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Alt 12.03.2006, 16:57   #1
Elke K
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 31


Standard Von einer, die geboren wurde, das Fürchten zu lernen!

Von einer, die geboren wurde, das Fürchten zu lernen!


Der Krähenberg - niemand weiß, wer ihn so benannt hat, selbst in den ältesten Kirchenbüchern gab es keine andere Bezeichnung für den kleinen Gras bewachsenen Hügel zwischen dem Dorf Bösenberg und der kleinen Siedlung, die eigentlich nur aus einer einzigen lang gezogenen geteerten Straße bestand: drei Bauernhöfe, sieben kleine Ein- und Zweifamilienhäuser, eine stillgelegte Tonkuhle, eine Ziegelei. Einen kleinen Schilf bewachsenen See gab es noch, mit ein paar, bei Nacht und Nebel dort am Ufer errichteter Holzhütten. Inmitten von Getreide-, Mais- und Rübenfeldern, zwischen Kuhweiden und mit Katzenkopfsteinen gepflasterten Wirtschaftswegen. Eigentlich nur eine Anhöhe, zu der ein durchfurchter lehmiger Pfad hinauf und auf der anderen Seite hinunter führte. Jetzt im April ohne Krähen, die dort im Herbst und Winter in Scharen zwischen umgepflügten Erdschollen und brachliegenden Wiesen herumgehüpft waren.

Frühling! Zeit des Nestbaus, Ausbesserns und Brütens. Die Krähen hatten sich paarweise, wie in jedem Jahr, zu ihren Horsten im nahe gelegenen Pappelwäldchen zurückgezogen. Aber man hörte sie noch! Feldlärchen, in der Luft balzend, waghalsige Flugmanöver zeigende Kiebitze, zwischen sattgelben Löwenzahnblüten summende Hummeln, der pfeifend schrille Ruf eines Rotmilans und das in weiter Ferne durch dumpfes Grollen sich ankündigende erste Frühlingsgewitter, begleiteten meine Geburt.

Meine werdende Mutter, klein, schmal gebaut, mit kurzen blonden Locken und einem flatternden Samtband um den Hals, astete auf ihrem verrosteten NSU-Fahrrad die Anhöhe hinauf. Das Rad quitschte.Der einzige Familienbesitz. Arm und mittellos, Flüchtlinge aus dem Sudetenland, hausten sie, ihre zwei Geschwister, Mutter und Vater, in einem notdürftig hergerichteten Anbau eines der reichsten Bauern des Dorfes. „Flüchtlingspack“, „Zugewiesene“, zwangsweise geduldet! Billige Arbeitskräfte, die für ein paar Kartoffeln, Rüben und etwas Feuerholz Zugeharbeiten verrichteten, Schweine versorgten und Ställe ausmisteten.

Es hätte etwas Öl auf der verrosteten Kette gebraucht, um die Steigung erträglicher zu bewältigen. „Öl kann nie schaden, Kind“, pflegte meine Großmutter später immer zu sagen, wenn sie mir zeigte, wie man mit der Hand zwischen den Speichen hindurchschlüpfte, mit dem schwarz-fettigen Lappen die Nabe putzte und polierte, als wäre es allerfeinstes Silberbesteck.

Käthe, die meine Mutter werden sollte, aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung von meiner Existenz hatte, erreichte die Kuppe des Krähenberges, bremste, stieg ab und plumpste schwer keuchend am Rande des von Pferdefuhrwerken zerklüfteten lehmigen Weges auf Löwenzahn und blühenden Huflattich. Sie drehte sich auf die dem Weg abgewandte Ackerseite, stöhnte, zog die Knie an den gepeinigten Körper, verkrampfte leise seufzend die Hände im Gras und schloss gemartert die Augen.

Unten in Bösenberg konnte man, kaum fünf Fahrradminuten entfernt, die Kühe voller Sehnsucht nach saftigen Frühlingswiesen in den Ställen muhen hören, ein Hund blaffte wütend hell dazwischen, irgendwo kreischte eine Kreissäge. Zwei noch sehr kleine, in schmutzig braune Wollsachen gekleidete Kinder balancierten am Ende des Weges am morastigen Ufer des dorfeigenen Feuerlöschteiches auf glitschig grün bemoosten Steinen. Sie fischten mit zerbeulten kleinen Aluminiumkannen hier und da Froschlaich und riefen sich, zwischendurch laut lachend, Schimpfwörter zu, die sie zwar nicht begriffen, aber von denen sie wussten, dass es verboten war, sie zu benutzen.

