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Alt 16.04.2007, 23:36   #1
Pia
 
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Standard Das erste Kapitel

Die Tür öffnete sich knarrend einen Spalt breit und gab den Blick auf einen vollkommen Runden Raum frei.
Ein Einhorn schwirrte surrend hindurch. Nein, kein Einhorn, wie es in eurer Welt dargestellt wird. Euer Einhorn ist eigentlich ein gehörntes Pferd. Das einzig wahre, echte Einhorn hat einen gehörnten Löwenkopf und einen geflügelten Seepferdleib. Es ist nicht groß, nur wenige Zentimeter.
Der Raum war vollkommen dunkel, lediglich ein runder Tisch in der Mitte des Raumes war schwach beleuchtet. Um ihn herum saßen sieben Personen, vier Männer, drei Frauen.
„…Einhalt gebieten!“, drohte eine tiefe Bassstimme.
Der dazugehörige Mann war klein und von hagerer Figur. Die Hakennase war das einzig Große an ihm und stützte seine runde Nickelbrille so grade vorm Herunterfallen.
„Die Feinde sind schon zu mächtig, wir müssen die Neulinge so gut ausbilden, wie noch nie zuvor. Aber, wir müssen ihnen den Ernst der Lage verschweigen.“
„Und warum? Wenn sie wissen, mit wem sie es zu tun bekommen, können sie sich besser vorbereiten“, drang eine krächzende Stimme von einem der Stühle.
„Wir wollen ihnen nicht das Gefühl geben, sie seien etwas Besonderes.“, bemerkte die Hakennase.
„Sie sind aber etwas Besonderes, alleine dadurch, dass sie die Auserwählten sind.“, mischte sich nun auch eine junge Lehrerin in das Gespräch ein. Sie war außergewöhnlich hübsch, ihre hellbraunen Locken wirkten keck und frech, sie schmeichelten ihren strahlenden, haselnussbraunen Augen.
„Miss Duval, die Neulinge werden nichts von der Gefahr erzählt bekommen.“
„Aber….“
„Schluss jetzt! Das Letzte, was wir in so einer Situation gebrauchen können sind aufmüpfige, egoistische Halbwüchsige, die sich für Gott halten, nur weil sie das Pech hatten, in dieser Zeit geboren zu werden! Und jetzt schaffen Sie mir dieses Ding aus den Augen!“
Er wedelte nervös und zornig mit der Hand hin und her. Voller Panik flüchtete sich das Einhorn wieder nach draußen.




Die ersten Sonnenstrahlen suchten ihren Weg von den grünen Bergen über graue, triste Hochhäuser der Weltmetropole Phoenix bis hin in das Schlafzimmer eines 16-jährigen Mädchens. Es war kein typisches Mädchenzimmer, keine Poster von Robbie Williams oder Britney Spears an den Wänden, kein Telefon, keine Fotos von Freundinnen, keine plüschigen Häschen, keine Stoffhunde. Dafür quoll ihr Zimmer über von Holzfiguren, kleinen Totempfählen, Miniatur-Tipis aus Stoff, die Wände zierten Banner aus Holz mit eingeritzten indianischen Weisheiten. Ihr Lieblingsspruch lautete: „Ich sage immer was ich in meinen Herzen für Wahr halte. Darum geht es. Wenn alle Menschen sich ihrer Kultur bewahren und weiter danach leben würden, wüssten sie um diese Dinge. Manchmal sagen die Leute, ich würde wieder Indianer spielen. Oh, das ist traurig. Ich glaube nicht dass ich Indianer spielen oder mich wie eine Indianerin aufführen muss. ICH BIN EINE. ICH BIN SO. ICH BIN WER ICH BIN. UND ICH BIN STOLZ DRAUF“
Das Mädchen, dem diese Weisheit aus der Seele spricht saß schon seit Stunden vor ihrem Spiegel. Sie kämmte sich ihre langen, glatten, ebenholzschwarzen Haare und betonte mit Kayal und Eyeliner ihre braun-grünen Augen, das einzige Make-up, das sie benutzte.

