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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 29.10.2016, 20:00   #1
männlich Martin Laut
 
Benutzerbild von Martin Laut
 
Dabei seit: 04/2009
Alter: 33
Beiträge: 370

Standard Ich hör den Wald

Ich hör das Scheit im Feuer knacken
und den Gefährten Brennholz hacken,
das Schweinefleisch im Schmalze schmurgeln
und wie die nahen Gumpen gurgeln.

Ich hör die Brut des Uhus brabbeln,
den Igel durch die Kräuter krabbeln,
im Wurzelloch nach Futter kramen,
nach Würmern, Schnecken, Pflanzensamen.

Ich hör den Wind mit Wipfeln witzeln,
die Kronen kosen, kraulen, kitzeln
und säuselnd, so als würd er schmeicheln,
die Sträucher und Gestrüppe streicheln.

Ich höre einen Vogel flattern,
um einen Falter zu ergattern
und dann ein Blatt hinunterpurzeln,
vom Ast zurück zu seinen Wurzeln.

Ich hör den Laut von tausend Dingen
aus dieser großen Stille dringen
und möchte mich vor ihr verneigen
mit tiefem, innerlichem Schweigen.

Geändert von Martin Laut (29.10.2016 um 21:11 Uhr)
Martin Laut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 20:33   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Lieber Martin,

nach zweijähriger Pause hier ein lebendiger Text mit toller Naturatmosphäre und Quintessenz. Wer zu schweigen versteht, kann viel mehr Dinge hören.

Mit Freude gelesen.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 20:49   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Lieber Martin Laut, Du seltener Gast -

ein wunderbares, inniges und naturliebendes Gedicht, für mich eine Wonne und ein Favorit.

Lediglich die knackenden Flammen sind falsch, den eine Flamme kann nicht knacken, das Holz knackt.
Anregung:
Ich hör das Lagerfeuer knacken,
geht einigermaßen.

Du hast mir mit dem Gedicht eine große Freude bereitet.

Gutenachtgruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 20:55   #4
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ich hör das Scheit im Feuer knacken
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 20:56   #5
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Bestens!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 20:59   #6
weiblich Unar die Weise
 
Benutzerbild von Unar die Weise
 
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271

Welch schönes Gedicht ,werter Martin.
Es ist regelrecht einladend. Gern würde ich an dieser friedlichen Abendstimmung teilhaben.
Es grüßt in aller erhabenen Stille, Unar die Weise.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 21:04   #7
männlich Martin Laut
 
Benutzerbild von Martin Laut
 
Dabei seit: 04/2009
Alter: 33
Beiträge: 370

Bin erfreut, dass es euch gefällt.

Romulus:
War bezüglich der von dir angesprochenen Stelle auch im Zweifel und übernehme gummibaums Änderungsvorschlag.




Es ist schön euch mal wieder zu lesen.
Martin Laut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 21:06   #8
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Vice versa!
Schön, Dich mit einem solchen Gedicht wiederzusehen!

Lieben Nachtgruß
von
Rom-ulus
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.11.2016, 23:49   #9
männlich Artbeck Feierabend
 
Benutzerbild von Artbeck Feierabend
 
Dabei seit: 09/2006
Ort: Osnabrück
Alter: 51
Beiträge: 43

Hallo, Martin!

Dem Lob kann ich mich nur anschließen. Dein Gedicht ist, wie ich finde, unglaublich kraftvoll. Die lebhaften Schilderungen der vielfältigen Höreindrücke ziehen mich magisch an und hinein ins Naturgeschehen - Alltag und Hektik rücken für einen Moment in weite Ferne.

Gebannt gelesen!

Gruß,
Artbeck
Artbeck Feierabend ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2016, 00:14   #10
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Hallo Martin Laut,

hier hab ich gern und mit Genuss gelauscht.

Lieben Gruß

Letreo
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2016, 00:43   #11
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Martin Laut,
viel Lob lese ich und schließe mich gern an!
Mir gefallen besonders gut Deine Lautmalereien und die häufig eingesetzten Alliterationen.
Ein einziger Vers wäre vielleicht änderungsbedürftig:

"Ich hör den Wind, mit sanftem Tosen," - mit Tosen verbinde ich nichts Sanftes. Vielleicht denkst Du mal darüber nach.

Liebe grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2016, 00:45   #12
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

ja da passt vieles einfach wunderbar. aber nicht alles-alles. ungeachtet dessen elegante lyrische bildermacherei ML...
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2016, 07:38   #13
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Auch mich spricht dein Gedicht an. Ein Sonntagskonzert für den Hörsinn - sozusagen in bester Audioqualität. Die Stille hat viel zu erzählen.

Das sanfte Tosen ist tatsächlich nur schwer vorstellbar, zumal der Wind in der übernächsten Zeile säuselt, was ebenfalls nur ein laues Lüftchen sein kann.

Vielleicht so?

Ich hör den Wind schon sanfter tosen,
die Kronen kraulen, kitzeln, kosen,
und säuselnd, so als würd er schmeicheln,
die Sträucher und Gestrüppe streicheln.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
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