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Alt 24.06.2012, 19:00   #1
männlich Brutha
 
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Standard Meine Geschichte und die Gastronomie

Meine Geschichte und die Gastronomie

Oder: Warum ich so ein voll Arsch bin!

Wir schreiben das Jahr 2012 und es ist mittlerweile Juni. Mein Leben ist am Abgrund, wobei ich gerne übertreibe und es wahrlich nicht ganz so düster ist wie ich es schildere. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin am Arsch und irgendwie bin ich an einem Punkt angelangt wo ich mich Frage, verdammt wie soll es eigentlich weiter gehen?

Vor kurzem habe ich meinem Job verloren, weiß nicht wie ich mein Auto oder die Wohnung finanzieren soll, noch klappt es im Sozialleben wirklich. Freunde kann ich an einer Hand abzählen und von einer Partnerin kann ich derweil nur träumen. Es ist ein Desaster sonders gleichen.
Fangen wir aber von vorne an, wie war es mal und wie kam es eigentlich zu dem ganzen Mist.

Es ist 2004 und ich war gerade mit der Schule fertig, bin über meinen eigenen Schatten gesprungen und habe der Frau meiner Träume vor ihren Abflug nach England einen Ring geschenkt mit den Worten: „ Vergiss mich nicht.“ Ich war glücklich, würde ab August eine Ausbildung als Koch anfangen und hatte sogar die Qual der Wahl, in welchen der drei Betriebe ich diese machen würde. Und genau diese Entscheidung, sollte der erste Fehltritt werden, der mich in alles geritten hat.

Neben meiner Schulzeit habe ich als Kellner gejobbt, was eigentlich nicht ganz rechtens war, da ich noch 14 war und bis tief in die Nacht gearbeitet habe. Es waren harte Zeiten, aber da ich das Geld brauchte und meine Eltern mir einfach nicht mehr Taschengeld geben wollten, war es für mich der nächst logische Schritt. Ich wusste damals noch nicht, dass ich im Begriff war, eine Gastrohure zu werden.

Zurück zum Sommer 2004: Meine Traumfrau kam von England wieder und ich muss gestehen, dass ich überglücklich war sie zu haben. Sie unterstützte mich bei den ersten Tagen meiner Ausbildung und drüber hinaus. Ich half ihr beim Lernen und bei Vorbereitungen für ihre Prüfungen und nichts konnte uns erschüttern. Naja, fast nichts. Vielleicht erfülle ich ja das Klischee eines Mannes (vom verhalten her, nicht vom äußeren!), ich liebe nun mal die Frauen und wenn es mal nicht so gut läuft, macht man(n) halt einfach echt dumme Sachen! Von hemmungslosen Besäufnissen über kritisieren der Fehler seiner Geliebten bis hin zum Betrügen, wenn man andere Frauen im Bett hat.

Ich bin nicht stolz was alles passierte und nur Gott alleine weiß, warum sie noch bei mir blieb. Aber ich liebte die Frau so ungemein, das ich mich selbst hasste, ihr so was angetan zu haben! Nun Ende 2004 war es soweit, vielleicht war es auch Anfang 2005 schon das kann ich nicht mehr so genau sagen, ich ging in meinem Job total auf mit allen Pros und Contras die dieser zu bieten hatte. Ich arbeitete von morgens um 05:00 bis gegen 16 Uhr, danach ging man sich fertig machen und ab zum Feiern bis morgens um 4. Das ging wochenlang so und die Beziehung kam dabei echt zu kurz, nur leider war es mir nicht bewusst und ich ignorierte all die Warnzeichen. Trotzdem blieb sie bei mir und ich wusste, ich konnte immer auf ein offenes Ohr und Verständnis hoffen.

Anfang 2005 kam dieser Punkt, ich war nun voll in der Gastro gefangen und verbrachte die Zeit zwischen Freundin ficken (entschuldigt, aber aus mehr bestand die Beziehung zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr), feiern bis morgens um 4 und sich zu schütten mit Alkohol, bis man den Verlust der Muttersprache errungen hat. Ich begann mit dem rauchen, was merkwürdig war, denn ich hasste Leute die rauchen. Meine Mutter ist Raucherin und ich fand es nur ekelhaft. Ich zerbröselte Zigaretten, macht sie nass und sonst was, nur damit sie nicht rauchen konnte oder andere Leute. Und nun war ich selbst einer von ihnen. Dank des vielen Feierns und des Schlafmangels schüttete ich mir Kaffee rein und das nicht zu knapp.

Nun, es war um mich geschehen, die ersten Schritte, weiter in die falsche Richtung, mit einer Zigarette in der einen und der Kaffeetasse in der anderen Hand.
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Alt 24.06.2012, 20:27   #2
männlich Brutha
 
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Vom Fall und Erkenntnis

Es war wieder so ein Tag, wie jeder andere auch. Ich war übermüdet, hatte meinen Kaffee in diesen super schicken Thermobechern für Zug- oder Autofahrten dabei und stieg in das Auto meines Kollegen. Ich fühlte mich schlecht, wie ausgekotzt und wollte nur noch schlafen. Er blickte mich an, seine Zigarette im Mundwinkel und fragte nur grinsend „Na, wieder eine wilde Nacht gehabt?“

Ohne weiter darauf einzugehen, nahm ich einen Schluck Kaffee, holte die Zigaretten raus und machte mir eine an. „Fahr einfach los, ich möchte nicht reden.“ Antwortete ich genervt, zog an der Zigarette und schaute aus dem Fenster. Die Zeit hatte seine Spuren hinterlassen und langsam aber sicher merkte ich, was aus mir geworden ist. Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht, wollte ich doch nur glücklich sein und nicht so ein Arsch, der systematisch sein Leben und die Beziehung kaputt macht. Respekt und Ehrlichkeit ist das Wichtigste in einer Beziehung und was machte ich? Ich gab ein scheiß darauf und belog sie wo ich nur konnte oder bog die Wahrheit mir so zu recht, wie ich sie gerade brauchte. Das Schlimmste an der Tatsache war, dass sie nichts davon mitbekam und ich ungeschoren so weiter machen konnte. Ein Teufelskreis.

Auf halber Strecke muss ihm wohl langweilig gewesen sein oder die Musik aus dem Radio einfach zu nervend, auf jeden fall fing er erneut ein Gespräch an oder besser gesagt, er versuchte es! „Nun erzähl doch, war der Abend ein Erfolg? Wenn ich mich nicht irre, rieche ich da Frauenparfum an dir.“ Aus dem Augenwinkel sah ich dieses dreckige Grinsen und das Kopfkino stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. „Nein… nein es war nicht so toll. Eigentlich wie jeden Abend. Trinken, tanzen, flirten, mehr nicht“ entgegnete ich halb Abwesend, während ich weiter aus dem Fenster schaute und mich Fragte, welche ausrede ich ihr diesmal sagen würde, immerhin hatte ich sie versetzt.

Den Rest der Autofahrt redet ich nicht mehr, trank meinen Kaffee, kämpfte gegen die Müdigkeit und rauchte meine Zigarette fertig. Als wir ankamen, fiel ich aus dem Auto, meine Knochen taten weh und mein Körper schreite förmlich, warum ich ihm das antat. Ich wusste es nicht, es wurde mir so vorgelebt. Arbeitskollegen können für einen jungen Mann grauenhafte Vorbilder sein. Sie erzählten aus ihrer Jugend, sagten das es normal sei, sich gehen zu lassen, zu feiern, rumzuhuren und sich mit Drogen wie Alkohol und Zigaretten zu zu dröhnen. Und ich Vollpfosten lebte ihre Jugend nochmal für sie. Ich genoss die Anerkennung meiner Kollegen, weil ich ja so Männlich war und mein Leben einfach in die Tonne kloppte.

