Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 03.04.2015, 12:01   #1
weiblich Mila
 
Dabei seit: 06/2013
Beiträge: 54


Standard Der letzte Augenblick

Der letzte Augenblick

Ein einziger Moment kann dein ganzes Leben verändern. Wir sind nur einen Wimpernschlag vom Tod entfernt, er sitzt uns im Nacken und wartet nur darauf zuzuschlagen. Früher habe ich nie viel darüber nachgedacht, was nach dem Tod passiert. Wo wir hinkommen oder was uns erwartet. Warum auch, ich bin jung und noch lange nicht bereit zu sterben, doch jetzt stehe ich hier. Ich blicke auf meinen leblosen Körper herunter und weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird bis mich der Tod eingeholt hat.
Ich drehe mich um und da steht er, so gutaussehend und attraktiv wie kein anderer.
Ich bin noch nicht bereit Lebwohl zu sagen, so vieles wollte ich noch erleben, die Welt bereisen und eine Familie gründen, doch das Leben ist kein Wunschkonzert. Ich kann mir nicht aussuchen, wann es soweit ist und erst recht nicht wie es passiert. Lange genug habe ich gelitten und sollte mich freuen endlich erlöst zu werden, aber das kann ich nicht. Ich habe Angst zu sterben und ich will mein Leben noch nicht hinter mir lassen, doch gleichzeitig weiß ich, dass meine Zeit gekommen ist und ich werde mich dem Stellen müssen was auch immer mich auf der anderen Seite erwartet.
Ein letzter Blick auf meinen Körper, ein letzter Gedanke an meine Familie, an meine Eltern und meine Brüder. Ich denke an die vergangenen Monate und an all das was ich erlebt habe. Innerhalb dieser kurzen Zeit habe ich nicht nur meine Familie besser kennenlernen können, sondern auch noch meine große Liebe gefunden, etwas was ich nicht für möglich gehalten hätte und nun ist es soweit. Ich werde von all dem getrennt. Was das Verschwinden einer geliebten Person anrichten kann habe ich bei meiner Familie hautnah miterlebt, denn ich bin verschwunden. Es ist ein eigenartiges Gefühl mitzuerleben, wie alles scheinbar den Bach runter geht und man versucht Stark zu sein, doch das Schlimmste von allem ist, dass ich alles sehen kann. Alle haben sich Sorgen um mich gemacht, dabei bin ich immer bei ihnen gewesen, nur konnten sie mich nicht wahrnehmen. Keiner konnte es, niemand bis auf eine Person.
Ich schließe für einen Moment die Augen und stelle mir vor, dass alles anders gekommen wäre. Was wäre passiert, wenn ich an diesem Abend nicht alleine nach Hause gelaufen wäre, wenn ich auf meine beste Freundin gehört hätte. Womöglich wäre ich dann zuhause und am Leben, doch dann hätte ich nie erfahren können wie es ist jemanden so stark zu lieben, dass einem selbst der Tod schon fast egal wird, ich höre ihn hinter mir räuspern. Es ist soweit und ich wende mich von meinem Körper ab. Er steht direkt vor mir, seine eisblauen Augen starren mich an. Sie sollten kalt und gefühlslos wirken, aber es ist das genaue Gegenteil. In ihnen kann ich Trauer und Leid lesen, wir wissen beide, dass es sein Job ist mich zu holen und doch will keiner von uns den ersten Schritt machen.
„Wird es wehtun?“, frage ich, meine Stimme ist nur noch ein leises Flüstern.
„Ich werde bei dir bleiben, bis zum Schluss.“, sagt er und nimmt meine Hand.
Mila ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Der letzte Augenblick



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Der letzte Augenblick Jeronimo Düstere Welten und Abgründiges 14 19.07.2012 23:34
Nur ein Augenblick.. phi Liebe, Romantik und Leidenschaft 1 15.10.2011 19:36
Augenblick Splitt Liebe, Romantik und Leidenschaft 0 27.11.2009 00:02
Der Augenblick Weiße Lillie Gefühlte Momente und Emotionen 0 25.12.2007 12:26
Im Augenblick Jeanny Gefühlte Momente und Emotionen 1 17.08.2007 19:23


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.