Dimitri. Das war ein dicker, gemeiner Mann und von nun an ihr Besitzer. Er warf ihr ein paar Essensreste ins Wasser und schaute Sarah an. "Du bist so schön und so geheimnisvoll wie der Ozean weist du das?", sagte er. Und er lachte höhnisch. Sarah konnte sogar schon Geldscheine in seinen Augen erkennen. Er schaute sie wieder an und sie schaute ihn an. Beide waren ganz still und die Welt begann sich zu trennen und zu verschwimmen. Sarah war Sarah. Sarah war Dimitri. Sarah sah sich selber in dem Becken liegen. "Ich habe ihn hypnotisiert. Ich bin in seinem Körper!", dachte sie. Sie ergriff die Chance und zog an dem Behälter. Er ließ sich leicht bewegen, da der Mann viel Kraft hatte. Sie schob den Behälter aus dem Raum und schaute sich um. Da entdeckte sie einen Fluss ganz in der Nähe und steuerte darauf zu. Sie bewegte sich hinter den Zelten der anderen Schaustellen entlang, damit sie niemand zu Gesicht bekam. Am Fluss angekommen, stellte sie den Behälter direkt ans Wasser und schaute in ihr eigenes Gesicht. Plötzlich drehte sich alles und sie war wieder sie selbst. Schnell sprang sie in den Fluss und schwamm davon. Dimitri schaute ihr geschockt nach und fiel geschwächt zu Boden. Sarah war seid Tagen nicht mehr so Glücklich gewesen und schwamm nun in offene Meer. Sie schwamm durch den Hafen und musste dabei auf die Strömungen aufpassen, die sie fast in eine Schiffsschraube rissen. Nach einiger Zeit war sie endlich im Meer angekommen. Sie fühlte sich frei. Sie schwamm immer tiefer ins Meer hinein und hoffte andere Meerjungfrauen zu finden, die ihr halfen nach Hause zu kommen. Nach mehreren Stunden war sie an der tiefsten Stelle angelangt. Hier begann ein Wald aus Algen. Er war so dicht, dass es fast kein durchkommen gab. Die Algen hatten spitze Stacheln und bewegten sich, als würden sie leben. Doch plötzlich sah sie einen Eingang. Er hatte vielleicht nur einen Durchmesser von einem halben Meter, doch sie würde schon durchkommen. Sie schwamm zu dem Eingang der sich ganz dicht über dem Grund befand und schwamm hinein. Sie folgte einem schmalen Gang, der dann nach links abknickte. "Ich bin in einem Labyrinth", stellte sie erstaunt fest. Nach einigen verwirrenden Minuten voller Abzweigungen in denen sie sich entscheiden musste ob sie nach rechts oder links schwamm, kam sie in eine Sackgasse. Doch es war keine gewöhnliche Sackgasse wie die anderen dreiundzwanzig. Diese sah eher aus wie eine Tür. Sie klopfte. Plötzlich öffnete sich eine kleine Klappe in der Tür und ein unheimliches Wesen schaute sie mit großen Augen an. "Was willst du hier?", fragte es. "Ich weis es nicht, wo geht es hier denn hin?", antwortete Sarah. Das Wesen schaute sie noch komischer an, so als ob sie vollkommen geisteskrank wäre. "Hier geht es zur Grabkammer von Königin Aquaria! Du kannst deinen Weg aber nur fortsetzen, wenn du sein Mal trägst", sagte er nach einigen Sekunden barsch. "Ich hab kein Mal", sagte sie leise. Das Wesen wurde ganz rot vor Zorn. "Wie wagst du es dann den heiligen Boden zu beschmutzen. Verschwinde du Sünderin, du wirst deine Strafe schon noch bekommen.", schrie es sie an und knallte die Klappe zu. Plötzlich bewegten sich die Algen schlagartig hin und her und versuchten sie mit ihren Stacheln aufzuschlitzen. Sarah bekam Angst. Sie drehte sich um und schwamm so schnell es ging in Richtung Ausgang. Die Algen kamen immer näher und sie wurde mehrmals an den Armen getroffen. Sie schwamm hektisch durch das Labyrinth, doch sie fand den Ausgang nicht mehr. Mittlerweile war ihr Oberkörper mit tiefen Kratzern bedeckt und sie zog einen Schleier aus Blut hinter sich her. Plötzlich schlossen sich die Algen und der Weg war versperrt. Sarah saß in der Falle.

