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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 20.09.2014, 13:29   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Die kleine Sängerin

Sie ist ein kleiner Punkt auf weiter Bühne,
doch ihr Gesang, vollendet, macht sie groß,
und was die Menschen drückte, wird in kühne
Gestalt geweitet, frei und schwerelos.

Gefühl und tiefer Ernst in diesem warmen,
auf klarer Stimme ausgespannten Lied,
und jeder fühlt, er möchte die umarmen,
die ihn mit Macht in weite Himmel zieht.

Dann, als die tausend Hände klatschend hämmern,
steht dort ein zartes Wesen scheu und winkt.
Verwundert lächelnd scheint ihm kaum zu dämmern,
wohin es andre führt, sobald es singt.


(Willighagen)
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2014, 14:26   #2
männlich nimmilonely
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Mainz
Alter: 35
Beiträge: 853

Melodisch, malerisch, melachnolisch.

Gefällt mir sehr.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2014, 14:38   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Gummibaum, Du bist ein Phänomen, dass Du es immer wieder verstehst, brachliegende Erde zu bestellen: Du gräbst sie um und schaffst Äcker für bislang unbekannte Früchte. Diesmal also geht es um eine Sängerin. Du hast sie so gut in Szene gesetzt, dass sie es selbst von sich nicht besser könnte. Ein wundervoll gelungenes Gedicht!

Nur dieser Vers erscheint mir als kleiner Schönheitsfehler:

Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
Dann, als die tausend Hände klatschend hämmern,
"... klatschend hämmern ..." bringe ich nicht zusammen. Klatschen ist, wenn gut gemeint, Ausdruck von Freude, Freundschaft oder Begeisterung, wenn böse gemeint, relativ harmlos. Hämmern dagegen, wenn gut gemeint, ist eine handwerkliche Tätigkeit, wenn böse gemeint, ein dumpfes Einschlagen und Eindringen.

Kurz gesagt: Hände, die klatschen, hämmern nicht (hast Du schon mal einen Nagel in die Wand geklatscht? - kleiner Spaß ).

Jetzt besteht das Dilemma mit dem Reim "hämmern/dämmern".

Erfahrungsgemäß klatschen Menschen im Rhythmus, und da liegt der Verdacht nahe, dass dies im Takt mit ihrem Herzrhythmus geschicht.

Wie wäre es also damit:

Zitat:
Als Hände klatschen zu des Herzens Hämmern,
steht dort ein zartes Wesen scheu und winkt.
Verwundert lächelnd scheint ihm kaum zu dämmern,
wohin es andre führt, sobald es singt.
Egal wie - ein außergewöhnliches und sehr gutes Gedicht.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2014, 14:38   #4
männlich Wolfmozart
 
Benutzerbild von Wolfmozart
 
Dabei seit: 04/2012
Alter: 59
Beiträge: 1.300

Das ist ein schönes klassisches Gedicht, an dem alles paßt.

Eine Bereicherung es zu lesen.

LG wolfmozart
Wolfmozart ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.09.2014, 00:02   #5
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo, ihr Lieben,

vielen Dank.

Liebe Ilka,

das Hämmern ist bei Kafka geklaut. In "Auf der Galerie" heißt es:

"begleitet vom vergehenden und neu anschwellenden Beifallsklatschen der Hände, die eigentlich Dampfhämmer sind"

und damit wird etwas Erbarmungsloses, das dieser Beifall haben kann, angedeutet. Aber deine Variante ist auch gut.

LG g
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
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