Auch das Herz ist Kopfsache

[Terror Incognita]

Wir werden alt miteinander, sitzen nebeneinander, kreisen gedanklich umeinander, bringen uns durcheinander und ab und an, da halten wir uns auch aneinander fest. Wir sitzen beieinander, doch wir sitzen fest. Fest sitzt nämlich auch die Angst, dass man miteinander alt wird. Wir sitzen nebeneinander, kreisen gedanklich umeinander und der Putz bröckelt allmählich von der Schädeldecke und rieselt sanft auf ein synaptisches Pilzgeflecht. Fremdkörper werden zerstört, das ist gut so, doch nun werden wir auch arm im Geiste. Geistreich hingegen ist die Erkenntnis, dass der Mensch hauptsächlich aus Wasser besteht und die daraus resultierende Feuchtigkeit zu Kopfe steigt und unser Gehirn schimmeln lässt. Aber wir mögen keine Pilze. Wir halten auch nicht viel von Innereien, denn so etwas isst man nicht, das frisst man höchstens, vor allem in sich hinein, aber wir sind dafür auch zu kultiviert. Kultiviert wie die Gesellschaft, die uns mit überzogenen Ansprüchen hinterzogen hat. Kultiviert wie unser Zauber, der sich aus dem Staub gemacht hat, welchen wir von seinem Teppich abgeklopft haben. Vielleicht zog er sich aus Rache unter unseren Füßen weg und brachte uns so in diese Schieflage, wie auch immer. Immer öfter versuchen wir uns durch verbale Unkultiviertheiten wieder gerade zu rücken, doch merken nicht einmal, dass ein Stock im Arsch einen steifen Rücken macht. Das gibt keine schöne Haltung und macht schnell klein, mit Hut. Wir versteifen sowieso und bevor uns die Sonne durch den Hut- aus dem Stockhalter scheinen kann, geht sie unter. Nochmal steif sind wir gefroren und der mühsam zurückgezerrte Teppich wärmt auch nicht mehr wie früher. Feuer bräuchte man, auch wenn selbiges im Blut uns töten würde. Dennoch brauchen wir es gerade dort, denn ohne springt der dämliche Stofffetzen nicht wieder an. Der Frühling bleibt wohl ein Ziel, denn der Mensch an sich hat keine Flügel. Der Frühling bleibt wohl ein Ziel, denn auch das Herz ist Kopfsache.