Dorado

[Ex Albatros]

Dorado


Auf munteren Wellen flohest du gen Süden,
um nach dem Land der Seligen zu suchen.
Doch steter Sonnenschein ließ dich ermüden,
und Einsamkeit dich bald dein Los verfluchen.

Nun fandst du goldne Schätze ohne Ende,
doch faulen dort am Ufer morsche Planken.
Und bang gedenkst du heimatlicher Strände,
siehst du des Meeres uferlose Schranken.

[Appelschnut]

Hallo Albatros,
wieder mal gelungen, wie du hier schreibst, und, ich freu mich, mal wieder ein schönes, schönes "Aussichtspunkte-"Gedicht. Juhu... =)
Es geht in deinem Gedicht um das, was jeder Mensch bestimmt zumindest einmal erlebt: Da wünscht man sich über lange Zeit etwas, das man für den Wahnsinn hält, man nimmt jede noch so große Herausforderung an, um irgendwann an das ersehnte Ziel zu kommen. Dann ist man da und natürlich ist es da so ganz schön, eben ein El Dorado (by the way: gut gewählter Titel... der macht neugierig!), aber dann, mit der Zeit, bemerkt man die kleinen Makel und stellt mit Ernüchterung fest, dass es zu Hause doch nicht so schlecht war, wie man immer dachte.
Gut verpackt hast du das ganze in poetische Bilder, die trotzdem eine angenehme Nüchternheit bewahren und nicht so abgehoben kitschig sind... ganz groß ist, dass deine Reime total ungezwungen sind, mir sind sie beim ersten Mal Lesen gar nicht aufgefallen...
Ein winziger Kritikpunkt: Deine allererste Strophe hat eine Silbe mehr, als jede andere Strophe. Das ist ein bisschen unsauber. Ich würde entweder das "flohest" zu einem "flohst" machen oder aus "munteren" "munt'ren"... Nur eine Idee!
Ansonsten gelungen: Du hast für mich ein eher altes Thema schön in ein neues Gewand gekleidet!
Liebe Grüße, Isa

[Ex Albatros]

aber dann, mit der Zeit, bemerkt man die kleinen Makel und stellt mit Ernüchterung fest, dass es zu Hause doch nicht so schlecht war, wie man immer dachte.

Nun ja, mit dem Alter verändern sich meist auch gewisse Rahmenbedingungen und damit einhergehend die Ziele, wobei manches auch gleich bleibt. Aber das, was vielleicht früher die größte Wertschätzung genoß, tritt etwas oder gar ganz in den Hintergrund. Dann besinnt man sich oftmals auf das Wesentliche und damit gewinnen ganz elementare Dinge, die man für entbehrlich hielt oder über die man nicht groß nachdachte, wieder an Bedeutung.

Dann ist aber manchesmal, wie in meinem Text, der Zug dafür abgefahren. Manches kann nicht mehr nachgeholt werden.

Dass die Thematik zu den alten Schuhen gehört , war mir von vornherein klar, aber es musste trotzdem raus.

Dir wie immer lieben Dank für Deine netten Zeilen.

LG Albatros