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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 30.04.2016, 12:04   #1
männlich Wolfmozart
 
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Alter: 59
Beiträge: 1.300

Standard Verziehn

Einmal in finsterer Dunkelnacht
Bin ich zu Hause aufgewacht.
Da war ich ganz allein
Da war kein Engel hier.
Und ich weinte leis und dachte bei mir:
Hier bist Du nicht daheim

Einmal in finsterer Dunkelnacht
Träumt' ich von Deiner Märchenpracht
Wollt ich Dir näher sein.
Doch der Wind riss mir Deine Hände fort
Angstgebadet am fremdlichen Ort
Wacht ich auf und war allein

Einmal in finsterer Dunkelnacht
Habt ihr mein Herzenskind umgebracht
Schlugt ihr es blutig und klein.
Doch es hat dabei nicht geschrien
Und es hat euch schon längst verziehn
Denn nun ist es ja endlich daheim
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Alt 30.04.2016, 13:16   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Wolfmozart,

todtraurig, aber das Gedicht, trotz Unregelmäßigkeiten, berührend und gut.

LG gummibaum
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Alt 30.04.2016, 16:27   #3
Thing
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Beiträge: 34.998

Lieber wolfmozart,

wirklich todtraurig, da bekommt der Leser einen Kloß in den Hals.
Dein bestes Gedicht bisher, ist den Favoritenklick wert.

Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 30.04.2016, 17:30   #4
weiblich Ex-Thrud
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Beiträge: 213

Standard Hallo wolfmozart,

berührend, sehr sogar. Und es hat, wenn ich mich nicht täusche, zwei Ebenen, die man interpretieren kann. Am Metrum könnte man noch feilen, aber ich mag es auch so.

Mit lieben Grüßen

Thrud
Ex-Thrud ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2016, 18:12   #5
weiblich Ilka-Maria
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Das ist ein eindringliches Gedicht, das mit einem Vorurteil aufträumt - oder sagen wir: Es zeigt, dass nicht jedes schlimme Schicksal ein Leben lang in weitere Katastrophen führt.

Das misshandelte Kind. Es findet am Ende doch noch eine Heimat. Kinder halten viel aus, und sie können verzeihen. Genau zu dieser Erkenntnis sind Psychologen längst gekommen. Wenn alle Kinder, denen Unrecht angetan wurde, später psychische Krüppel wären, sähe die Welt furchtbar aus.

Ein gutes Gedicht mit durchdachtem Aufbau und einem gelungenen Ende.

Lieben Gruß
Ilka
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Alt 30.04.2016, 18:17   #6
Thing
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Ich lese nur Tragik.
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Alt 30.04.2016, 18:34   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Ich lese nur Tragik.
So kann man es lesen. Aber das Ende kann man auch anders sehen. "Einmal ...", das ist also schon eine gewisse Zeit her, und das Kind hat nicht geschrien. Es hat standgehalten. Jetzt ist es endlich daheim. Der Text kann also auch so gelesen werden, als habe es überlebt und könne jetzt in Frieden leben.

Natürlich könnte mit "daheim" auch der Tod im Sinne von Erlösung gemeint sein.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2016, 18:45   #8
Thing
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Ja.
Und schreien konnte es nicht, weil der Mund verschlossen oder die Kehle schon durchschnitten war.
Daheim setze ich natürlich auch mit "im Himmel" gleich.

Wolfmozart mag uns klüger machen, oder auch nicht.
Ganz wie er mag.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2016, 18:52   #9
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Daheim setze ich natürlich auch mit "im Himmel" gleich.
Das hatte ich auch in Erwägung gezogen. Aber mir fehlt das Stückchen an Romantik, dies mit "daheim" gleichzusetzen. Da stellen sich mir die Haare auf. Für mich wäre das schon der Rand des Zynismus.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2016, 19:06   #10
Thing
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Ich sehe da keinen Zynismus, und jeder zynische Blick wäre mir hier fremd.
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Alt 01.05.2016, 17:04   #11
männlich Wolfmozart
 
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Hallo Thing, Ilka, gummibaum und Thrud.

Danke für eure Kommentare und euer Lob.
Freut mich dass mein kleines Werk eure Aufmerksamkeit erregt hat.

Was ich beim Verfassen dieses Poems gefühlt und gedacht habe scheint mir vordergründig nicht so wichtig zu sein.
Literatur läßt immer einen breiten Spielraum von Interpretation zu, wobei jede für sich "recht hat".
Ich habe mir Eure - teilweise verschiedenen - Ausführungen durchgelesen und ich muß sagen: Ich bin bereichert!

In diesem Sinne ganz liebe Grüße an euch vier

wolfmozart
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