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Alt 15.03.2014, 18:49   #1
weiblich anna amalia
 
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Standard Frage an alle

Liebe alle,

ich möchte euch an dieser Stelle einmal fragen, ob jemand je mit dem August von Goethe Literaturverlag Kontakt hatte. Sie haben mich angeschrieben, weil sie in ihrem Buch " Frankfurter Bibliothek" ein Gedicht von mir veröffentlicht hatten - ich trau diesen Vertragen jedoch nicht so ganz, weil sie einem oft schmeicheln, damit man dann viel Geld für eine Publikation ausgibt. Natürlich weiß ich auch, dass die Veröffentlichung von Lyrik alles andere als gefragt ist, deswegen würde mich eure Meinung dazu interessieren.

Sehr gespannt auf Rückmeldung wartend

Euer

Ännchen
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Alt 15.03.2014, 19:10   #2
Thing
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Standard Hallo, Anna Amalia -

damit habe ich noch keine Erfahrungen.
Ich hatte einst zusammen mit Dichternder Gedichte-Insel (o.ä.) zusammen einen Gedichteband bezahlt, Mindestabnahme pro Person 20 Bände, pro Band ca 20 €.
Alle verschenkt oder hier in der Buchhandlung ausgelegt.

War ein Windei.
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Alt 16.03.2014, 01:02   #3
weiblich anna amalia
 
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Eben drum bin ich ja so skeptisch....

Vielen dank fuer deine Antwort, Thing .....
Liebe Grüsse

Anna Amalia
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Alt 16.03.2014, 08:34   #4
weiblich Ilka-Maria
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Das Thema hatten wir schon öfter. Klar geht es nur ums Geschäft. Das ist genau wie mit den Gedichtewettbewerben: Da wird dann alles gedruckt, was einigermaßen lesbar ist, ein dickes Buch herausgegeben und den Autoren zum "Sonderpreis" angeboten (bewegt sich bei der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte und bei der Frankfurter Bibliothek in der Größenordnung von Euro 140 - 160 pro Band). Die Eitelkeit der Autoren eingerechnet, die dann mehrere Bände zum Verschenken an Familie und Freunde kaufen) ist das eine lukrative Sache für den Verlag. Die Frankfurter Bibliothek veröffentlicht pro Band ca. 1.000 Gedichte (1 Gedicht pro Autor), das sind dann beim Kauf von nur einem Band rd. Euro 140.000.

Es schadet nichts, wenn der Verlag Dein Gedicht veröffentlicht hat (ich lasse meine auch jedes Jahr dort und bei der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte veröffentlichen), aber ich rate dringend vom Kauf der Jahresbände oder sonstiger Publikationen ab. Ich habe Band 2011 der Frankfurter Bibliothek in meinen Bestäden und musste feststellen, dass er von äußerst schlechter Qualität ist. Da wurde kritiklos nur auf Masse geachtet, um 1.000 Autoren zusammenzubekommen, d.h., die Gedichte sind größtenteils nicht nur schlecht und/oder banal, sondern voller Rechtschreibfehler, und manchmal fehlen sogar Wörter, ohne dass dies jemand gemerkt hat (oder merken wollte). Obendrein ist das Vorwort ein hochtrabendes, pseudointellektuelles Geschwafel, das kein Mensch versteht.

Die Bände, die von der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte herausgegeben werden, sind dagegen von weit besserer Qualität, auch der Einband ist optisch wesentlich attraktiver, und der Kaufpreis ist etwas niedriger.

Wie gesagt, ich habe je einen Band dieser Verlage getestet, danach weiterhin an den Gedichtewettbewerben teilgenommen (in der Hoffnung, mal den teuren Lehrgang über lyrisches Schreiben zu gewinnen), aber nie wieder einen Band gekauft. Trotzdem schreiben mich die Verlage immer wieder an, wenn ein neuer Wettbewerb startet. Schließlich brauchen sie die Autoren.
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Alt 16.03.2014, 10:25   #5
weiblich anna amalia
 
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Vielen dank Ilka , für die ausführliche Antwort .Genau so hab ich es auch empfunden, ich hatte mal auf der Frankfurter Buchmesse mit einigen sog ' Anbietern ' gesprochen - um Grunde verdienen sie Geld mit unserer Eitelkeit.

