Die Fliege

[Ex-DrKarg]

Die Fliege

©Hans Hartmut Karg
2014

Ein wenig taub fliegt sie vorüber,
Sie ist ja schon reichlich hinüber,
Denn in der starken Sommerhitze,
Da macht man leider keine Witze,
Sondern sucht sich den tiefen Schatten
Und unterlässt die meisten Taten.

Doch nun setzt diese Fliege sich
Und ärgert alle, Dich und mich,
Setzt sich auf meinen Unterarm,
Es kitzelt, wo der Schweiß ganz warm,
Nervt uns in unserem Wohnzimmer –
Und die Attacken werden schlimmer.

Sie setzt sich hundertmal hernieder,
Man schlägt nach ihr, doch sie kommt wieder,
Mit ihrem tumben, lahmen Flug
Kriegt sie vom Arme nicht genug,
Setzt sich gar noch in mein Gesicht:
„Jetzt reicht´s! So etwas macht man nicht!“

Ich hole mir die Fliegenklatsche,
Damit ich sie zu Tode patsche.
Doch jetzt setzt sie sich auf den Tisch,
So offen, dass mit einem Wisch
Ich sie vorzüglich treffen kann –
Und dahin geht mein Mörderplan.

Ich hole aus, sie rückt zur Seite,
Dorthin, wo nur die schmale Breite.
Ich schlage zu, das Tier surrt weiter
Und nichts ist jetzt für uns mehr heiter,
Denn ich treffe das Rotweinglas:
Der Teppichboden, ROT und NASS,

Lässt die Hausherrin laut aufheulen,
Sogar das Brötchen bekommt Beulen
Und Stunden sind wir nun beschäftigt,
Mit Säuberung, damit doch prächtig
Wie einst die Wohnung wieder stahlt,
Denn Lehrgeld haben w i r bezahlt.

Derweil die tumbe, dumme Fliege
An unserer Decke zur Genüge
Zusieht, wie wir die Wunden lecken,
Beseitigen die Rotweinflecken
Und ohne jeden Weingenuss
Ertragen Fliegenverdruss.

*

[Ex Pedroburla]

Sehr gut, habe gelächelt ...


PS: Weißt du, wie ICH die Fliegen abends - auf "humane" Weise! - loswerde? Indem ich deren "Streben nach dem Lichte" nutze - was heißt, dass ich spätestens dann, wenn es draußen heller ist als in der Wohnung, also kurz vor dem Sonnenuntergang, die Fenster öffne > meine Erfahrung ist, dass dann die meisten oder sogar alle das dunklere Wohnzimmer verlassen. Und erst, wenn die Sonne ganz verschwunden ist, schließe ich die Fenster und mache in der Wohnung die Lichter an! *

* Ein Rezept, das tagsüber allerdings NICHT funktioniert; dann hilft eben nur noch die Klatsche, mit der ich den Fliegen zeige, wo sie weniger stören, zuweilen auch mit letaler Konsequenz - denn es gibt wohl nichts Lästigeres als die Siesta störende Insekten > weshalb ich z.B. auf Reisen fast immer ein Moskitonetz dabei hatte und habe ...

LG Pedro


PS: Es soll übrigens auch "Fliegen" geben, die in einem früheren Leben mal Menschen waren - oder eben Leute, die eigentlich nur "Fliegen" sind ...

[Schreibfan]

Hi!
Gefällt mir gut, das Gedicht.
Man weis nicht, wen man mehr bemitleiden soll - die Fliege oder den armen Kerl, der sie jagt.

Ein ganz kleines Manko: ab und an sind die Reime nicht ganz sauber, zum beispiel bei:

Sondern sucht sich den tiefen Schatten
Und unterlässt die meisten Taten

Aber das stört nicht weiter...

[Ex-DrKarg]

Lieber Pedroburla, lieber Schreibfan,
danke für die aufbauenden und freundlichen Antworten auf mein kleines Gedicht.
Herzliche Grüße H. H. Karg

[Ex Pedroburla]

Zitat von DrKarg

Lieber Pedroburla, lieber Schreibfan,
danke für die aufbauenden und freundlichen Antworten auf mein kleines Gedicht.
Herzliche Grüße H. H. Karg

Was tut man nicht alles für die Lyrik!

[Ex-DrKarg]

Ach ja, lieber Pedroburla,
wenn LYRIK nicht so schön wäre....
Liebe Grüße H. H. Karg

[Ex Pedroburla]

Du "sagst" es, lieber Hans!


Wünsche dir und (fast) allen Mitleser/innen einen angenehmen Tag! Pedro

[Ex-DrKarg]

Lieber Pedroburla, liebe Freunde,

"So bleibt die Fliege zur Genüge
Als Pein dem sommerlichen Menschen,
Damit er sich dem Schicksal füge
Und lebe seine eigenen Grenzen."

Herzlichen Gruß H. H. Karg

[Ex Pedroburla]

Das "Loch" im Moskitonetz hat mir meine Mireille "gestopft" ...