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Alt 23.09.2006, 22:15   #1
oufront
 
Dabei seit: 06/2006
Beiträge: 17


Standard Nur Befehle

ein weiterer, unglaublicher text von oufront's lea-won.
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nur befehle

er rät ihr hier nie mehr vorbeizukomm'
sonst werde sie gleich genomm' - auf die polizeistation
sie, sie wühlt im müll, sucht nach essbarem
zwischen hetzjagden - trendmarken - und s-bahnen
er spottet mit seinen kollegen
weil sie sich bückend bemüht um kleingeld von denen
die es haben - doch hier sucht sie leider vergebens
er hat gut lachen, er hat keine probleme
außer die miete, doch dafür tut er das alles
für ein paar bier am feierabend, dafür sputet und handelt
er - und für die allimente
für seine verlorene tochter - die familie beendet
von der frau, die er liebte, doch die es nicht aushielt
wenn er nach dem schuften mit knurren abends wieder ins haus fiel
es ist ein wideres schauspiel, doch damit kommt er jetzt klar
er wünscht sich nur die beförderung für das kommende jahr
doch irgendwo weiß er es und ist wirklich sehr traurig
er hat keinen ausblick aus seinem hautengen outfit
es quält ihn, doch noch merkt er es nich
wozu all die härte ihn zwingt, die ihn täglich zerfrisst
die jeden hier knickt - wenn er es will
wir folgen ihm aufs wort, wenn er es will
er kontrolliert uns, doch wer kontrolliert ihn?
der typ, der darüber entscheidet, ob sein konto einfriert.

ich hasse ihn, doch er macht nur seinen job
du hast ihn, doch er macht nur seinen job
er hasst sich selbst, folgt stur einem trott
einem befehl, ein zwang durchdringt seinen körper und kopf

bewaffnet, gepanzert folgt er seinem einsatzleiter
auf der jagd nach widerwilligem freiwild, genannt steineschmeißer
und vielleicht hat er heute glück und kriegt was zwischen die finger
oder unter den knüppel, ein leichtes opfer wünscht er sich immer
abenteuer, adrenalin, er kämpft hier fieberhaft
als langer arm des gerechten auf dem kriegsschauplatz
er weiß nicht wofür, doch das liegt nicht an ihm
er merkt nicht, dass er benutzt wird, die maschinerie mit ihm spielt
in ihm steigt der drang, das ziel auszuradieren
und ihm kann dabei kaum was passieren
denn die, die ihn schicken, die haben die macht
und wird ihm was vorgeworfen, dann hat er's gar nicht gemacht
oh, es is für ihn und sein team ja so einfach
einfach provozieren und dann beginnt wieder ne treibjagd
sie haben nen auftrag, befolgen befehle
werden zu robotern, doch eigentlich wolln sie nur leben

und ich hasse ihn und das nicht mal mit unrecht
und du hasst ihn und das nicht mal mit unrecht
lasst ihn uns hassen und daraus was machen
doch wetten? er hasst sich selbst

sie hasst sich selbst für das, was sie tut
doch eine stimme im kopf redet ihr ein: alles wird gut
und das, was sie macht, das ist nicht ihre entscheidung
also wozu widerstand leisten, sonst hieße es für sie ja schnell heimflug
und was sie von zuhause kennt, ist nur nackte gewalt
jeden tag - ihr leben lang, sie kennt es zu nah
um selbst anders zu sein - sie handelt determiniert
manche suchen ne antwort, doch finden nicht den fehler in ihr
es ist der fehler in dir, in jedem menschlichen wesen
das lernt im kampf um recht münder und hände zu knebeln
oh, es ist gar nicht so schwer
versuch es selbst, du wirst merken, ein körper ist schnell gar nichts mehr wert
fleisch und knochen - jetzt wird gleich gekrochen
das blut, die sehnen, das leben leicht gebrochen
sie wird gefragt, wie sie zu so etwas fähig war
sie sagt jeden tag - ihr leben lang - ein befehl



(C) Lea-Won
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