Auf der Rückfahrt ging es mir langsam wieder etwas besser, ich war ausgenüchtert aber immer noch total müde. „Sei so gut und schmeiß mich bitte bei Veronika raus, ich bin ihr eine Erklärung schuldig.“, sagte ich, obwohl ich wusste das es eine total blöde Idee war.“ „Kein Problem. Soll ich dich morgen früh dann von hier abholen?“ fragte er gelassen ohne den Blick von der Straße zu wenden. Ich nickte, wusste das er es gesehen hatte und suchte meine Zigaretten. Nachdem ich aus dem Auto ausgestiegen war, mir ein Kaugummi in den Mundwinkel schob und Richtung dem Haus lief wo Veronika wohnte, lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich wusste absolut nicht was ich sagen sollte, konnte mir aber vorstellen wie sie reagierte.

Es war so ein Tag, der einfach einlud glücklich zu sein. Die Sonne schien, es war angenehm und die Gegend war so friedlich wie man sie sich in einem Vorort eben vorstellt. Häuser mit kleinen Vorgärten reihen aneinander, Schaukeln und andere Sachen für kleinere Kinder waren verteilt und ich dachte zurück an meine Kindheit. Ach die Kindheit unschuldig und ohne Probleme, genau wie es hier aussah. Alles war friedlich und man machte sich damals noch keine Sorgen. Nun, ich ging also halb Zerstört diese Straße entlang, Schritt für Schritt Richtung des Hauses wo sie wohnte, immer noch am überlegen, welche ausrede ich diesmal sagen würde.

Meine Hand zitterte, ich war so nervös und ängstlich. Dachte sie würde mich gleich zerfetzen, Schluss machen und mir endlich all das zurückgeben was ich ihr angetan hatte. Ich klingelte und es dauerte keine Minute da ging die Haustür auf. Da stand sie nun, schön wie immer. Ein blau-weiß gepunktetes Kleid an, welches bis über ihre Knie ging. Die süße rote Schleifenspange im Haar und die braunen, schulterlangen gelockten Haare. Sie tat dann etwas, was mich zerrissen hat und was mich aufrüttelte, sie lächelte mich an.

Gott, wie ich mich hasste in diesem Augenblick. Mir schossen die Tränen in die Augen, ich fiel auf die Knie und schluchzte vor mich hin, wie Leid es mir tut und das ich sie nicht verdient habe. Ich umarmte ihre Beine, den Kopf an ihren Schoss gelegt und heulte das Kleid voll. Sie nahm meine Hand, zog mich zu sich rauf und sagte: „Ist schon in Ordnung Schatz. Ich liebe dich so wie du bist und wusste worauf ich mich eingelassen habe.“ Mit verheulten Augen sah ich sie an, fühlte mich, als ob man mir ins Gesicht geschlagen hat und antwortete nur „Ich muss dir was erzählen.“ Wir gingen rein, ich schloss die Tür hinter mir und wir redeten.

Stunden vergingen und spät in der Nacht schliefen wir arm in arm ein. Ich hatte meine ganzen Fehltritte gestanden und Besserung versprochen. Ja ich meinte es gut, doch sollte mich die Zeit eines Besseren belehren. Rückblickend muss ich gestehen, dass ein Mensch sich nicht wirklich ändern kann. Vielleicht gibt es Ausnahmen, jedoch habe ich diese Erfahrung nicht gemacht. Und leider holte mich meine Arbeit ein, mein persönlicher Teufel, dem ich meine Seele verkauft habe.
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Alt 25.06.2012, 10:33   #3
männlich Brutha
 
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Feindbild: Mann

Der Wecker klingelte mitten in der Nacht und ich hasste ihn dafür. Mit besten Kräften ignorierte ich ihn und drehte mich rum. Plötzlich durch fuhr mich ein kalter Schauer, welcher in Sekunden so warm und angenehm wurde, dass ich langsam meine Augen öffnete. Da war sie, selbst ohne Make-up mit verwuschelten Haaren und ringen unter den Augen sah sie so atemberaubend schön aus, ihre Lippen auf meinen. „Du musst zur Arbeit, Schatz“ flüsterte sie und ihr weiblicher Geruch drang in meine Nase ein und ich wollte diesen wundervollen Moment festhalten. „Wie Spät ist es denn?“ fragte ich, obwohl ich die Antwort wusste, immerhin hatte ich das verdammte Ding gestellt. „Zwanzig nach Vier“ entgegnete sie, während sie sich wieder umdrehte um weiter zu schlafen. Ich konnte ihr das nicht verübeln, wir hatten Sonntag und der normale Bürger muss nicht zu so gottloser Zeit aufstehen und arbeiten. Ich gab ihr einen Kuss auf den Hinterkopf, Krabbelte über sie und ging ins Bad und in die Dusche. 10 Minuten hatte ich Zeit um zu duschen, mich fertig zu machen und dann ins Auto meines Kollegen zu steigen. Als die kalten Wasserstrahlen meinen Körper runter rinnen, realisierte ich langsam wie sorglos und zufrieden ich war. Die ganze Last und Schuld die ich mit mir rumgetragen habe war wie weggewaschen und ich fühlte richtig, es konnte ab jetzt nur besser werden.

Ich beeilte mich, flitzte die Treppe runter, schnappte mir den Kaffee aus der Kanne und füllte ihn in meinen Becher um. Ich war froh, das ihr Vater gestern Bereitschaft hatte und Nachts nochmal weg musste, somit war Kaffee schon gekocht und ich war so dreist und nahm einfach den Rest. Ich zog schnell meine Schuhe über, rannte gegen den Türrahmen der Haustür und verfluchte den Morgen. „Warum wollte ich nochmal Koch werden? Ach ja, die super Arbeitszeiten, das überdurchschnittliche Gehalt und die Kunst etwas Wundervolles zu kreieren hatte mich gelockt.“ Dachte ich mir hämisch und lief zum Auto.

Da saß er, die AC/DC Musik dröhnte bis zum Haus und bei den Worten „Thunder“ stieg ich ins Auto. Das verband mich mit meinen Kollegen: Die Musik. Veronika war das anständige, unschuldige und liebenswerte Mädchen, die ich immer wollte. Schöne weibliche Figur mit Rundungen und nicht so ein Bulimie-Magerding, wie es Mädels in ihren alter meist anstrebten. Und ich, nun ich war der große Knochige, langhaarige Bombenleger, der in Schwarz rumlief und sich nicht über die Meinung andere scherte. Das dachte ich zumindest damals noch, war es mir doch indirekt Wichtig, was meine Kollegen von mir hielten und über mich dachte. Es war einfach sich selbst zu belügen und zu glauben das man so „true“ und „evil“ ist und die Welt einen mal am Arsch lecken kann. Ich hatte einfach das Glück, das ich eine wie Veronika hatte, obwohl wir unterschiedlicher nicht sein könnten und ich wahrlich nicht die Schönheit war. Ich bin eben mehr so der Typ Mann, den man als „Besten Freund“ hat um mit ihm über alles zu reden und wenn mal genug Alkohol floss, auch einen „mitleidsfick“ abbekam.

