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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 16.05.2021, 02:44   #1
männlich Heinz
 
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Standard Trinklied

Auf felsigem Grunde an sonnigen Hügeln, da blühen
die Reben und reifen die Trauben vom Frühtau benetzt und
den Strahlen der Sonne geküsst an der Mosel, der Ahr und
der Nahe, der Ruwer und auch an den Ufern des Rheins.

Wir lesen die Trauben, wir keltern die köstlichen Früchte,
und zaubrische Kräfte besorgen die Gärung des Mostes.
Den fertigen Wein in der Tonne verschließen wir sorglich
in Flaschen, kredenzen den himmlichen Tropfen in Gläsern
und laden auch Bachus, den göttlichen Säufer zum Umtrunk
an unserer Tafel mit ein.

Aus dem Glase rinnt der Wein
durch die Kehle in den Magen,
dringt dann weiter bis ins Blut
und von da in unsre Seelen,
die beseligt Worte stammeln,
bald jedoch die schönsten Lieder singen.

Jubelchöre schallen mächtig
aus dem Saal hinauf zum Himmel,
Wolken freuen sich ob des Gesangs,
saugen auf die heitren Noten,
um sie dann im nächsten Lenz
auf die Reben abzuregnen.

Die erfreuen sich des Segens aus dem Äther,
können dank der frohen Lieder frisch gedeihn,
und so wird aus Lust am Leben etwas später
wieder uns zur Freude neuer Rhein- und Moselwein.

Geändert von Heinz (16.05.2021 um 10:27 Uhr)
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Alt 16.05.2021, 11:20   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Heinz

ein schönes lebensfrohes Gedicht!

Damit ich jetzt nicht den Eindruck mache, als hätte ich nichts Gewichtigeres beizusteuern als ein quickly mir gefällt's: in Blankversen. Schön geschrieben, es tut gut, mal etwas darüber zu lesen, dass man auch mal genießen darf.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.05.2021, 11:51   #3
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.877

Liebe Silbermöwe,
ein Gruß und gar ein Lob von Dir am heiligen Sonntag - danke!
Ich werde den Rest des sonntäglichen Vormittags damit verbringen, bei meinem Trinklied nach Blankversen zu suchen.
Eigentlich habe ich gedacht, dass ich die ersten beiden Strophen in Daktylen (verwegen wäre zu behaupten, ich hätte sie in Amphibrachys geschrieben), die dritte und vierte Strophe in vierhebigen Trochäen geschrieben habe, um in der letzten Strophe zu zeigen, dass ich auch reimen kann, mit drei sechshebigen Versen und einem siebenhebigen Schlussvers aufzutrumpfen.
Der Blankvers, den ich in mein Herz geschlossen habe, liebe Silbermöwe, besteht aus fünfhebigen Jamben, ist ungereimt und hat mal männliche, mal weibliche Kadenzen.
Aber die Hauptsache hast Du treffsicher erkannt: Es lebe das Leben, der Leichtsinn, der Suff! (weiter zu zitieren verbietet mir meine angeborene Schamhaftigkeit)
Liebe Grüße!
Hienz
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Alt 16.05.2021, 13:04   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Heinz,

da habe ich wohl gründlich daneben gelegen, sorry!
Aber eines ist nicht schlecht, jetzt hat der Leser eine ausführliche Erklärung von dir bekommen:

Zitat:
.die ersten beiden Strophen in Daktylen (verwegen wäre zu behaupten, ich hätte sie in Amphibrachys geschrieben), die dritte und vierte Strophe in vierhebigen Trochäen geschrieben habe, um in der letzten Strophe zu zeigen, dass ich auch reimen kann, mit drei sechshebigen Versen und einem siebenhebigen Schlussvers aufzutrumpfen.
Danach werde ich das Gedicht noch einmal studieren.
Ich dachte, nur Blankverse reimen sich nicht...