Zwei Exemplare eines Gedichtbandes habe ich tatsächlich mal beim örtlichen copy Shop binden lassen und zwei besten Freunden geschenkt. Das war bezahlbar , sah erstaunlicherweise in seiner Schlichtheit gut aus und die Freunde haben sich gefreut......

Einen svhönen Sonntag dir

Liebe grüsse

Hedda
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Alt 16.03.2014, 10:29   #6
Thing
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Da kann ich sagen:

Ich bin vom Glück gesegnet!
Es gibt private "Sponsoren", die alles Verlegerische und die Drucklegung in die Hand nehmen, ohne einen Pfennig dafür zu verlangen!

wie gesagt:
Gesegnet.

Falls der Verleger hier mitlesen sollte (keine Ahnung!):

Glücklicher Romus!
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Alt 16.03.2014, 10:31   #7
weiblich anna amalia
 
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Thing - das bist du wirklich!!!! Und ich freue mich für dich!!

Liebe Gruesse

Anna
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Alt 16.03.2014, 10:47   #8
Thing
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Ja,
ich glaube, dieses Glück erfährt höchstens einer unter Tausenden!
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Alt 16.03.2014, 11:00   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Da kann ich sagen:

Ich bin vom Glück gesegnet!
Es gibt private "Sponsoren", die alles Verlegerische und die Drucklegung in die Hand nehmen, ohne einen Pfennig dafür zu verlangen!
Eine Teilnahme an den Gedichtwettbewerben der beiden genannten Verlage wüde Dich auch nichts kosten, falls Dein Gedicht zum Abdruck angenommen wäre. Ich finde die regelmäßige Teilnahme sogar gut, denn ich sehe darin einige Vorteile: Der Dichter muss sich mit seinen Werken kritisch auseinandersetzen und prüfen, was für eine Veröffentlichung taugt. Er befindet sich in der Datenbank der Verlage, ist also als Lyriker auch dann etabliert, wenn er selbst keine eigenen Gedichtbände verlegen lässt. Er wird jedes Jahr an die Teilnahme erinnert. Er hat Gewinnchancen. Die 100 besten Gedichte werden bei der "Bibliothek deutschsprachiger Gedichte" vertont und dem Band als CD beigefügt.

Da fällt mir noch etwas ein: Die "Frankfurter Bibliothek" sucht aus dem Jahresband 100 "beste Gedichte" aus und legt sie in einem Sonderband auf. Da war ich mal dabei, habe aber natürlich nicht gekauft: Der Verlag gab eine Mindestabnahme vor, mit der er mehrere hundert Euro umgesetzt hätte. Für diesen Betrag kann ich mein eigenes Buch verlegen lassen - mit nur meinen Gedichten statt "ferner liefen ...".

Anna Amalia hat es verstanden: Es ist die Eitelkeit der Autoren, auf die gesetzt wird und die den Verlagen die Konten füllt.
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Alt 16.03.2014, 15:14   #10
weiblich anna amalia
 
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Liebe Ilka,

ja , ich wurde jetzt von der Frankfurter Bibliothek angeschrieben wegen eines Sonderbandes. Aber wie gesagt - ich bin diesbezüglich eher zurückhaltend, mein Gedicht wurde abgedruckt, was ich angesichts der vielen anderen Gedichte nicht als besonderen Ritterschlag empfinde.

Die andere Gesellschaft kenn ich nicht, da kann ich ja mal ein Gedicht hinschicken ...

Ganz liebe Grüße und nochmals vielen Dank für die wertvolle Rückmeldung

Anna Amalia
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Alt 16.03.2014, 16:52   #11
Thing
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Und ich bekomme sogar die sog. Korrekturfahne,
in der ich streichen, ändern und verbessern darf.