Tausende Kilometer im weit entfernten Ägypten ist es bereits fünf Stunden später. Im Klassenzimmer ist es stickig und heiß, auch das offene Fenster schafft keine Abhilfe. Gelangweilt saß er auf seinem Stuhl, schrieb mit dem Banknachbarn Zettelchen. Die kurzen dunkelbraunen Locken schimmerten im Schein der Sonne, seine schwarzen Augen reflektierten das Licht. Er dachte an seine Eltern, seinen älteren Bruder, den ach-so-tollen-besten-großen-Bruder-der-Welt, eben an Naseem. Sein klasse Bruder, Naseem, der Junge in der Familie, der bei allen Festen jegliche Aufmerksamkeit auf sich zog, Naseem, der Junge in der Familie, der alle Sportpokale gewann, Naseem, der Junge in der Familie, der immer, wirklich immer, der Beste ist. Der kleine Bruder seufzte und legte den Kopf in die Hände.

Kinderlachen hallte durch den Flur. Die Ärztin schaute die drei wütend an. Das größte der Mädchen blickte verächtlich zurück und rannte schon wieder hinter ihren kleinen Schwestern her. Im bekanntesten Krankenhaus der Elfenbeinküste Fangen spielen, eigentlich verboten, aber was kümmerte sie in dieser Situation ein solch lächerliches Verbot. Das Feuer in ihren Augen loderte auf bei dem Gedanken an die zahlreichen Ärzte durch deren Hände ihre Mutter schon gereicht wurde.
Wie viele waren es gewesen? Sieben? Acht? Oder noch mehr? Ihre rabenschwarzen Korkenzieherlocken erhielten unter dem künstlichen Raumlicht einen bläulichen Stich, die eisblauen Augen erschienen ebenfalls noch blauer. Wut und Verzweiflung kamen wieder hoch. Wäre dieser Mistkerl doch nicht abgehauen, nicht so früh. Sie kämpfte mit den Tränen und schluckte sie herunter. Nein, sie musste stark sein, für die Kleinen, für Aidèe und Kianga, sie musste stark sein.

Mal wieder Pech gehabt. Ein weiters Mal wurde ihnen der Durchgang verwehrt. Warum konnte es nicht so einfach sein wir früher? Warum musste er täglich Angst vor Selbstmordattentätern haben? Warum waren seine Brüder nicht in die Armee eingetreten um Israel zu verteidigen? Rubin, Daniel und Isak waren doch schon alt genug. Ein Eintritt in die Armee wurde aber auch von den Eltern missachtet, es verstößt ja gegen das, an was sie glaubten: Nächstenliebe, Gott, die Thora und all der religiöse Kram, der ihn schon seit jeher kalt ließ. Wie kann man in solchen Zeiten nur an Gott glauben? Er war kein Widerstandskämpfer, trotzdem funkelten seine tief dunkelblauen Augen, wenn er an den Verrat an seinem Vaterland dachte. Er sah sich um, blickte in die Gesichter seiner Brüder: Rubin, Daniel, Isak, Elias, Simon und Mathis, alle sahen sie gleich aus, alle hatten sie dieselbe Haarfarbe, nur er nicht, sein Haar war tief schwarz. Emo, sagten sie in der Schule zu ihm. Na und? Es störte ihn nicht, sollen die anderen nur reden, es kümmerte ihn nicht. Was ihn nun beschäftigte war vielmehr die Frage nach dem Warum.

Eine Gruppe Gleichaltrige. Hier war er nichts besonderes, nicht wie zu Hause. Dort war er der Held, der Liebling seiner Eltern, ihr einziger Sohn. Aber auch das war nichts besonderes, hier herrscht die Ein-Kind-Politik, hier in China. Alle kleinen Paschas sahen gleich aus, verwöhnte, dicke, schwarzhaarige, schweinsäugige Kinder. Aber nicht er, seine Haare waren nicht schwarz sondern nussbraun-kastanie, auf diese Bezeichnung bestand er, sie waren nicht einfach, langweilig braun, sondern nussbraun-kastanie. Und seine Augen waren nicht einfach braun, sie waren honigbraun. Auch darauf bestand er. Ja, er war etwas ganz besonderes, keine Kopie des großen Kaisers Akihito wie alle anderen. Er fiel auf, vor allem bei den Mädchen war er beliebt, mehr sogar. Er war der Star der Schule, ein Papagei unter Tauben. Und er genoss es!