"Hallo ... Hey du". Sarah hörte jemanden schreien, doch es war sehr schlecht zu verstehen. "Hier bin ich, direkt neben dir". Sarah drehte sich um und sah direkt vor ihr eine kleine Schnecke auf einer Alge sitzen. "Hast du mich gerufen?", fragte sie die Schnecke. Die kleine Schnecke versuchte sich mühsam auf der Alge zu halten, die schnell hin und her schwenkte. "Ja, ich kann dir helfen", schrie die Schecke, damit Sarah sie auch hören konnte. "Ich weis wie du aus dem Labyrinth rauskommst und gleichzeitig in die Grabstätte gelangst. Sarah nahm die Schnecke in die Hand. "Aber hier gibt es keinen Weg, wir sitzen Fest", heulte Sarah. "Glaub mir, hier ist nichts so wie es scheint", antwortete die Schnecke und zeigte mit den Fühlern auf die Erde. "Das ist eine perfekte Stelle. Hohl dir einen Wunzelstock und male eine dreieckige Sonne in den Sand. Sarah suchte nach einem Stock doch sie fand keinen. "Was ist denn ein Wunzelstock?, fragte sie hektisch. Die Algen kamen immer näher und schlugen immer wilder um sich. Die Schnecke schrie "Das ist die Wurzel der Algen". Sarah riss eine der Algen aus und malte mit der Wurzel eine dreieckige Sonne in den Sand.
Plötzlich rutschte der Sand unter die Erde und an der Stelle der Zeichnung entstand ein Loch. Sie sprang mit der Schnecke hinein und stürzte in einen kleinen Bach. Sie waren in einer Art Höhle, wo das Meerwasser nicht hineingelangte. So etwas hatte Sarah noch nie im Leben gesehen. Sie rutschten den Bach hinunter, wie in einer großen Wasserrutsche. Die Wände glitzerten. Überall war Gold. "Die Königin wurde direkt unter einer Goldader begraben", erklärte ihr die Schnecke. Sarah staunte. Bei diesem Anblick vergaß sie sogar die schmerzenden Kratzer auf ihrer Haut. Dann stürzten sie plötzlich eine kleine Schlucht hinab und landeten in einem Teich. Sie waren in der Grabkammer.
"Weist du zufällig auch noch wie ich nach Hause komme?", fragte Sarah. "Du brauchst auf jeden Fall ein Stück der verzauberten Schrift. Bei einem Stück machst einen Schritt und bei allen Stücken machst du zwei Schritte.", sagte sie Schnecke. Sarah hatte keine Ahnung was die Schnecke damit meinte.

Die Grabkammer war riesig und der Raum war komplett mit Wasser gefüllt. Der Teich lag also unter dem Wasser. "Hier muss alles verzaubert sein", dachte sich Sarah. Sie schwammen zu einer großen Statue, die zwischen mehreren Säulen stand. Ansonsten war der Raum leer. "Und wo ist das Grab?, fragte Sarah die Schnecke. "Es ist die Statue. Die Königin wurde lebendig versteinert. Sie ist nun für alle Zeiten in diesem Verließ gefangen." Sarah fragte nach dem Grund, doch die Schnecke begann zu zittern und wollte nicht weiterreden. Dann schwamm Sarah zu dem Gesicht der Königin und schaute ihr in die leeren Augen. Sie war sich sicher ein kurzes Lebenszeichen in ihren Augen gesehen zu haben, doch es konnte auch nur Einbildung gewesen sein. Plötzlich kullerte eine Träne aus dem linken Auge der Statue und tropfte auf den Boden. Die Träne begann im Boden zu verschwinden und als sie nicht mehr zu sehen war, erschien eine grüne Pflanze. Sie spross aus dem Boden und offenbarte eine schneeweiße Blüte. Sarah betrachtete sie und ihr fiel auf, dass auf jedem Blütenblatt das selbe Wort stand, nämlich Xehujareii. Die Schnecke beobachtete das Geschehen mit einem ungläubigen und erstaunten Blick. "Ist das die Schrift?", fragte Sarah. "Ich glaube schon" stotterte die Schnecke. "Ich habe bis jetzt nur davon gehört und war mir nie ganz sicher, ob es sie auch wirklich gibt." Nachdem die Schnecke das Wort las, sagte sie das es Befreiung heißt. Sarah wollte der Königin so gerne helfen, um das Königreich der Meere zu retten, doch sie wusste nicht wie. Sie las das Wort laut und plötzlich wurde ihr wieder schwindelig.