Das ist unwahrscheinlich, aber wahr!
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Alt 16.03.2014, 16:56   #12
weiblich anna amalia
 
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und wer sind diese privaten Sponsoren? Wie hast du sie gefunden oder wie haben sie dich gefunden ?
anna amalia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2014, 16:59   #13
Thing
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Es gibt nur diesen einen.
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Alt 16.03.2014, 17:04   #14
weiblich anna amalia
 
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und wie seid ihr euch begegnet ? ist er ohnmächtig in sich zusammengesunken, als du deine Gedichte öffentlich vorgetragen hast oder ist er ( oder sie ) ein Freund oder hast du die gedichte irgendwo in einer Zeitung veröffentlicht und er fand sie toll oder ....?Es gibt da ja tausend Varianten ..


interessierte Grüße

Anna
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Alt 16.03.2014, 17:54   #15
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Vitamin B macht gesund.
Besonders in Umarmungsdosen. (pl. Dosis)
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Alt 16.03.2014, 17:57   #16
weiblich anna amalia
 
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Na , dann weiss ich ja jetzt Bescheid ...
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Alt 16.03.2014, 19:42   #17
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von anna amalia Beitrag anzeigen
ist er ohnmächtig in sich zusammengesunken, als du deine Gedichte öffentlich vorgetragen hast
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Alt 16.03.2014, 20:01   #18
Thing
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Kreisch!!!!!!
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Alt 20.03.2014, 13:50   #19
männlich Walther
 
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wann können wir dein buch lesen?

ps.: ich mußte für meines nichts bezahlen. der verleger trägt die kosten.
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Alt 20.03.2014, 14:24   #20
Thing
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Bei mir zahlt der Mäzen!

Deswegen:
Ich bin begünstigt.
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Alt 20.03.2014, 15:07   #21
männlich Walther
 
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ok. bei mir ist der verleger "der mäzen". qualität setzt sich eben durch.

wobei ich klar festhalte: der selbstverlag ist heute ein akzeptierter weg, bücher zu vermarkten. die angebote sind vielfältig und nicht alle unseriös. allerdings sollte man sich an die renommierten unternehmen halten. der August von Goethe Literaturverlag gehört nicht dazu.

wichtig: lyrik/poesie ist so kaum zu vermarkten.

was geht, sind fantasy, krimis, scifi etc., also viele arten der romanliteratur. für spezielle sachthemen (sachbuch) funktioniert das modell auch.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.03.2014, 15:22   #22
Thing
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Ich habe niemandes Seriosität in Frage gestellt.
Aber um Selbstverleger werden zu können, darf ein Poet/Lyriker kein Kleinrentner sein.
Kein Verlag gibt eine Verkaufsgarantie.
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Alt 20.03.2014, 16:37   #23
männlich Walther
 
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das ist korrekt. vermarktungshilfe muß ein autor immer leisten. dafür bekommt er ja auch freiexemplare.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2014, 05:06   #24
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Alleine mit seinen Gedichten ... kam man zu keiner Zeit zu Ruhm und Geld. Auch bei Goethe und Schiller ... waren sie allenfalls willkommene Nebenprodukte. Wer ist denn so bescheuert und bezahlt für den Gedichtband von Lieschen Müller Euro 12,90, wenn Brecht und Heine für Euro 2,99 zu haben sind?!
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Alt 02.06.2014, 06:34   #25
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von AndereDimension Beitrag anzeigen
Alleine mit seinen Gedichten ... kam man zu keiner Zeit zu Ruhm und Geld. Auch bei Goethe und Schiller ... waren sie allenfalls willkommene Nebenprodukte.
Das gilt auch für die meisten Sachbücher. Ich kenne solch einen Autor, der recht spezielle Sachen schreibt, aber immer nur in kleinen Auflagen und rein als Hobby. Bezahlen muss er für die Auflagen selbst, leben könnte (und muss er zum Glück) davon nicht.