Als ich an meinen Kaffee nippte bemerkte ich diesen durchdringenden Blick und ich drehte mich zu ihm. „Wir sind spät dran willst du nicht mal los fahren?“ fragte ich und wusste, dass dieses Grinsen wieder Niveau technisch unter der Gürtellinie saß und ich mich auf eine ordinäre frage einstellen konnte. „Und? Wie war es?“ fragte er mit diesen Grinsen und startete das Auto. „Wie war was?“ fragte ich, als ich beiläufig meine Zigaretten raus holte. Ich kannte die Frage und wollte nicht näher drauf eingehen. „Ach komm schon, habt ihr das Feuer entfacht und die Wände zum Wackeln gebracht?“ Ich verdrehte die Augen, als er mich das Fragte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, in eine Berufsgruppe zu gehen, wo das Niveau bequem unter jeder Türspalte durch passte. „Oh ja, wir hatten wilden hemmungslosen Sex in allen Stellungen und wir haben Dinge getan, die so schmutzig sind, das ich sie lieber nicht aussprechen möchte!“ antwortete ich auf ironische Weise, wissentlich das er sie nicht mitbekam und das Gesagte für bare Münze nahm.

Ich glaube in seinem Kopf hat er es sich ausgemalt, wie es war und sich im Geiste drauf einen runter geholt. Doch es war mir egal, passte ich mich doch mehr oder weniger langsam diesen Niveau an und gab wieder was sie alle hören wollten. Dieses merkwürdige Bild eines Mannes, der alles und jeden Flachlegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Der harte Kerl, der noch trinkt, wenn der Rest schon kotzend in der Ecke liegt. Ich verstand es nicht und wollte nie so sein, doch ich bemerkte damals gar nicht, wie genau dieses Bild, langsam in mich eindrang. Es sollte noch so weit kommen, dass ich mal dieses Bild des Mannes verinnerlichte, welches ich so hasste.
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Alt 25.06.2012, 11:08   #4
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Gemeinsam sind wir Stark

Es war wieder mal so ein typischer Sonntag. Die Hitze des Gefechts wenn alle gleichzeitig was zu essen wollen, man nicht mehr weiß wo oben und unten ist. Das Brüllen der Kollegen schallte durch den Raum. „Tisch 24 schicken?“ blaffte es vom Pass und ein einheitliches „Schicken!“ donnerte zurück. Es brodelte und dampfte und dieser Kampf, den wir alle gemeinsam kämpften schweißte uns zusammen, macht uns zu Waffenbrüdern. Ich weiß nicht, wie weit man dies nachvollziehen kann, der gemeinsame Kampf gegen die Zeit. In der Regel 15 Minuten, von der Bestellung bis das Essen raus ging. Die Zeit wurde Surreal, alles was zählte war der nächste Bong und die 15 Minuten Zeit die einem blieben.

Langsam klang das Geschäft ab, man entspannte sich und räumte seinen Posten auf. Die Kollegen scherzten und beglückwünschten sich, dass wieder einmal alles geklappt hatte ohne größere Verzögerungen oder sonstige Zwischenfälle. Man holte sich schnell einen Kaffee und ging raus zum rauchen, man wusste eben nicht wann es wieder weiter ging und wann man zur nächsten kleinen Zigarettenpause kommen würde. Man saß zusammen unterhielt sich über Gott und die Welt. Was mit dem Auto gerade ist, wie es der Frau, den Kindern oder der Lebensabschnittsgefährtin geht und zündete sich dabei die zweite Zigarette an.

Langsam sank mein Adrenalinspiegel und ein stechender Schmerz machte sich an meinem Arm bemerkbar. „Verdammt, schon wieder verbrannt.“ Fluchte ich leise, während ich auf meinen Arm schaute und die Brandwunde begutachtete. „Mach dir nichts draus, das passiert dir noch öfter.“ Antwortete meine Chefin, deren Arme selber aussahen, als ob sie sich gerne selbst verstümmelt.

Was mir bis heute sehr zusagt, ist diese Ehrlichkeit. Wir sind ein Team, jeder ist in der Zeit des Stresses gleich, egal ob Chef, Postenchef oder Lehrling, es werden keine Unterschiede gemacht. Macht man etwas falsch oder nicht wie gewünscht, donnert es auch gleich zurück und bekommt seinen Einlauf. Ist die Schlacht geschlagen, sieht die Welt wieder ruhiger aus und alles ist in Ordnung.
„Gehen wir nachher noch was trinken?“ fragte einer in die Runde und schaute erwartungsvoll zu den anderen. „Klar! Selbe Zeit, selber Ort?“ Ein nicken ging durch die Runde und ich wusste, ein „Nein“ würden sie nicht akzeptieren.

Nachdem alles fertig war und man sich umgezogen hatte zog man los. Es war erst 16 Uhr und ich mochte verdammt sein, wie man nun schon an Alkohol denken konnte, aber ich dachte mir, vielleicht kann ich mich ja durchmogeln. Leichter gesagt als getan, denn kaum kamen wir an, standen auch schon die ersten Bier auf dem Tisch und ich schaute ein wenig betröpfelt drein. „Trink, ich zahl die Runde schon.“ Sagte mein Kollege und irgendwie fragte ich mich, wie er noch fahren wollte, wenn er nun trank. 4 Stunden später, zu viel Bier und Whiskey intus, fand ich mich auf der Toilette wieder, mein Kopf über der Schüssel und wünschte mir den tot herbei. Meine Kollegen macht sich über mich lustig und ich war gewillt das nächste Mal sie eines Besseren zu belehren.

Endlich zu Hause fiel ich in mein Bett, mein Telefon teilte mir 5 Anrufe in Abwesenheit mit und ich musste nicht mal nachschauen um zu wissen wer es war. Mit Klamotten schlief ich ein, wissend das ich gleich wieder raus musste um zu arbeiten. Jeder normale Mensch bei Verstand hätte realisiert, was für einen Mist ich mir da antue und das es einfach Falsch war. Man kann doch einfach „Nein“ sagen, ohne sich auszugrenzen, aber auf die Idee kam ich damals einfach nicht und so Lebte ich dieses Leben weiter, auch wenn mein Körper mir langsam sagte: „Bis hierhin und nicht weiter, Freundchen!“
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Alt 25.06.2012, 15:47   #5
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Des Workaholics Sohn

Es war einfach wunderbar, die heißen Küsse deiner Geliebten auf den Lippen zu spüren. Ihr duftendes Haar zu riechen und zu wissen, sie ist dein. Nur leider kommt unverhofft oft und so weckte mich mein Wecker und ich durfte feststellen, dass es nicht die Lippen meiner bezaubernden Freundin waren, die mich da küssten, sondern die Zunge unseres Hundes die mich Weckte. „Verfluchte scheiße! Raus hier, los!“ brüllte ich und war ziemlich genervt. Ich richtete mich auf, rieb mir das Gesicht und wünschte mir, es wäre beim Traum geblieben. Ich schleppte mich ins Bad, ging unter die Dusche und war bereit zu arbeiten.