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.05.2021, 14:00   #5
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.877

Liebe Silbermöwe,
richtig ist, dass Blankverse keinen Endreim haben, sie sind halt "blank" von Reimen.
Wenn ich nicht ganz falsch liege, reimen sich die meisten Gedichte nicht und es ist nicht etwa so, dass diesen Versen etwas fehlt. Denk nur mal an die Ilias oder Odyssee von Homer, die Römischen Elegien von Goethe, die großen Dichtungen Shakespeares (Romeo und Juli: Es war die Lerche, nicht die Nachtigall = xXxXxXxXxX (hier 5-hebige Jamben, wie es sich für den Blankvers gehört).
Der Endreim ist quasi von den Kreuzrittern aus Arabien mitgebracht worden. Die älteren (deutschen) Gedichte hatten andere Gestaltungsmittel (den Stabreim), die griechischen Dichtungen leben vom wiegenden Rhythmus des Hexameters - alles ohne Endreim.
Im Faust II gibt es eine wunderbare Stelle, in der die Griechin Helena sich über die Ausdrucksweise des Faust wundert und sie langsam beginnt, die Worte (die mit Endreimen) aneinander zu schmiegen. Vor der Trennung von Faust fällt sie dann wieder in die "griechische" Ausdrucksweise zurück.
Diese "reimtechnische" Annäherung der griechisch sprechenden Dame an den deutsch redenden Faust und ihre Abwendung (im Theaterstück reden ja beide deutsch) ist von Goethe genial dargestellt.
Bei einem Gedicht kommt es ja erst einmal darauf an, dass es dem Leser mundet, ihm "schmeckt". Wie der Verfasser es schafft, etwas Genießbares zu schreiben, bleibt weitestgehend sein Geheimnis. Stell Dir vor, bei einem leckeren Menu käme der Koch und würde seine Zutaten, Küchentricks usw.
schildern. Da bist Du pappsatt, bevor Du eine Gabel in den Mund geschoben hast.
Wenn man nach dem genuss nach Einzelheiten der Zubereitung und der Zutaten fragt, schwillt dem Koch die Brust und der Verfasser kann mit seinen Erläuterungen glänzen.
Ich habe allerdings einmal erlebt, wie ein großer Lyriker (Peter Huchel) die Frage einer Kommilitonin nach dem Sinn seines Gedichts mit den harschen Worten abbügelte: "Das steht alles in meinem Gedicht, Sie müssen nur lesen!"
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 03.02.2022, 21:53   #6
männlich Georg C. Peter
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Jubelchöre schallen mächtig
aus dem Saal hinauf zum Himmel...
Lieber Heinz,

nicht nur gratuliere ich (nachträglich) zur gelungenen Hymne über den vergorenen Traubensaft,
nein, auch heiße ich Dich mit Jubelchören (siehe oben! )
nach läng'rer Abstinenz erneut im Dichterforum willkommen!

Liebe Grüße sendet Freund Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.02.2022, 23:14   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Georg C. Peter Beitrag anzeigen
nach läng'rer Abstinenz erneut im Dichterforum willkommen!
Der Barde ist zurück! Einer der Getreuesten.
Und darauf hebe ich heute ein Glas Rotwein.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2022, 01:20   #8
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
lieber Georg,
ja, ich war lange in der Versenkung verschwunden, habe ein paar schwer wiegende Probleme zu lösen gehabt und freue mich, einfach wieder bei Euch zu sein. Gedichte kullern ja nicht so mir nix, dir nix aufs Papier, aber Ideen habe ich genug gesammelt. Der Frühling liegt in Lauerstellung, und der hat mich ja schon öfter inspiriert. Und mit einem Glas Rotwein sollte es doch klappen, Neues aufs Papier zu bringen.
Liebe Grüße aus dem Hagen des Reimers, also aus Reimershagen!
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2022, 07:36   #9
weiblich DieSilbermöwe
 
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Lieber Heinz,

schön, dass du wieder da bist! Ich freue mich auf neue Gedichte von dir.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2022, 07:03   #10
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
und laden auch Bachus, den göttlichen Säufer zum Umtrunk
Bacchus, lieber Heinz, nicht Bachus.

Liebe Grüsse

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2022, 22:36   #11
männlich Heinz
 
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Liebe Corazon,

hab ich doch ein Ce vergessen,
Gott verzeih mir armen Wicht,
war wohl allzu sehr aufs Ce versessen,
brauchte es beim Singen. Aber nicht
und nimmer schläft Dein wacher Sinn,
also schreib ichs jetzt hier hin.
Was wäre ohne dieses Ce denn Corazon?
Ein missgeratner, falscher Ton!

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2022, 04:47   #12
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Aber nicht
und nimmer schläft Dein wacher Sinn
Lieber Heinz,
ich bin immer für Dich da.

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Gott verzeih mir armen Wicht
Man sagt ja

"Gott verzeiht.
Corazon niemals."

Aber für dich gilt das nicht. Ich verzeihe dir eigentlich alles.
Da schliesse ich mich Gott an.

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
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