Dr. Specht bei Poetry.de

Libelle · 16.11.2010, 02:14

Dr. Spechts Predigten.

Herr Dr. Specht soll jetzt für Pfaffen,
die unter Gottes Last erschlaffen
und ihre Predigt nicht mehr schaffen,
als Ghost die Sonntagsworte schreiben
und so den frommen Muff vertreiben.

Für Specht ein seltenes Vergnügen.
Denn statt die Gläubigen zu rügen
und ihnen Ängste zu zufügen,
lässt er die Prediger verkünden,
der Mensch sei frei von allen Sünden.

Die hellen und die dunklen Triebe,
die Nächsten- und die Körperliebe
und selbst die Kunst der Tagediebe,
das alles sei - wie unser Leben -
im Schöpfungsakt von Gott gegeben.

Schon nach dem ersten Sonntag drängen
sich Gläubige in großen Mengen
zum Priesterwort. Selbst in den Gängen
verharren Räuber, Huren, Dealer,
Betrüger, Fälscher, Taschenspieler.

Sie alle wollen jetzt erfahren,
dass sie in ihren dunklen Jahren
in Wahrheit nichts als Menschen waren,
vom lieben Gott dazu geschaffen,
zu stehlen, rauben und zu raffen.

Und siehe da, die Worte zünden.
Sie lassen ab von ihren Sünden.
Für Specht aus kalkulierten Gründen:
Wo bleibt der Spaß an schlimmen Taten,
wenn ihnen Priester dazu raten?

Der Reiz des Bösen ist zerronnen.
Sie werden Helfer, Mönche, Nonnen,
die sich in Gottes Gnade sonnen.
Der Freiraum aber, den sie schaffen,
ist schnell gefüllt mit armen Pfaffen.

Azzy The Original · 16.11.2010, 03:07

Mann, dein Humor trifft einen Nerv bei mir. Bitte mehr, ich liebe es.

Azzy

Libelle · 16.11.2010, 11:55

Hallo Azzy, ich habe ein ein paar eingestellt. Ich hoffe,
es konveniert.

dpet · 20.11.2010, 10:13

Jauchzet, frohlocket! auf, preiset die Tage,
Rühmet, was heute der Höchste getan ...

Ei, wie fein (die ganze Serie).

Libelle · 20.11.2010, 12:36

Mir sind nachträglich zwei Dinge aufgefallen: Huren gehören hier nicht rein.
Und es gibt eine neue Art von Kriminellen. Darum habe ich die vierte Strophe geändert:

Schon nach dem ersten Sonntag drängen
sich Gläubige in großen Mengen
zum Priesterwort. Selbst in den Gängen
verharren Räuber, Fälscher, Dealer,
Betrüger, Bänker, Taschenspieler.

dpet · 21.11.2010, 14:40

Werter Herr Dr. ,

laßt die Huren mal hübsch an ihrem Platz, die passen ganz gut in diese Gesellschaft.

Für diejenigen, welche sich für etwas Besseres halten, schiebt Ihr einfach noch eine Strophe dazwischen.
Es gibt doch genug Gelumpe von der Sorte Banker um eine weitere Strophe zu füllen. Die wollen alle nicht vergessen sein!

Vielleicht so:

...
...
Betrüger, Fälscher, Taschenspieler.

Ja auch Finanzjongleure, Banker,
nebst Spekulanten, Staatenlenker,
und and're arge Geistverrenker,
wie Generäle und Philister:
all dieser Höllenbrut Geschwister,

sie alle wollen jetzt erfahren
...
...

Allerdings paßt dann die vorletzte Strophe nicht mehr so recht: ich bezweifle, daß bei dieser Sorte verbaler Sprengstoff zündet, die brauchen was Handfestes. (Mt 21: 28 - 32)

Mit vorzüglicher Hochachtung

dpet

Aquaria · 21.11.2010, 15:33

Hallo Libelle,

ein Komliment von mir. Gefällt mir sehr gut. Du verstehst dein Handwerk und hast Humor! Werde jetzt mal deine anderen Werke durchstöbern...

Liebe Grüße,
A.