Es roch so gut! Ein Meer von Blüten, zwischen denen Wildbienen und Hummeln hin- und hersummten. Schwarze flinke Laufkäfer wieselten zwischen den grob von Treckerreifen zerquetschten Lehmborken umher, ein mutiger Zitronenfalter taumelte, noch etwas ungeübt in der wunderbar warmen, fast heiß strahlenden Sonne neben Käthes Ohr. Am Horizont hinter ihrem Rücken schob sich ein schwarzgraues Wolkengebirge zusammen, die Kämme rotgolden von der Sonne angestrahlt, tonlos noch.

Meine Geburt rückte näher.

Elfriede kam auf ihrem sorgsam geputzt und geölten Fahrrad den Berg heraufgestrampelt. Sie lebte mit ihrem 20-jährigen Sohn auf der anderen Seite in der kleinen Siedlung, nahe dem See, in dem ich später einmal fast ertrunken wäre, und ahnte nichts von ihrer auf die Welt wollenden Enkeltochter. Rechts und links am Fahrradlenker pendelten riesige grob gewebte Leinentaschen mit dem wöchentlichen Einkauf. Alles, was Hof und Garten nicht hergab, das jährlich aufgezogene Schwein, Kaninchen, Hühner und eingekochte Obst- und Gemüsevorräte, wurde im Dorf bei Kaufmann Leskow besorgt.

Auf dem Gepäckträger wackelte ein brauner voll beladener, mit zerfaserter Hanfwäscheleine festgezurrter Weidenkorb. Sein Inhalt: Schlachtabfälle für den Hofhund, außerdem gebrauchtes weißes Einwickel- und rosa Packpapier des Kaufmanns. Wer hatte damals nach dem Krieg schon Geld übrig für Zeitschriften, die nach dem Auslesen zum Anlegen des täglichen Kochfeuers benutzt werden konnten! Das rosa Papier wurde aussortiert, sorgfältig geglättet, auf ungefähr doppelte Handgröße gefaltet, mit einem Messer zerschlitzt und auf einen Hanffaden aufgefädelt. Später hing das Päckchen dann an einen rostigen Nagel im Klohäuschen hinter der Waschküche, zum weiteren Gebrauch.

Auch Elfriede keuchte und schwitzte, allerdings aus Gründen der anstrengenden Steigung und wegen des voll beladenen Fahrrads: Trat sie in die linke Pedale, bewegte sich ihr gesamter Körper, ihr Kopf und Lenker samt Taschen zur linken Seite, trat sie mit ihren dicken muskulösen Beinen die rechte Pedale nach unten, schwankten Mensch, Fahrrad und Taschen nach rechts.

Eine verwilderte schwarze Katze lief seitlich neben dem Fahrrad her, kreuzte jedoch nicht den Weg. „Ein Glück!“ Elfriede seufzte. Sie fürchtete weder Tod noch Teufel; ein sich von der Kette losgerissener bösartiger Hofhund, der sich in ihre Waden verbeißen wollte, wurde mit einem gezielten Tritt in die geifernde Schnauze vertrieben, dem von der Weide ausgebrochenen, wild schnaubenden Bullen - damals wurde noch auf natürliche Weise für Nachwuchs gesorgt - klatschte sie die alte, immer über dem Lenker hängende Strickjacke mit den dicken Metallknöpfen an die Nase ..., aber vor ihr den Weg kreuzenden schwarzen Katzen und Gewitter, davor hatte sie einen Heidenrespekt! Nun entdeckte sie die, meine Mutter werdende Frau am Wegrand. Sie stieg ab, die Katze stob mit hoch aufgerichtetem Schwanz Böckchen springend davon. Elfriede stöhnte vor Anstrengung, meine Mutter stöhnte vor Schmerz.