Unzählige Paparazzo belagerten sie, riefen ihren Namen, ständig hörte man einen Fotoapparat klicken, halt ein ganz normaler Tag. Aber es war nicht nur schön, es war auch anstrengend. Jeden Tag musste sie perfekt aussehen, die schulterlangen, durchgestuften braunen Haare- viel meinen, sie hätten die Farbe von Zartbitterschokolade- mussten perfekt liegen, ihre dunkerlgrün-hellblauen Augen, auf die sie besonders stolz war, mussten perfekt mit Lidschatten, Kayal, Eyeliner und Mascara betont werden, ihr Körper musste immer perfekt sein.
Die Promotion-Tour für ihren neuen Film stand an, er würde bald in die Kinos kommen. Ein Geschichtsepos, in dem sie ein junges, blondes, jüdisches Mädchen spielt, welches im Dritten Reich lebt und verzweifelt nach dem Sinn sucht. Wenn da mal keine Oscar-Nominierung drin war!

Er sah aus, wie ein typischer australischer Surfer: blonde, etwas längere Haare, blaue Augen und einen durchtrainierten Körper. Er war ja auch ein australischer Surfer. Das Wasser war sein Element, er kannte keine Furcht vor Haien, Rochen oder sonstigen Meeresbewohnern. Mit seinen Freunden stromerte er regelmäßig durch die Innenstadt Melbournes. Oder er lag am Strand, wie in diesem Moment. Er blinzelte, drehte den Kopf aus der Sonne. Schon hörte er wieder eine Stimme, die in fragte, ob er ihr nicht den Rücken eincremen wolle. Er schaute sie an. Nein, sie war nicht sein Typ, viel zu aufdringlich, und außerdem stand er nicht auf schwarze Haare. Er verneinte knapp und schloss seine Augen wieder. Kurze zeit später sprang er wütend auf: diese Schnepfe hatte ihm doch tatsächlich Sand ins Gesicht getreten! Der Zorn in ihm kam hoch, sein Blut geriet in Wallung. So etwas war ihm noch nie zuvor passiert. Er sah zu seinen Freunden, sie hatten es mitbekommen und lachten ihn schamlos aus. Das wird sie ihm büßen! Er schnappte sich sein Surfbrett, denn beim Surfen bekam er einen klaren Kopf und den braucht er jetzt- dringend!

Heute jährte sich der Tag, der Tag, an dem ihr Leben eine radikale Wende erfuhr, zum vierten Mal. Avalee… wie es ihr wohl gehen mag? Sie schaute von ihren Hausaufgaben auf und blickte aus dem Fenster. Überall Lärm, Gestank, die Straßen Stockholms waren voll gestopft von Autos, Fahrradfahrern, Mofas, einfach nur voll! Sie war es leid! Immer diese Hektik, wie war das Leben vorher doch ruhig und idyllisch. Das Großstadtleben war nichts für sie, all die Menschen, das Gedränge, es gab kaum einen ruhigen Ort. Sie stand auf, zog sich ihre Jacke an und machte ihren Schal um. Auf dem Weg zu ihrem Lieblingsplatz rief sie sich Avalees Gestalt in Erinnerung, ihre Große, ihre Maus, ihre eineiige Zwillingsschwester, wie waren ihr ihre Haare immer verhasst. Sie liebte sie, lang und glatt vielen sie über ihre Schultern und endeten erst kurz unter ihren Rippen. Sie glänzten im Schein der Sonne noch blonder als sie schon waren. Ihre haselnussbraunen Augen glitzerten, Tränen sammelten sich. Sie wollte an etwas anderes denken, nicht an Avalee, aber eigentlich wollte sie sich doch an ihre Schwester erinnern.
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Alt 16.04.2007, 23:44   #2
weiblich Ex Darkskin
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Standard RE: Das erste Kapitel

Zitat:
Original von Pia
keine Poster von Robbie Williams oder Britney Spears an den Wänden.
Liebe Pia,

Poster von Britney hat doch heute kein Teenager mehr an der Wand

Zu deiner Geschichte:
Mich hat sehr beeindruckt, wie gut du Personen beschreibst. Wie detailliert. Es sind richtige Bilder.
Der Text ist gut geschrieben, spannend und nie abgegriffen oder in Klischees.
Die Sprache ist harmonisch und von hoher emotionaler Eleganz.

