Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Sonstiges Gedichte und Experimentelles

Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 05.04.2008, 15:53   #1
Mr. White
 
Dabei seit: 02/2005
Beiträge: 2

Standard Mondkalb Mr. Jesus

Man kann schon ziemlich viel schreiben,
bis sich dann mal einer wehrt, das Papier tut das nicht,
selbst wenn es zum zerreißen gespannt ist,
eine Plane, die jedes noch zu unnütze Wort auffängt,
bevor es zwischen die Füße gerät, dabei wäre es doch kein Unterschied,
auf dem Papier ist es genauso platt,

im Hintergrund verstummen die Fernseher, jemand zog den Stecker
und machte plumpe Medienkritikklischees sinnlos, aber wen hält das schon ab,
wer kann, der kann,

über der Stadt schweben macht Figuren auf dem Mond,
große Giraffen blöken kleine Schäfchen an und sie haben dort auch sonst alles,
was hier noch gar nicht im Laden erschienen ist,
Trompeter und Reiter und Stuff,
das himmlische Jerusalem wartet, und einige Tore werden erst noch gebaut,
aus Mondstein und das Lamm, das führen wird, ist noch ein Mondkalb,
ein bl*tiges, zerfetzendes, liebevolles. Wahre Liebe gibt es nur über Strömen von bl*t,
das sinnlos vergossen wird – das ist nun kein Klischee –, denn wie soll denn Sinn heroisch sein,
alte Männer sprechen von Sinn und die haben schon lange kein bl*t mehr,
Clodiprogel gegen die Liebe und Viagra für Hamster, die auch Vielflieger sind,
sollen doch die Hamster fliegen, wer will das denn schon, im Himmel wirken die Probleme klein
und kleine Probleme geben nicht genug zum jammern,
und ohne das funktioniert die ganze Chose nicht,

schließ nur Deine Augen, Liebling,
die Nähe bringt uns schon nicht um, ich habe so lange auf Dich gewartet, und nun bist Du hier,
und ich weiß nicht, was ich mit Dir anfangen soll, mach die Augen zu, mach sie nur zu,

während die Sonne die Täler füllt und die Zeit zurück in unsre Leben kriecht,
ich sehe da am Mittagshimmel ein grelles Licht,

und während die Rakete in das All klettert, knarrt das Metall, und die Funken versprühen
flüssiges Methan, über den Wolken ist es schwerelos,
und die Arme zappeln nicht mehr, gleiten durch das staubgefüllte Vakuum,

welches man auf der Erde nur in Tupperdosen finden kann, sagen die Hausfrauen,
die sich erheben mit schrecklicher Macht und die Erde versklaven, kein Mensch mehr
und kein Tier kann ihnen entgehen, geführt von dem Tier und nur die fanatischsten erwarten
noch das heilige Mondkalb, doch sieh,
es senkt sich nieder, mit seinen Heerscharen und es entbrennt ein Kampf, der die Knochen auseinander
und das bl*t zusammen treibt, das Lamm schleudert seine Oblaten und niemand kann ihm widerstehen,
während sich der Himmel rot färbt und die Scheuklappen schon nicht mehr helfen,

kann man durchaus härtere Mittel finden, die den Tag in zerfallende geometrische Körper verwandeln
und den Venen ihre Berechtigung geben, atme, atme, atme, kleiner Wicht,

und wenn Du Dich noch so sehr an Deiner Schande erbrichst,
helfen tut Dir das alles nichts, Du hast es warm, Du hast es gut, und wenn wir Dir die Knochen brechen,
kümmert sich die Fürsorge um Dich,

schließ nur Deine Augen, Liebling,
die Nähe bringt uns schon nicht um, ich habe so lange auf Dich gewartet, und nun bist Du hier,
und ich weiß nicht, was ich mit Dir anfangen soll, mach die Augen zu, mach sie nur zu,

hinter dem Horizont verschiebt sich die Dioptrie und die Meßlatte hängt tiefer,
am Horizont erreicht jeder alles und hier nichts, alle Schiffe fuhren dorthin und keines kam an,
außer der Grund ist das Ziel und der Grund für die Reise,
zehntausend Meilen unter dem Meer ist es still, weil der Druck die Ohren zerplatzt,
wie eine Luftblase und ein Wolkenschloß, baust Du mir eines frage ich mich,
Du sollst da schon selbst drauf kommen,
das Mindeste ist gerade einmal besser genug, wenn über den Wolken
das brennende chi und das flammende rho erscheinen,
der Mond ist auf der Erde und die Erde ist wieder so, wie sie sein sollte, ein tohuwabohu,

am Ende bleibt uns das Wir, mein Liebling, und ein Ende.
Mr. White ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Mondkalb Mr. Jesus




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.