„Kind, was machst du denn hier im Gras, bist du gestürzt? Ein Gewitter zieht auf, mach, dass du nach Hause kommst, stell dich nicht an, so schlimm wird es doch wohl nicht sein, dass du hier kleben bleibst!“ Meine Mutter drehte sich vorsichtig auf die andere Seite. „Ich hab so grauselige Bauchkrämpfe, schon seit dem Morgen. Es wird und wird nicht besser, trotz Wärmflasche und Kamillentee, eher noch schlimmer! Bin auf dem Weg zu Dr. Wedemeier, damit er mir etwas verschreibt. Jetzt kann ich nicht mehr weiter, es zerreißt mir den Bauch! Vielleicht war das Schmalz nicht mehr gut, oder der Pudding gestern. Mir ist so schlecht, ich kann einfach nicht mehr aufstehen, geschweige denn weiter fahren! Es tut so weh!“, kam es in abgehackten Sätzen zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor.

Elfriede wackelte ratlos mit dem Kopf, ihr Kopftuch wackelte mit. Käthe bäumte sich auf, sie schrie, schrie und schrie, drehte sich auf den Rücken. Ihre Knie öffneten sich unter dem hoch gerutschten Rock und gaben den Blick frei auf einen nassen blutig getränkten Schlüpfer. Sehr blutig und sehr nass. „Oh nein, oh nein, Jesses, Maria und Josef!“ Elfriedes Kopftuch wackelte stärker. „Sie wird doch nicht etwas hier ein Kind kriegen! Nein, nein, nein, schämen sollte sie sich, die Hergelaufene“, murmelte sie halb angeekelt, halb bedauernd. Im nächsten Moment war Käthe still. Schlappgemacht, in Ohnmacht gefallen, geflüchtet vor mir. Eine sehr kleine Beule in ihrer Unterhose, mein Kopf. Sie hatte sich einfach davongemacht! Ohne mich noch wahrzunehmen, die ich jetzt ganz leicht, nachdem Elfriede meiner Mutter die Hose bis über die Knie und das rechte Bein gezogen hatte, aus ihr herausplatschte. Mehr Nabelschnur, als Kind. Und viel zu klein. Rot, runzelig, hässlich. Ein Baby! Weder Schmalz noch Brot, noch Pudding, war die Ursache der Krämpfe, obwohl auch dieser Brei, halb verdaut, kurz vor meiner Geburt, meine Mutter auf ganz natürlichem Wege verließ.

Wenn ein Kücken aus dem Ei schlüpft, wird es auf das erste Laut gebende oder stumme Wesen geprägt und wird ihm auf Schritt und Tritt folgen. Dieses wird es als Mutter erkennen, sogar eine Katze - wenn es das überlebt! –Dies ist zwar selten der Fall, soll aber schon vorgekommen sein.

Ich werde Elfriede folgen, lange Zeit auf Schritt und Tritt, Gedeih und Verderb, für lange, lange Zeit verdorben!

So begann ich also mein Leben. Blutverschmiert mit blau gefärbter Nabelschnur und der sich schnell mit ein paar sehr heftigen Nachwehen gelöster Plazenta, lag ich zwischen Käthes Beinen. Meine Ärmchen zuckten, die Beine angewinkelt, als wäre ich noch im warmen beschützenden Bauch ..., er fehlte mir. Also atmete ich nicht. Noch nicht! Elfriede atmete für uns beide, aufgeregt und schnell. Sie hatte selbst nur ein Kind bekommen, einen Sohn. Doch zu Zeiten meiner Geburt war es in den weit von einander entfernt liegenden Dörfern üblich, im Rahmen der Nachbarschaftshilfe bei Niederkünften mir Rat und Tat Beistand zu leisten. Sie hatte schon viele Neugeborene abgenabelt, Kälber, Fohlen und Kinder. In dieser Reihenfolge. Das tat sie jetzt auch.

Mit leisen, zärtlich gemurmelten Worten, mit denen sie auch jedes Kälbchen begrüßt hätte, durchtrennte sie, mit ihrem rostigen, immer bei sich geführten Löwenzahnstecher, „man weiß ja nie, welcher Tunichtgut einem auf einsamen Wegen auflauert!“, die noch pulsierende Nabelschnur. Nun sollte ich also leben und atmen!

