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Alt 04.12.2009, 16:00   #1
DerMike
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: Odenwald
Alter: 57
Beiträge: 3


Standard Baumarktgedanken

Hallo zusammen,

mir war grade so danach meine kreative Ader aus zu leben und wollte Jemand daran teilhaben lassen.

Ich hoffe es gefällt

Der Mike

Eines unserer familiären High-Lights und Grund für meinen wohl frühen Tod ist der Besuch des örtlichen Baumarktes.
Ein Quell der Inspiration, mit Orten für jeden von uns. Im Gegensatz zu früher, als es im Markt nur Sachen zum Bauen gab (daher wohl auch der Name), findet man nun Tiernahrung, die dazu passenden Lebensformen und Behältnisse. Dekorationsbedarf für die ein Fachmann vor 10 Jahren halb Deutschland absuchen musste. Sportgeräte, Lebensmittel, Gartenbedarf und –möbel (mein Favorit), sowie diverse Grundstoffe und die abenteuerlichsten elektronischen Helferlein zur Bearbeitung. Ziegelsteine oder ähnliches findet man jetzt nicht mehr, da der zum Baumeister mutierte Angestellte oder Beamte ja keine Burg bauen will, sondern nur das Gefühl braucht gottgleiche schöpferische Kraft entfalten zu können, wenn er denn nur wollte. Die Abteilung Deko- und Bastelbedarf ist das Gegenstück zum Werkzeugregal für die Frau. Endlich kann selbst die unkreativste Person sich mit den abenteuerlichsten Utensilien eindecken, dazu passende Literatur wie „Osterfreuden mit Mossgummiklöppeleien“ oder ähnlichem eindecken und Zuhause Ihren angestauten Verschönerungstrieben freien Lauf lassen. Der Nachwuchs findet derweil Obdach in der Tierabteilung. Die dort feil gebotene Fauna beschränkt sich mittlerweile nicht mehr nur auf ein paar Meerschweinchen, sondern erstreckt sich mittlerweile auf Fische, Reptilien, Vögel, Spinnen und alle Nager dieser Welt. Die Trennlinie zwischen Futter (lebend) und Haustier ist fliessend und die Killeranaconda jetzt mit 20 % Rabbat zu erstehen.

Ich selber sehe mich nicht als typischen männlichen Vertreter im Bezug auf den Baumarkt. Denn wenn auch nicht mit 2 linken Händen gesegnet, habe ich trotzdem keine Lust meine Freizeit mit handwerklichen Tätigkeiten zu vergeuden. Es gibt schliesslich Menschen die das gelernt haben und die sollen ja auch ihr Brot verdienen. Meine Besuche im Baumarkt werden also nicht von mir initiiert sondern vom Rest der heimischen Kolchose. Es beginnt in der Regel mit den Worten „ Du Schatz, bald ist doch … (hier beliebige Jahreszeit oder Fest einsetzen) . . . und dafür brauche ich noch . . . (Moos, Vogelfedern, getrocknete Frösche, aus Cola Dosen hergestellten Kitsch, usw.) . . . damit es zu Hause gut aussieht.“ Und endet mit dem Satz von mir „ Na gut dann fahren wir halt eben“. Mein Nachwuchs, ansonsten nie daran interessiert mit einzukaufen, hat auf einmal ein wahnsinniges Interesse uns, bzw. meine Frau zu unterstützen. Fragen über den Grund des spontanen und unerwarteten Enthusiasmus werden scheinheilig abgetan mit der Antwort „Ihr wollt doch immer das wir mitkommen, also freut Euch“.

