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Alt 19.06.2013, 20:50   #1
weiblich allons-y
 
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Standard Piano Man - Kapitel 2

Kapitel 2

„Was soll das denn?“, murmelte ich vor mich hin. „Ja.“ Ich wollte dem Anrufer merken lassen, dass man so spät eigentlich nicht mehr anruft. „Maya Freeman?“, fragte eine Frauenstimme am anderen Ende. „Ja.“ „Hey, ich bin Stacy.“, sagte die Frau. „Ich arbeite im Krankenhaus. Dein Vater hatte einen Unfall.“ Ich war nicht fähig irgendetwas zu sagen.
„Maya, bist du noch dran?“
„Hmmhm.“
„Kannst du zum Krankenhaus kommen?“
„Lebt mein Dad?“
„Komm bitte zum Krankenhaus.“
„Lebt mein Dad?“
„Maya…“
„Lebt mein Dad?“ Ich schrie in den Höher.
„Ja, aber…“
„Ich bin unterwegs.“ Schnell legte ich auf, machte den Fernseher aus, schnappte mir mein Handy, kontrollierte, ob alle Fenster zu waren(mein Adrenalin Spiegel war so hoch, erstaunlich woran man dann alles denkt), zog meine neuen Chucks und meine Regenjacke an und schnappte mir meine Schlüssel und einen Regenschirm. Der Regenschirm war gelb, wie der Regenschirm von Ted in „How I Met Your Mother“, den er am St. Patrick’s Day findet, und für Veränderungen steht, allerdings im positiven Sinn. In meinem Leben sollte es auch bald Veränderungen geben, aber keine positiven. Ich lief die Straße hinab, bis ich die Bushaltestelle erreichte und nahm den nächsten Bus, der Richtung Krankenhaus fuhr. Ich hatte Glück, denn das war gleichzeitig der letzte. In der Nähe des Krankenhauses stieg ich aus und lief noch fünf Minuten zu Fuß. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, deswegen wurde ich fast von meinem Englischlehrer überfahren. Er schimpfte los, doch als er sah, dass ich total aufgelöst war, fragte er mich, was los war. Doch ich stolperte einfach weiter Richtung Krankenhaus. ‚Warum fährt der denn Mitten in der Nacht noch durch die Stadt?‘, wunderte ich mich, doch dann kam schon der Krankenhauseingang in Reichweite, und ich hatte nur noch meinen Dad im Kopf. Die Krankenschwester hatte gesagt, das er noch lebte, und sie würde mich doch nicht anlügen, oder? Am Empfang fragte mich eine Frau nach meinem Namen, und warum ich hier sei. „Maya Freeman, mein Dad…“, doch ich kam nicht weiter. „Bist du Maya Freeman?“, fragte die gleiche Frauenstimme, die ich auch schon am Telefon gehört hatte. Ich schaute mich um. Hinter mir stand eine große, gutaussehende Frau. „Stacy?“
„Ja, genau die bin ich.“, antwortete die Frau. „Komm mit, ich bring dich zu deinem Vater. Er liegt auf der Intensivstation.“ Wortlos folgte ich ihr. Wir gingen durch mehrere Flure, fuhren drei Stockwerke mit dem Fahrstuhl, und gingen noch mal durch tausend Flure. ‚Hier finde ich nie wieder raus‘, dachte ich mir. Vor einer Tür blieb Stacy stehen. „Hör zu. Dein Vater lebt, aber er liegt im künstlichen Koma.“ „Im Koma?“, fragte ich bestürzt. „Was ist überhaupt passiert?“ „Dein Vater hatte einen Unfall.“, erklärte Stacy mir. „Er ist in einen Baum gefahren.“ „Wann?“ „Vor etwa einer Stunde.“
Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten mittlerweile kurz nach Elf. Warum wollte er denn so früh schon nach Hause kommen? „Hat er was getrunken?“, fragte ich misstrauisch. Die Krankenschwester zog die Augenbrauen hoch. „Nein, der Alkoholtest war negativ.“ Ich schwieg. „Kann ich zu ihm?“, fragte ich schließlich. „Aber natürlich.“, antwortete Stacy. Ich ging hinein. Der Raum war weiß angestrichen und roch steril. Mitten im Raum stand ein weißes Bett, in dem mein Dad lag. Mir schnürte es die Kehle zu. Überall standen Monitore, die komische Piepstöne von sich gaben. „Dad?“, fragte ich, den Tränen nahe. Dieser Anblick war schrecklich. Dieser Mann in dem Bett, das war nicht mein Vater, das war eine Mumie. Sein ganzer Körper war bandagiert, selbst sein Kopf. Ich konnte nur sein Gesicht sehen. Ein blauer Plastikschlauch führte in seinen Mund. Eine komische Maschine pumpte ihm dadurch Luft in die Lunge. Ich konnte beobachten, wie sich sein Brustkorb auf und ab bewegte. „Dad?