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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 29.05.2008, 02:41   #1
east_of_eden
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 80

Standard vor

der Wegesbiegung
betreten wir der Wiesen Grund.
Gräserweiten laden zum Ertasten
und ihr Ton in Ton, er bindet,
weist Richtung unser Augen

Licht
east_of_eden ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2008, 12:18   #2
Lila
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard RE: Anschleichen

east,
Ich liege förmlich im Gras und rieche die Sommerluft! Schön beschrieben!
Aber wieso "Anschleichen"?
LG,
Lila
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Alt 05.06.2008, 00:54   #3
east_of_eden
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 80

hi Lila,

vielen Dank für Deinen Hinweis. Der Titel "Anschleichen" verweist auf eine leise, unmerkliche Annäherung an das besagte Waldtück, die Lichtung, der ich mich in diesem Bild nur ehrfurchtsvoll nähere ... ich bin aber auch offen gegenüber einem anderen Titel. Hast Du eine Idee?

Liebe Grüße
east_of_eden ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2008, 10:05   #4
Lila
Gast
 
Beiträge: n/a

Hi east,
Ach so, verstehe. Hm, "Andacht" ist zu religios, "Ehrfurcht" zu schwergewichtig... wie findest Du ein Adjektiv z.B.

Scheu

vor der bewaldet Wegesbiegung
betreten wir solch satte Wiesen
Gräserweiten laden zum Ertasten
und ihr voller Ton in Ton
bindet unser Augen
Licht

oder "achtsam"? Du kannst doch so gut Worte erfinden, hier wäre eine Neuerfindung angebracht.
LG,
Lila
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Alt 10.06.2008, 11:23   #5
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

Nein, eine Wortneuschöpfung wäre hier viel zu viel, dazu ist das Gedicht viel zu schwach, viel zu unspektakulär.

Anschleichen:

+ die letzten vier Verse sprechen mehrere Sinne an, das "Ertasten" / "Ton" / "Augen" ist recht geschickt.

+ Wegesbiegung/Wiesen/Gräserweiten klingt gut.


- "bewaldet" klingt scheiße

- Ein bewaldeter Weg? Also ein Waldpfad. Und auf einmal GräserWEITEN? Das passt nicht, entweder ein Wald und eine kleine Lichtung, oder weite Graslandschaften, aber dann bitte ohne Wald.

- "Ton in Ton" ist überflüssig, man assoziiert sofort die zweite Bedeutung, nämlich nicht nur den Grünton des Grases, sondern auch einen Klang. Das will jedoch auch in den Kontext nicht passen (von roten Erdklumpen mal abgesehen), ein simples 'Ton' reicht hier völlig.

- Der Zeilenumbruch am Ende ist mir zu abrupt, stört die Harmonie.

- Das Ende ist sowieso fies wie sonst was, "bindet unser AugenLicht" = Blenden, Blindheit. Sehr negativ, ich denke nicht, dass das gewollt war.



Die paar soliden Ansätze gehen unter, da das Ende auf mich ziemlich ungelenk wirkt und der grammatikalische Bruch am Anfang das Gedicht beinahe vom Belanglosen ins Lächerliche zieht.

Gruß,
TI
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2008, 11:50   #6
Drehrassel
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 100

@"bewaldet": ich denke, hier hat der autor eine "apokope" zur anwendung gebracht (auslassung von endbuchstaben oder -silbe(n)). -
den vorteil, den ein solcher kunstgriff bezüglich eines festen metrischen rahmens bedeuten könnte, sehe ich hier aber nicht... gebe terror incognita recht:klingt scheußlich.

@"bindet unser licht":vermutlich ging es east of eden an dieser stelle um das (optische) phänomen der - doppelten - brechung des lichtes bei eintritt und austritt in/aus einer augenlinse, wobei eine "lichtbündelung" (anstatt von "-streuung") bei einem treffen auf die netzhaut stattfände (?) -
wohl eindeutig ist, dass es dem autor um eine verschmelzung haptischer/optischer und akustischer eindrücke in synästhetischer manier gegangen sein muss, à la brenatano: "durch die nacht, die mich umfangen,/blickt zu mir der töne licht.", um das eins-gefühl des textsubjekts (welches dennoch selbst in aller durch die symbolisch anmutenden worte "wegesbiegung" "wiesen" und "gräserweiten" evozierten einsamkeit der beschriebenen umgebung noch die nähe mindestens eines zweiten menschen sucht. deshalb der gebrauch des sich sehr rhetorisch-rednerisch anmutenden "wir") mit einer - ja - "pandämonisch" wahrgenommenen umgebung...

den lyrischen anspruch east of edens, hier im bezug auf die sinnliche wahrnehmung eines zivilisationsabgekehrten natur-gängers das vielleicht unsagbare zu sagen, mag ich loben. seine sprachliche umsetzung dabei, vor allem die entlehnung allzu klischeehaft reduzierter bildlichkeiten und begriffe aus einer als "romantisch" empfundenen vorstellungsweise, nicht.
Drehrassel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2008, 15:27   #7
Lila
Gast
 
Beiträge: n/a

Hi east,
Ich finde "bewaldet" metrisch auch ohne Reimschema hier angebracht, es liest sich melodischer als "bewaldeten".
"Ton in Ton" heisst für mich, dass verschiedene Grüntone im Gras einen Gesamtton ergeben und beschreibt damit nur die Realität. Und die musikalischen Assoziation gibt Perspektive.
Die Klischeehaftigkeit ist natürlich Ansichtssache, ich persönlich empfinde die Elemente dieses Gedichts eher als archetypisch und fühle einfach mit, wenn ich es lese.
LG,
Lila
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Alt 12.06.2008, 15:41   #8
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

Da teile ich deine Meinung nicht, in keinem der drei Punkte.

Erstens finde ich "bewaldeten" melodischer und selbst wenn es weniger melodisch wäre, dann lieber eine Alternative suchen, als die Sprache so zu verhauen.

Zweitens: Gerade Wiesen sehen für mich immer nach einem einzigen Grün aus, wenn er die Vielschichtigkeit der Farben betont, dann muss er zumindest eine gewisse Pflanzenvielfalt erwähnen, ansonsten bezieht sich diese Beschreibung auf eine Stelle im Gedicht, welche nicht vorhanden ist.

Drittens: Klischee, ja. Archetyp, nein. Denn das beschriebene passt weder in mein Bild eines Waldes, noch in die einer Graslandschaft, und dass nicht nur wegen der viel zu oberflächlichen Beschreibung, die für so ein Gedicht meiner Meinung nach deutlich tiefer gehen muss.
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.06.2008, 06:57   #9
east_of_eden
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 80

@ Lila,
Du hattest recht: „Anschleichen“ taugt nichts, muss ich zugeben. Ich danke Dir für den Hinweis. Also weg damit, ersatzlos

@Terror Incognita,
„bewaldet“ klingt Scheiße schreibst Du. Nach einem wiederholten Durchlesen finde ich, „bewaldet“ ist im Wald wahrhaft verzichtbar, überfrachtet. Danke Dir für den Hinweis: das Wort wurde gestrichen.

@Drehrassel,
Du bemängelst allzu klischeehafte Bildlichkeiten. Darüber werde ich noch einmal nachdenken müssen. Ich habe etwas verändert und danke Dir für Deine ehrliche Reflektion

So besser?

LG,
east_of_eden ist offline   Mit Zitat antworten
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