Sie wachte auf und stellte beruhigt und gleichzeitig enttäuscht fest, dass sie wieder in dem Spiegelraum war. Sie ärgerte sich, dass sie der Königin nicht helfen konnte. Denn dadurch wird die dunkle Energie im Meer weiter bestehen und die Menschen zum Jagen und Morden zu sich rufen. Sie saß lange in dem Raum und betrachtete sich im Spiegel. Sie hatte keine Fischflosse mehr und sie war nicht mehr verletzt. Nachdem sie sich eine Weile ausgeruht hatte, überlegte sie was sie sich als nächstes wünschen könnte. Und jetzt verstand sie auch was die Schnecke gesagt hatte. Mit einer Schrift würde sie in den Spiegelraum zurückkommen und mit allen Schriften kommt sie nach Hause. Sarah stand entschlossen auf und sagte "Ich wünsche mir, dass ich zu der zweiten Schrift gelange." Doch diesmal war alles anders. Sie blieb am Boden liegen und ihr ganzer Körper begann zu zucken. Sie hatte unglaubliche Krämpfe und nach ein paar Minuten waren die Schmerzen so stark, dass sie davon in Ohnmacht viel. Kurz darauf erwachte sie unter einem dürren Baum.
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Alt 02.09.2006, 18:32   #2
Phönix
 
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Spiegelraum Teil 2

Die Sonne schien ihr ins Gesicht und sie war so heiß, dass Sarah kaum atmen konnte. Doch nach einigen Minuten gewöhnte sie sich an die Hitze. Sie schützte ihre Augen vor dem gleißenden Licht und betrachtete die Umgebung. Alles war kahl. Sarah wusste nicht genau wo sie war, aber es war sehr weit weg von zuhause. Plötzlich sah sie eine Herde Elefanten. Sie waren zwar sehr weit weg, doch Sarah konnte sie klar erkennen. Sie musste in Afrika sein. Sie stand auf und fing an zu laufen, denn sie konnte ja wohl schlecht für immer unter diesem dürren Astgebilde bleiben.

Sarah hatte keine Ahnung in welche Richtung sie gehen sollte, also lief sie einfach in die Richtung der Elefanten. Dort konnte sie auch Wasser erkennen, jedoch hätte es auch eine optische Täuschung sein können. Das Wasser war weiter weg als sie dachte, doch als sie da war, waren alle Tiere weg. Sie trank aus dieser Wasserstelle wie ein Löwe, aber sie hatte schrecklichen Durst. Dann entdeckte sie einen kleinen Krug im Wasser. "Den hat wohl jemand vergessen", dachte sie sich. Doch sie wunderte sich, wie dieser kleine Krug ausreichen soll, um den durst zu stillen. Sie hob ihn auf und füllte ihn mit Wasser. Dann begann sie wieder zu laufen. Und irgendwann sah sie etwas. Es war zwar noch ganz weit weg, doch sie glaubte kleine Häuser zu erkennen. "Ein Dorf", schrie sie. Sarah freute sich, denn sie glaubte schon hier sterben zu müssen. Nach einer Weile trank sie aus dem Krug und trank soviel, dass er leer war. Sarah ärgerte sich, doch als sie ihn gerade wegwerfen wollte, sah sie in ihm etwas Glitzern. Er war wieder mit Wasser gefüllt. Sarah war sprachlos und glücklich zugleich. "Hier muss ich wohl mit allem rechnen. Es ist nämlich kein gewöhnliches Afrika, sondern immer noch diese Zauberwelt." Also verdursten würde sich schon mal nicht, aber würde sie auch was zu essen finden? Sarahs Magen knurrte fürchterlich, denn sie hatte seid heute Morgen nichts mehr gegessen.