“ Ich merkte wie ich hysterisch wurde. „Maya, er kann dich nicht hören.“ Stacy legte mir eine Hand auf die Schulter. „Mein Dad wird künstlich beatmet!“, schrie ich Stacy an. „Ich weiß Maya. Er kann nicht atmen, wenn er nicht intubiert ist.“, sagte sie. „Wird er wieder gesund?“ Ich stand kurz vorm Zusammenbruch. „Maya… Gibt es jemanden den du anrufen kannst? Deine Mutter vielleicht?“ Stacy klang nervös. „Wird mein Dad wieder gesund?“, fragte ich erneut. Die Krankenschwester seufzte. „Darüber wird der Arzt mit dir reden, okay?“ „Das heißt er wird sterben?“ Ich begann zu weinen. „Wir wissen es nicht. Seine Verletzungen sind so groß, dass er nach seiner Notfall-OP direkt ins künstliche Koma versetzt wurde.“ „Er wurde operiert?“, fragte ich überrascht. Warum hatte sie mir nichts davon erzählt? „Ja, direkt als er eingeliefert wurde. Ich habe dich angerufen, als die Chirurgen in zugemacht haben. Er liegt jetzt seit ungefähr zwanzig Minuten hier.“, erklärte Stacy mir schnell. Ich guckte meinen Vater an. Man konnte nur seinen Kopf sehen, ansonsten war er zugedeckt. „Was ist alles… Kaputt?“, fragte ich Stacy. „Dr. Price wird gleich da sein, er wird dir dann alles erklären.“ „Okay.“, sagte ich schwach. Stacy begleitete mich wieder nach draußen. Ich konnte diesen Raum nicht mehr aushalten. Draußen ließ ich mich auf eine Bank sinken. Dort saß ich, starrte Löcher in die Luft und wartete auf den Arzt. Mein Kopf war wie leer gefegt, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, bis Stacy wieder auf mich zukam und mich nochmal bat, jemanden anzurufen. Ich überlegte. Die Nummer meiner Mum hab ich nicht, ich weiß noch nicht mal, wo sie grade wohnt. Meine Großeltern, also Dads Eltern, sind tot. Meine anderen Großeltern leben irgendwo in Europa, ich glaub in Spanien. Dads Bruder Dave Freeman ist ein richtiger Idiot. Man könnte sagen er ist der Charlie Sheen unserer Familie. Mehr braucht ihr nicht wissen, das mit ihm ist einfach nur ekelhaft. Dann ist da noch meine Tante Rosie, die gleichzeitig meine Patentante ist. Ich hatte keine Wahl, ich musste Rosie anrufen. Gerade als ich ihre Nummer in meinem Handy suchte, kam ein älterer Herr auf mich zu. Er war der Arzt, das sah man ihm sofort an. „Miss Freeman?“
„Ja, die bin ich.“
„Ich bin Dr. Price. Kommen sie bitte mit.“, sagte er steif. Panik stieg in mir auf. Hatte er immer eine so emotionslose Stimme, oder nur wenn etwas schreckliches passierte? Er führte mich in einen kleinen Raum, in dem ein Tisch mit vier Stühlen stand. „Setzten Sie sich.“, forderte er mich auf. Ich gehorchte. Dr. Price wurde mir immer unsympathischer. „So, Miss Freeman.“
„Maya.“ Ich hasste es wenn mich Erwachsene siezten.
„Okay, Maya. Wie dir die Krankenschwester wahrscheinlich schon gesagt hat, hatte dein Vater einen Unfall. Er ist gegen einen Baum gefahren und hat schwere körperliche Schäden davongetragen.“
Ich guckte ihn scharf an. „Wissen sie warum er gegen den Baum gefahren ist?“
„Es war schon dunkel und das Wetter ist schrecklich, er hat wahrscheinlich die Kontrolle über das Auto verloren.“
„Stacy hat mir gesagt, dass er nüchtern war?“, bohrte ich weiter. Ich wollte alles von Anfang an genau wissen, so war ich schon immer. Dad hatte mich immer „Nervensäge“ genannt, wenn ich so viel gefragt habe. Aber der Arzt beantwortete geduldig meine Fragen. Wahrscheinlich hatten sie schon weitaus schlimmere Fälle von hysterischen Angehörigen gehabt.
„Ja, sein Alkoholtest war negativ.“
„Warum liegt er im Koma?“
„Dein Vater liegt nicht direkt im Koma. Ein Koma wird durch eine Hirnschädigung ausgelöst. Dein Vater ist nur sediert, also mit künstlichen Mitteln ins Koma versetzt, sozusagen das künstliche Koma.“, erklärte Dr. Price.
„Okay.“ Ich zögerte kurz, dann fragte ich ihn, was mich schon die ganze Zeit beschäftigte. „Wird er wieder Gesund?“