„Du kleines Ding, du. Machst´e denn für Sachen, du. Nuh’ atme mal, ein bisschen dalli.“ Dabei öffnete sie meinen Mund, bohrte mit ihrem schwieligen braun verfärbten Zeigefinger zwischen meinem Gaumen und meiner Zunge herum und befreite meinen Rachen von Fruchtwasser und Schleim. Kälbchen atmen dann. Ich nicht! Sie riss ein Grasbüschel aus, ein vertrocknetes vorjähriges Distelblatt dazwischen, massierte mir Brust und Ärmchen. Dann wurde ich grob vorsichtig geschüttelt. Sie hob mich, wie eine professionelle Hebamme, mit Daumen, Zeige- und Ringfinger einer Hand meine Füsschen umfassend, hoch. Hielt mich in die Nähe ihres Gesichtes, um mich zu begutachten. Nun bekam ich zum ersten, aber nicht zum letzten Mal Dresche. Zugegeben, meinem zarten Alter entsprechend, sehr vorsichtig! Schon bei diesem ersten Mal beherrschte ich mich, kein Ton, kein Wimmern - aber, damit es aufhören möge, mit einem leichten zittrigen Luftholen. „Na also, wäre ja gelacht!“ Elfriede war es zufrieden. Sie nickte, wie immer nickte ihr Kopftuch mit.


Also gut, Großmutti, wie ich sie später nannte, lieber atmen und leben, als weiter gehauen zu werden!

Als sie ihr Tuch abnahm um mich darin einzuwickeln, hätte jeder die ihr noch unbekannte Verwandtschaft erkennen können: Elfriedes Haar, dunkelkupferfarben leuchtend, kurzlockig verschwitzt - mein Flaum hellkupferfarben, kraus und verklebt. „Du bist so klein, du Würmchen, noch lange nicht fertig, wenn sie dich man durchkriegen! Vielleicht hätt´ste dir ja noch ein paar Wochen Zeit lassen können, damit du vielleicht auf ehrbare Weise zur Welt gekommen wärst. Armes Wurm, armes. So viel Kummer wirst du noch haben, soviel!“ Sie wackelte unrythmisch mit dem Kopf, das fehlende Kopftuch irritierte sie in ihrem Bewegungsablauf. „Ein kleines Wurm, kaum Fleisch unter so viel Haut!“ Ich atmete tapfer weiter. Vorsichtig wurde ich neben meiner biologischen Mutter zwischen Löwenzahn, Gräsern, Bienen, Marienkäfern und anderer Flora und Fauna abgelegt.

Dies sollte prägend für mein gesamtes Leben werden. Auch heute noch, wenn ich mich irgendwo ins Gras lege, den Duft von Heublumenkissen einatme, oder weit draußen vor der Großstadt selten gewordene Kiebitzrufe höre, wird mir so friedvoll ruhig zumute, als hätte ich endlich meine Wurzeln gefunden.

© Elke Kemna, Original 22.3.2005, überarbeitete Fassung 12.3.2006 (Auszug aus „Der Krähenberg" - Auf der Suche nach der verlorenen Kindheit")
Elke K ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2006, 17:17   #2
Ra-Jah
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Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 481


Toll zu lesen. Hat Spaß gemacht. Mehr!
Und das Land, die Charaktere...
meine Kindheit und die Marienkäfer, der Löwenzahnstecher.
Ich seh den Frühsommer vor mir... ach.
Sanfter Humor.
Tiefe Gefühle.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2006, 17:32   #3
Elke K
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 31


Hallo! Schön, dass die Geschichte dir gefällt. Hmm ja, Frühling..., bzw. Frühsommer!
Ich bin den Schnee so leid, so leid!
"Mehr ...", schreibst Du. Na ja, das würde wohl das Forum sprengen und Asche auf mein Haupt rieseln lassen! Das Rohmanuskript umfasst ca. 300 Seiten!
Aber vielleicht stelle ich mal eine andere Geschichte daraus aus. Jede Woche eine. Ich glaube, so ist es doch bei euch üblich, nicht wahr!

