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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 23.10.2020, 15:24   #1
weiblich AlteLyrikerin
 
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Standard Späte Blüte

Die erste Blüte
ist ein Wunder,
ein erwartetes.

Die späte Blüte,
nach den Einschnitten
ins Leben,
ist der Mut angesichts des Todes
noch etwas Neues zu beginnen.
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Alt 23.10.2020, 15:42   #2
weiblich Mohrel
 
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Standard Warum?

Hallo liebe AlteLyrikerin,

braucht die erste Blüte nicht mehr Mut als die späte?
Und wird man angesichts des Todes nicht erst recht mutig - weil es dann, verzeih den Ausdruck, nicht eh schon "wurscht" is?

Interessantes Thema!

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2020, 15:51   #3
weiblich AlteLyrikerin
 
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Liebe Mohrel,

das ist eine Sache der persönlichen Empfindung. Mein Garten hat mich zu den kurzen Zeilen inspiriert. Als die Sommermargariten verblüht waren, hatte ich sie, Ende August, radikal zurück geschnitten. Jetzt, im Oktober, haben sich einige neue Knospen geöffnet und trotzen dem kalten Oktoberwind, viele der neuen Knospen werden sich gar nicht mehr öffnen können.

Die Jugend habe ich erlebt als eine Zeit der drängenden Versuchungen und daraus entstandener "Projekte". In manchen Situationen war ich viel zu sehr angetrieben durch meine radikalen Überzeugungen, um noch so etwas wie Mut zu brauchen.

Nachdem das Leben mich zurecht gestutzt hat, bin ich viel zurückhaltender geworden. Was kann ich noch, was will ich noch, was ist überzeugend genug um noch einmal dafür zu blühen?

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Alt 23.10.2020, 18:20   #4
weiblich Mohrel
 
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Standard Vielen Dank für die Erklärung

Margariten habe ich zwar keine im Garten, aber gerade heute habe ich die Blüten und die Knospen meines Rosenstrauchs gezählt.
Ob sich jede einzelne davon noch öffnen wird ist mir im Moment relativ egal. Wunderschön aber ist, dass es die Knospen überhaupt gibt!

Gerade die tiefen Einschnitte und das "Zurechtgestutztwerden" führen doch zu Lebenserfahrung, Wissen und einer Weitsichtigkeit, die man in der Jugend nur selten haben kann. Du wirkst auf mich immer sehr souverän, liebe AlteLyrikerin, deshalb verstehe ich nicht so ganz, was du nicht (mehr) können solltest!

Was überzeugend genug ist, um (noch einmal) dafür zu blühen?
Das ist einfach: Alles, was das Herz höher hüpfen lässt!
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2020, 12:49   #5
weiblich AlteLyrikerin
 
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Liebe Mohrel,

herzlichen Dank für deine Gedanken. Verzeih meine späte Antwort, aber aktuell bin ich viel mit anderem befasst.
Mir geht es nicht um eine weinerliche Selbstbespiegelung bezüglich verlorener oder langsam verloren gehender Fähigkeiten. Du schreibst, es sei einfach etwas zu finden, für das es sich zu blühen lohne:
Zitat:
Alles, was das Herz höher hüpfen lässt!
.

Ja, da hast du Recht, und wenn ich nur auf mich und meine privilegierten Lebensumstände sehe, dann geht es mir glänzend und ich finde reichlich Gründe zum "blühen". Es geht mir um eine weitergehende, existentiellere Sicht.

In der Jugend stürmte ich einfach los, wenn ich meinte ein Projekt gefunden zu haben, das die "Welt verbessern" würde (und weniger war ja nie genug ) Jetzt bin ich skeptischer, bescheidener, aber eben auch fatalistischer geworden und finde in diesem Kontext - was kann ich beitragen, um es wenigstens nicht noch schlechter zu machen, was kann verbessert werden - kaum Anlass zum "blühen". Vielleicht erkläre ich es schlecht, aber es geht um die innere Haltung auch in der Nähe ganz starrer Grenzen das "Blühen" nicht aufzugeben.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2020, 18:22   #6
weiblich Mohrel
 
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Hm.
Um die Welt zu verbessern müsste man wissen, was für die Welt wirklich besser wäre, ungeachtet dessen, was man nur der persönlichen Meinung nach für "das Bessere" hält.
Aber es kann ja jeder erst mal bei sich selbst anfangen und das ändern, was leicht zu ändern ist; die innere Haltung z.B. 😁
Ich glaube wir reden gar nicht so sehr aneinander vorbei..
Denn gerade in der Nähe ganz starrer Grenzen ist doch das "Blühen" so wichtig!

Worauf warten? Und warum?

Mit "Blühen" assoziiere ich hier Aufblühen, sich entfalten, Grenzen sprengen, Lebenserfahrung teilen, voll Freude aus sich herausgehen, Vorausgehen evtl. sogar um eben der Welt zu zeigen, wie sie es besser machen kann! 😊

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2020, 19:15   #7
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Mohrel Beitrag anzeigen

Mit "Blühen" assoziiere ich hier Aufblühen, sich entfalten, Grenzen sprengen, Lebenserfahrung teilen, voll Freude aus sich herausgehen, Vorausgehen evtl. sogar um eben der Welt zu zeigen, wie sie es besser machen kann! 😊
hallo ihr Ladies -

Ich halte mich von jeglicher Kritik fern, finde es nur als ein intellektuell exzellentes Gedankenkonzept, auf dem Totenbett z.b. noch eine neue Firma zu gründen, zu heiraten, eventuell einen virtuellen Kochkurs zu besuchen. Oder sogar die Wohnung neu einzurichten. Alles Möglichkeiten die man kurz vor dem Sterben hat.