Endlich erreichte sie die kleinen Häuser. Sie wurden aus Lehm und Holz gebaut und das Dach bestand aus Stroh. Ein übler Gestank lag in der Luft und Sarah überkam eine gewaltige Übelkeit. Dann sah sie auch den Grund dafür. Neben dem Haus hingen gehäutete Tiere, die in der Sonne langsam vor sich hin faulten. Sarah ging ein Stück weg und wartete bis es ihr wieder besser ging. Dann klopfte sie vorsichtig an die Haustür. Alles blieb still, keiner machte auf. Sarah hatte so großen Hunger, dass sie ins Haus schlich um etwas Essbares zu finden. Allein der Gedanke an ein Brot konnte Sarah kaum aushalten, da ihr Magen sich dann sofort verkrampfte. Drinnen stand eine Schüssel mit roten Beeren und Sarah konnte sich nicht zurückhalten. Sie aß die Beeren auf und danach fühlte sie sich schon besser. Plötzlich ertönte ein lauter Schrei und eine alte klapprige Frau mit langen grauen Haaren stand in der Tür. Sie schaute Sarah wütend an und sah kurz darauf die leere Schüssel, wo vorher die Beeren drin waren. Doch dann lächelte sie. Sie sagte etwas, aber Sarah konnte kein Wort verstehen. Sarah machte Andeutungen darüber, dass sie nichts verstand und die alte Frau zog sie daraufhin aus dem Haus. Plötzlich waren ganz viele Menschen da und die wenigen Häuser wurden zu einem richtigen Dorf. Die afrikanischen Menschen hatten selbstgebastelten Schmuck und außergewöhnliche Klamotten an und waren weiß angemalt. "Wahrscheinlich sind sie gerade vom Jagen oder so zurückgekommen", dachte Sarah. Sie beobachteten Sarah und sahen, wie sie von der alten Frau in ein anderes größeres Haus gezogen wurde.

Darin war es dunkel und überall standen und hingen komische Gebilde und Figuren, die Sarah an Voodoo erinnerten. Sarah setzte sich auf den Boden und beobachtete die Frau. Sie war wohl eine Art Hexe oder Seherin. Plötzlich bekam Sarah angst, weil sie nicht wusste, was sie mit ihr machen würde. Die Seherin nahm verschiedene Kräuter und mahlte sie in einer kleinen Schale zu einem feinen Pulver. Dann nahm sie eine durchsichtige Flüssigkeit und schüttete sie dazu. Plötzlich wurde das grüne Pulver rot. Nun holte sie ein kleines spitzes Stöckchen hervor und schnitt sich damit leicht in die Kehle. Sie ließ das Blut in die Schale tropfen und mit jedem einzelnen Tropfen stieg funkelnder Rauch empor. Sarah hörte Stimmen in vielen verschiedenen Sprachen. Dann vermischte die Seherin alles und gab es Sarah. Diese schaute angewidert auf das Gemisch, das jetzt plötzlich völlig schwarz war. Die Seherin deutete an, dass sie es auf ihre Kehle streichen sollte. Sarah nahm ein bisschen auf ihre Hand und rieb damit ihren Hals ein. Es fühlte sich kalt an und plötzlich schnürte es ihre Kehle zu. Sie konnte kaum Atmen. "Hilfe", krächzte sie, doch sie sprach plötzlich in einer ganz anderen Sprache. Sie konnte jetzt afrikanisch sprechen. "Der Schmerz geht vorbei, wenn deine Seele sich daran gewöhnt hat", sprach die Seherin weise.

