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Alt 15.11.2012, 19:08   #1
männlich Desperado
 
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Standard Betthupferl

Klar, man könnte streiten, streiten, streiten, das Publikum unterhalten, aber nur wenn man es nötig hat, es ist kein Vergehen und keine Schwäche, von einem Menschen mehr zu erwarten als dann wirklich kommt, wer kennt schon all die Ängste, die einen zu dem machen, was er scheint, da ist nichts weiter zu tun und erst recht nichts zu bewerkstelligen, wenn das Visier geschlossen bleiben will, bleibt es geschlossen, ist vielleicht sogar besser so, wer nicht über sich nachdenken will, kann erst recht nicht über andere nachdenken und dreht sich stetig im Kreise um die eigne Achse, die er mit der Weltachse verwechselt, er kann garnicht mehr anders, weil sich die Kügelchen im Ohr längst an den Drehwurm gewöhnt haben, bliebe er stehen, würde er auf die Nase fallen, sicher ein Unding, das auch noch Leben nennen zu wollen, aber nun, jedem das seine und wie er will, irgendwann wird er sich so tief in den Boden geschraubt haben, dass man nichts mehr von ihm sieht und hört, das konnt ich bisher noch immer erwarten, wenn’s drauf ankam, auf irgendwas zu warten, das ist hier noch nicht einmal der Fall, Mitleid brauch ich jedenfalls keines mehr zu haben, der freie Wille wie man so schön sagt, da kannst du machen garnix und nur gelassen drüberstehn, so ist das Leben.

Gute Nacht!
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Alt 15.11.2012, 20:03   #2
weiblich marlenja
 
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Man könnte auch sieben andere Dinge vor dem Schlafen tun:

-still werden
-beten
-hören
-nachdenken
-einsehen
-ändern
-wachsen

Gute Nacht Du
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Alt 16.11.2012, 08:55   #3
männlich Desperado
 
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Guten Morgen, marlenja,

Du meinst, beten hilft gegen eine massive Karl May-Paranoia?

Ich kannte mal einen, den hat sein Pa regelrecht gezwungen, Winnetou zu lesen, der wenn noch als Erwachsener irgendwo einen Mayband im Regal stehen sah, musste er den Raum verlassen, um nicht ausfällig zu werden. Vielleicht ist es ja in vorliegendem Fall ähnlich...

Ich bin doppelt im Vorteil. Erstens hab ich May freiwillig und mit Begeisterung gelesen, zweitens bekam ich etwa gleichzeitig Fritz Steugens(?) Doppelband über den Irokesenhäuptling Tecumseh in die Hände, einen der ersten historischen Indianerromane, geschrieben -sinnigerweise- von einem Deutschen.

Damals ging mir ein Licht auf, nämlich dass zwei Dinge noch lange nicht dasselbe sein müssen, nur weil sie sich auf den ersten Blick ähneln. So wie die Mammuts und die Mastodonten, da konnten sie den indischen Zirkuselefanten noch so große Pappohren ankleben in den alten Tarzanfilmen, sie blieben dennoch nackte Mammuts mit Segelohren. Und die mit Zebrastreifen bemalten Pferde wurden ebensowenig zu afrikanischen Wildeseln. In diesem Sinne wurden die Weißen, Zigeuner, Latinos und Südeuropäer deshalb noch lange nicht zu Apachen, weil sie die Maskenbildner in den Wild West-Filmen anmalten und in Indianerkostüme zwängten.
Doch wenn du nun tagelang jemandem vorbetest, dass du weder Karl May bist noch jener schräger Wüstenvogel deiner Stories, der durch die amerikanische Geschichte geistert, und dieser Jemand wieder nur mit Winnittu und Old Schmetterhand daherkommt, redest du zumindest gegen eine Wand, das sprichwörtliche Brett an nämlicher Stelle mal in der Scheunenwand gelassen.

Du meinst, da hilft nur noch beten?
Vermutlich hast Du sogar recht. Mir fällt sonst auch nix mehr ein.

Nichts davon bietet jedenfalls einen Grund zur Sorge, liebe marlenja, weiß nicht, ob sich ein weiteres drüber Nachdenken lohnen würde, wohl eher nicht. Habe wunderbar geschlafen.

Neuer Tag, neue Herausforderung
Desperado
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Alt 16.11.2012, 11:16   #4
weiblich marlenja
 
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Standard Herausforderung

mit siegreicher Waffenrüstung im Kampf zu streiten.
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Alt 16.11.2012, 17:03   #5
männlich Desperado
 
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Zitat:
Zitat von marlenja Beitrag anzeigen
mit siegreicher Waffenrüstung im Kampf zu streiten.
Weder mit Rüstung noch mit Waffen, marlenja, und es ging mir nie darum, zu kämpfen oder zu (be)siegen, auch wenn manche mir diese Absicht unterjubeln wollen, was mich offengestanden köstlich amüsiert.

Aber ich weiß schon, Du meinst mehr so auf der geistigen Ebene, hab Dich schon richtig verstanden.

Friedlichen Gruß
Desperado
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Alt 16.11.2012, 20:46   #6
weiblich marlenja
 
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Zitat:
Zitat von Desperado Beitrag anzeigen
Friedlichen Gruß
Was ist für Dich Friede?
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Alt 17.11.2012, 12:57   #7
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Zitat:
Zitat von marlenja Beitrag anzeigen
Was ist für Dich Friede?
Na, zuallererst mal die Abwesenheit von Krieg.

Und da ich die weitaus meiste Zeit meines Lebens im kalten Krieg verbracht habe, bin ich diesbezüglich sehr anspruchslos geworden, allein das Nichtvorhandensein unmittelbar drohender Vernichtungskriegsgefahr empfinde ich schon als unschätzbaren Frieden, tobende Wirtschaftskriege inbegriffen.

Ich weiß, den Frieden im eigenen Land angesichts der weltweit brennenden heißen, kalten und mitverschuldeten Kriege als unverdientes Geschenk zu genießen, dankbar dafür zu sein jeden Tag, das ist politisch nicht ganz korrekt, aber als Nachkriegsgeneration hab ich tief in mir verwurzelt, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist und zerbrechlicher als Glasbläserfiguren. Dass ich einfach nur das unverschämte Glück habe, in einem Land und zu einer Zeit leben zu dürfen, in denen Frieden herrscht.

Den inneren Frieden muss sowieso jeder Mensch für sich allein finden, sicher ist auch die Vermeidung von Streit eine Form von Frieden, der kann aber ebensogut scheinheilig sein oder erzwungen, und solange es nicht um die Streitsucht als solche geht, darf ruhig mal deftig gestritten werden, damit habe ich keinerlei Problem, selbst wenn ich dafür gesperrt werde, dann bin ich stinkig und maul hemmungslos rum, verdamme und verwerfe alles mit Bausch und Bogen, atme dreimal tief durch und fang friedlich von vorne an.

Leben und leben lassen- bairischer Friede.
Desperaderl
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Alt 17.11.2012, 20:24   #8
weiblich marlenja
 
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Danke Prediger - für diese neue - gute Nacht Geschichte.
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