16.11.2010, 02:14	#1
Libelle Dabei seit: 01/2010 Ort: 3250 Rogaska Slatina Alter: 83 Beiträge: 44 Meine Gedichte	Dr. Specht Dr. Spechts Predigten. Herr Dr. Specht soll jetzt für Pfaffen, die unter Gottes Last erschlaffen und ihre Predigt nicht mehr schaffen, als Ghost die Sonntagsworte schreiben und so den frommen Muff vertreiben. Für Specht ein seltenes Vergnügen. Denn statt die Gläubigen zu rügen und ihnen Ängste zu zufügen, lässt er die Prediger verkünden, der Mensch sei frei von allen Sünden. Die hellen und die dunklen Triebe, die Nächsten- und die Körperliebe und selbst die Kunst der Tagediebe, das alles sei - wie unser Leben - im Schöpfungsakt von Gott gegeben. Schon nach dem ersten Sonntag drängen sich Gläubige in großen Mengen zum Priesterwort. Selbst in den Gängen verharren Räuber, Huren, Dealer, Betrüger, Fälscher, Taschenspieler. Sie alle wollen jetzt erfahren, dass sie in ihren dunklen Jahren in Wahrheit nichts als Menschen waren, vom lieben Gott dazu geschaffen, zu stehlen, rauben und zu raffen. Und siehe da, die Worte zünden. Sie lassen ab von ihren Sünden. Für Specht aus kalkulierten Gründen: Wo bleibt der Spaß an schlimmen Taten, wenn ihnen Priester dazu raten? Der Reiz des Bösen ist zerronnen. Sie werden Helfer, Mönche, Nonnen, die sich in Gottes Gnade sonnen. Der Freiraum aber, den sie schaffen, ist schnell gefüllt mit armen Pfaffen.

16.11.2010, 03:07	#2
Azzy The Original Dabei seit: 10/2008 Ort: Düsseldorf Alter: 41 Beiträge: 203 Meine Gedichte	Mann, dein Humor trifft einen Nerv bei mir. Bitte mehr, ich liebe es. Azzy

16.11.2010, 11:55	#3
Libelle Dabei seit: 01/2010 Ort: 3250 Rogaska Slatina Alter: 83 Beiträge: 44 Meine Gedichte	Hallo Azzy, ich habe ein ein paar eingestellt. Ich hoffe, es konveniert.

20.11.2010, 10:13	#4
dpet Dabei seit: 01/2010 Ort: nicht in dieser Welt! Alter: 69 Beiträge: 39 Meine Gedichte	Jauchzet, frohlocket! auf, preiset die Tage, Rühmet, was heute der Höchste getan ... Ei, wie fein (die ganze Serie).

20.11.2010, 12:36	#5
Libelle Dabei seit: 01/2010 Ort: 3250 Rogaska Slatina Alter: 83 Beiträge: 44 Meine Gedichte	Mir sind nachträglich zwei Dinge aufgefallen: Huren gehören hier nicht rein. Und es gibt eine neue Art von Kriminellen. Darum habe ich die vierte Strophe geändert: Schon nach dem ersten Sonntag drängen sich Gläubige in großen Mengen zum Priesterwort. Selbst in den Gängen verharren Räuber, Fälscher, Dealer, Betrüger, Bänker, Taschenspieler.

21.11.2010, 14:40	#6
dpet Dabei seit: 01/2010 Ort: nicht in dieser Welt! Alter: 69 Beiträge: 39 Meine Gedichte	Werter Herr Dr. , laßt die Huren mal hübsch an ihrem Platz, die passen ganz gut in diese Gesellschaft. Für diejenigen, welche sich für etwas Besseres halten, schiebt Ihr einfach noch eine Strophe dazwischen. Es gibt doch genug Gelumpe von der Sorte Banker um eine weitere Strophe zu füllen. Die wollen alle nicht vergessen sein! Vielleicht so: ... ... Betrüger, Fälscher, Taschenspieler. Ja auch Finanzjongleure, Banker, nebst Spekulanten, Staatenlenker, und and're arge Geistverrenker, wie Generäle und Philister: all dieser Höllenbrut Geschwister, sie alle wollen jetzt erfahren ... ... Allerdings paßt dann die vorletzte Strophe nicht mehr so recht: ich bezweifle, daß bei dieser Sorte verbaler Sprengstoff zündet, die brauchen was Handfestes. (Mt 21: 28 - 32) Mit vorzüglicher Hochachtung dpet

21.11.2010, 15:33	#7
Aquaria Dabei seit: 02/2010 Alter: 42 Beiträge: 521 Meine Gedichte	Hallo Libelle, ein Komliment von mir. Gefällt mir sehr gut. Du verstehst dein Handwerk und hast Humor! Werde jetzt mal deine anderen Werke durchstöbern... Liebe Grüße, A.