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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 01.10.2012, 19:02   #1
Thing
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Beiträge: 34.998

Standard Herbst und Wald

Der Wind kommt kühl.
Es strebt der Herbst ins Land.
Er selbst zeigt kein Gefühl:
Er hält die Zeit in seiner Hand.

Er taucht in fahle Wiesen,
in matte Bäche fließt er sacht.
Er läßt die Nebel fließen
in seiner Dämmernacht.

Er dringt in jeden kleinen Hag,
in jeden Wald, der ihn schon ahnt.
Verstummt ist bald der Vögel Schlag.
An Nacht wird früh gemahnt.

Die letzten Blätter fallen bald.
Die Farben werden blaß und matt.
Schon wird zum Schattenriß der Wald.
Herbst macht den Bauch sich satt.






.
01.10.12
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Alt 01.10.2012, 19:51   #2
männlich Martand
gesperrt
 
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Guten Abend Thing,

für ein Herbstgedicht machst du m.E. einen guten Spagat zwischen Bilderreichtum und Schlichtheit, eine wohltuende Seltenheit in diesem Sujet. Die leichte Temposteigerung in Verbindung mit der doppelten Benutzung von "fließen" in Strophe 2 gibt dem Ganzen einen herbstlichen Schwung. Dagegen fällt mir der zweifache Gebrauch von "mahnen" - wohl wegen des größeren Abstands von Strophe zu Strophe zueinander - unangenehmer auf. Wie wäre bsp. "Der Wind streicht kühl" ?

Titel und Thema sind wunderbar.
Sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße

Martin
Martand ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.10.2012, 20:21   #3
Narziss
 
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Hallo Thing,

Bild und Wort sind in diesem Gedicht gut umgesetzt.
Einzig dieser Vers fiel mir auf:
Zitat:
Herbst macht den Bauch sich satt.
Die Verkürzung und die Inversion lassen ihn ein wenig ungelenk erscheinen.

Du zeichnest ein recht trostloses Bild des Herbstes. Ich mag diese Jahreszeit, Thing.

Narziss
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Alt 01.10.2012, 20:21   #4
Thing
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Beiträge: 34.998

Lieber Martin,

ich muß gestehen, daß dies ein "Schnellschuß" war.
(Kurier: "Herbstwald").
Ich wollte lediglich zeigen, daß man an einem "Herbstwald" nicht unbedingt soo schnell scheitert, auch wenn man einen andern Titel wählt.
Deine Anregung, das doppelte Mahnen zu ändern, hab ich gerne angenommen, aber etwas anders als Du.

Hab Dank für das Lob in Deinen letzten Zeilen!

Lieben Gruß
vom
Thing
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Alt 01.10.2012, 20:27   #5
Thing
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Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Narziss -

gerade diesen etwas abrupten Schluß hatte ich mir gewünscht (vorgestellt).
Er ist ja der große Ernter, mein Liebling; gestern war Erntedankfest, da soll er nicht satt sein?!

Bis der Winter mit seinen eisigen Krallen kommt, sitzt e r auf dem Thron!

Lieben Gruß mit Dank
von
Thing
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Alt 02.10.2012, 07:41   #6
weiblich MuschelIch
 
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Alter: 63
Beiträge: 309

Er ist beides, der Herbst !!

Zuerst der, der den "letzten Früchten befiehlt voll zu sein"
und die Farben bunt und bunter treibt
und dadurch eine unglaubliche Fülle und Schönheit entfacht

bis es nicht mehr zu halten ist
und die novembrige Seite des Herbstes voll zu tragen kommt
die, die alles Lebendige hinüberträgt zum Gefrorenen, zum Steinernen.

Ich mag beide Seiten an ihm!

MuschelIch
MuschelIch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2012, 09:54   #7
Thing
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Beiträge: 34.998

Das hast Du s e h r schön gesagt, v.a. wenn man wie ich, ein Rilke-Bewunderer ist!

Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 02.10.2012, 10:04   #8
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, Thing,

mir gefällt dein Herbstgedicht (bis auf das doppelte fließen) auch.
Den Schluss, den letzten Vers, find ich besonders gelungen!

lieben Gruß
simba
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Alt 02.10.2012, 10:23   #9
Thing
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Beiträge: 34.998

Das doppelte "fließen" ist sehr ungeschickt, aber ich selbst kann nicht mehr ändern.
Ich habe den Rat, den ich so oft erteile (nochmals lesen vor dem Einstellen!) selbst nicht befolgt. Das kommt davon, wenn man direkt in den PC tippt. Asche auf mein Haupt.
Aber ich werde den Administrator um eine Änderung bitten.

Herzlichen Dank, simbaladung,
und lieben Gruß
von
Thing
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Alt 03.10.2012, 12:44   #10
männlich Thilo
 
Dabei seit: 06/2012
Alter: 67
Beiträge: 13

Hallo Thing,
u.a. winzige Anmerkungen zu deinem Gedicht:


Der Wind kommt kühl:
Nun strebt der Herbst ins Land.
Er selbst zeigt kein Gefühl
und hält die Zeit in seiner Hand.

Er zieht in fahle Wiesen,
in matte Bäche taucht er sacht
und läßt die Nebel fließen
in seiner Dämmernacht.

Die 3. Str. u. 4. Str. gefallen mir ausnahmslos.




Thilo
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Alt 06.10.2012, 11:27   #11
männlich Wolfmozart
 
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Alter: 59
Beiträge: 1.300

Gelungenes und sprachlich ausgezeichnetes Herbstgedicht.
Gehört mit zu dem Besten dieser Art.

wolfmozart
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Alt 06.10.2012, 21:59   #12
weiblich Rosenblüte
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 2.163

Hallo Thing,

"Herbst und Wald" ist für mich ein Meisterwerk. Es hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Ähnlich wie das Gemälde "Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich nimmt mich dein Gedicht mit auf eine eindrucksvolle Reise durch stille, düstere, sterbende Landschaften, wo mir der kalte Atem des Herbstes entgegenschlägt.

Lieben Gruß
Rosenblüte
Rosenblüte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2012, 23:38   #13
Thing
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Beiträge: 34.998

Es freut mich, liebe meine Freunde, wenn Euch mein Gedicht zu gefallen vermochte.
Wenn ich wieder besser sehen kann,
bedanke ich mich im Einzelnen.


Beglückt:
Thing
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Alt 08.10.2012, 09:15   #14
männlich Timo
 
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Dabei seit: 08/2012
Ort: Rathenow
Alter: 81
Beiträge: 106

Hallo Thing,
der Vögel Stimmen verhallen und die Nebel wallen durch den Wald, es gefällt mir dein Gedanke und auch das Gedicht, da es den Herbst so beschreibt wie er ist.
Herzlichst
Timo
Timo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.10.2012, 10:14   #15
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.118

Paßt wunderbar zu meinem gestrigen Spaziergang, als ich eine Fototour machte, um Herbstbilder einzufangen. Habe sehr schöne Motive vor die Kamera bekommen, die eine ähnliche Stimmung vermitteln wie Dein anmutiges Gedicht.

Gerne gelesen.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.10.2012, 10:39   #16
Thing
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Beiträge: 34.998

Redigierte Fassung:




Der Wind weht kühl.
Es strebt der Herbst ins Land.
Er selbst zeigt kein Gefühl:
Er hält die Zeit in seiner Hand.

Er taucht in fahle Wiesen,
in matte Bäche rinnt er sacht.
Er läßt die Nebel fließen
in seiner Dämmernacht.

Er dringt in jeden kleinen Hag,
in jeden Wald, der ihn schon ahnt.
Verstummt ist bald der Vögel Schlag.
An Nacht wird früh gemahnt.

Die letzten Blätter fallen bald.
Die Farben werden blaß und matt.
Schon wird zum Schattenriß der Wald.
Herbst macht den Bauch sich satt.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
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