Der Arzt zögerte ebenfalls. „Das wissen wir noch nicht. Wir versuchen natürlich unser bestes, aber ich kann dir ehrlich gesagt nichts versprechen. Er hat innere Blutungen, und wir befürchten, dass sein Körper nicht stark genug ist, um sich soweit zu erholen, dass er wieder operiert werden kann.“
Ich schwieg. Hatte der Arzt mir grade gesagt, dass ich womöglich den wichtigsten Menschen in meinem Leben verlieren würde? Um mich herum drehte sich alles.
„Maya? Hast du jemanden, den du informieren kannst?“ Ein kleiner Funken Sorge klang in seiner Stimme mit. Ich nickte stumm.
„Dann solltest du das jetzt machen. Du hast sicherlich noch viele Fragen, aber ich denke du brauchst erst mal Zeit um das alles zu verarbeiten.“
Ich nickte erneut. Der Arzt begleitete mich nach draußen. Dort überreichte er mich an Stacy. Diese wiederrum drückte mich auf eine Bank im Flur.
„Ruf jemanden an.“, drängte sie mich. „Ich besorg dir was zu essen, du siehst schrecklich aus.“
Endlich brachte ich was heraus.
„Ich hab keinen Hunger.“
„Egal.“ Und weg war sie. Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte Rosies Nummer erneut. Als endlich ihr Name, Rosie Freeman (sie war nicht verheiratet), mit der Nummer drunter auf meinem Display auftauchte, hielt ich inne. Wollte ich sie wirklich informieren? Sie würde sich schrecklich Sorgen machen. Rosie war schon immer eher der harmoniebedürftige Mensch gewesen. Allerdings wusste ich nicht wie ich das ohne Unterstützung aushalten konnte. Trotzdem entschied ich mich dagegen, Rosie anzurufen. Stattdessen wählte ich die Kurzwahltaste 2; Nummer 1 wäre Dad gewesen.
„Maya, was ist los? Wir haben halb 12!“ Eine vertraute Stimme meldete sich auf der anderen Seite.
„Vitani…“ Ich begann zu weinen. Es tat mir gut mit meiner besten Freundin zu sprechen.
„Maya! Was ist los?“, fragte sie besorgt.
„Mein Dad…“, begann ich, doch ich wurde von heftigen Schluchzern unterbrochen.
„Was ist mit ihm?“
„Er… Er… Oh mein Gott!“ Endlich kam die Panikattacke, die ich schon seit dem Anruf zu Hause erwartet hatte.
„Maya!“ Vitani schrie ins Telefon. „Sag mir was passiert ist! Wo bist du?“
Ich brachte nur die Wörter „Krankenhaus“, „Dad“ und „Unfall“ hervor, dann blieb mir vor lauter Schluchzern die Luft weg.
„Scheiße! Maya, ich komm zu dir, ich bin gleich da!“ Und schon hatte Vitani aufgelegt.
Ich merkte erst, dass Stacy neben mir saß, als sie mir den Arm um die Schultern legte.
„Ich hab hier eine Bretzel für dich.“, sagte sie mit ruhiger Stimme.
„Ich will wirklich nichts, danke“, brachte ich hervor. Stacy legte die Bretzel trotzdem neben mich auf den kleinen Tisch.
„Wen hast du angerufen?“, wollte sie wissen.
„Vitani. Meine beste Freundin.“, sagte ich leise.
„Und sonst niemanden?“ Ich schüttelte den Kopf. „Willst du nicht noch jemanden aus deiner Familie anrufen? Was ist mit deiner Mutter?“
„Ich habe keine Mutter.“ Meine Stimme klang auf einmal eiskalt.
„Oh, das tut mir leid. Ist sie schon lange tot?“ Stacy klang noch mitfühlender als sonst.
„Sie ist nicht wirklich tot. Sie ist nur für mich gestorben. Vor neun Jahren.“
„Ach so.“ Darauf wusste Stacy nicht, was sie sagen sollte. „Kommt deine Freundin gleich vorbei?“
„Glaub schon.“
Eine Weile lang saßen wir einfach nur da, ich starrte Löcher in die Wand und wurde ab und zu von Schluchzern überwältigt, Stacy hatte ihren Arm um mich und streichelte meinen Oberarm.
„Maya?!“ Eine vertraute Stimme hallte durch die immer leerer werdenden Flure.
Ich blickte auf. Vitani kam auf mich zugelaufen. Sie trug ihren Pyjama und hatte ihren Mantel übergeworfen. Ihre Füße steckten in Gummistiefeln. Kurz hinter ihr kam ihre Mutter Ebony angelaufen, auch sie sah aus, als ob sie grade erst aufgewacht war.
„Maya!“, rief Vitani noch mal, und schloss mich in ihre Arme.
Wieder fingen meine Tränen an zu fallen, und ich kauerte mich in ihren Armen zusammen,
während Stacy Ebony die Situation erklärte.
Irgendwann fielen mir die Augen zu.

