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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 07.01.2007, 19:25   #1
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Paradiesesfrüchte

Paradiesesfrüchte

Ihre Eltern begraben sie an den Biegungen der Flüsse
und suchen
die Weiten der Meere.

Sie verlassen die Baumhütten Robinson Crusoe's
und errichten
Villen und Paläste in Aussichtslagen.

Von den Pfaden Winnetou's sind sie gewichen
und gießen
breite Asphaltstraßen in die Dschungel.

Sie lassen den Mann im Mond Mann im Mond sein
und bauen
Nester in die Sterne.

Den Baum mitten im Paradies haben sie
abgehauen und irgendwann werden sie den,
den die Eltern Gott nannten,
aus seinem Schaukelstuhl vertreiben.

Und dann?
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.01.2007, 01:51   #2
U-hEXe
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 353

Hallo Albatros,

die Bilder sind nicht unbedingt wahnsinnig innovativ, aber von der Gegenüberstellung her schon okay. Jedoch habe ich in sprachlicher Hinsicht einige Meckerpunkte:
Als sehr störend empfinde ich den (von der letzten Strophe abgesehen) immergleichen Aufbau... m.E. zerhackst Du dadurch den potentiellen Spannungsbogen in gleich große Portionen.
Die Formulierung der 4. Strophe finde ich nicht sonderlich elegant - wie wäre es z.B. mit "Sie belächeln den Mann im Mond / und bauen / Nester..." - oder legst Du Wert auf das 'lassen (...) bauen'?
Die 5.Strophe wirkt ebenfalls ungelenk. Leider bringt der Bruch mit dem (von mir kritisierten) Schema keine willkommene Abwechslung, sondern wirkt auf mich, als hättest Du es nur nicht mehr geschafft den gewählten Aufbau beizubehalten. Schöner fände ich außerdem "den Baum im Paradies", weil das 'mitten' so daherstopert und 'geschlagen' anstelle des "abgehauen". Abgesehen davon leuchtet mir die Sache mit den Ohrenbackensesseln nicht so richtig ein.

Nichts für ungut...

Liebe Grüße!
U-hEXe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.01.2007, 20:08   #3
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Liebe U-hEXe,

die ersten vier Strophen sollten Aufzählcharakter haben, was aber bei Dir wohl nicht so ankommt. Ich weiß offen gesagt auch nicht, ob diese Art nun gut oder schlecht ist.

Die 5. Strophe wollte ich bewußt durch einen anderen Aufbau von den vorangegangenen abheben.

Das mit "belächeln" den Mann im Mond werde ich mir überlegen. Meine Version sollte salopp klingen, um den Kontrast zum Folgenden zu verstärken.

Das "mitten" im Paradies muss bleiben, weil es sich um den "Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen" handelt, und der stand nun einmal "in der Mitte" des Paradieses.

Du scheinst nur die Version als Ohrensessel zu kennen. Es gibt aber auch die Meine, vielleicht regional verschieden. Wollte die landläufige Anschauung von Gott als altem Mann im Schaukelstuhl oder Ohrensessel beschreiben.

Auch über das "abgehauen" mache ich mir Gedanken. Es sollte aber einen negativeren Anstrich geben als abgeschlagen.

Hatte gar nicht erwartet, auf diesen Beitrag überhaupt noch eine Resonanz zu erhalten.

Dir ganz lieben Dank für Deine Vorschläge. Ich hoffe, es geht Dir soweit gut. Bin im Forum zur Zeit nicht so aktiv, weil ich gerade keine Zeit finde, Texte zu verfassen.

Alles Gute und liebe Grüße wünscht

Albatros
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Alt 17.01.2007, 18:10   #4
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

Standard RE: Paradiesesfrüchte

...sie sind halt keine romantiker mehr. aber - ich denke, das willst du vielleicht anklingen lassen - sie suchen sich riskante wege einer rationalität, die sich als böser schein erweisen könnte...

"Den Baum mitten im Paradies haben sie
abgehauen" - verstehe ich nicht ganz, falls du den baum der erkenntnis meinst, gerade dieser baum ist doch an vielem schuld und steht in voller blüte...
liebe grüße
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.01.2007, 16:19   #5
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Lieber Norbert,

mit deinem ersten Satz hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich hätte es selbst nicht besser formulieren können.

Nicht dass Adam und Eva durch das Essen der Früchte vom Baum der Erkennntnis des Guten und des Bösen Wissen über das was Gut und Böse ist erlangten war Sünde, sondern dass sie das Gebot Gottes übertraten, und von diesem Baum aßen, führte zu dem Dilemma.

Zwischenzeitlich ist die Entwicklung m.E. so weit gediehen, dass die Menschen nicht einmal mehr wissen, was Gut und was Böse ist. Und deshalb habe ich diesen Metapher mit dem "abgehauenen Baum" verwandt.

Dir wie immer meinen geneigtesten Dank für Deine erhellenden Beiträge.

Lieben Gruß

Albatros
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Alt 19.01.2007, 00:33   #6
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

Standard RE: Lieber Norbert,

"Zwischenzeitlich ist die Entwicklung m.E. so weit gediehen, dass die Menschen nicht einmal mehr wissen, was Gut und was Böse ist."
- das hat meiner meinung nach damit zu tun, dass ein langsam und kontinuierlich gewachsenes historisches bewusstsein innerhalb kürzester zeit seine traditionellen "denkmodelle" verloren hat - wir leben in einer umbruchzeit, wie es sie in der geschichte noch nie gegeben hat - es gibt, wie immer, möglichkeiten zum fortschritt, es dauert nur seine zeit, bis sich gewisse dinge gestzt haben, man eine bilanz zieht und darauf aufbauend neue, gute wege beschreitet.
liebe grüße
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2007, 18:11   #7
männlich Ex Albatros
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Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard RE: Lieber Norbert,

ich sehe es leider wie die Wurzel des Baumes, die man abgehauen hat oder die von Schädlingen befallen ist. Der Baum stirbt irgendwann. So war das mit allen Kulturen, die ihre Wurzeln durch zunehmende Dekadenz vergaßen, ob es das römische oder das griechische war.

Lieben Gruß

Albatros
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2007, 22:58   #8
norbert
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Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

Standard RE: Lieber Norbert,

...und was denkst du, wohin sich die dinge entwickeln werden? das morgen kann sich doch nur aus dem gestern entwickeln..wir sind doch geschichtliche wesen..?
ich weiß es auch nicht
liebe grüße
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.01.2007, 19:47   #9
männlich Ex Albatros
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Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard RE: Lieber Norbert,

das kann ich dir auch nicht konkret sagen. Ich bin kein Prophet.
Aber wenn wir die "Gebote menschlichen Zusammenlebens" weniger und weniger achten, leiden darunter natürlich die Qualität der menschlichen Beziehungen, die Gesundheit der Natur und damit die Perspektiven einer positiven Zukunft. Die 10 Gebote sind sozusagen die Grundpfeiler unserer christlichen Kultur. Wenn man die tragenden Pfeiler eines Gebäudes nach und nach entfernt, bricht das Gebäude irgendwann in sich zusammen. Tut mir leid, aber ich sehe es so.

Lieben Gruß

Albatros
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