Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Gefühlte Momente und Emotionen

Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 20.05.2021, 22:42   #1
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Standard Der Wachturm von San Juan

Alte Mauern, tiefe Risse,
unerbittlich nagt die Zeit.
Auf der kühlen Schattenseite,
macht sich Efeu stetig breit.

In den späten Sommertagen,
fliegen Schwalben ein und aus.
Irgendwo aus ihrem Schlupfloch,
dringt das Kichern einer Maus.

Stolz ragt er über die Klippen,
wie ein Wächter übers Meer.
Seinen Thron mit nassen Lippen,
küssen Wellen, feucht und schwer.

Windes Hauch umstreicht ihn lieblich,
selbst die Zeit macht gerne Halt.
Und der Wachturm wartet friedlich
auf sein nahes Ende bald.

Geändert von Ex-Pennywise (21.05.2021 um 00:39 Uhr)
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2021, 21:37   #2
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Hi Pennywise,

Schön geschrieben, sehr glatt und lesbar. So mag ich das
Und am Ende muss irgendwie die Inversion weg.

Ganz wenige Punkte / Vorschläge, die ich ansprechen möchte:

Strophe 1:
Auf der kühlen Schattenseite,
zeigt sich Efeu weit und breit. <- wie wäre das?

"macht sich stetig breit." betont, dass es andauernd wächst.
Vielleicht wolltest du sagen, dass es überall wächst, daher mein Vorschlag.

Strophe 3:
Wie ein Wachturm auf den Klippen,
blickt der Wächter übers Meer.


Deine Formulierung hält den Rhythmus nicht ein.
"Stolz ragt er über die Klippen," XxxXxxXx ? xXxXxxXx ? ... unklar :-)
wie ein Wächter übers Meer." XxXxXxX <- so war das ja geplant!

Strophe 4:
Windes Hauch umstreicht ihn lieblich,
selbst die Zeit macht gerne Halt (sehr schönes Bild & schöner Vers)
und der Wachturm wartet friedlich,
bis die Bordkanone knallt. (Gefällt mir besser als die hässliche Inversion in: "auf sein nahes Ende bald.")

Gutes Gedicht, insgesamt.

Liebe Grüße,
-MiauKuh
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2021, 22:09   #3
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin MiauKuh,

danke für Deine intensive Auseinandersetzung mit meinem Wachturm.
Einiges davon werde ich aufgreifen und bei mir nochmal abändern. Das mache ich, wenn es mir schlüssig erscheint. Und das tut es in Teilen.

Zitat:
zeigt sich Efeu weit und[/B] breit. <- wie wäre das?

"macht sich stetig breit." betont, dass es andauernd wächst.
Vielleicht wolltest du sagen, dass es überall wächst, daher mein Vorschlag.
Das würde ich persönlich so belassen. Der Grund ist, dass ich mit dem stetigen Wachsen (stetig= über eine lange Zeit) ausdrücken will, dass der Turm sehr alt ist und seine besten Jahre hinter sich hat. Daher passt das mit der Bordkanone (obwohl ich das als Schlußpointe richtig gut finde) nicht so ganz. Der Turm wird in einer Zeit beschrieben, in der keine Bordkanonen mehr benutzt werden. Es ist eine Ruine.

Zitat:
Strophe 3:
Wie ein Wachturm auf den Klippen,
blickt der Wächter übers Meer.


Deine Formulierung hält den Rhythmus nicht ein.
"Stolz ragt er über die Klippen," XxxXxxXx ? xXxXxxXx ? ... unklar :-)
wie ein Wächter übers Meer." XxXxXxX <- so war das ja geplant!
Die anderen Punkte teile ich, wobei mir das in Strophe drei erst gar nicht aufgefallen ist.
Mein Vorschlag:

Zitat:
Alte Mauern, tiefe Risse,
unerbittlich nagt die Zeit.
Auf der kühlen Schattenseite,
macht sich Efeu stetig breit.

In den späten Sommertagen,
fliegen Schwalben ein und aus.
Irgendwo aus ihrem Schlupfloch,
dringt das Kichern einer Maus.

Überdauernd auf den Klippen,
ragt der Wachturm übers Meer.
Seinen Thron mit nassen Lippen,
küssen Wellen, feucht und schwer.

Windes Hauch umstreicht ihn lieblich,
selbst die Zeit macht gerne Halt.
Und der Wachturm wartet duldsam
auf des Meeres Urgewalt.
.
Klingt das runder? Ich bin noch nicht ganz sicher. Aber mit der Inversion hast Du absolut Recht. Ich denke, sie ist halbwegs elegant aus dem Wege geräumt worden. Bin mir nur von der Betonung in Strophe drei noch etwas unsicher. Ich weiß nicht, ob das Problem gelöst ist. Eine Stelle, die mir etwas Kopfzerbrechen bereitet.

Danke Dir.

Gruß

Pennywise








Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
Hi Pennywise,

Schön geschrieben, sehr glatt und lesbar. So mag ich das
Und am Ende muss irgendwie die Inversion weg.

Ganz wenige Punkte / Vorschläge, die ich ansprechen möchte:

Strophe 1:
Auf der kühlen Schattenseite,
zeigt sich Efeu weit und breit. <- wie wäre das?

"macht sich stetig breit." betont, dass es andauernd wächst.
Vielleicht wolltest du sagen, dass es überall wächst, daher mein Vorschlag.

Strophe 3:
Wie ein Wachturm auf den Klippen,
blickt der Wächter übers Meer.


Deine Formulierung hält den Rhythmus nicht ein.
"Stolz ragt er über die Klippen," XxxXxxXx ? xXxXxxXx ? ... unklar :-)
wie ein Wächter übers Meer." XxXxXxX <- so war das ja geplant!