~to be continued~

Geändert von allons-y (19.06.2013 um 22:01 Uhr)
allons-y ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.06.2013, 20:59   #2
weiblich Litteralia
 
Dabei seit: 01/2013
Beiträge: 538


Ich denke, du meinst "Irgendwann fielen mir die Augen zu"
Mir gefällt auch dieses Kapitel wieder gut.
Kompliment.

Liebe Grüße,
Jana
Litteralia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.06.2013, 22:01   #3
weiblich allons-y
 
Dabei seit: 06/2013
Ort: NRW
Alter: 27
Beiträge: 3


Oh verdammt, ja
Danke
allons-y ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.06.2013, 02:36   #4
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998


Standard Hallo, allons-y (mach mer mal)...

Der Titel soll worauf hindeuten?

Ich habe Kapitel 1 gelesen.
Und hier:

schnappte mir mein Handy,
Fenster zu???
danach die chucks,
danach den Lüllü und dann ab zum Bus.
Taxi war nicht, Händie hatte das Geld gefresssen.

Und vorher der Schrei ins Telefon:

„Lebt mein Dad?“ Ich schrie in den Höher.
Das Dingens, wenn schon, heißt Hörer.

Jedes normale Mädel hätte gefragt
"Was ist mit meinem Dad!?"

Ich habe nicht sehr viel weitergelesen, weil mir der Text sehr unbearbeitet vorkommt.
Überschaust Du vor dem Einstellen nicht, was Du präsentierst?

Mir unterlaufen auch immer wieder Tippfehler, aber nicht en masse.

Du darfst mich ob meiner Kritik gerne geißeln -
mein Rücken ist vernarbt, ohne mir Schmerzen zu bereiten.


Herzlichen Gruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
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