Kaum beim ca. 5 Hektar umfassenden Baumarktareal angekommen, zerfällt die bis dahin intakte Familie und der Patriarch steht alleine im Eingangsbereich und ist sich scheinbar selber überlassen. Jetzt ist Eile geboten, schnell in die Gartenabteilung zu den Möbeln. Schnell in die Hollywood¬schaukel gesetzt, die Zeitung raus geholt und entspannen. . . . für 10 Sekunden. Denn dann hört man schon aus der Ferne „fragt Euren Vater ob Ihr das haben dürft“. Man könnte jetzt sicher proaktiv mit der Angelegenheit umgehen und ganz der abgeklärte Erwachsene, diese Situation sachlich regeln oder so wie ich ignorieren und hoffen das man(n) nicht gefunden wird. Nicht das Sie mich jetzt falsch verstehen, hätte ich nur ein Funken Hoffnung das Ratio und ein fachlich fundiertes Gespräch zur Lösung beitragen könnten, ich würde sofort das Heft in die Hand nehmen und meinem Nachwuchs entgegen eilen. Aber nach gefühlten 1.000 Versuchen habe ich es aufgegeben und versuche die letzten 10 Sekunden der kontemplativen Ruhe zu genießen.

Und dann beginnt das Baumarkt VaterKindRitual, welches strengen Regeln unterliegt und mir regelmäßig aufzeigt, dass der Film „und täglich grüßt das Murmeltier“ keine Fiktion sondern ein knallharter Sachfilm ist. „Ah da bist Du ja!!!!!“ Der Satz wird begleitet von einem vorwurfsvollen Blick des Zweitgeborenen. „Du Papi ich hab da mal ne Frage.“ „Nein“ „Wieso nein. Du weißt doch gar nicht was ich fragen will!!!“ Wieder garniert mit dem Vorwurfsblick. „Na gut, was willst Du?“ „Krieg ich eine Ratte???“ Jetzt mit Bettelblick. „Nein“ „Aber wieso denn nicht? Ich kümmer mich auch ganz dolle darum!!!“ Diesmal mit weltmännisch verantwortungsvollem Blick *seufz*. Jetzt kommt Sohn Nummer eins dazu und schreit dazwischen „Papa, komma schnell mit. Ich will Dir was zeigen.“ „Äh, Dir ist aufgefallen das ich mich grade mit Deinem Bruder unterhalte?“ „Was ? egal. Komm schnell.“ „Papi, was ist denn jetzt mit der Ratte?“ „Nein“ (spreche ich Kibunti oder weswegen versteht er mich nicht?). „Ach komm schon. Alle haben eine Ratte und die ist ganz süß“ „Erstens weil dein Zimmer so unordentlich ist, dass da kein Platz für ne Ratte ist und zweitens weil Delia (unsere Hündin) sie fressen würde und Lebendfutter ist mir einfach zu teuer.“ „PAPA!!!!“ Jetzt erboster Blick. Nun kommt Sohn Nummer eins zurück gerannt „Papa wo bist Du denn?“ Die Zeit der Ruhe ist nun endgültig vorbei und der Stresslevel steigt. Ich trotte verdrossen meinem Erstgeborenen hinter her.“Da schau, das kauf ich mir jetzt!!“ Ich schaue in ein Terrarium in dem eine an Hospitalismus leidendende Echse hockt. „Leopard Gecko“ les ich. Aha. „Wie kommst Du auf das schmale Brett, dass Du das jetzt kaufen wirst?“ Frage ich neugierig? „Na weil ich das Geld zusammen gespart habe und Du immer sagst, dass ich damit machen kann was ich will“ Das triumphierende Grinsen in seinem Gesicht spricht tausend Bände. So hat sich Ali nach seinem Boxkampf mit Foreman gefühlt. Aber nicht mit mir. „Wenn der seinen Gecko kriegt will ich aber auch meine Ratte.“ Folgt der Einwurf von Nummer 2. „Ho Brauner“, brems ich beide ein. „Erstens wo soll das Vieh drin leben und zweitens nein“. „Na in einem Terrarium bei mir im Zimmer und zu zweitens wohl“. Jetzt kommt mein Trumpf „Hast Du denn Geld für das Tier, das Zubehör und Futter? Das kostet alles zusammen sicher über 100 Euro“. Das war Mister Evil bisher wohl nicht klar und man sieht Ihn geistig alles Gesparte addieren. „Du Papa“, beginnt seine Antwort nach der geistigen Inventur seines Schatzes,“leihst Du mir was?“ „Nein“ „Männo Du bist unfair. Ich geh zur Mama“ „Mach das und beschwer Dich ruhig“. Sohn Nummer 2 folgt ihm sowohl zur Unterstützung für die schweren Verhandlungen, als auch um seine Ratte hier noch einmal zur Sprache zu bringen. Meine Chance wieder in Deckung zu gehen.