Grosses Kompliment!

http://home.vrweb.de/corazon/images/hotkiss5.gif
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.04.2007, 19:33   #3
Pia
 
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Danke erstmal... also, aus Robbie Williams und Britney Spears habe ich jetzt Johnny Depp und Scarlette Johansson gemacht, ist das besser, bzw. realer?
Pia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.04.2007, 20:44   #4
Lufthauch
 
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Ich glaube Darksin hat das mit dem Poster eher als Scherz gemeint.

Also ich finde deine Geschichte richtig gut. Sehr schöner Schreibstil. Besonders gefallen mir diese
Wechsel der Standorte. Bin gespannt auf mehr. Schön weiter schreiben.
Lufthauch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2007, 22:15   #5
Pia
 
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Kapitel 2Es roch nach modrigem Holz und feuchter Erde.
Kleine, bunt schillernde Gestalten standen zu Tausenden vor einem Podest - Kobolde. So verschieden wie Blumen und doch alle gleich. Es gab sie in groß, in klein, in gelb, in braun, mit Punkten oder Streifen, mit Flügeln oder mit Hörnern…. Aber in einem Punkt glichen sie sich alle: die (verhältnismäßig) riesengroßen, kugelrunden Augen und der beißende Gestank wenn man sich ihnen auf weniger als fünf Meter nähert.
Auf dem Podest stand ebenfalls ein Kobold, keineswegs der Größte der Anwesenden. Er hielt eine Rede, voll Feuereifer und Siegesgewissen.
„Unsere Feinde werden sich uns unterwerfen! Wie werden siegen! Habt nur Geduld, es dauert nicht mehr lange bis wir Runa unser Eigen nennen können! Unsere Insel, die sie uns so schamlos stahlen, auf der schon unsere Väter und Vaters-Väter lebten! Bald wird sie wieder unser sein!“
Das Ende wurde von tosendem Applaus begleitet, welcher gar nicht mehr verebben wollte. Runa, diese Insel, den Kobolden einst genommen von den Magiern, vor langer Zeit, in einem blutigen Krieg mit unzähligen Opfern auf beiden Seiten, war eine Legende. Jeder Versuch sie bisher aus den Fängen der Magier zu retten scheiterte kläglich. Doch dieses Mal schien der Plan verlockend. Er war wagemutig genug, die Chancen auf Erfolg standen nicht schlecht, sie waren sogar ausgesprochen gut.