Mein jetziger Boss publiziert viel in juristischen Großkommentaren und in Fachzeitschriften - was er dafür von den Verlagen als "Honorar" erhält, ist lächerlich, erst recht angesichts des enormen Arbeitsaufwandes.
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Alt 03.06.2014, 11:21   #26
männlich Walther
 
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das thema "wissenschaftsverlag" ist ein eigenes spannendes kapitel. es beschweren sich inzwischen schon die hochschulen über deren partiell unverschämtes geschäftsmodell.

es gibt in der tat sparten, in denen der selbstverlag, besonders der von e-books, sich rentiert. der ganz zu anfang angesprochene goethe-verlag ist aber ein abzockerladen. den würde ich meiden.

Geändert von Walther (03.06.2014 um 16:16 Uhr)
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Alt 03.06.2014, 13:56   #27
weiblich Rosmarie
 
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Hallo miteinander,

da ich nun alles hier aufmerksam gelesen habe, kann ich mich eurer Skeptik nur anschließen. Ich habe auch schon Gedichte in Sammelbänden veröffentlich und dabei nichts bezahlt.
Bei einem schwäbischen Verlag (weiß momentan nicht mehr, welcher) habe ich für die Veröffentlichung auf einer großen Gedicht-Doppelseite wie Thing in einem Fall 20 Bücher abnehmen müssen.

Vor einiger Zeit habe ich einen Verleger für ein Kinderbuch mit vielen Bildern von "Naturgeistern" (unbearbeitete Fotos geistähnlicher Bäume und Felsen) gesucht und leider keinen gefunden. Ich habe mich allerdings auch nicht sehr angestrengt, weil ich dieses Buch selbst bereits als Aldi-Fotobuch zusammengestellt hatte (viel Arbeit, wenn einen das Layout zufriedenstellen soll). Der Zweck - ein Enkelin-Geschenk - war ja schon erfüllt.

Ansonsten würde ich mich einfach freuen, wenn ein Verlag auf mich zukäme - und im übrigen vorsichtig sein und vorsichtig und vorsichtig...

Herzliche Grüße
Rosmarie
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Alt 05.06.2014, 09:22   #28
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Das Gedicht als solches ... hat überhaupt keine Bedeutung mehr, aber in "Form" gebracht, z.B. als Liedtext, gibt es dafür einen großen Markt.
Was früher der Dichter war, ist heute der Songwriter. Selbst Goethe würde heute kein Gedicht mehr an den Mann bringen. Schaut man sich die z.B. die Texte eines Reinhard Mey an, dann sind das allesamt Gedichte. Solche Leute
nimmt man als Sänger wahr, aber sie sind auch großartige Dichter.


Ich wollte wie Orpheus singen

Nichts als ein Nebel in der Nacht, nichts als ein ausgebranntes Licht,
Nichts als ein bleicher Wintermorgen, eine Hoffnung, die zerbricht,
Als eine ausgeles‘ne Zeitung auf einer Bank im Autobus,
Ein Spiel mit einunddreißig Karten, eine Geschichte ohne Schluß.
Nichts als die dürren, grauen Blumen, die eigentlich nur aus Verseh‘n
Mit trocknen Wurzeln im Asphalt am Rand der Autostraßen steh‘n!
Das alles war ich ohne dich, das alles war ich ohne dich.

Nur ein zerrissenes Gedicht, ein Lied, das ungehört verklingt,
Nur ein zu leis‘ gesprochenes Wort, nur eine Saite, die zerspringt,
Ein Kinderhandschuh, irgendwo auf einen Gartenzaun gesteckt,
Zwei Namen, eingeritzt im Stamm, von Efeuranken überdeckt,
Ein Foto, mit der Zeit vergilbt, ein Brief, der ohne Antwort bleibt,
Ein Zettel, achtlos fortgeworfen, den der Wind vorübertreibt:
Das alles war ich ohne dich!

