Das Vöglein

[antinous]

Ich saß im Park auf einer Bank
unter einer Linde
und schaute hoch in ihr Gerank,
es rauschte fein in lauem Winde.



auf einem Ast beim leeren Platz
klangen munt're Lieder
es zwitscherte ein kleiner Spatz,
er sang und putzte sich's Gefieder.



Nun war es gegen drei
und folgendes Gepflogenheiten:
Alte Damen kommen dann herbei,
spazierend durch den Park zu schreiten.



Solch eine Dame schritt,
sie wirkte etwas krank,
mit sehr beklemmten Tritt,
direkt zu meiner Bank.



"Junger Mann, erlauben Sie",
sprach die alte Dame dann,
"mich zu setzen, weil mein Knie,
so lange Strecken nicht mehr kann



Auch fand ich keinen Schluss
beim Essen; denn da komm ich her,
und Bohnen sind für mich ein Muss,
jedoch sie liegen schwer..."



im Magen...
wollt sie sagen...
doch hat wohl selbiger gedacht:
"Hier hab ich etwas beizutragen",
und es hat gekracht.



Voller Takt und völlig unempört,
schaute ich zum Vögelein empor,
tat, als hätt ich nichts gehört,
als lauscht ich ihm mit meinem Ohr.



Das Vöglein hatte keinen Takt,
es hat vielleicht den Duft gerochen-
es hob den Schwanz und hat gekackt,
was der Oma nur als Luft entkrochen.



Drum hört, ihr alten Damen:
passt auf mit dem Gekrache,
ein junger Mann, der hat Erbarmen,
ein Spatz jedoch, der sinnt auf Rache.

---

[norbert]

find ich amüsant, kompliment! wenn du den rhythmus in den griff bekommen hättest, wär´s ein kleines meisterwrk geworden - kannste ja noch nachpolieren...
liebe grüße
norbert

[antinous]

wo holperts denn Deiner Ansicht nach im Rhythmus?

[norbert]

du brauchst nur die silben pro zeile zählen, dann findest du´s.
aber auch in der form ist es sehr achtbar, zumal du konsequent abab durchhälst..
lg
norbert

[antinous]

Ach so... müssen Gedichtzeilen denn immer gleichviel Silben besitzen, oder können Rhytmuswechsel nicht bei korrektem Lesen auch die Betonung bestimmter Wörter hervorheben?

[norbert]

...es muss garnix...jeder nimmt es auf seine weise wahr..
lg
norbert

[antinous]

Es ist aber manchmal auch zum Verrücktwerden, da meint man, ein Gedicht sei fertig und dann liest man es Monate nicht und dann wieder und schwupps entdeckt man plötzlich Ungereimtheiten. Ist nur die Frage, wann das ein Ende hat... aber das kennt wohl jeder. Danke für Deine Kritik und Dein Lob- ich muss mich entscheiden, was ich annehme und was ich ablehne und zu welchen Teilen

[norbert]

du hast dir in dem gedicht etliches aufgehalst: es ist relativ lang, u.a. - und das ist genial(!) - weil du einen gag (furz) und anschließend sogar noch einen übergag (kackvogel) ansteuerst, das alleine ist hochprofessionell und aller ehren wert (...und fast niemand in diesem forum ist dazu überhaupt in der lage!) dadurch potenzierst du natürlich auch die rhythmischen "fallen" - nochmal: das werk ist auch in der jetzigen form bereits auffallend gut!
liebe grüße
norbert