Hier galt die Zeit nichts, sie war Schall und Rauch. Ein Ort wie dieser ward von den achten vorher noch nie gesehen. Welche Tageszeit sie wohl hatten? Das war schwer zu sagen, es gab nichts an dem man es hätte fest machen können. Die Sonne, der Mond, im Westen schwarzes Wasser, im Süden funkelte das kühle Nass glasklar, Tau auf dem Gras, doch Pflanzen verdorrten in der Hitze.
Von einem kleinen, dürren Mann wurden sie ins Innere eines Schlosses geführt, eines Schlosses, dessen Ausmaße so unglaublich waren wie die Tatsache, dass sie es betreten. Noch vor wenigen Stunden sind alle acht ihrem eigenen Leben nachgegangen, saßen in der Schule oder lagen am Strand und nun folgten sie diesem Mann durch abertausende Gänge und Hallen, bis hin in einen Saal. Vor Staunen stocken die Jugendlichen im Türrahmen. Ihr Blick schweifte von der himmelblauen, mit organischen Strukturen versehenen Decke über die mit schwungvollen Reliefen verzierte Wände bis hin zum gläsernen Boden unter dem ein Teppich zu sehen war, welcher einem wunderschön blühendem Rasen glich. Die Empore an der gegenüberliegenden Wand stach sofort ins Auge. Sie war, im Gegensatz zum restlichen Saal, sehr schlicht und einfach weiß.
Der Mann ließ sie einfach stehen und stieg auf die Empore.
„Setzten Sie sich doch“, wandte er sich an die Acht.
Sie folgten seiner Aufforderung.
„Mein Name“, fuhr er mit seiner tiefen Baritonstimme fort, „mein Name ist Sir Aydin Cornell. Ich bin der Direktor dieser Schule hier, der Schule, auf der Sie Ihre nächsten fünf Jahre verbringen werden. Ihre normalen Leben wurden bereits gelöscht, es gibt kein Zurück mehr. Sie sind die neuen Schüler. Innerhalb von fünf Jahren werden Sie zu Magiern ausgebildet, denn Sie, meine Damen und Herren, Sie sind die Neuen. Sie haben alle etwas gemeinsam: Ihr Geburtstag.
Sie alle Acht wurden am selben Tag zur selben Zeit, auf die Sekunde genau, geboren.
Deswegen sind Sie unsere neuen Schüler, Sie tragen die Gene der Magie bereits in sich, die Gene der Elemente. Ich rufe Sie nun einzeln auf, Sie treten dann bitte einen Schritt nach vorne und erzählen den anderen etwas über sich. Doch vorher möchte ich ihnen noch die weitern Lehrkräfte vorstellen:
Miss Ranjana Ishora, Lehrerin für Biologie und Naturkunde
Miss Zoe Duval, Lehrerin für Geschichte und Magie in der Praxis
Miss Isis Lesserman, Lehrerin für Astrologie und Astronomie
Sir Kemal Maru, Lehrer für Verteidigung und Kampf gegen den Feind
Sir Gareth Bone , Lehrer für Bildende Kunst und Philosophie
Sir Thant Sahal, Lehrer für Geschichte des Bösen und Geheimnisse der Mythologie
Und nun, bitte ich Sie nach vorne.“
Pia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2007, 15:58   #6
Pia
 
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Wie war sie hier nur gelandet? Sie konnte sich nicht erinnern. Eben saß sie noch vor ihrem Spiegel und kämmte sich, plötzlich stand sie hier, mit diesen anderen sieben Jugendlichen. Sie schaute sich um und was sie sah, gefiel ihr. Überall Natur, viele Blumen, alles grünte und blühte in den verschiedensten Farben. Sogar der Boden in diesem Saal sah aus wie eine Sommerwiese. Was hatte der Mann dort vorne gesagt? Sie hörte ihn ihren Namen sagen: „Aiyana Lumbee“ sie trat nach vorne und begann zu erzählen.

Träumte er? Saß er nicht eigentlich in der Schule? Er fröstelte, es war alles so unheimlich. Bestimmt schlief er nur. Sein ganzes Leben gelöscht? Wie sollte das denn gehen? Also entschloss er sich mit zu spielen und trat nach vorne, denn sein Name wurde genannt, die tiefe Stimme sprach ihn aus: „Iah Jakbam“

Sie hatte Angst. Und sie war unendlich wütend! Wie konnte man sie nur einfach von ihren Kleinen wegholen? Sie soll etwas über sich erzählen? Dem erzählt sie gleich was.
„Sarafina Markas“ Und wie wütend sie war würde sie ihm gleich zeigen!

Wieder die Frage nach dem Warum. Doch diesmal: Warum war er hier? Wo war seine Familie? Wo war er überhaupt? Seine Gedanken kreisten immer und immer wieder um diese Fragen, der tiefen Stimme auf der Empore schenkte er kaum Beachtung.
„Levin Rosenthal“ Beim Klang seines Namens zuckte er kurz zusammen und stand auf.

„Nathanael Leroy Chang“ Allein sein Name war schon etwas Besonderes, dieser Klang, so außergewöhnlich wie er selbst. Obwohl er „Nat“ bevorzugte, es klang frecher, spitzbübiger, einfach cooler. Er trat nach vorne und begann.