Wenn ich eines richtig genoss, dann die Zeit morgens. Es war die einzige Zeit die ich wirklich mit meinem Vater zusammen hatte. Ich würde ihn den Rest des Tages sowieso nicht sehen oder hören und wenn er von der Arbeit kam, war meist auch keine Zeit mehr zum Reden. Nein verübeln konnte ich ihm das nicht, wusste ich mittlerweile selbst zu gut, dass ich selbst nach der Arbeit meine Ruhe haben wollte. „Gut geschlafen?“ fragte er freundlich und goss mir eine Tasse Tee ein. Ja richtig Tee. Es war irgendwie Tradition morgens zusammen zu sitzen, Tee zu trinken und die Zeitung zu lesen. „Heute wieder viel zu tun oder wie sieht es bei euch aus?“ als die Frage von ihm kam, war ich halb in der Zeitung versunken und nippte am Tee. Ich wusste das er Verständnis hatte und es ihm wirklich interessierte. „Es geht.“ Antwortete ich beiläufig

Das Gespräch, wenn man es so nennen wollte, verlief meist darum wie es einem geht, ob alles läuft und ob man mit den Kollegen zurechtkommt. Ich genoss diese Zeit, das Gespräch, war es doch nicht immer so. In früher Kindheit war er nicht so oft da, meist nur am Wochenende. Früh wurde mir die Wichtigkeit des Berufs klar gemacht und das man seinen Job mögen sollte um zufrieden zu sein. Leider heißt das auch meistens, wenn man gerne arbeitet und seinen Job mag, das man freiwillig länger macht, schaut das alles läuft und auch mal gerne freie Tage opfert. Man rutscht regelrecht in den Zustand „Arbeitssucht“. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung und ich wusste schon früh, dass ich „Arbeitssüchtig“ war. Früher sagte man, das solche Leute vor Problemen weglaufen, sich in die Arbeit stürzen um irgendwas oder irgendjemanden aus dem Weg zu gehen, doch bei mir war das nicht der Fall, dachte ich zumindest.

Es war später eine beliebte Ausrede um nicht mit meiner Freundin sprechen zu müssen oder schon lange fällige Entscheidungen zu treffen. Lieber Arbeitete ich wie ein wahnsinniger und fühlte mich noch gut dabei. Die Zeit zog ins Land und es wurde wieder etwas besser. Ich nahm mir meist nur noch einen Tag in der Woche frei, aber auch damit konnte sie sich arrangieren, irgendwie zumindest. Wir lebten ein wenig mehr nebeneinander, statt miteinander und wir bemerkten gar nicht, wie wir uns langsam entfernten.

Irgendwann war es dann soweit und es kam was kommen musste. Mein Körper forderte seinen Tribut ein und ich realisierte zum aller ersten Mal, was ich mir in nur einem Jahr angetan habe. Ich hatte verdammte Angst vor der Operation, wo sie auch noch am Magen gemacht wurde, doch sie stand an meiner Seite und sagte es würde alles gut werden. Als ich aufwachte ging es mir elend, alles schmerzte, aber sie stand neben mir. Ich war so glücklich in dem Moment, solange bis ich lachen musste und ich dachte „Um Himmelswillen gleich platzt mir der Bauch auf!“ Was muss wohl die Krankenpflegerin gedacht haben als sie dieses Bild sah? Der total Bleiche Kerl, mit den dunkelroten Ringen unter den Augen und so dünn als ob er eine Essstörung hatte und die liebliche Frau nebendran, die so fröhlich und gesund aussah, wie jemand dem nichts erschüttern konnte.

Ich hatte viel Zeit im Krankenhaus um über alles nachzudenken, Bücher zu lesen und an Workshops teilzunehmen, zum Beispiel wie drehe ich Zigaretten. Ok ich gebe zu es war kein Workshop, sondern eher der Kerl, der ein Zimmer neben mir lag und mit dem Ich immer rauchen war. Er brachte mir bei wie man Zigaretten drehte und ich rauchte dafür seinen Tabak. Für mich war das ein toller Deal und so verstrich die Zeit wie im Fluge.

Nach 6 Wochen durfte ich endlich nach Hause und habe auch gleich die größte Dummheit gemacht, die man begehen konnte. Ich ging zur Arbeit. 6 Stunden und einem beinahe Nabenbruch später, war ich schon wieder zu Hause, sagte meiner Chefin das ich eine Auszeit brauche und beantragte Urlaub.
Und so Buchte ich den Flug nach Mallorca. Gewiss nicht Palma, sondern weg von diesen Touristenkram nach Alcudia. Ich schnappte mir Veronika und wir machten das, was schon lange überfällig war: Zusammen Urlaub!
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Alt 25.06.2012, 22:51   #6
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Ein heißer Sommer

Als wir aus dem Flieger stiegen, war es wunderbar warm. Die Sonne schien mir aufs Gesicht und ich fühlte mich richtig gut. Veronika legte ihren Arm um meine Hüfte, den Kopf an die Schulter und lächelte. Ja ich hatte es geschafft. Nein, wir hatten es geschafft. Der Druck, die Sorgen, einfach alles war vergessen und wir waren guter Dinge. Es verlief alles reibungslos: die Ankunft im Hotel, das Gepäck, das Beziehen des Zimmer, nicht lief auch nur schief und da es kurz vor Mittag war und die Sonne unerträglich heiß, machten wir es uns im Hotelzimmer gemütlich.

Es war schon lange überfällig und so redeten wir Stunden lang und sprachen uns aus über alles, was einen Stört und was einen gefällt. Kommunikation ist wichtig in einer Beziehung und sollte immer stattfinden, denn ohne Kommunikation, stirbt auch die Beziehung. Ich lächelte und bekam das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht. „Was ist? Hab ich irgendwas im Gesicht oder wieso lächelst du ununterbrochen?“ fragte sie und lächelte dabei. „Nein, nein ich bin nur glücklich Liebling und ich liebe dich.“ Antworte ich und konnte nicht aufhören sie regelrecht anzuschmachten. „Vielleicht“ sagte sie zärtlich, “sollte ich das ein wenig vertiefen.“ Langsam schob sie ihr Kleid hoch und wir verbrachten noch die weiteren Stunden im Hotelzimmer.

Die zwei Wochen vergingen wie im Fluge und wir hatten die Zeit für uns echt nötig gehabt. Seit dem weiß ich leider auch wie teuer eine Minibar werden kann, oder das gewisses verhalten am Strand nicht gerne gesehen ist. Wir kamen zurück, vollgepackt mit vielen Sachen, bräune auf der Haut und mit der Erfahrung dass man abseits des Tourismus nicht so leicht Kondome findet.
Glücklicherweise hatte ich noch eine Woche Urlaub und so verbrachten wir die Zeit mit bummeln, die Sonne genießen und im Glauben das wieder alles in den rechten Bahnen verlief.

