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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 06.02.2011, 18:42   #1
Thing
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Standard Klostermauern

Die Sonne taucht mir das Gemäuer
in mattes, kaltes fahles Grau.
In meine leergefegte Scheuer
blickt nicht der lieben Augen Blau.
Der Lärm erfüllt mit dunkler Stille
die Räume, die nun viel zu groß
in ihrer häßlich trüben Fülle
des Geistes, ja! des Lebens bloß.

Die Nächte wandeln sich nicht länger
zu süßem, duftdurchwirktem Traum.
Vor meinem Fenster singt nun bänger
die Nachtigall im Erlenbaum.
Des Morgens sanftdurchwirkte Röte
steigt mir als Pein ins wehe Blut
und brennt in meine bittren Nöte
Not um Not mit neuer Glut.

Es fangen mich die müden Tage
mit ihren Eisenklammern ein,
und in mein Herz die wilde Klage
dringt: Du ließest mich allein.
Mein Suchen kann Erfüllung finden
erst dann, wenn wieder Deine Hand
den Geist mir aus des Schmerzes Gründen
zu Deinem Geist emporgebannt.

Erst dann wird wieder Sonn' zur Sonne werden,
erst dann wölbt wieder sich das Zelt,
erst dann blaut Himmel über reichen Erden,
erst dann beginnt der Lauf der Welt;
erst dann zieht Ruhe in mich ein,
erst dann bin ich auch heimgekehrt,
erst dann, in Deinem Widerschein:
erst dann ist Leben lebenswert.
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Alt 06.02.2011, 19:28   #2
weiblich marlenja
 
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Heisst es: Des Morgens oder Das Morgens sanftdurchwirkte Röte?
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Alt 06.02.2011, 19:31   #3
Thing
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Hast es nicht kapiert.
Was mich weiters nicht erstaunt.

Thing
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Alt 06.02.2011, 19:52   #4
weiblich marlenja
 
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Ich dachte echt es wäre Dir evtl. ein Flüchtigkeitsfehler
unterlaufen und ich wollte Dich darauf aufmerksam machen
weil ich weiss, dass Dir das wichtig ist ein Gedicht ohne Fehler.

Tut mir leid, dass Du es anders auffasst.
marlenja ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2011, 19:59   #5
Thing
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Subjektive sind zu erkennen!
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Alt 06.02.2011, 20:02   #6
weiblich marlenja
 
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Möchtest Du es mir so erklären, dass ich es verstehen kann?
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Alt 06.02.2011, 20:06   #7
Thing
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Der Heiland wird es Dir erklären.
Notfalls tut es auch ein Nachhilfekurs in der VHS.


Zur Ehrenrettung:
Ich hatte einen Tippfehler drin, und Du hast den Jaus!
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Alt 06.02.2011, 20:53   #8
Ex-Odiumediae
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Wenn ich es richtig interpretiert habe, dann finde ich es genial!

Kurz: ich sehe einen Mönch, der hinter kargen Klostermauern unglücklich verrottet, weil er nach Gott sucht. Er sucht ihn als Antwort auf seine Fragen und in Erwartung eines vermuteten 'himmlischen' Lebens, wobei er die erreichbaren irdische Genüsse, die ihm direkt vor Augen liegen und die er sogar vermisst, nicht einmal als solche wahrnimmt.

Wunderbares Konzept, glänzend umgesetzt.

Und selbst, wenn du dir dabei etwas völlig Anderes gedacht hast, ist es immer noch ein sehr ansprechendes Gedicht, das – wie man sieht – viel Interpretationsraum bietet.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2011, 23:47   #9
weiblich marlenja
 
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Deine Ehre ist gerettet und ich freue mich.

In Verbannung wird dies Klosterlied
mit eben diesem Fehler bleiben müssen
da niemand sich dazu berufen fühlte
zu tadeln des Meisters hohe Kunst

Schlof guet
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Alt 07.02.2011, 04:38   #10
weiblich Ilka-Maria
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Marlenja, Thing kann auch ohne Deinen Segen gut schlafen, denn er hat keinen Fehler gemacht: "Des Morgens ... Röte" ist grammatikalisch absolut richtig und eine glatte Eins.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2011, 10:37   #11
Thing
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Halli Hallo, Odiumediae -

das Ganze ist ein wenig weltlicher zu sehen.
Es geht sozusagen um ein Internat, während der Sommerferien verblieb der Schüler an Ort und Stelle und vermisste den überragenden Lehrer sehr.
Aber völlig ohne erotischen Touch, sozusagen hochplatonisch.

Danke für das Lob!

Liebe Ilka-Maria,

danke!
Ich hatte wirklich einen Tippfehler drin.
Anlaß genug für eine Userin, darauf rumzureiten, statt auf den Inhalt einzugehen.
Dabei schreibt sie selbst die Prise so: Priese.
Hätte ich auch bemängeln können - aber wozu?