Auf einmal war sie hier. Keine Paparazzo, keine Fotoapparate, kein Zwang. Aber sie wusste, die anderen kannten sie, sie war immerhin ein weltberühmter Star, gehörte zu Hollywoods bestbezahltesten Jungschauspielerinnen und war erst kürzlich vom bekannten Boulevard-Magazin „Voir“ zur bestgekleidetsten Schauspielerin gekürt worden.
„Minou Sahar Troy“
Als sie ihren Namen vernahm ging sie hinauf auf ihre Bühne.

Er stand hier in Badehose!
Die anderen starrten ihn an, kein Wunder. Er wollte auch gerade surfen gehen, als er hier landete. Er sah sich um und begutachtete die sieben Jugendlichen um ihn herum. Das eine Mädchen gefiel ihm besonders gut.
„Tristan Parker“ Die tiefe Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er stand auf, nicht ohne noch mal einen Blick auf sie zu werfen.

Ihre Augen waren rot vom weinen und sie hatte das Gefühl alle würden sie ansehen.
Einzig der Teppich unter dem Glasboden beruhigte sie ein wenig. In der Ferne hörte sie einen Bach rauschen und konzentrierte sich so sehr darauf, dass sie die Aufforderung etwas über sich zu erzählen überhörte.
„Taylah-Rae Jarlsson“
Dieses Mal hörte sie.
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Alt 27.05.2007, 18:47   #7
Pia
 
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Sie sind schon da.“
„Dann müssen wir sie eben dort abfangen, bevor sie die Wahrheit erfahren.“
„Aber Meister….“
„Schluss jetzt!“
Der Kobold machte eine abwehrende Handbewegung und brachte seinen Lakain zum Schweigen.
„Manoj Neroshan Shariar fängt keine Kinder ab, er überzeugt sie. Und welche Wahrheit sollten sie denn erfahren? Es gibt nur die unsere. Runa wurde uns gestohlen, hinterhältig geklaut von den historischen Magiern. Und diese Kinder haben mindestens so viel Macht wie die Damaligen. Sie gehören zu uns, nicht in die Magier-Welt, nicht auf die Schule der Magier, sondern auf die Schule der Kobolde!“


„Ihr seid nun auf Runa, der Insel der Magier. Wo genau sie liegt vermag noch nicht einmal ich zu sagen. Runa war seit jeher unsere Heimat, vor Jahrtausenden heimtückisch durch Kobolde erobert, jedoch konnten unsere Ahnen sie zurückgewinnen.
Hier werden Sie die nächsten fünf Jahre Ihres Lebens verbringen. Kein Kontakt zur Außenwelt, kein Kontakt zur Familie, Ihre Leben wurden gelöscht, niemand außer den Magiern weiß von Ihrer Existenz. Für die normalen Menschen sind Sie vergessen, keiner erinnert sich an Sie, als wären Sie nie geboren worden.“
Ein Schluchzen durchbrach die Stille, welche der Rede folgte.
Doch Sir Aydin Cornell hatte noch nicht geendet:
“Sie fragen sich bestimmt: ‚Warum redet er immer von Magiern?’
Nun, die Zauberer, welche Sie in Ihrer ehemaligen Welt kennen lernten, sind lediglich Scharlatane, verfügen über ein Geschick, beweisen es auf Geburtstagsfeiern kleiner, verwöhnter, amerikanischer Kinder. Sie zaubern Hasen aus Hüten und Blumen aus Ärmeln und dafür üben sie jahrelang.“ Er lachte verächtlich.
„Meine Schüler, diese Tricks werden Sie nach einer Stunde ‚Magie in der Praxis’ spielend beherrschen.
Doch bevor ich mich weiter über Ihren Unterricht auslasse, werde ich Ihnen erklären, warum ausgerechnet Sie hier sind und was auf Sie zukommt.“

Kapitel 5

Etwas unsicher trat sie zu Sir Cornell auf die Empore.
„Ja, hallo alle miteinander. Ich heiße Aiyana Lumbee und komme aus Phoenix, Arizona. Ich bin Indianerin, habe keine Geschwister. Ich weiß auch nicht, was ich sonst noch über mich sagen soll….“
Sie stieg wieder hinunter.

