Apoll

Heinz · 08.10.2016, 08:55

Niemals ärgerts mich, wenn Most in Flaschen schäumt
und davon träumt, ein guter Wein zu werden.
Seh ich aber, wie das Flügelross sich bäumt,
wenn Stümper stur mit kruden Sprachgebärden
sinnentleert mit grauenhaften Klapperreimen
die dümmsten Sprüche aneinander leimen -
ganz egal, sei's Mädchen, Knabe oder Mann,
dann stöhne ich voll Pein: Apoll – ich klage an!

Niemals zürne ich, wenn Möchtegernedichter
das Metrum knapp, die Reime ganz verhunzen,
dulde schweigsam, meckre leise, denn zum Richter
taug ich nur bedingt; doch tumbes Beifallsgrunzen
bei Herz und Schmerz und Papillongeschunkel
jagt meinen Blutdruck hoch, um mich herum wirds dunkel.
Selbsternannte Dichter meucheln deutscher Sprache Zauberbann,
begreift ihr jetzt den Hilfeschrei: Apoll – ich klage an!

Klage führst du Erdenwurm mit wohlgesetzten Worten.
Solln wir Blitze auf sie schleudern, ihren Federkiel zerknittern?
Hier am Fuße des Parnassos werden einst die Dilettanten zittern;
Niemals werden sie den Lorbeer oder andre Dichterkränze horten.
Hybris ist die größte Sünde, hüte dich es ihnen gleich zu tun!
Zügle den Zorn, so verständlich er ist, und beginn deinen Ärger zu dämpfen!
Gegen die Dummheit, mein Söhnchen, versuchten selbst Götter vergeblich zu kämpfen.

C.Alvarez · 08.10.2016, 09:36

Lieber Heinz,

eine überaus temperamentvolle und engagierte Anklage, sachlich geschrieben und dennoch furchteinflössend (weil man inbrünstig hofft, nicht selbst gemeint zu sein).
Dieser Stil, das kannst halt nur du. Ein Epos möchte man sagen, das ein Ziel hat und dieses auch mit jedem Satz trifft.
Dennoch bin ich bischen erschrocken beim Lesen, wie bei einem Plädoyer des Staatsanwaltes, dann realisierte ich wieder, dass du es geschrieben hast und alles war gut.

Liebe Grüsse

Corazon

Heinz · 08.10.2016, 09:52

Liebe Corazon,
das "Ziel" ist in einem Vers genannt:
Hybris ist die größte Sünde, hüte dich es ihnen gleich zu tun!
Diese Warnung richtet Apoll an den Klageführer und sie soll ihn daran erinnern, dass er selbst ein Dilettant ist.
Es ist mir schon klar, dass manch eine/r glaubt, er/sie sei gemeint und den Satz überlesen "denn zum Richter taug ich nur bedingt".
Ich habe das Ding hier auf Wunsch einer einzelnen Dame (verzeih, wenn ich fremd gegangen bin) leicht verändert noch mal hochgezogen, weil ich keine Lust mehr auf sinnfreies Geplänkel habe und mich da komplett (Rückfälle sind bei mir nie ausgeschlossen) heraus nehme.
Ich wünsche Dir ein zauberhaftes Wochenende!
Heinz

08.10.2016, 08:55	#1
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Apoll - ich klage Niemals ärgerts mich, wenn Most in Flaschen schäumt und davon träumt, ein guter Wein zu werden. Seh ich aber, wie das Flügelross sich bäumt, wenn Stümper stur mit kruden Sprachgebärden sinnentleert mit grauenhaften Klapperreimen die dümmsten Sprüche aneinander leimen - ganz egal, sei's Mädchen, Knabe oder Mann, dann stöhne ich voll Pein: Apoll – ich klage an! Niemals zürne ich, wenn Möchtegernedichter das Metrum knapp, die Reime ganz verhunzen, dulde schweigsam, meckre leise, denn zum Richter taug ich nur bedingt; doch tumbes Beifallsgrunzen bei Herz und Schmerz und Papillongeschunkel jagt meinen Blutdruck hoch, um mich herum wirds dunkel. Selbsternannte Dichter meucheln deutscher Sprache Zauberbann, begreift ihr jetzt den Hilfeschrei: Apoll – ich klage an! Klage führst du Erdenwurm mit wohlgesetzten Worten. Solln wir Blitze auf sie schleudern, ihren Federkiel zerknittern? Hier am Fuße des Parnassos werden einst die Dilettanten zittern; Niemals werden sie den Lorbeer oder andre Dichterkränze horten. Hybris ist die größte Sünde, hüte dich es ihnen gleich zu tun! Zügle den Zorn, so verständlich er ist, und beginn deinen Ärger zu dämpfen! Gegen die Dummheit, mein Söhnchen, versuchten selbst Götter vergeblich zu kämpfen.

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08.10.2016, 09:36	#2
C.Alvarez Dabei seit: 07/2006 Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici Beiträge: 4.889 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Heinz, eine überaus temperamentvolle und engagierte Anklage, sachlich geschrieben und dennoch furchteinflössend (weil man inbrünstig hofft, nicht selbst gemeint zu sein). Dieser Stil, das kannst halt nur du. Ein Epos möchte man sagen, das ein Ziel hat und dieses auch mit jedem Satz trifft. Dennoch bin ich bischen erschrocken beim Lesen, wie bei einem Plädoyer des Staatsanwaltes, dann realisierte ich wieder, dass du es geschrieben hast und alles war gut. Liebe Grüsse Corazon

08.10.2016, 09:52	#3
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Liebe Corazon, das "Ziel" ist in einem Vers genannt: Hybris ist die größte Sünde, hüte dich es ihnen gleich zu tun! Diese Warnung richtet Apoll an den Klageführer und sie soll ihn daran erinnern, dass er selbst ein Dilettant ist. Es ist mir schon klar, dass manch eine/r glaubt, er/sie sei gemeint und den Satz überlesen "denn zum Richter taug ich nur bedingt". Ich habe das Ding hier auf Wunsch einer einzelnen Dame (verzeih, wenn ich fremd gegangen bin) leicht verändert noch mal hochgezogen, weil ich keine Lust mehr auf sinnfreies Geplänkel habe und mich da komplett (Rückfälle sind bei mir nie ausgeschlossen) heraus nehme. Ich wünsche Dir ein zauberhaftes Wochenende! Heinz