Ein tiefer Schlaf in müden Augen, Friede nach der letzten Schlacht,
Ein neuer Tag in hellem Licht nach einer bangen, dunklen Nacht,
Junges Gras auf verbrannter Erde, Regen auf verdörrtes Land,
Die Freude, die die Kehle schnürt, wie eine unsichtbare Hand,
Ein liebevoll gedeckter Tisch, der Duft von Tannenholz im Herd,
Am Haustor der verlor‘ne Sohn, der aus der Fremde wiederkehrt:
Du sagst, all‘ das bin ich für dich!

Reinhard Mey
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Alt 05.06.2014, 09:36   #29
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Zitat:
Zitat von AndereDimension Beitrag anzeigen
Das Gedicht als solches ... hat überhaupt keine Bedeutung mehr, aber in "Form" gebracht, z.B. als Liedtext, gibt es dafür einen großen Markt.
Was früher der Dichter war, ist heute der Songwriter. Selbst Goethe würde heute kein Gedicht mehr an den Mann bringen. Schaut man sich die z.B. die Texte eines Reinhard Mey an, dann sind das allesamt Gedichte. Solche Leute
nimmt man als Sänger wahr, aber sie sind auch großartige Dichter.
Genau so ist es, und das bereits seit langer Zeit. Mir fallen dazu Namen wie Wolf Biermann und Hildegard Knef ein, die gute Lyrics geschrieben haben. Oder Grönemeyers Repertoire (wobei ich nicht weiß, ob er selbt textet, ich glaube, früher machte das seine inzwischen verstorbene Frau für ihn). Die Franzosen sind in dieser Hinsicht einsame Spitze, wie z.B. die Texte von Georges Brassens zeigen. Oder im angelsächsischen Bereich die Lyrics von Johnny Cash.
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Alt 05.06.2014, 09:49   #30
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Ja -

und die jetzigen Rap-Texter finden wahrscheinlich, daß U. Mey ein Uraltopa ist.
Dabei ist er immer aktuell - aber er konnte halt dichten.
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Alt 05.06.2014, 10:21   #31
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Ja -

und die jetzigen Rap-Texter finden wahrscheinlich, daß U. Mey ein Uraltopa ist.
Dabei ist er immer aktuell - aber er konnte halt dichten.
Das ist eine Frage des Stils und der Zielgruppe. May ist ein Barde und Philosoph und spricht alle Generationen an. Beim Rap geht es um Alltagsrealität, Gosse und Sex einer sich verloren fühlenden Generation. Allerdings gibt es den Rap inzwischen schon so lange, dass er nicht mehr nur die Jugend anspricht - ist also nix Neues mehr unter der Sonne.

"Lyrics" wäre vielleicht ein Thema für einen gesonderten Thread.
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Alt 05.06.2014, 11:25   #32
männlich AndereDimension
 
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Ja, gibt viele gute und anspruchsvolle Raps. Texte sind wieder ungemein wichtig, war ja auch mal anders. Wichtig ist nur, dass sich die jungen Leute weiterhin mit Texten befassen - und richtig ist, dass sie es in ihrer eigenen Sprache tun - egal was die "Alten" dazu sagen (die sich mit 18 auch nur widerwillig mit Heine & Co. befassten - wenn überhaupt)

Hier mal ein guter Text von Samy Deluxe

http://www.magistrix.de/lyrics/Samy%...h-Auf-234.html
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Alt 05.06.2014, 11:55   #33
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Beim Rap geht es um Alltagsrealität, Gosse und Sex einer sich verloren fühlenden Generation.
Die "lost generation", die sich heute! noch an Bukowski und Ginsberg orientiert (textlich), i s t ja gar nicht lost.
Da gings ums nackte Überleben, bloß nicht verhungern!


Wer einen PC hat und finanziell "unterhalten" kann, ist nicht am VERHUNGERN!


Sauer.
Manche der hier gerappten Texte sind die Zeit nicht wert, die ich brauche, um sie zu lesen.


Macht doch mal nen Punkt.
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