Liebe Grüße
Ralf chen
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Alt 27.10.2020, 19:25   #8
weiblich Mohrel
 
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Beiträge: 670

Standard Och..

Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
hallo ihr Ladies -

Ich halte mich von jeglicher Kritik fern, finde es nur als ein intellektuell exzellentes Gedankenkonzept, auf dem Totenbett z.b. noch eine neue Firma zu gründen, zu heiraten, eventuell einen virtuellen Kochkurs zu besuchen. Oder sogar die Wohnung neu einzurichten. Alles Möglichkeiten die man kurz vor dem Sterben hat.

Liebe Grüße
Ralf chen

😂😂
Virtueller Kochkurs is gut!

Wir reden doch nicht vom Totenbett, oder?

Oder?

Aber selbst das ist ein Vorausgehen!

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2020, 01:28   #9
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Wir reden doch nicht vom Totenbett, oder?
Doch wovon spricht unsere alte Murkserin? Erkennst du die Ausweglosigkeit in diesem Text? So wie in allen anderen Texten die sie schreibt. Ich verstehe sie nicht ganz. Scheint eine tolle alte intelligente Dame zu sein. Mag sein dass ihr Leben zwischen Hühnern Ziegen und Schweinen hunderte Kilometer weit weg von der nächsten Stadt entfernt ihre Psyche verändert. Das wäre als Erklärung - akzeptabel.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2020, 08:33   #10
weiblich Mohrel
 
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Standard Ralfchen, nö! 😔

Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
Doch wovon spricht unsere alte Murkserin? Erkennst du die Ausweglosigkeit in diesem Text? So wie in allen anderen Texten die sie schreibt. Ich verstehe sie nicht ganz. Scheint eine tolle alte intelligente Dame zu sein. Mag sein dass ihr Leben zwischen Hühnern Ziegen und Schweinen hunderte Kilometer weit weg von der nächsten Stadt entfernt ihre Psyche verändert. Das wäre als Erklärung - akzeptabel.
Ein Leben zwischen Ziegen, Hühnern und Schweinen ist mir persönlich lieber als z. B. die Gesellschaft eines ewigen Grantlers!
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2020, 09:24   #11
weiblich Rosmarie
 
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Liebe AlteLyrikerin,

absichtlich lese ich noch nicht den Gesprächsfaden, der sich nach deinem eindrucksvollen Gedicht entsponnen hat.

Mich berührt es sehr.
Ich stimme mit dir bei jedem Wort überein. Allerdings fehlt mir in der zweiten Strophe etwas: Nämlich, dass auch eine zweite Blüte - trotz allen Mutes, der ihr zum Leben verholfen hat - ein Wunder ist.
Rosmarie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2020, 09:28   #12
weiblich Rosmarie
 
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Beiträge: 591

Danke an alle Beteiligten des Gespräches für eure Gedanken, vor allem für die persönliche Offenheit, die mich sehr bereichert!
Rosmarie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2020, 00:25   #13
männlich Ex-Ghost of a writer
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Beiträge: 44

Hallo Lyrikerin,

diese kurze und verdichtete Art des Schreibens finde ich sehr spannend. Leider fällt es mir schwerer, als mich an einen Reim zu binden. Ich habe es aber heute tatsächlich mal versucht. Habe vor ein paar Tagen genau dieses Gedicht hier gelesen und habe mir vorgenommen, auch ohne Reim lyrisch zu klingen. Dennoch konnte ich mich nicht so kurz fassen.
Inhaltlich betrifft uns das zwei Mal im Leben. Immer.
Die späte Blüte und die Aussicht auf deren Welken sollte nicht lähmen. Sie sollte Ansporn sein, jeden Moment der da noch ist, bestmöglich zu nutzen. Mir hat das sehr gefallen.

Gruß

Marcus
Ex-Ghost of a writer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2020, 14:12   #14
weiblich AlteLyrikerin
 
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Liebe Mohrel,

ja, wir liegen gar nicht so weit auseinander.
Zitat:
Mit "Blühen" assoziiere ich hier Aufblühen, sich entfalten, Grenzen sprengen, Lebenserfahrung teilen, voll Freude aus sich herausgehen, Vorausgehen evtl. sogar um eben der Welt zu zeigen, wie sie es besser machen kann! 😊
Diese Interpretation unterschreibe ich gerne.

Lieber Ralfchen,

wie Du aus meinen Zeilen "Ausweglosigkeit" herauslesen kannst, ist mir ein Rätsel. Es geht ja um das Blühen, das auch in der Erkenntnis eines näher kommenden Todes nicht aufgegeben werden soll.

Liebe Rosmarie,

ja, auch das zweite oder gar letzte "Blühen" ist ein Wunder. In einem so kurzen Text jedoch scheint mir diese Wiederholung nicht geboten, und so habe ich den Akzent etwas verschoben.

Hallo Ghost of a writer,

mit Deinem Kommentar zeigst Du mir, dass die Zeilen doch zu lesen sind in Richtung eines Mutes bzw. einer Lebensfreude, der sich nicht lähmen lassen will vom bevorstehenden Welken und Absterben.

Allen ein herzliches Dankeschön fürs Lesen und Kommentieren, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
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