Dann fing die Arbeit wieder an, nun meine Zwischenprüfung stand bevor und ich war mittlerweile so eingebildet, das ich der Auffassung war, dafür nicht üben zu müssen. Immer wieder wurde ich bedrängt, ja regelrecht eingeengt, das ich mich endlich mal auf eine 4 Buchstaben setzen soll und anfangen muss etwas zu lernen. Liebevoll ignorierte ich diese Aufforderungen, ging wieder feiern und gab mich dem Alkohol hin. Es war samstagmorgens, ich stand auf der Tanzfläche und fühlte mich gut. Meine drei besten Freunde waren mit mir feiern und wir tanzten alles an, was wir attraktiv fanden. Ja der böse Teufel kroch aus mir hervor, verlange sein Opfer, dass ich ihm nur bereitwillig geben wollte. Ich glaube es war am Ende doch mein Glück und die folgende Tatsache kann ich mir nicht erklären, aber plötzlich stand mein Kollege vor mir. Ich schaut ein wenig verwundert, umarmte ihn anschließend und fragte: „Hey, wie geil ist das denn? Was machst du denn hier Digger?“ Der Blick hätte mich eigentlich töten sollen und er zog mich von der Tanzfläche, Richtung Ausgang. „Hey, was ist denn los mit dir?“ fragte ich ihn. Ich glaube es klang ein wenig anders, ich war nicht mehr so mächtig dem richtigen Artikulieren der Wörter. „Verdammter Mist, wir müssen zur Arbeit! Wir sollten schon vor 20 Minuten da sein!“ kam es grimmig zurück.

Ja ich hatte die Zeit vergessen, oder besser, ich wusste ja nicht mal wie viel Uhr es überhaupt war. Woher er wusste wo ich aufzufinden bin, war und ist mir bis heute ein Rätsel und sagen wollte er es mir auch nicht. Aber es sollte sich noch als nützlich und für mich in vielen Situationen rettend herausstellen.
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Alt 26.06.2012, 01:08   #7
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Wer Wind säht, wird Sturm ernten

„Der Kaugummi in meinem Mund kann mich nun auch nicht mehr retten“ sagte ich zu ihm, als ich aus dem Auto ausstieg. Ich roch wie eine Schnapsbrennerei und der schweiß vom Tanzen klebte an mir wie Motten an alten Kleidungsstücken. Ich macht mir auf den weg noch schnell eine Zigarette an, wenigstens ein paar Züge, immerhin waren wir sowieso schon zu spät und auf die wenigen Minuten mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an. „Wenn du so eine Scheiße nochmal machst, sorge ich dafür dass du in hohen Bogen gefeuert wirst.“ Sagte er ziemlich wütend. „Glaubst du alle Welt wartet nur auf dich? Ich hab dir gerade den Arsch gerettet und dabei meinen eigenen Job riskiert!“ Es dröhnte nur in meinem Kopf und ich bin mir auch nicht sicher, ob es genau das war, was er gesagt hatte. Die laute Musik war noch in meinem Gehörgang und Narcotic konnte ich regelrecht mitsingen, so intensiv war der Song noch in mir.

Vor der Tür schmiss ich die Kippe auf den Boden, hatte ich doch einfach zu viel geraucht und mir war schon ganz schlecht. Ich huschte durch die Tür, lief zur Umkleide und zog mich um. „Nie wieder, nie wieder mach ich so ein scheiß“ schwor ich mir laut und bekam ein müdes Lächeln von meinem Kollegen zurück. Wir waren in Verzug und hatten viel zu tun. Das Mise en Place musste vorbereitet werden und für die Veranstaltung von 800 Leuten musste auch noch alles Erdenkliche gerichtet sein.
Wir schufteten wie bescheuert, flitzen, verbrannten uns, schnitten uns mit den Messern, aber all das war egal, es zählte nur noch eins: Die verlorene Zeit aufzuholen!

Einige Stunden und Pflaster später, haben wir es doch tatsächlich geschafft, wir haben uns Zeit erarbeitet um schnell 5 Minuten raus zu gehen, eine zu rauchen und den Kaffee in sich zu schütten. Ich war leicht verwundert, hatte meine Chefin kein Wort gesagt und war, mehr oder weniger, freundlich wie immer. Ich lehnte mich auf der Bank zurück, spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und war kurz davor einzuschlafen. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, ich riss die Augen auf mit den Worten „Ich bin wach! Ich bin wach!“ Ich blickte meiner Chefin ins Gesicht und sah ihre ernste Miene und mit einen so super freundlichen Lächeln, wie es nur ein Zuhälter hatte, wenn man die Prostituierte nicht bezahlt hat, sagte sie „In mein Büro. SOFORT!“

Nun saß ich hier, sah wie sich ihre Lippen bewegten verstand aber leider kein einziges Wort. Ich glaube irgendwas gehört zu haben von „letzte Chance“ und „ zusammen reißen wegen der Zwischenprüfung“ , aber sicher bin ich mir da auch nicht mehr. Ich muss gestehen, dass ich leicht erregt war, wenn man sich ihre wundervollen Lippen so ansah. Sie bebten förmlich und auf eine gewisse Art machte mich das gerade Tierisch an. Ich nickte also nur beiläufig, tat als ob ich verstanden hatte und kümmerte mich nicht weiter darum. „Zwischenprüfung, so ein kinderkram“ dachte ich mir und ging weiter meiner Arbeit nach.

Nachdem die Arbeit vorbei war, hatte ich keine Lust mehr auf meine Kollegen. Sie gingen schon wieder saufen nur diesmal ohne mich. Ich rief meinen Kumpel an. Ach der gute Manuel, immer war er da wenn ich ihn brauchte und umgekehrt. Zu meinem Glück hatte er schon ein Auto und einen Führerschein und holte mich bereitwillig ab. Seine ersten Worte trösteten mich richtig und dafür mochte ich ihn so sehr: „Du siehst aus wie ein Stück Abfall, was nicht mal die Mülltonne behalten würde.“ Ich musste lächeln und sagte nur „Danke großes. Jetzt fahr mich bitte zu Veronika, ich habe das Bedürfnis heute bei ihr zu sein.“ Er lächelte, gab mir ein Klaps auf die Schulter und fuhr los. Ich weiß nicht was ich ohne ihn machen würde, er ist einer der Freunde die man Monate lang nicht spricht oder sieht, aber wenn man sich meldet ist er zur Stelle als ob nichts gewesen wäre.

„Sicher dass du ihr so gegenübertreten möchtest?“ fragte er leicht besorgt. „Du riechst total übel und wie du aussiehst muss ich dir ja nicht nochmal sagen“ Es munterte mich ein wenig auf, da ich wusste, dass sie mich so liebte wie ich bin und es ihr nichts ausmachen würde. „Alles bestens, ich komm zurecht großer.“ Antworte ich und umarmte ihn zum Abschied. Ich stieg aus dem Auto aus, nahm noch zwei Kaugummis, auch wenn ich wusste dass sie nicht mehr helfen würden und klingelte an der Tür. Sie öffnete die Tür, sah mich an und scheuerte mir eine Ohrfeige mit voller Wucht. Die Schwerkraft und mein Gleichgewichtssinn waren nicht auf meiner Seite und so taumelte und fiel ich anschließend zu Boden. Als ich aufsah, bemerkte ich Tränen in ihren Augen und sie sagte „Du bist so ein verdammter, ach lass mich einfach in Ruhe!“ und knallte die Tür zu. Nun saß ich hier, auf den Boden, leicht verdutzt und nicht wissend was los war. Ich holte das Handy raus, wählte ihre Nummer, doch das Handy war aus und ans Festnetz ging sie nicht ran. Ich versuchte es bei Manuel, doch er ging ebenfalls nicht ran. Zu allen Überfluss fing es an zu regnen und ich beschloss zum Bahnhof zu laufen, irgendwie musste ich ja nach Hause kommen.
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Alt 26.06.2012, 13:49   #8
männlich Brutha
 
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Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit

Das laute und markdurchdringende Quietschen der Bremsen des Zuges schmerzten im Kopf. Konnte man die denn nicht mal Ölen. Wahrlich, ich bin kein Freund von Zugfahrten. Raucherabteile gab es nicht mehr, die Mitreisenden im Zug waren eine Katastrophe. Das reichte von den anzugtragenden Banker, der mit meinem Geld spielte, über rumkichernde Schulkinder, die ihre ersten sexuellen Erfahrungen machten, wo ich zu der Zeit noch im Sandkasten spielte bis hin zu den Freaks. Punks, Goth, Hip Hopper und was es nicht sonst noch alles gibt. Nun mag man meinen nur weil ich gerne schwarz trug, Metal hörte und meinen schwarzen Ledermantel über alles liebte, fühlte ich mich einer dieser „Gruppen“ angehörig, dem war aber nicht so. War ich doch mehr oder weniger immer ein Eigenbrötler, der gerne die 4er Sitze im Abteil belegt um in Ruhe seine Gedanken und Gedichte aufzuschreiben.

