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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen.

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Alt 12.05.2016, 20:16   #1
männlich Antropodefectum
 
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Standard Die Wirklichkeit

Was ist eigentlich diese Wirklichkeit?

Viele mögen sich nicht die Frage stellen, was eigentlich Wirklichkeit ist, beziehungsweise zu Sein scheint. Für die meisten wird diese schlicht und einfach nach den Sinneswahrnehmungen als Realität zur wahrhaftigen Wahrheit, zum Wissen aus Erfahrung erklärt. Wie aber auch viele wissen mögen oder zu glauben scheinen, ist seit längerer Zeit bekannt, dass wir die Welt nicht wirklich so sehen wie sie wirklich ist. Die Welt als Vorstellung wie es Schopenhauer einst schön zu formulieren vermochte. Sinneswahrnehmung die sich durch das zentrale Nervensystem in Vorstellung manifestiert. Elektronische Impulse führen zur biochemischen Reaktion und der Glauben an die Wirklichkeit ist geboren. Ob es eine Wirklichkeit gibt oder viele möglich Wirklichkeiten oder sogar gar keine Wirklichkeit, ist schwer zu sagen und kann durch beliebige Definition der Wirklichkeit an sich zum einen oder anderen werden. Alleine die Erkenntnis der Quantenphysik, dass wir aus 99,999999999 % Vakuum bestehen, ist durchaus erstaunlich. Wir sind also selbst die Wirklichkeit oder zumindest ein ganz kleiner Teil davon. Leider wissen wir nicht mal wer wir selbst eigentlich genau sind, ist es der Überaffe? Gottes Schöpfung? Das eigene Selbst oder das eigene Ich? Was den Menschen ausmacht, ist ja in erster Linie seine Existenz. Selbst wenn alles um mich herum nur eine Vorstellung wäre und nur in meinem Kopf existent wäre, wäre ich trotzdem ein Mensch oder zumindest die Vorstellung davon. Auf dieser Ebene argumentiert müssten dann aber jede Form des Traums ebenfalls als Wirklichkeit oder in diesem subjektiven Fall als Realität bezeichnet werden. Dann ist jeder Gedanke Realität und ist Teil der Ganzheit der Teilchen aus denen alle Materie besteht. Wenn aber alles nur eine Vorstellung sein kann, wie kann es dann eine objektive Wirklichkeit geben? Das Etwas sieht von jedem Ort innerhalb des Etwas, etwas anders aus. Genau wie der Blick auf die Milchstrasse aus jedem Winkel der Galaxie ein anderes Betrachtungsbild ergibt. Zwischen dem Auge des Betrachters und dem Objekt der Begierde, klaffen alle nur erdenklichen Filter, die Wahrnehmung der Wirklichkeit wäre wohl auch tödlich für jede Art der lebenden Materie. Zu behaupten eine tatsächliche Wirklichkeit würde existieren, wäre also ziemlich unseriös, erfassbar ist die Wahrheit nie, da Gewissheit nicht existieren kann auf diesem Niveau der Überlegung. Es scheint alles Zukünftige möglich zu sein, hingegen alles Vergangene bestimmt. Alles Zukünftige wird vergehen und gewesen sein. Das Gewesene ist existent obwohl es nicht existiert, paradox. Somit wäre also nur die Geschichte, die Wirklichkeit und die Wirklichkeit, würde nur in der Erinnerung an die Vergangenheit existieren. Die Frage ist am Ende ob die Wirklichkeit Ergebnis des Determinismus ist oder ob die Wirklichkeit zur Wirklichkeit wird durch die Realisierung der Möglichkeit. Da stellt sich aber wiederum das Problem mit den übrig gebliebenen Möglichkeiten, die nicht zur Wirklichkeit wurden aber Teil der Wirklichkeit sind. Die Wirklichkeit ist immer der eigentlich nicht existente Jetzt-Zustand, der Ganzheit des Alles. Der Jetzt-Zustand existiert nicht, da sich die Wirklichkeit, sofern es sie den geben mag, schneller verändert, als wir uns eine Vorstellung davon erzeugen könnten. Somit bleibt die Wirklichkeit eine wohl niemals erfassbare Vorstellung, einer eingetroffenen Möglichkeit oder eben die erfassbare Wahrnehmung des Produktes, eines ganzheitlichen deterministischen Ursache-Wirkung Prinzips. Des Weiteren und zum Abschluss des Textes eine etwas kuriose Möglichkeit, diese besteht darin, dass die wahrhaftige Wirklichkeit selbst nur ein gedachter Moment oder Traum darstellt. Beim Träumen fragen wir uns oft, wie wir da hingekommen sind. Genau so ist es im Wach-Zustand, an meine frühsten Kindheitstage kann ich mich nicht erinnern, den Meisten wird es wohl ähnlich gehen. Woher ich genau komme, kann ich also nie mit echter Bestimmtheit sagen. Im Traum wird mir die Wirklichkeit auch immer wieder bestätigt durch pseudologische Erklärungen. Sie fragen sich beispielsweise im Traum, wie sie denn in dieses Kaffee gekommen sind und ein Gast antwortet, sie wären gerade zur Türe reingekommen, können Sie sich nicht erinnern? Sie aber können sich überhaupt nicht daran erinnern, dies kommt ihnen aber auch keineswegs komisch oder surreal vor. Wenn es darauf ankommt ist es also für uns nicht mal möglich, eine Traumphase vom Wach-Zustand zu unterscheiden, weder im Inhalt noch in der Emotion. Alleine dies sollte uns soweit zu denken geben, als wir uns aufhören sollten, über nicht fassbare aber sehr wohl denkbar möglich existente Wirklichkeiten zu streiten. Eine Vorstellung der Wirklichkeit wird in den seltensten Fällen dem Abbild der Wirklichkeit entsprechen.
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Alt 12.05.2016, 20:36   #2
Thing
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Lassen wir doch Tante Wiki ein Vorwort sprechen:

Das deutsche Wort Wirklichkeit wurde von Meister Eckhart als Übersetzung von lateinisch actualitas eingeführt. Hierin ist neben der Handlung (actus) auch ein Bezug zur zeitlichen Nähe der Gegenwart enthalten. Der sprachliche Bezug zu Wirken und Werk rückt den Begriff der Wirklichkeit aber eher in die Nähe des aristotelischen Begriffs der energeia, welcher auf ergon für „Werk“ zurückgeht und der in der Scholastik durch actualitas übersetzt wurde.

Oft wird zwischen Wirklichkeit und Realität nicht unterschieden. Es gibt aber auch Begriffsverwendungen, in denen mit dem Begriff „Wirklichkeit“ eine Realität gemeint ist, die auf Dinge eingeschränkt ist, die eine Wirkung haben oder ausüben können, also physikalische Gegenstände (siehe Wechselwirkung). In dieser Unterscheidung sind gedankliche Gegenstände wie Zahlen oder Theorien zwar Bestandteil der Realität, aber nicht der Wirklichkeit. Diesen Gegenständen eine eigene Art der Existenz zuzuschreiben, die ihre Realität unabhängig davon macht, ob jemand an sie denkt, und die dafür sorgt, dass sie Geltung für alle Erkenntnissubjekte beanspruchen können, wird als Platonismus bezeichnet. Ob platonische Positionen korrekt oder in gewisser Hinsicht notwendig sind, ist oft Gegenstand philosophischer Debatten (vgl. z. B. Universalienproblem).


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Alt 12.05.2016, 21:01   #3
männlich Antropodefectum
 
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Lassen wir doch Tante Wiki ein Vorwort sprechen:

Das deutsche Wort Wirklichkeit wurde von Meister Eckhart als Übersetzung von lateinisch actualitas eingeführt. Hierin ist neben der Handlung (actus) auch ein Bezug zur zeitlichen Nähe der Gegenwart enthalten. Der sprachliche Bezug zu Wirken und Werk rückt den Begriff der Wirklichkeit aber eher in die Nähe des aristotelischen Begriffs der energeia, welcher auf ergon für „Werk“ zurückgeht und der in der Scholastik durch actualitas übersetzt wurde.
Dies wird allerdings nur dem pysikalischen Begriff der Wirklichkeit gerecht. Die Interaktion von Matrie untereinander sowie mit Anti-Materie, Masse, Spin, Ladung, Teilchenfelder, Quantenverschränkung, unschärfe Relation. Ein reiner Wahrscheinlichkeitsglaube, den ich zugegebenermassen auch ziemlich feier. Jedoch muss und kann dies wohl kaum die Wirklichkeit an sich sein, es ist natürlich die Struktur dieser erlebten Wirklichkeit aber wenn dies denn die Wirklichkeit wäre, was ist die Essenz der Struktur und somit die wahrhaftige Wirklichkeit? Es gibt auf diese Frage keine physikalische Lösung auch wenn der Ansatz von Aristoteles selbstverständlich sehr bemerkenswert ist. Auch die Bewegung der Atomisten ist für mich eigentlich eine extrem faszinierende Unglaublichkeit. Aber wir können uns ebenfalls, relativ wenig fantasievoll abgeben mit der Quantenmechanik und der Strunktur dieser und diese zur Wirklichkeit erklären. Damit wäre ich aber eher vorsichtig, kann aber durchaus gemacht werden. Nur kommt man dadurch wohl eher nicht näher an die Wirklichkeit.
Antropodefectum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2016, 21:18   #4
Thing
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Standard Hi, Antropodefectum -

die ganze Materie ist mir sowieso ein Buch mit sieben Siegeln.
Da müssen berufene Geister ran.


LG
R Th
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Alt 04.09.2016, 16:09   #5
männlich dr.Frankenstein
 
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Die Wirklichkeit ist nicht ihre Erklärung, denn jede Erklärung ist subjektiv.
Die Wirklichkeit erfahren wir Wie ein Baby. Spielzeug runter schmeißen jemand hebt es auf.
Und alle Worte darum.. das sie einfach nur aus sich zu Materie zusammengefügter Energie besteht und die Wahrnehmung aus Messwerkzeugen besteht. Um den für uns relevanten teil der Wirklichkeit wahrzunehmen. ... sind auch nicht hilfreich ein vertrauen zu ihr aufzubauen.
Am besten ist es wie ein Kind alles anfassen und alles ankucken und suchen was dir gefällt. Ob es das kitzeln von Gras an den Fingern ist oder Bungee Jumper oder das Lesen und nachdenken. Wir müssen uns ja irgendwie mit der Wirklichkeit abfinden um in ihr heimisch zu wern.
Eigentlich gibt es sie nicht. Aber intressiert das einen Computerspieler oder jemanden der sich einen Film ankuckt.
Im wirklichkeitsfilm gibt es gefahren. Dein Avatar kann verletzt oder getötet werden. Er kann sich Schulen und an Meisterschaften teilnehmen, punkte sammeln oder einfach entspannt durch die Level schlendern alles ankucken. Meist braucht man sich ja keinen großen kop um Essen machen. Und alles andre ist Bonus.
Die machen alle mit bei dieser scheiß Verschwörung.
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