Thing
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Alt 07.02.2011, 12:50   #12
männlich PeterB
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Warum denke ich hier nur immer an "Narziss und Goldmund"? Aber ich tu's! Und ich freue mich darüber. Ein schönes Gedicht.

P.
PeterB ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2011, 18:49   #13
Thing
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Halli Hallo, PeterB!

Das ist ja ein Kompliment!
Mag sein, daß Dich sowohl die Umgebung als auch die Konstellation der zwei Personen an Hesses schönsten Roman erinnern.
Ich persönlich schrieb aus Empfindung heraus, an Hesse dachte ich dabei gar nicht.

Hab Dank!


Thing
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Alt 07.02.2011, 19:40   #14
männlich nimmilonely
 
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Ich finde das Gedicht etwas schwammig, oder besser gesagt zersetzt, aber darüber kann man streiten, was aber für mich unumstritten scheint, ist der sexuelle Touch.

Das ist gerade deshalb äußerst fragwürdig, weil es sich hier um einen Schüler handelt, der seinen Lehrer vermisst.

Nur einige Beispiele an denen ich das festmache:

"Des Morgens sanftdurchwirkte Röte
steigt mir als Pein ins wehe Blut
und brennt in meine bittren Nöte
Not um Not mit neuer Glut.

Mein Suchen kann Erfüllung finden
erst dann, wenn wieder Deine Hand
den Geist mir aus des Schmerzes Gründen
zu Deinem Geist emporgebannt."

Beim zweiten Beispiel kann der Hinweis auf Geist auch nur wenig "entschärfen".

Und die letzte Strophe ist zu pathetisch, was bei einer Schüler-Lehrer Beziehung auch nicht grad moralisch angebracht wäre.

Im Endeffekt bleibt zu sagen, dass die Verschwommenheit der Aussagen die fragwürdigen Ansätze leicht verschleiert, dieses führt aber dazu, dass das Gedicht zu einem undefinierten und konfusem Zeilengebilde wird.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2011, 20:05   #15
weiblich Ilka-Maria
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Schüler? Lehrer?

Für mich klingt das eher wie die Trauer einer Frau um ihren verstorbenen Liebsten und wie der Ausdruck schmerzhafter Sehnsucht. In der letzten Strophe spiegelt sich meiner Auffassung nach die Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem eigenen Tod. Die "Klostermauer" scheint mir eine Metapher zu sein für die Einsamkeit, die durch die Trennung herbeigeführt wurde.

Aber vielleicht bin ich zu einfach gestrickt, daß ich dies so banal auslege. Jedenfalls finde ich das Gedicht schön aufgebaut und sehr ausdrucksstark, Schwammigkeit kann ich darin nicht sehen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2011, 20:18   #16
männlich PeterB
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Zitat:
Zitat von nimmilonely Beitrag anzeigen
was aber für mich unumstritten scheint, ist der sexuelle Touch.
Für mich hat das eher den "Touch" der Agape, weniger den "Touch" des Eros und schon gar nicht den Ruch des Verboten-Sexuellen... Ich bin gerade bei diesem Thema extremst empfindlich (siehe das Gedicht "http://https://www.poetry.de/showthread.php?t=25439), und hier sehe und lese ich davon nichts!

Zitat:
Im Endeffekt bleibt zu sagen, dass die Verschwommenheit der Aussagen die fragwürdigen Ansätze leicht verschleiert, dieses führt aber dazu, dass das Gedicht zu einem undefinierten und konfusem Zeilengebilde wird.
Agape ist in einer Lehrer-Schüler-Beziehung eben nie konkret und "definiert"... Lies mal den erwähnten Roman von Hesse, es lohnt sich.

So sieht jeder in diesem Gedicht etwas anderes. Und das ist gut.

P.
PeterB ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2011, 21:39   #17
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Halli Hallo, nimmilonely -

da hast Du aber gründlich fehlinterpretiert. Genau das Gegenteil ist der Fall.
Daß Du das Gedicht schwammig findest oder besser gesagt zersetzt (wovon?) ist betrüblich, aber sicher Dein Eindruck.

Halli Hallo, Ilka-Maria -

auch Deine Interpretation stimmt nicht so ganz, kommt aber schon eher hin, wenn man Eros völlig beiseite läßt.

Halli Hallo, PeterB -

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.
Es geht um eine sehr starke seelisch-intellektuelle Bindung, die auch nie einer körperlichen Berührung bedurfte - im Gegenteil.
Das geht schon sehr in Richtung Agape.

Ich kenne aus Jugendjahren ein ähnlich brennendes Verlangen:
Ich bekam längere Zeit eine Schallplatte nicht, nach der ich regelrecht körperlich dürstete.
Als ich sie endlich in meinen Händen hielt, war alles wieder gut.


Thing
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