Wie dem auch sein, ich stieg ein, suchte mir einen dieser bequemen 4er Sitze und belegte sie. Alle 4! Einer für meinen Rucksack, einer für die Füße zum hochlegen und einer für mich zum Sitzen. Ich gebe zu das waren nur drei, aber da sowieso niemand sich neben mich setzen wollte und es aus ungeklärten Gründen (Ausnahme sei hier die Rush-Hour nach Frankfurt am Main genannt) auch nie zu so einem Phänomen kam war ich guter Dinge. Ich fand es merkwürdig, wir leben in einem Ballungsgebiet, doch irgendwie hat der Mensch Angst vor dem Menschen. Fragt mich nicht warum, aber es ist das gleiche Phänomen, warum Männer an Stehpissoir nicht nebeneinander stehen, wenn noch andere freie Plätze da sind.

Nun saß ich hier und grübelte darüber, was passiert ist. Der Regen plätscherte gegen die Scheiben und ich genoss das Schauspiel der Regenperlen am Fenster. Doch leider kommt es eben doch vor, dass Menschen, trotz freier Platzwahl meinen, mich zu belästigen. „Gott was steht dieser Kerl da neben mir“ dachte ich mir und fragte mich, warum er sich dann nicht setzen wollte. Ich bemerkte ihn nur aus dem Augenwinkel und hielt es nicht für nötig in anzuschauen. Mit freundlicher Stimme sagte er „Die Fahrkarten bitte.“ Ich zuckte zusammen und realisierte was ich vergessen hatte. Die Fahrkarte war noch im Automaten, nicht das ich keine kaufen wollte, ich hatte es einfach nur vergessen. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen und wieder sagte er, diesmal mit ein wenig mehr Nachdruck „Die Fahrkarten bitte!“

„Ähm, ja.. wissen sie Herr…“ stotterte ich und versuchte sein Namensschild zu lesen „.. Herr Schmidt eine ganz komische Geschichte ist das. Ich habe vergessen mir eine zu lösen.“ Stammelte ich und war schon bereit die 40 Euro rauszuholen. „Personalausweis“ antwortete er schroff und holt seinen Fahrkartenblock heraus. Ich kann nicht sagen was mich geritten hat, aber auf einmal hatte ich die Schnauze voll. Vielleicht war es auch einfach nur der Frust in mir, dem ich Luft machen musste, auf jedem Fall kam folgendes aus mir heraus: „Wissen sie, ich habe es so satt. Ständig meinen sie alles und jeder würde absichtlich schwarz Fahren, nur um die 3,70 Euro zu sparen. Das ist so lächerlich. Anstatt mal anzunehmen, der arme Kerl hat es wirklich nur vergessen, weil er vielleicht total am Boden ist und mit dem Kopf einfach wo anders war. Man könnte ihm auch einfach ein normales Ticket ausstellen, aber nein, sie wollen gleich die 40 Euro kassieren und im besten Fall noch die Polizei hinzuziehen. Die haben ja nicht schon alle Hände voll zu tun und können sich um diesen klein Kram bei totaler Unterbesetzung auch noch kümmern.“

Nach dem ich die Worte ausgesprochen hatte, wollte ich im Boden versinken. Hatte ich das gerade wirklich laut gesagt. Ich hoffe doch mal nicht. Herr Schmidt schaute zu mir runter und in seinen Augen funkelte es leicht. „Wissen sie was“ sagte er gelassen „ich kann es nachvollziehen. Nehmen wir an sie waren gedanklich wirklich wo anders, stiegen in den Zug und haben einfach vergessen eine Karte zu lösen. Dann wäre es ja schrecklich dreist von mir sie wegen ihrer offensichtlichen Straftat zu belangen und das Recht einzufordern was mir zusteht.“ Ich schaute ein wenig verblüfft, schlug die Hände ins Gesicht und dachte mir nur noch „Bei Gott, warum habe ich nur den Mund aufgemacht?“

„Das macht dann 3,70“ sagte er. Ich muss geschaut haben wie ein Auto, wusste nicht was ich sagen sollte. Zog meine Geldbörse hervor, holte zwei 2 Euro Münzen heraus und sagte „Stimmt so.“
Ich schnappte meine Sachen, die nächste Station war ohnehin meine und so stieg ich aus und war immer noch verblüfft und ganz neben der Spur, dass dieser Kontrolleur so freundlich und einsichtig war.
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Alt 26.06.2012, 14:35   #9
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Einmal die Suppe bitte

Es war nun endlich Montag, meine Zwischenprüfung stand vor der Tür und ich dachte mir „Fuck yeah! Denen zeig ich wo der Hammer hängt!“ Ich war jung, naiv, von mir selbst überzeugt und dachte wirklich dass ohne jegliches Üben, ich die Prüfer gegen die Wand kochen würde. So packte ich meine Sachen, Messer, Wetzstahl und Sparschäler und begab mich Richtung Berufsschule.

Ich war 2 Stunden zu früh und ging nochmal im Kopf durch was ich alles zu tun hatte. 45 Minuten blieben mir vom Anfang bis zum Anrichten. Genug Zeit also um eine 5 Minuten Pause einzulegen, dachte ich und ging nochmal alles durch. Wenn es gut läuft, bin ich in 35 Minuten komplett fertig. Soweit so gut, nur irgendwie habe ich vergessen, dass mein Privates Problem mit Veronika in mir schlummerte. Ich hatte sie seit Samstag nicht mehr gesprochen und ich fühlte mich regelrecht mies, wobei ich nicht wusste, was ich getan hatte.

Die ersten Mitleidenden trafen ein und wir unterhielten uns um die Zeit zu überbrücken. Sie waren alle so nervös und ich verstand gar nicht, warum das so war. Endlich wurden wir herbei gerufen und es konnte losgehen. Ich bekam meine waren, schnappte mir 2 der 4 Herdplatten und redete mit meinem Mitschüler, der auf den anderen 2 Platten kochen musste. Es verlief alles super und ich war gut im Zeitplan bis einer der Prüfer meinen Müll durchwühlte.