Und tatsächlich, nach ein paar Sekunden fühlte sich ihr Hals wieder normal an. "Und nun berichte mir warum du hier bist", fuhr die Seherin fort. "Ich suche eine magische Schrift", stotterte Sarah auf afrikanisch.
"Die drei Schriften sind nur eine Legende und wenn doch nicht, dann würdest du sie bestimmt nicht finden. Sie werden gut geschützt, denn sie sind der einzige Schlüssel in die Wirklichkeit. Ich suche schon seid meiner Kindheit danach. Ich habe sie im tiefsten Meer und auf den höchsten Bergen gesucht, doch ich habe nichts gefunden", sagte die Seherin aufgebracht. Sarah schluckte stark, denn sie erinnerte sich an die Blütenblätter in ihrer Hosentasche. Wenn die Seherin gewusst hätte, dass Sarah die erste Schrift bereits bei sich trug, dann hätte sie ihr die Schrift bestimmt weggenommen. Sarah ging hinaus ins Freie und verbrachte den Tag damit, mit den Kindern zu spielen und ihnen Dinge beizubringen, die sie noch nicht kannten. Sie beobachtete Giraffen und Zebras und konnte sogar kurz einen echten Löwen sehen. Die Sonne vertrocknete die Steppe und alle Lebenswesen und sogar die Pflanzen warteten sehnsüchtig auf den nächsten Regen, der sehr selten war und manchmal sogar einige Monate ausblieb. Als es dunkel wurde, begannen die Einwohner zu feiern und zündeten mehrere Fackeln und Lagerfeuer an. Alle tanzten und sangen und trugen die schönsten Kostüme, die Sarah je gesehen hatte. Die Seherin kam zu ihr und machte ein Zeichen, dass sie ihr folgen sollte. Sarah wurde auf einen Stuhl gesetzt und die Menschen versammelten sich um sie herum. Plötzlich holte die Seherin ein kleines Tüchlein hervor und zog eine kleine zerbrochene Rasierklinge hervor.

Sie war schmutzig und Sarah meinte Blut daran zu erkennen. Sarah erinnerte sich an etwas, dass ihre Freundin ihr damals erzählte. Angeblich werden die Kinder in Afrika ohne Betäubung mit Klingen verstümmelt. Sarah verfiel in pure Panik. Sie schrie und Tränen stiegen in ihre Augen. Sie versuchte sich loszureisen und es klappte wirklich, da sie nur eine schwächliche Frau festhielt. Sie rannte durch die geschockte Menge und rannte in Richtung Wasserstelle. Sie hatte einen langen Weg vor sich und sie wusste nicht, ob sie ihn überstehen würde. Hinter sich hörte sie Schreie von Männern. Es waren die Jäger und jetzt wurde sie selber zur gejagten. Sie fühlte sich wie eine verfolgte Antilope. Ihre Beine zitterten und sie sah alles leicht verschwommen. Ihr Weg wurde nur vom Mond erleuchtet und von den Fackeln, die hinter ihr immer näher kamen. Nach einer langen Zeit erreichte sie das Wasser. Sie rannte daran vorbei und steuerte auf den Baum zu, unter dem sie aufgewacht war. Wo sollte sie hinrennen? Sie hatte keine Chance mehr. Doch dann sah Sarah plötzlich etwas im Wasser leuchten. Es reflektierte das Mondlicht. Da seid längerer Zeit keine Tiere mehr im Wasser geschwommen sind, setzte sich der Sand auf dem Boden ab und das Wasser wurde klar. Dadurch konnte sie auch das silbrige Ding sehen, das auf dem Grund lag. Sie hatte keine andre Wahl und sprang ins Wasser, denn ihre Verfolger waren ihr schon dicht auf den Fersen. Sie tauchte auf den Grund, aber das war gar nicht so einfach, weil das Wasser bestimmt 3 Meter tief war. Dort angekommen griff sie es und tauchte wieder an die Wasseroberfläche. Sarah hatte Glück. Es war ein kleiner, alter, silbriger Stein und auf ihm stand das Wort ~Sranteira~. Sarah sprach das Wort laut aus und als sich die Männer gerade auf sie stürzen wollten, verschwand sie spurlos. Von da an wurde die Wasserstelle als heilig erklärt und es wurde verhindert, dass die Tiere weiterhin davon tranken. Dadurch kamen viele Tiere ums Leben, da sie keine andere Wasserstelle kannten. Und so verwandelte sich die heilige Stätte im laufe der Zeit in ein Massengrab.