„Ich glaube immer noch, dass alles hier ein Traum ist und zwar aus folgenden Gründen:
Mein bisheriges Leben kann nicht gelöscht sein!
Außerdem, würde wirklich eine Magie-Parallel-Welt existieren – wovon ich nicht überzeugt bin – wäre nicht ich hier, sondern mein ach-so-toller großer Bruder Naseem. Und wen es interessiert, ich komme aus Kairo, was in Ägypten liegt und mein Name ist Iah Jakbam.“

„Ich weiß nicht, wie ich Sie anreden soll, wahrscheinlich mit ‚Sir Cornell’. Also, Sir Cornell, was denken Sie sich eigentlich? Sie können mich doch nicht so mir-nix-dir-nix aus meinem Leben löschen! Ich habe Verantwortung zu tragen, Verantwortung für meine zwei kleinen Schwestern Aidèe und Kianga. Unser Vater ist tot, unsere Mutter kurz davor! Sollte ich in meiner Welt wirklich nicht mehr existieren, dann gnade Ihnen Gott wenn meine Kleinen etwas passiert!“
Ihre Stimme beruhigte sich: „So, und nun zu mir: Ich bin Sarafina Markas und komme aus Yamoussoukro, der Hauptstadt der Elfenbeinküste in Afrika.“

„Ich will gar nicht mehr weiter auf das ‚gelöschte Leben’ eingehen. Es werden zuhause täglich Leben gelöscht, jedoch werden danach immer Trauernde zurück gelassen. All die Selbstmordattentate jeden Tag… Ja, ich lebe, nein, ich lebte, in Jerusalem, im jüdischen Teil der Stadt. Bei uns ist niemand im Widerstand, weder mein Vater, noch meine Brüder.
Meine Brüder… ich bin ein „Sandwich-Kind“, das heißt. Ich habe drei ältere und drei jüngere Geschwister. Wir sind also sieben Jungs: Rubin, Daniel, Isak, dann ich, Levin Rosenthal und die drei kleinen: Elias, Simon und Mathis. Meine Familie ist religiös, ich aber nicht. Deswegen werde ich auch keine ellenlangen Vorträge über Jahwe und seine Existenz halten.“

„Mein Name ist Nathanael Leroy Chang. Ich komme aus Peking, China. Aber nennt mich doch Nat. Ich denke, es ist echt cool, dass ich etwas Besonderes bin. Nicht, dass ich das sonst nicht auch wäre…. Klar, ihr seid auch besonders, aber schaut mich an! Sehe ich aus wie ein Chinese? Eben nicht! Und wenn ich wider nach Hause komme, werde ich all meinen Bewunderern von meinen aufregenden Jahren hier erzählen!“

„Ich bin, wie ihr sicher wisst, Minou Sahar Troy. Ich finde das hier alles sehr spannend, aber ich würde gerne wieder zu hause sein und meinen neuen Film promoten. Zusammen mit meinem Bruder Deryck Troy, welcher ja ein erfolgreicher französischer Fußballnationalspieler ist, habe ich mich auf diese Rolle vorbereitet und ich finde es nicht richtig, dass ich um meine Chance einen Oscar zu gewinnen gebracht werde. Aber ich gebe mich meinem Schicksal hin und meckere nicht herum. Nur wäre ich gerne einmal noch zu hause in Paris gewesen….“

„Hi! Ich bin der Australier Tristan Parker und komme genauer gesagt aus Melbourne. Ich liege gerne am Strand und hoffe mal, dass ich hier surfen kann. Ich habe eine kleine Schwester, sie heißt Isobel und ist ein Jahr jünger als ich. Ein echt liebes und hübsches Mädel! Schade, dass ich sie nie wieder sehen kann… Ach Mensch, jetzt fange ich wegen ihr fast an zu weinen. Ich denke, ich beende deswegen meine Rede an dieser Stelle.“