„Kommen sie doch bitte mal her.“ Sagte er und winkte mich zu sich. „Was haben wir denn hier, zu viele Abschnitte, Vergeudung! Unsauber geschält, Falsche Schnitttechnik.“ Sagte er ernst und würdigte mir einen abfälligen Blick. „Die Abschnitte kann ich noch für eine Brühe oder Jus verwenden. Beim Schälen musste ich ein wenig mehr abschälen, da das Gemüse nicht mehr ganz Frisch war, wie sie selber sehen können. Und ich habe diese Schnitttechnik gewählt, weil es für mich leichter von der Hand geht.“ Antwortete ich Selbstbewusst und stichhaltig. Ohne ein weiteres Wort ging es fort und lies mich im Regen stehen. Ich kam mir ein wenig verarscht vor, aber macht weiter wie gehabt. Zeit der Offenbarung. Die Prüfer probierten meine klare Gemüsesuppe mit Einlage. Sie tuschelten ein wenig und dann kam es auch schon zum Gespräch. „Wissen sie Herr D. wir sind geneigt ihnen 96 Punkte zu geben.“ (von 100 wohl angemerkt) „Sie haben sich nicht beirren lassen von meiner Ablenkung und konnten alles einwandfrei erklären. Und das Ergebnis sprich für sich. Ich finde sie sollten Stolz auf sich sein.“ Hatte ich schon erwähnt dass ich Eingebildet und von mir selbst überzeugt war? Und nun bläst dieser Kerl mir noch Zucker in den Allerwertesten. „Ich weiß dass ich gut bin, das müssen sie mir nicht sagen. Also hören sie auf mich Verbal zu stimulieren und entlassen sie mich einfach, damit ich wieder nach Hause kann.“ Gab ich groß kotzig von mir wieder.

Ich wollte nur zu Veronika, natürlich war ich froh, dass ich es geschafft hatte, aber ich habe die ganze Zeit nur an sie gedacht. Leider ist es den Prüfern nicht aufgefallen, aber ich hatte aus dem Gemüse die Buchstaben für ihren Namen geschnitzt. Da schwamm sie nun, im Bauch dieses Prüfers der nicht mal wusste, dass er das liebste was ich hatte in sich trug. Mir war mein Job langsam egal, wenn ich die Erfolge nicht mit ihr teilen konnte. Ich musste sie zur Rede stellen und fragen, was nun los war. Ich brauchte sie in meinem Leben, sie war der Halt, der Anker, mein Fels in der Brandung.

Ich fuhr von der Prüfung aus gleich zu ihr, wollte mit ihr reden. Als ich an der Tür klingelte machte ihre Mutter auf, sie lächelte, bat mich doch einzutreten und sagte das sie oben sei.
Ich schritt die Stufen nach oben, meine Knie wurden ganz weich und ich klopfte an ihre Tür. Ein fröhliches „Herein, wenn’s kein Schneider ist.“ Erklang und mir kam nur ein „Nur ein trotteliger Koch“ über die Lippen, während ich die Tür öffnete und ich sie da sitzen sah.
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Alt 26.06.2012, 16:56   #10
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Wenn Worte immer wahr wären

Ich bin nun nicht der Mann mit Muskeln und Oberarmen wo jede Frau dahin schmelzen würde, aber ziemlich agil und so schaffte ich es allen Wurfgeschossen auszuweichen, die auf mich flogen. Ich erreichte sie, nahm sie in den Arm und konterte mit: „Hey, alles gut, es ist alles in Ordnung. Kleines, was ist los mit dir? Warum bist du so sauer auf mi..“ mitten im Satz bekam ich keine Luft mehr und der Schmerz fuhr durch mein Unterleib. Ich brach zusammen und lag auf den Boden, hatte ich die Rechnung ohne ihr Knie gemacht. „Wieso tust du mir das an?!“ schluchzte sie und ich bekam mit, wie die Tränen in ihre Augen schossen. Sie warf sich aufs Bett und weinte so bitterlich, dass es mir in der Seele wehtat. Langsam kroch ich in Richtung Bett, an aufstehen war nicht zu denken, da mein bestes Stück und sein Anhängsel schmerzten wie nichts Gutes. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich das Bett, zog mich empor und legte mich neben sie. Ich streichelte ihren Kopf und zog sie langsam an mich. „Sprich doch bitte mit mir, was habe ich getan?“ flüsterte ich leise in ihr Ohr um ein wenig die Ruhe zu erhalten, die gerade herrschte.

Was ich nun zu hören bekam war nicht schön, es war nicht meine Absicht und niemals hätte ich gewollt, dass nur irgendjemand sich so fühlt, doch ändern konnte ich es auch nicht mehr. „Ich komm mir vor wie eine billige Schlampe, die für dich nur eine sichere Nummer ist. Falls du mal nichts findest, einfach denkst, da ist ja noch eine zum ficken!“ Mir blieb die Sprache im Hals stecken, mein Kopf leerte sich und mir wurde schlecht. Ich habe jemanden das Gefühl vermittelt, einfach nur eine Person, gar ein „Lustobjekt“ zu sein. Worte können nicht beschreiben wie das ist und das Schlimmste an der Tatsache war, man konnte es nicht entschuldigen.

„Ich wollte dir nie das Gefühl übermitteln nur irgendeine zu sein. Du bist das wichtigste auf der Welt für mich. Mir ist bewusst dass es momentan alles schwierig ist und ich wenig Zeit für uns habe. Aber ich muss arbeiten, bin danach immer ziemlich fertig mit der Welt.“ Sagte ich in einen ruhigen Ton. Wären Zeitreisen schon möglich, würde ich zurückgehen, mir selbst die Visage polieren und alles tun, damit die Beziehung zu Ende ist. Doch leider geht dass noch nicht und da ich einfach so „unschuldig“ wirken kann, glaubte sie mir die Worte. Es wäre so viel besser gewesen hätte sie mir einfach einen Arschtritt gegeben und mich nach draußen befördert. Mit ihren verweinten Augen, die schon ganz rot waren, schaute sie mich an. Sie sah verheult auch wunderschön aus. Langsam glitt ihre Hand zu meinem Schoss und sanft sagte sie „Es tut mir leid. Tut es noch sehr weh?“ Ich konnte darauf nicht viel sagen, da sich in diesem Moment der Schmerz auflöste und mein Blut die Wanderschaft in andere Körperregionen begann. Lächelnd sagte sie „Ich weiß, wie ich das wieder gut machen kann!“

Am nächsten Morgen ging ich früh runter, richtete Kaffee und holte fix ein paar Brötchen, entsaftete die Orangen und brachte ihr das Frühstück ans Bett. Mit einem Kuss auf die Stirn weckte ich sie, sie musste bald los zur Schule und ich hatte alle Zeit der Welt, da heute mein freier Tag war.
Sie lächelte so süß und war überglücklich. Ich wusste, sie wollte schon immer Frühstück ans Bett gebracht haben und ich fand es richtig schön, sie verwöhnen zu können.