Strophe 4:
Windes Hauch umstreicht ihn lieblich,
selbst die Zeit macht gerne Halt (sehr schönes Bild & schöner Vers)
und der Wachturm wartet friedlich,
bis die Bordkanone knallt. (Gefällt mir besser als die hässliche Inversion in: "auf sein nahes Ende bald.")

Gutes Gedicht, insgesamt.

Liebe Grüße,
-MiauKuh
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2021, 23:37   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877

Hsööo Pennywiese,ich schließe mich mit meinem Lob MiauKuh an, seinen kritischen Anmerkungen auch Diese Strophe hat es mir besonders angetan:

Stolz ragt er über die Klippen,
wie ein Wächter übers Meer.
Seinen Thron mit nassen Lippen,
küssen Wellen, feucht und schwer.

"Stolz" ist kein passendes Attribut für einen Turm. Ich glaube, einem Turm ist diese menschliche Eigenschaft völlig fremd. Vielleicht : "Hoch ragr er...".
In Deiner Fassung ragt der Turm stolz über die Klippen (was soll das Komma nach Klippen?). Vielleicht ; "Hoch ragt er über die Klippen als ein Wächter...".
MiauKuh ist mit der X-serei nicht zu Rande gekommen.
Ich sehe das so:
Stolz (oder hoch) ragt er über die Klippen - für mich beginnt der Vers mit einem hier ganz angebrachten Hebungsprall.

Stolz ragt er über die Klippen : XXxXxxXx

Die Inversionen stören mehr als sie dem Lesefluss fördern.

"Seinen Thron mit nassen Lippen,
küssen Wellen, feucht und schwer."
Hier kann der fatale Irrtum entstehen, der Thron hätte nasse Lippen. Du unterwirfst Dich dem Reimzwang und, wo hast Du auf einmal einen Thron her?

Genug. Ich will das Gedicht nicht völlig zerlegen. Mir hat es gefallen und mit ein paar Pinselstrichen wird das ein hübsches Gemälde.
Liebe Grüße,
Jeinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2021, 00:14   #5
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin Heinz,
danke für Deinen Besuch hier. Ich gebe zu, dass mich die X-serei wirklich etwas verunsichert hat. Ich habe von da an Probleme gehabt, es zu betonen. Ganz gleich, ob ich es laut gelesen habe, oder eben nicht. Da scheiden sich aber ja ganz offensichtlich die Geister. Ich habe es abgewandelt drunter gesetzt, sehe aber noch nicht ganz klar den Nutzen darin. Morgen in ausgeruhtem Zustand vielleicht.

Beim Begriff "stolz" bin ich nicht wirklich der gleichen Meinung. Per Definition kann ein Gebäude durchaus stolz sein. Das stolze Schloss zum Beispiel ist durchaus gängig. Das stolze Schiff. Hier wird stolz ergänzend zu mächtig oder imposant durchaus verwendet.
Beim Komma bin ich natürlich total bei Dir. Da ist der Kommawahn mit mir durchgegangen.

Bei der nächsten Begrifflichkeit muss ich auch nochmal intervenieren. Nicht, dass ich noch unbelehrbar rüberkomme.
Der Thron! Ganz klar eine bewusst gewählte Metapher. Der Turm thront auf den Klippen. Somit habe ich die Klippen zu seinem Thron werden lassen.
Bei den Inversionen bin ich wieder bei Dir. Wobei mir der Thron mit den nassen Lippen so noch nicht in den Sinn kam. Wenngleich ich bei dem Bild in meinem Kopf -womöglich durch Schlafmangel bedingt- ausgiebig grinsen muss.
Ich finde es da etwas weniger frappierend, als beim von MiauKuh erwähnten Ende. Dies habe ich abgewandelt.

Ich find gut, dass wir kontrovers drüber reden. Das mag ich. Konnte ich Dich mit meinen Argumenten zum Thron und zum stolzen Gebäude überzeugen?
Du hast mich jedenfalls mit den Inversionen überzeugt.

Es grüßt aus Köln zum Niederrhein

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.05.2021, 10:18   #6
weiblich PetScha
 
Benutzerbild von PetScha
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: NRW
Alter: 60
Beiträge: 78

Hallo Pennywise,

Dein Gedicht habe ich mit Freude gelesen. Ich mag alte,verfallende Gebäude und das Meer, beides hast du mir lebhaft vor Augen geführt.

Da du fragtest: Klingt das runder? Ich hätte einen Vorschlag für die letzte Zeile.

Statt " ... auf des Meeres Urgewalt" "auf Gezeiten Urgewalt". Das würde, meiner Meinung nach, die Vergänglichlichkeit im Lauf der Zeit noch etwas mehr betonen.

Ob es dadurch runder klingen würde, weiß ich aber nicht.

Gruß, PetScha
PetScha ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.05.2021, 16:12   #7
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin PetScha,

Du hast Recht. Die Variante gefällt mir auch gut. Danke Dir für die Anregung und fürs Lesen.

Grüße

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Der Wachturm von San Juan

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Don Juan in Dichterlaune Ex-Serpentina Humorvolles und Verborgenes 8 09.05.2018 19:41
Kirche San Juan Chamula Rosenblüte Fantasy, Magie und Religion 2 26.08.2014 17:08
Don Juan AndereDimension Humorvolles und Verborgenes 2 20.05.2012 21:57
Don Juan Heinz Liebe, Romantik und Leidenschaft 4 26.12.2010 17:48
Don Juan Heinz Liebe, Romantik und Leidenschaft 6 28.10.2006 22:59


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.