Liebe Grüsse aus Hannover! Elke K.
Elke K ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2006, 17:58   #4
Elke K
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 31


...bei Bedarf gibt es noch Leseproben daraus in "Denk-Anstöße" von Autoren-Feder-Verlag!
Das soll aber keine Schleichwerbung sein. Einnahmen aus dem Projekt gehen zugunsten einer Kinderhilfe ...!
Elke K ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2006, 18:06   #5
Idat
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 21


Oh, das mag ich.
Dieses sacht konstruierte Idyll, diese bukolisch-rustikalen Bildsymbole und markanten Landschaftsschilderungen lassen tatsächlich die Gedanken gen Frühling münden. Allerdings stet die beschriebene autobiographische Erzählung doch sehr im Kontrast zu deiner späteren Kindheit und auch dies macht diese Zäsur deines Werkes zu einem außerordentlich faszinierenden Kleinod. Kompliment.
Idat ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2006, 18:42   #6
Maya
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo Elke,

Ein wirklich schöner Text. Aus Zeitmangel nur ein paar kurze Anmerkungen:

1. Abschnitt:
Folgende Stelle würde ich überarbeiten:

Einen kleinen Schilf...Inmitten von Getreide-, Mais- und Rübenfeldern, zwischen Kuhweiden und mit Katzenkopfsteinen gepflasterten Wirtschaftswegen. Eigentlich nur eine Anhöhe...

Der fettgedruckte und darauffolgende Satz stehen inhaltlich zu losgelöst da.

Dieser Satz steht m. E. nach an der falschen Stelle:
Jetzt im April ohne Krähen, die dort im...

Ich würde ihn direkt auf den eingangs erwähnten Krähenberg beziehen….Krähenberg – jetzt im April ohne Krähen…

2. Abschnitt:

Feldlärchen, in der Luft balzend, waghalsige Flugmanöver zeigende Kiebitze,

Hier kommt der Leser ins Stolpern, ungünstige Satzkonstruktion, weil man beim ersten Lesen das waghalsige Flugmanöver noch auf die vorangegangenen Feldlärchen bezieht, bis plötzlich die Kiebitze auftauchen…
Vorschlag: In der Luft balzende Feldlärchen

3. Abschnitt:
*h*astete…
Das Rad quitschte. Der einzige Familienbesitz.

Die Sätze hätte ich zu einem zusammengefasst, etwa so: Das Rad – der einzige Familienbesitz – quietschte.

„Zugewiesene“, zwangsweise geduldet! / trotz *z*, *z* eine tolle inhaltliche Kombination (Zwangsarbeiter)

4. Abschnitt:
Es hätte etwas Öl auf der… Statt Öl vielleicht besser Schmiere, sonst wird man als Leser gedanklich direkt in die Küche verfrachtet, weil man es sofort mit der Bratpfanne assoziiert. Die zweite Erwähnung des Öls kann dann bleiben („Öl kann nie schaden, Kind“)

6. Abschnitt:
Unten in Bösenberg konnte man, kaum fünf Fahrradminuten entfernt, die Kühe voller Sehnsucht nach saftigen Frühlingswiesen in den Ställen muhen hören...
Satzkonstruktion: unnötige Verschachtelungen zerstören die Bilder, die Du beim Leser erwecken möchtest…
Vorschlag:
Vom nahe gelegenen Bösenberg konnte man die Kühe…(die fünf Minuten müssen nicht erwähnt werden, es ist ja logisch, dass man das Kuhmuhen in 10 km Entfernung nicht mehr vernehmen kann)

ein Hund blaffte wütend : Ich würde ihn kläffen lassen.

8. Abschnitt:
Links und rechts würde ich tauschen, der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Alles, was Hof und Garten nicht hergab, das jährlich aufgezogene Schwein, Kaninchen, Hühner und eingekochte Obst- und Gemüsevorräte, wurde im Dorf bei Kaufmann Leskow besorgt.
Vorschlag:
Bei Kaufmann Leskow unten im Dorf wurde alles besorgt, was Schweine, Kaninchen, Hühner, selbst angelegte Obst- und Gemüsevorräte, also Hof und Garten, nicht hergaben.

