1984

[Ilka-Maria]

Niemand hörte die Freiheitsglocke,
die leise zu schwingen begann,
du lasest, das Herze in Bann,
ein Auge verdeckt von blonder Locke,
George Orwells bösen Roman.

Blicke sehnten sich nach Westen:
Dort starben Wiese und Wald
und der Alltag war öd und kalt,
doch stand es im Osten nicht zum Besten -
wir hatten das gülden Kalb.

Alle sprachen vom sauren Regen
und spürten das Gären nicht,
wie Recht sich mit Unrecht vermischt,
spürten nicht der Glocke Bewegen,
ihr lautes „Ihr steht vor Gericht!“

Ich war gegangen in jenem Jahr,
hatt‘ kaum etwas eingepackt,
querte den Jordan quasi halbnackt
und wußte nicht, was falsch, was wahr,
hab’s Leben eben angepackt.

Inzwischen ist Wasser geflossen,
die Mauer gibt’s längst nicht mehr,
und Orwells Roman gibt nichts her:
er hat vorbeigeschossen
und keinen Mund verschlossen.

1. Mai 2012
by Ilka-Maria

[Thing]

Großartig.
Ich kann nur immer wieder staunen über die Art, wie Du Bezüge herstellst.
Eine Kunst für sich.



In diesem Sinne:
Guten 1. Mai!


Thing

[AndereDimension]

Von der Idee bis zur Umsetzung ein einziges Vergnügen für den Leser.

Gruß, A.D.

[Ex-Sabi de Sombre]

mensch ilka, da hast du etwas großartiges vollbracht.

in sich rund und harmonisch, voller bedachtsamkeit und doch stringenter konsequenz.

gern gelesen

lg sabi

[Ilka-Maria]

Danke für die Rückmeldungen.

[Ex-Ralfchen]

na ja - ich kommentiere wenig zu ILKAchens sachen, weil man dann immer das gleiche schreiben müsste, daher sag ich:

danke schazzerle, dass du hier bist.

gute n8