„ Ich kann gar nichts sagen, was auch? Ich heiße Taylah-Rae Jarlsson und hatte mal eine Zwillingsschwester, Avalee. Heute ist ihr Todestag, deswegen sehe ich auch etwas verheult aus, tut mir sehr leid. Ich wohne in Stockholm, Schweden. Das ist eigentlich alles was man über mich sagen müsste. Also, ich freue mich auf unsere gemeinsame Zeit hier.“

Kapitel 6

„Unser Schulsystem hier ist ein anderes als bei euch. Alle fünf Jahre wird Runa sichtbar. Sichtbar, obwohl niemand weiß, wo es liegt. Die Insel taucht nur periodisch auf und kann auch nur für einen Tag besucht werden. Das heißt, wenn der heutige Tag verstrichen ist, werden Sie erst in fünf Jahren hier weg können.
Und gleichzeitig werden wieder acht neue Schüler auf Runa ankommen. Sie sehen, ein perfekter Kreislauf. Jeder von Ihnen trägt ein Element in sich, vielleicht haben auch zwei das gleiche. Unser Element bestimmt nicht unseren Charakter, sondern unser Charakter bestimmt unser Element. Mein Element ist die Dämmerung, Miss Duvals Element ist das Leben, Miss Lesserman darf das Element des Mondes ihr Eigen nennen, das Element Getreide gehört Miss Ishora, Mr. Marus Element ist die Kugel, die Tiefe ist das Element Mr. Bones. Und zu guter letzt, Mr. Sahal. Ihm gehört das Element des Fensters.
Mit Elementen sind in unserer Welt also keineswegs nur die Elemente gemeint, die Sie kennen. Aber diese vier Elemente, Wasser, Feuer, Luft und Erde, sind die seltensten und somit stärksten Elemente der Magier-Welt.
Gemäß den Elementen jedes Magiers erhält jeder ein individuelles Magie-Wesen.
Es gibt viele Magie-Wesen. Die Meisten leben hier auf Runa, jedoch nicht alle. Es gibt Kobolde, Drachen, Feen, Elfen, Nymphen, Einhörner, Geflügelte Pferde und noch vieles mehr. Ich zum Beispiel bin ein Dämmerungseinhorn. Ein Einhorn, werden Sie jetzt denken, wie schön. Das hier…“, Sir Cornell zeigte auf ein Wesen mit geflügeltem Seepferdkörper und gehörntem Löwenkopf, „Das hier ist ein Einhorn. Das andere ist nur ein Geflügeltes Pferd, sehr unspektakulär.“
„Und was ist mit uns? Welche Elemente und Wesen wurden uns zugeteilt?“
„Das, Mr Parker, das ist eine wirklich gute Frage. Ihre Elemente und Wesen werden Ihnen bald verraten.“
„Aber zuerst“, Miss Duval erhob sich und ihre hellbraunen Locken legten sich über ihre Schultern, „ Zuerst heißt es auspacken. Folgt mir einfach, ich zeige euch eure Räume.“


„Bald erfahren sie alles, Meister. Es ist bald soweit, er will es ihnen erzählen.“
„Wie kann er nur so dumm sein? Ich dachte immer, Aydin wäre ein kluger Magier, aber dem scheint nicht so.“
„Aber Meister, selbst wenn sie ihre Elemente und Wesen erfahren, sie kennen deren Bedeutung doch gar nicht.“
„Mein Lieber Hjalmar, unter solchen Jugendlichen, gerade unter solch einer bunten Mischung, wird es immer einen oder eine geben, der oder die sehr belesen ist und den Bestand der schul’schen Bücherei schnell durch haben wird. Und in diesen Büchern wird es stehen, in diesen Büchern wird die wahre Bedeutung und Schwere ihrer Elemente und Wesen stehen. Es ist also doch eine Gefahr für uns. Wir müssen schnell handeln….“
Eine lange Pause des Schweigens und Denkens entstand.
„Hjalmar, trommel dein Heer zusammen, es liegt alles an dir. Mein Plan lautet wie folgt….“
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