9. Abschnitt:
Auf dem Gepäckträger wackelte ein brauner voll beladener, mit zerfaserter Hanfwäscheleine festgezurrter Weidenkorb.
Hält den Lesefluss auf, weil man mehrfach lesen muss, um sich ein Bild davon zu machen.

bewegte(n)…normalerweise mache ich auf Rechtschreib- und Grammatikfehler nicht aufmerksam, aber der hier stört, weil sich die Bewegung sonst nur auf den Körper, nicht aber auf den Rest beziehen würde

11.Abschnitt
Nun entdeckte sie die, meine Mutter werdende Frau am Wegrand.
Vorschlag:
Nun entdeckte sie die Frau, die später meine Mutter werden sollte, am Wegesrand.

Der Rest kommt später…
lg yamaha
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Alt 13.03.2006, 09:22   #7
Elke K
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 31


Guten Morgen, Yamaha. Schön, dass Du dir mal meinen Text vorgenommen hast! Nun ja, das hat was. Gerade der Absatz mit den Kibitzen..,hat mich auch irgend wie nicht glücklich gemacht! Gute Idee!
Schmiere - ist sowieso besser - auf Fahrradketten gehört kein Öl, das saut die Kleidung ein. Und überhaupt! Ich werde mir mal deine Anmerkungen herauskopieren - sicher bastel ich noch etwas an dem Text herum!

Wenn Du mal wieder Zeit hast, weiter an der Geschichte zu lesen, bzw. Vorschläge erarbeitest - ich nehme sie gern, wenn ich auch davon überzeut bin, an! Nur so erfahre ich, wie ein Text aus dem Blickwinkel anderer wirkt.

Danke schön!

Liebe Grüsse - Elke
Elke K ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2006, 10:56   #8
Elke K
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 31


@Yamaha: So, nun habe ich erst gesehen, daß Du am Text weiter gearbeitet hast - über editieren - ich suchte nach neuer Antwort! Einiges ist einleuchtend, ich kopier wieder und schaue mir meinen Text genauer an. Bei anderen Wortwendungen z. B. werde ich es so belassen. Das ist irgendwie "mein" Stil - da müßte ich nämlich alles umschreiben, was ich bisher zu Papier, ähem Festplatte, gebracht habe!

Danke, dass Du dir wieder so viel Zeit genommen hast. Ich bin hocherfreut, dass Du dich damit auseinandergesetzt hast! Hocherfreut, blödes Wort - soll aber gaaaanz nett gemeint sein!
Liebe Grüße - Elke
Elke K ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2006, 01:30   #9
Belgarath
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard Es ist wieder gut erzählt,

mit kleinen, leicht ausmerzbaren Schwachstellen. Was mir wie bei der letzten Geschichte nicht gefällt ist die nahezu fehlende Textstruktur, die oft zu langen Sätze, die die Geschichte etwas schleppend machen.
Aber auch daran lässt sich arbeiten, die Ausgangsbasis ist ja schon sehr gut...
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Alt 15.03.2006, 01:37   #10
Maya
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo Elke,

natürlich musst Du nicht alle Vorschläge annehmen,
es ist ja Dein Text, Dein Stil - und so soll es auch bleiben .
Nimm, was Dir gefällt...

lg yamaha
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Alt 15.03.2006, 09:11   #11
Elke K
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 31


Guen Morgen! - Versteht mich nicht falsch - ich bin wirklich sehr dankbar für Feedbacks! Nur so kann ich lernen! Und erkennen und manches umschreiben. Das hilft mir auch bei weiteren Kapiteln!
@ Yamaha - ich werde viele deiner Vorschläge übernehmen! Sie sind sehr plausibel und einleuchtend.
@ Belgarath - sicher hast Du Recht - die Textstruktur: Was man nicht gelernt hat, kann man unbewußt nur beim lesen anderer Schriftsteller übernehmen - da wird ein vielfälltiger "Eintopf" daraus. Ich arbeite daran!

Einen schönen Tag noch, Elke!
Elke K ist offline   Mit Zitat antworten
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