Volles Rohr

[Ilka-Maria]

Mir machen Bleistiftakrobaten
und Tastentänzer wenig vor:
In ihrem Wahn als Lyrik-Paten
beschießen sie aus vollem Rohr
die armen Seelen, denen Dichtung
als hohes Gut noch heilig ist,
sie trifft der Mist aus jeder Richtung,
in der man Kunst an Willkür misst.
Die Schamesröte trifft daneben:
Sie tritt den Lesern ins Gesicht,
weil sie sich mit was abgegeben,
das camoufliert war als Gedicht.

19.05.2021

[Ex-petrucci]

Das Gedicht ist fast rassistisch, aber gut geschrieben.
Die Haltung kritisiere ich. Die Textarbeit nicht.

[Ex-Pennywise]

Sorry, aber wo bitte ist das rassistisch? Sollten wir die Begrifflichkeit nochmal erörtern?
Ich finde, in dem Gedicht schwingt allenfalls eine gewisse Überheblichkeit mit. Rein von der Form her finde ich es gelungen.

[Ex-petrucci]

Hallo Pennywise,

jeder Mensch besitzt das Recht, nach seinen Möglichkeiten zu schreiben.
Und viele Menschen benötigen das und sollten deswegen, egal wie gut oder schlecht ein Text ist, nicht verspottet oder ausgegrenzt werden.

Ich persönlich mag es nicht, wenn ein schlechter Text oder ein niederer IQ wie eine andere Hautfarbe behandelt und verurteilt wird. Wahrscheinlich existiert der Begriff nicht, für mich ist das jedoch Intelligenz-Rassismus.

Viele Menschen wissen nicht, wie man gute Texte schreibt und trotzdem besitzen die schlechten Texte viel Wert für die Autoren. Vielleicht verfolgen diese nicht den Anspruch, besser zu schreiben. Das wahre Dichtergen ist eben sehr selten, wie ich finde.
Hier sollte man Verständnis zeigen und sehr feinfühlig kritisieren und das respektieren.

Die Erklärung ist nicht gegen Ilka-Maria gerichtet und soll sie nicht bewerten. Außerdem ist die Rubrik ja Humorvolles, dass dem Thema Ernsthaftigkeit nimmt. Mir geht es allein um die Botschaft. Auch bin ich nicht gut darin, die passenden Begrifflichkeiten zu finden. Ich erkläre mir alles eben auf meine Art.

Falls ich hier Befindlichkeiten verletzt haben sollte, tut mir das leid.

[Ex-Pennywise]

Also meine nicht. Und ich gebe Dir von der Sache sogar Recht.
Ich denke, wenn man kritisiert, sollte man es so machen, dass der nicht so gute Schreiber nicht gleich die Flucht ergreift, sondern Verbesserungen vornehmen kann. Ilka macht dies aber doch des öfteren, so dass man auch etwas daraus mitnehmen kann. Leider ist das hier aber auch sehr oft nicht so.

[Ilka-Maria]

Zitat von petrucci

Die Erklärung ist nicht gegen Ilka-Maria gerichtet und soll sie nicht bewerten. ...

Falls ich hier Befindlichkeiten verletzt haben sollte, tut mir das leid.

Kein Problem, ich bin nicht überempfindlich. Mir war ohnehin sofort klar, dass der Begriff "Rassismus" offensichtlich auf ein semantisches Problem zurückzuführen ist. Gemeint war wohl "Diskriminierung".

Außerdem finde ein Plastikwort wie "Intelligenz-Rassismus" nicht nur völlig unbrauchbar, da es sich jeder vernünftigen Definition entzieht und obendrein nicht mit meinem Text nicht in Einklang zu bringen ist, ohne sich in Widersprüche zu verwickeln (geht es in dem Kommentar denn nun um intelligent oder nicht doch um die Verteidigung schlecht geschriebener Texte?), sondern völlig überzogen. Allerdings wundert mich das nicht, denn da ich in diesem Land geboren bin, ist mir das urdeutsche Merkmal extremer Reaktionen nicht fremd.

Richtig ist, dass jeder Mensch das Recht hat, zu schreiben, was er mag. Genauso hat aber auch jeder Mensch, der das Arbeiten mit Sprache liebt, das Recht, sich von schlechten Texten nicht behelligen zu lassen. Lässt er sich davon behelligen, hat er das Recht dazu, sie zu bewerten, wie sie sind, nämlich brillant, gut, weniger gut oder für die Mülltonne. In einem Literaturforum kann man erwarten, dass ein Schreiber Ansprüche an sich selbst stellt, bevor es seine Leser tun.

Um diesen Austausch geht es in einem Literaturforum, nicht um Welpenschutz, Bauchpinselei und sonstige Nettigkeiten, die einen Schreiber nicht weiterbringen. Ein Schreiber, der besser werden will, nimmt seine Kritiker ernst. Wer indessen ehrliche Kritik nicht aushält, sollte seine Texte in der heimischen Schublade lassen.

Zum Abschluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass es niemanden zu verteidigen gibt, da mit meinem Text niemand Bestimmtes angesprochen ist, sondern er vielmehr generalisiert. Fazit: Viel Geschrei um gar nichts.

[Ex-petrucci]

So war das nicht gemeint. Du hast mit deinen Ausführungen nicht ganz unrecht.