Sarah erwachte wie immer in dem eigenartigen Spiegelraum. Sie war aber nicht mehr nass, so als ob das alles nie passiert wäre. Plötzlich flackerten die Spiegel auf und Sarah konnte kurz durch sie durch sehen. Sie schienen sich langsam aufzulösen und hinter ihnen war nur ein schwarzes Nichts. Sarah bekam langsam Panik. Wie viel Zeit hatte sie noch? "Ich wünsche mir, dass ich zu der dritten und letzten Schrift gelange!", schrie sie in den Raum. Dann sackte sie in sich zusammen. Dann wachte sie auf einer großen Wiese auf und um sie herum waren viele Blumen und Seen. Die Bäume trugen zahlreiche rosa Kirschblüten, die über die Wiesen schwebten, wenn ein Windstoß kam. Sarah schaute sich um. Sie war in China gelandet. "Super, hier wollte ich schon immer mal hin", sagte sie leise. Sie schlenderte über die roten Brücken, die über die Teiche und Seen führten. Die Frauen trugen schöne Kleider und sie hatten kleine bunte Schirme, gegen die Sonne. Alle Menschen lachten und empfingen den Sommer festlich. Überall gab es etwas leckeres zu essen, aber Sarah musste sich jetzt beeilen. Davon abgesehen hatte sie sowieso kein Geld dabei. Sie bekam nur sehr wenig Taschengeld von der Hausherrin. Viel zu wenig für eine 14 jährige, fand Sarah. Aber sie war froh das sie überhaupt etwas bekam. Sie lief an einem chinesischen Tempel vorbei und beobachtete wie die Menschen beteten. "Was beten die denn überhaupt an?", fragte sie sich. Später klaute sich Sarah an einem Stand Eis mit süßem Kirschsaft und rannte weg. Sie musste dabei lachen, denn sie stellte sich das verdutzte Gesicht von dem Verkäufer vor. Nachdem sie es gegessen hatte und dabei durch die Stadt gelaufen war, fühlte sie sich zum Glück nicht mehr ganz so hungrig. Plötzlich stand sie vor einem Schild. Auf ihm war eine silberne Glaskugel abgebildet und ein Pfeil, der nach links zeigte. Sarah überlegte, ob sie da die letzte Schrift finden könnte. Doch sie hatte sowieso keinen anderen Hinweis und folgte dem Schild. Sie ging einen Weg entlang der immer tiefer in die Stadt führte. Umso weiter sie lief, umso enger wurde der Weg und es wurde immer dunkler, weil die Häuser die Sonne nicht durchließen. Sie lief nun durch eine sehr schmale Gasse, wo nur eine Person durchpasste und auf einmal hörte sie ein leises Rauschen. Die Gasse wurde plötzlich wieder breiter und sie stand auf einem kleinen Hof. Vor ihr war ein kleines Museum und links und rechts daneben liefen Bäche entlang, über die kleine Brücken in wunderschönen Gärten führten. Sarah betrat das Museum und wurde plötzlich von einem Mann aufgehalten. Er sagte etwas auf Chinesisch, doch Sarah konnte es natürlich nicht verstehen. Dann zeigte er auf ein bunt verziertes Schild, auf dem eine 5 stand. "Das ist wohl das Preisschild", dachte Sarah. Doch wo bekam sie jetzt das Geld her. Sie kannte ja nicht einmal die Währung. Sie ging wieder die Gasse zurück und in den Park. Dort kam ihr eine Idee. Sie würde singen und wie die Straßenmusikanten, ihr Geld verdienen. Jedoch viel ihr kein passendes Lied ein. "Am besten wäre eins aus den aktuellen Charts", dachte sie. Plötzlich viel ihr ein Lied ein was gerade sehr erfolgreich und sogar ihr Lieblingslied war. Sie hoffte nur, dass es hier auch jemand kannte. Sie stellte sich auf eine Parkbank und fing an zu singen. Einige Leute schauten sie komisch an. Ihre Stimme zitterte und die Leute waren weit davon entfernt Geld zu geben. Sie sang so gut wie sie konnte, doch anscheinend war es grottenschlecht und sie wollte am liebsten im Erdboden versinken. Plötzlich kam ein Junge zu ihr und legte ein altes Geldstück auf die Bank. Dann lächelte er und trat zurück. Sarah sah das glänzende Stück Metall und musste sofort an den Spiegelraum denken. Sie dachte so stark an ihn wie sie konnte und sagte leise "Ich wünsche mir, dass ich besser werde und alle vom Hocker reiße." Plötzlich wurde alles schwarz um sie.

