Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 17.02.2010, 12:16   #1
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302


Standard Am Abgrund des Unglaubens

Am Abgrund des Unglaubens


Es ist fast ein Flüstern und sie blickt mit unübersehbarer Arroganz in seine Richtung.

„Ich bin Gott!“

„Das haben schon viele behauptet.“

Er nimmt seinen Kopf zurück und schiebt die geöffnete Faltmappe einige Zentimeter von sich.

„Von einem weiblichen Wesen hab ich´s zwar noch nie gehört, aber man hört alles irgendwann mal ein erstes Mal. Und: welche Beweise können sie für ihre…hm…etwas gewagte Behauptung erbringen, junge Frau?“

„Wollen Sie wissen wie es im Himmel aussieht?“

Ihre Augen blicken fragend und - diesmal – fast unschuldig in seine Richtung.

„Wenn, dann schon eher wie es dort drunten – unter uns – in der Hölle aussieht!“

Seine Mundwinkel krümmen sich – fast wie gegen seinen Willen - zu einem Schmunzeln in Richtung Ohren.

Der Mann kniet vorgebeugt im Rasen. Ein winziger Fuß, der in einem weißen Söckchen steckt, lugt an seinem rechten Knie vorbei. Das gesockte Füßchen ist schmutzig und das weiße Söckchen am oberen Rand schwarz gefleckt. Das winzige Schienbeinchen ist mit einer schwarzen Flüssigkeit verschmiert.

Die Szenerie wäre farblos, wenn man davon absieht, dass Schwarz und Weiß Farben sind. Eine reine schwarz-weiße Szene also. Der Mann erhebt sich, wendet sich mit gebeugtem Kopf um. Der Körper des kleinen Mädchens ist für den Betrachter jetzt unverdeckt. Das Kind ist nackt bis auf die Socken an den Füßen. Sein Körperchen ist übersät mit grauen Flecken und eine schwarze Flüssigkeit strömt in kleinen Rinnsalen träge aus ihrem mageren Brüstchen - ähnlich einer Quelle - die zu vielen winzigen Bächen wird.

Der Mann ist von großem hagerem Körperbau. Wallendes weißes Haar umweht seinen Kopf als würde ein Wind sich in ihnen verfangen. Um seine Schultern gehängt – der finstere Talar eines Richters. Sein nackter Körper trübt fahl zwischen dem Umhang hervor, wie hinter den Teilen halb beiseite geschobener Vorhänge.

Er hebt seinen Kopf. Blicklose Augen tasten in Richtung des geheimen Beobachters. Schwarze Tropfen hängen viskos an seinen Lippen, ziehen langsam Linie neben Linie zum kantigen Kinn.

„Oh Gott - du Vater?!“ .

Es ist seine eigene grelle Stimme, die ihn lautlos in Millionen Stücke zerreißt. Und er spürt, dass seine Seele in gleichen Moment verbrennt.

Sie lächelt ihn an, nickt ihm aufmunternd zu.

„Glauben sie mir nun, Doktor?“
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2010, 22:28   #2
männlich Ex-pyja8
abgemeldet
 
Dabei seit: 02/2010
Beiträge: 41


hey,

sehr schön, wie du mit deinen worten bilder malst,
vor allem die teils sehr verschleierten szenen
find ich ziemlich herausstechend!
konnte mir die farblosen momentaufnahmen gut
vorstellen!

gefällt mir!

lg pyja!
Ex-pyja8 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2010, 23:24   #3
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302


detto hey - pyja8;

freut mich, dass du mit meinem wirren stil zurechtkommst. junge menschen habens es da wesentlich leichter (im normalfall)
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Am Abgrund des Unglaubens



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Abgrund rotwieblut Düstere Welten und Abgründiges 0 02.12.2009 07:57
Abgrund *cinderella* Düstere Welten und Abgründiges 0 01.09.2008 18:10
Am Abgrund Magalan Gefühlte Momente und Emotionen 0 10.08.2007 18:05
Abgrund Antonie&Oli Sonstiges und Experimentelles 0 03.08.2007 09:22
Der Abgrund Belgarath Gefühlte Momente und Emotionen 9 06.01.2007 03:15


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.