Diesmal versuche ich es 3 Gänge weiter in einem Papasan. Kaum liege ich bequem und freue mich über die Ruhe dieser Abteilung (kann man diese CD´s mit den Naturgeräuschen wohl auch für Zuhause kaufen?), rollt der Tsunami auf mich zu. „Schatz?!?!“ Hm, nicht antworten wäre unhöflich. Vielleicht soltle ich so tun als ob ich schlafe?! Ich entscheide mich für die Variante der sehr in seine Zeitung vertieften Lesers. „Schatz? Ach hier bist Du!!! Warum sagst Du nichts?“ Vorsicht Fangfrage!!! „Äh hi Maus, hab Dich nicht gehört. Bist Du fertig? Können wir gehen?“ Vorsichtig luge ich in den Einkaufswagen, um zu sehen was mich in der nächsten Zeit als Deko erwarten wird. „Die Kinder sagten Du hättest sie zu mir geschickt wegen der Tiere. Soll ich das jetzt entscheiden?“ Ok, da sind wohl die Informationen nicht ganz korrekt übermittlet oder ggf. schon im Kinderhirn gefiltert worden, Was solld en überhaupt der anklagende Ton? Immerhin hat sie mit diesem „Kinder fragt mal das andere Elternteil Spielchen“ angefangen!!! Ich kontere mit einem überzeugenden „Hä“ Obwohl das in Prinzip alles sagt konkretisiere ich das noch weiter „Nein ich habe es verboten. Die Kinder sind zu Dir um sich zu beschweren“ „Stimt gar nicht, das war anders“ kräht es aus 2 Mündern. ich werde langsam unentspannt. Da soll man als Familienvater nicht zum Biertrinker werden. Ich glaube die deutschen Männer werden nur deswegen immer dicker, weil Sie aktiv mit der Zugabe von hopfenhaltigen Getränken für Frieden in der Familie sorgen (also bei sich). „Warum denn nicht?“ Obwohl meine Frau auch kein weiteres Getier im Haus haben will macht sie jetzt einen auf Anwalt. Na toll, auch ne Art sich bei den Kindern ein zu schleimen. „Na weil das mit den Hunden nicht funktioniert und weill die Zimmer der beiden so unordentlich sind, dass man ne Karte braucht um das Bett zu finden.“ „Gar nicht wahr!!!!“ kommt es wieder aus der Ecke der Sitzriesen. „Na da hat der Papa aber recht.“ Ich kenne keinen der so flink auf den rethorischen Beinen ist wie meine Frau. Respekt! Jetzt kocht der Zorn des kleinen Volkes. „Aber Mama.“ „Das ist gemein“ und weitere sachdienliche Argumente, gepaart mit steigender Lautstärke und weinerlichen Tonlage folgen. Ich werde wohl noch mal beim Getränkehändler vorbei müssen. Soviel Bier habe ich gar nicht mehr Daheim. Mittlerweile haben die Jungs sich mit dem Schicksal abgefunden und schmollen. Meine Frau dreht sich um und schaut mich vorwurfsvoll an „Was schaust Du denn so genervt. Du hast doch nur wieder im Gartenbereich rumgelegen während ich die Deko besorgt habe und mich um die Kinder kümmern musste!!!!!“ Na schönen Dank und bis zum nächsten Mal.
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