Shayoko joggte durch den Park und genoss die zarten Sonnenstrahlen. Plötzlich sah sie mitten im Park eine schwarze Bühne stehen. Um sie herum war ein Vorhang und neben der Bühne waren jeweils zwei riesige Leinwände. Immer mehr Menschen versammelten sich davor und blickten gespannt umher. Plötzlich schwebte eine Frau auf den Steg in einem schwarzen Mantel und einer Kapuze. Dann erschien eine Zahl auf den Leinwänden. Der Countdown begann 5, 4, 3, 2, 1. Dann viel der riesige schwarze Vorhang mit einer Explosion und nun sah man die strahlende Bühne. Es war eine orientalische Kulisse mit Feuer und bunten Tüchern. So eine tolle Show hatte Shayoko noch nie gesehen. Plötzlich kamen 20 Tänzer und Feuerspucker aus dem Bühnenboden und stellten sich auf die Bühne. Die Frau stand immer noch mit dem Mantel auf dem Bühnensteg und alle schauten sie an. Dann schossen zwei riesige Feuersäulen aus dem Boden direkt neben ihr und gleichzeitig warf sie ihren Mantel weg. Den Leuten stockte der Atem. Die Musik von setzte ein und die Frau sang und tanzte atemberaubend. Die Leute konnten sich nicht mehr halten und vor der Bühne entstand eine riesige Party. Sarah konnte nicht glauben was mit ihr geschah. Sie konnte auf einmal tanzen und singen und sie stand auf einer richtigen Bühne. Links neben ihr explodierte ein Feuerwerk und plötzlich schossen Wasserfontänen aus dem Boden. Sarah sah die jubelnde Menge und es war ein atemberaubendes Gefühl. Am Ende von dem Lied stellte sie sich in die Mitte der Bühne und um sie herum entstand ein Wirbel aus Feuer, Wasser und Luft. Dann verschwand sie im Boden und die Leute klatschten und jubelten noch lange.

