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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 11.06.2014, 18:10   #1
männlich otto
 
Dabei seit: 07/2012
Ort: Berlin
Alter: 86
Beiträge: 191

Standard Der Sinn

Du bist so klein. Dir füllt kein Sinn die Welt,
und da du mühsam sinnst, dein Hund dir bellt,
steht einer vor der Tür und will hinein,
da schaust du nach, und sagst entschlossen: Nein!

Du bist allein: der war nicht irgendwer
von nirgendwo. Genau betrachtet der,
den du seit langem schon gemieden hast,
ist der, den du einmal verraten. Welch` ein Gast.

Du schaust ihm nach: Er dreht sich nicht mehr um,
dein Hund springt auf, doch diesmal bleibt er stumm.
Dann bricht sehr früh dein letzter Winter ein,
vor der versperrten Türe wächst ein Stein.
otto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2014, 18:18   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Hallo, otto -

wie nicht anders zu erwarten:

Lyrische Qualität.
Ich bin tief berührt von dem Gedicht, besonders von der letzten Strophe.
Wie Du einen ganzen Kreis in drei Strophen fassen kannst...!


Ich machs kurz:
Kommt zu meinen Favoriten.


Herzlichen Gruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2014, 18:21   #3
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Guten Tag otto,

ein bemerkenswertes Gedicht. Ich habe schon lange nichts so realistisches, trauriges und resignierendes gelesen. Ein Text aus dem Lebenserfahrung und Weisheit spricht. Und auch das Wissen um Fehler, die man nicht wiedergutmachen kann. Das alles unspektakulär in leisen Tönen geschildert. Ja, grosse Klasse kann ich da nur sagen.

Gruss

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2014, 22:12   #4
männlich Orakel
 
Benutzerbild von Orakel
 
Dabei seit: 10/2012
Ort: Nah am Wurmlöch
Alter: 64
Beiträge: 1.623

Lieber otto

Da kann ich Steine wachsen hören
Aber die Zeit zerreibt Steine zu feinem Sand
Der Wind spielt diese Melodie

Beste Grüße
Orakel
Orakel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2014, 22:57   #5
männlich Phönix-GEZ-frei
 
Benutzerbild von Phönix-GEZ-frei
 
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722

Hallo Otto,

wenn ich annehme das du dieses stolze Alter besitzt so erlaube ich mir
rein rechnerisch das du am ende des vorläufig letzten Weltkrieges
sieben Jahre alt warst. Dann gehe, oder mutmaße ich das in deiner
Wahrnehmung und Erlebnis Biographie die letzten vier Jahre für dich
Erkenntnis-mäßigen Einfluss hielten/hatten

Was die tiefe deines Gedichtes angeht so kann ich nur Ahnungsvoll spekulieren.

Ein Drama eines traumatisierten menschen der den inneren Wunsch in sich trägt seiner Natur nach sich von allem degenerierten sein,
zu befreien dem sinn nach,
die Steine zu Sprengen, um Wahrhaftigkeit zu erlangen.

Gedanken des Phönix
aus der Asche

Lg.
Phönix-GEZ-frei ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2014, 01:08   #6
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Otto,

sehr sinnträchtig. Gern gelesen.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2014, 07:09   #7
männlich otto
 
Dabei seit: 07/2012
Ort: Berlin
Alter: 86
Beiträge: 191

Standard Der Sinn

Ich bedanke mich bei den Kommentatoren.

Die Türe nicht, nein, sich selbst einzuschließen
ist leicht, gehen die Schlüssel verloren.
Ohne Schlösser und Türen geboren,
sind die , die wir, doch liebend, verließen.
otto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2014, 07:58   #8
weiblich Rosmarie
 
Benutzerbild von Rosmarie
 
Dabei seit: 02/2014
Ort: Pfalz
Alter: 77
Beiträge: 591

Hallo Otto,

auch mich berührt dein Gedicht im tiefsten Inneren.
Es ist erschreckend, wahr und so dringlich in seinen Bildern, dass ich mich seiner Botschaft nicht entziehen kann. Großartig!

Herzliche Grüße
Rosmarie
Rosmarie ist offline   Mit Zitat antworten
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