Sarah wachte auf der Parkbank auf und fühlte sich erschöpft. Warum war sie eingeschlafen? Wo waren die ganzen Leute, die vor der Bank standen und sie komisch anstarrten? Sarah schaute sich verwirrt um. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern. Plötzlich sah sie etwas am Boden Glitzern. Da lag ganz viel Geld. Sie sammelte es schnell ein und rannte damit zum Museum zurück. Dort angekommen, zählte der Mann das Geld und gab ihr sogar noch etwas zurück. Dann ließ er sie hinein.
Als Sarah in dem Museum war, kam sie aus dem staunen gar nicht mehr heraus. Das Haus und die Einrichtung waren zwar sehr alt, aber die ausgestellten Stücke waren sehr wertvoll und unbeschreiblich schön. Da gab es zum Beispiel eine Drachenskulptur, die voller Diamanten war. Als sie mit dem Rundgang fertig war, war sie sehr enttäuscht. Sie hatte die dritte Schrift nicht gefunden und hatte auch keine Ahnung wo sie noch suchen könnte. Sie wollte gerade das Haus verlassen, da viel ihr ein Lichtstrahl ins Auge. Sie drehte sich um und ging darauf zu. Das Licht schien hinter einem roten Teppich hervor, der in einer Ecke an der Wand hing. Sie schob ihn zur Seite und sah ganz unten in der Wand einen kleinen Durchgang, durch den sie gerade so hindurch passen könnte. Sie schaute sich um, ob jemand in der Nähe war und kroch dann durch das Loch. Gleißendes Licht blendete in ihren Augen und sie musste sie schließen. Dann als sie ihre Augen öffnete, sah sie vor sich einen kleinen, geheimen Garten, der von allen vier Seiten von hohen Mauern umschlossen war. Er war voller bunter Blumen und Pflanzen, die das Durchkommen fast unmöglich machten. Kleine Vögel zwitscherten in den Hecken und Sarah fühlte sich wie im Paradies. Sie wunderte sich nur warum der Garten versteckt wurde, da er doch so wunderschön war. In der hintersten Ecke des Gartens sah Sarah plötzlich einen Strauch mit blutroten Rosen. Er war so groß, dass er fast wie ein separater Raum aussah. Sarah stockte der Atem. "Ist es vielleicht möglich dass...", dachte Sarah. Sie ging hin und strich mit den Händen über die grünen Ranken. Dann sah sie es. Es war ein Schleier aus Blättern und roten Blüten. Es war ein Durchgang. Sie nahm den Schleier und schob ihn wie einen Vorhang zur Seite. Dahinter war ein kleiner Hohlraum, deren Wände aus genau dieser Hecke bestanden. In der Mitte war ein kleines Podest und eine rostige Halterung, in der eine Glaskugel lag.

Sie schimmerte silbrig und Sarah erkannte auch warum. Auf ihr standen in silbrigen Buchstaben mehrere Wörter und Zeichen. Sarah nahm die Kugel vorsichtig in die Hand und las das Wort "Yakurimizou". Sie holte auch die anderen Schriften hervor und las nun alle Wörter hintereinander. Nichts passierte. Sie wiederholte den Spruch und als wieder nichts passierte, steckte sie alle Schriften wieder in ihre Tasche. Sie war am Ende mit ihrer Kraft und sie war nun sehr traurig. Würde sie je wieder in ihre Welt zurückkehren können? Sie ging wieder auf das Haus zu und versuchte sich hinein zu schleichen. Sie schob den Teppich zur Seite und krabbelte wieder durch das Loch. Sie stand auf und wollte zur Tür gehen, doch dann wurde ihr schwindelig und sie schwankte hin und her.

Plötzlich war sie wieder auf dem Baum im Wald. Da wo der Durchgang in die Zauberwelt war. Sie war überglücklich, denn sie hatte es geschafft. Sie war wieder daheim. Sie kletterte den Baum hinunter. Doch als sie auf halber Höhe war, verlor sie den Halt und fiel hinunter. Sie schlug hart mit dem Kopf auf und war bewusstlos. Als sie wieder aufwachte, lag sie auf der Wiese auf der sie das Eichhörnchen gesehen hatte. Sie rannte zum Haus und sah gerade noch wie das Auto der Hausherrin parkte. Sarah schlich schnell ins Haus und sah, dass alles so da lag wie sie es verlassen hatte. Als die Haushälterin und ihre Tochter uns Zimmer kamen, begann sie zu schimpfen. "Warum hast du noch nicht geputzt", schrie sie. Sarah zuckte zusammen und fing an zu putzen und dachte nach. "Weis denn keiner, dass ich weg war? Wie lang war ich überhaupt weg?". Doch Sarah konnte sich die Antwort schon denken. Während sie in die Zauberwelt war, ist in dieser Welt gerade mal eine Sekunde vergangen und keiner hatte bemerkt, dass sie weg war. Doch eine gute Sache hatte ihre Reise. Sie lernte dadurch ihr Zuhause schätzen. Und während sie das erste mal glücklich über ihr Leben war, tropften kleine Tränen auf den staubigen Boden.
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