Nachdem sie fort war und ich mich auf den Heimweg begeben hatte, klingelte mein Telefon. Klar, die Arbeit ruft und ich dachte mir: „Heute nicht, lass es einfach klingeln“. Es wurde langsam kälter und der Herbst machte Platz für den Winter. Das Jahr neigte sich dem Ende zu und ein neuer Abschnitt sollte kommen. „Nächstes Jahr wird alles besser“ dachte ich bei mir, als ich Richtung Heimat schlenderte. Ich bin mir der Tatsache durchaus bewusst das ich nicht so bin, wie ich sein wollte, aber noch bevor das Jahr zu Ende geht und das neue endlich da ist, würde ich nochmal meinen Teufel zum Tanz bitten und diesmal sollte er nicht leer ausgehen.
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Alt 27.06.2012, 08:43   #11
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Ein Jahresende

Ich saß gerade am Computer und schrieb mit meiner guten Freundin Lisa, „Du hast recht, es wird sicher absolut überwältigend“ als es an der Tür klingelte. Ich eilte aus meinem Zimmer und runter zur Tür, erwartete ich niemand anderen als Manuel dort zu stehen. „Komm rein Digga, ich bin gleich soweit.“ Sagte ich und flitze wieder nach open zum Rechner. Er würde sich die Zeit solange mit unseren Hund begnügen und ich wollte mich noch schnell bei meiner Bekannten verabschieden. „Wir sehen uns im nächsten Jahr, Feier nicht zu wild und lass es dir gut gehen“ , tippte ich flink in die Tasten und schloss mit diesen Worten meinen Messanger. Ich schaltete die Kiste aus, suchte meinen Mantel der hier irgendwo lag und zog mir Socken an. „Irgendwo hier hab ich den doch hingeschmissen.“ Dachte ich mir und war erleichtert als ich zwischen Bett und Wäschehaufen den Mantel fand. Es sollte mich nicht überraschen, aber ich war in einer Art und Weise leicht schockiert, tropfte doch die Sabber an dem guten Stück runter. Ach verdammt, musste dieses Vierbeinige Viech auch immer darauf schlafen? Ich konnte es dem guten nicht verübeln, habe ich selbst ihn doch alles bei mir durchgehen lassen.

Das begann damit, dass er immer Fressen von mir bekam, über ausschweifendes Toben bis dahin, dass er in meinem Bett schlafen durfte. Veronika hat mich damals dafür gehasst, denn es kam wie es musste. Wir lagen im Bett, ich bin schon früher aufgewacht und stellte erstaunt fest, dass sich unser Hund genau in die Mitte von uns beiden gelegt hat. Ich streichelte ihn mit einem leicht abwesenden „Guten Morgen, du feiner.“ Und verließ das Bett Richtung Bad.
Er lag auf der Seite und seine Schnauze war nur wenige Zentimeter von ihrer Nase entfernt. Ich sollte erwähnen das es sich hierbei nicht um so eine Ratte von Hund handelte, sondern um einen ausgewachsenen Labrador, natürlich ganz in schwarz mit einem leichten braun Schimmer.
Als ich schließlich aus dem Bad kam, setzte ich mich neben das Bett, beide schliefen noch, wobei unser Hund einmal seinen Kopf rumdrehte. Als er mich bemerkte war da dieser Blick, der aussagte: „Ach du bist es nur. Lass mich schlafen.“ Und der Kopf fiel wieder zurück in seine Ursprungsposition.

Aus verschiedenen Gründen und meiner leicht perfiden Art, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, Veronika zu wecken und diesem Schauspiel aus nächster Nähe beizuwohnen. „Schatz. Liebling. Aufwachen.“ Flüsterte ich leise und ein leichtes grummeln von ihr signalisierte, dass sie gleich wach werden würde. Sie murmelte etwas von „Wie spät ist es denn?“ und öffnete ihre Augen. Es ist ein schöner Moment, wenn man morgens aufwacht und in vertraute Augen schaut, nun ja für sie waren die Augen unseres Hundes noch nicht so vertraut umso größer war der Spaß, diesem Ereignis beizuwohnen. Das schreien war extrem laut und dröhne richtig in meinen Gehörgängen. „RAUS! RAUS HIER! ICH GLAUB ICH SPINNE!“ schrie sie und ich konnte mir mein Lachen nicht mehr verkneifen. „Na komm großer, auf wir gehen Gassi.“ Sagte ich während meine Hand ihn auf den Brustkorb tätschelte. Könnte er sprechen wären seine Worte wohl „muss das jetzt sein?“ gewesen, aber sein Blick verriet das und so stand er widerwillig auf und lief die Treppe runter.

Ich nahm also den Mantel, wischte grob die Spuren ab und lief runter zu Manuel. „Alles klar wir können los.“ Sagte ich und zog mir dabei die Schuhe an. „Hast du alles dabei?“ fragte er und schritt in Richtung Tür. „Ja, ja. Ist schon alles vor Ort. Habe ich gestern schon vorbeigebracht.“ Antwortete ich, ging durch die Haustür und schloss sie hinter mir. Es war der 31. Dezember, der Winter hat sich über das Land gelegt und es war auch ein leichter Schneefall anwesend. Wir liefen also Richtung eines Freundes, welcher eine große Partie veranstaltete, wie jedes Jahr. Auf den Weg dorthin blödelten wir rum, sprachen über verschiedene Sachen und glühten schon fleißig mit Bier vor. Irgendwie muss man sich ja die Kälte aus dem Körper vertreiben und so stiefelten wir weiter durch den Puderschnee, zu unserem Kumpel und einer genialen Party.

Als wir ankamen, war schon einiges los. Die Leute tranken und rauchten. Zündeten Feuerwerkskörper an und befummelten sich auf der Couch. Es war eine ausgelassene Stimmung und es sollte noch spaßiger werden. Als die Zeit voran schritt, wurden die Flaschen immer leerer und die Anwesenden immer voller. Irgendwelche hatten sich in Zimmern eingeschlossen um ihren Trieben nachzugehen und Körperflüssigkeiten auszutauschen. Es war mittlerweile schon der nächste Morgen, alle hatten sich beglückwünscht, wie immer die gleiche Scheiße. „Frohes Neues“ hier und „Dieses Jahr werde ich endlich“ da, immer derselbe Rotz an den sich keiner Hält. Manuel und ich waren gerade dabei zu gehen, hatten wir genug Spaß gehabt und ich nicht so in der Stimmung mich volllaufen zu lassen. Leider führte unser Weg durch die Küche und da war es um uns geschehen, wir sollten noch nicht gehen.

Er hob den Kopf, sah uns und rief freudestrahlend: „Ein Lichtblick am Horizont. Endlich Leute die auch saufen können“. Mein älterer Bruder saß da mit seinen Kumpels, ich mochte ihn und seinen Freundeskreis, war es doch immer lustig und unterhaltsam. Wir setzten uns also dazu, tranken wie bescheuert Jägermeister und Whiskey und rauchten eine Zigarette nach der anderen. Es war nicht verwunderlich das er da war, immerhin gab es keine feste Einladung zu dieser Party und willkommen war, wer erschien. Nach einiger Zeit macht sich ein Gefühl in mir breit, was mir signalisierte, das ich doch bitte schnell die nächste Örtlichkeit aufsuchen sollte, da ansonsten der Inhalt meines Magens sich quer durch die Küche verteilen würde. Ich schwankte zur nächsten Toilette und sagte erst mal der Schüssel guten Tag. Spülte danach meinen Mund mit Mundwasser aus um den Geschmack loszuwerden und ging raus. Da stand sie nun, im aufreizenden Dress, welcher ihre Figur in allen Belangen betonte.

„Na zu viel getrunken?“ sagte sie auf eine belustigende Weise und umarmte mich. Sie war selber gut dabei doch das bemerkte ich in meinem Zustand gar nicht mehr. „Komm mit, ich wollte dir was zeigen.“, sie nahm mich an die Hand und führte mich in ein Zimmer. Es muss das Arbeitszimmer oder so etwas gewesen sein, Ordner standen in Regalen und am Schreibtisch stand ein PC. Nur eine etwas größere Couch war die einzige Sitzmöglichkeit neben dem Bürostuhl. Sie schloss die Tür und drehte den Schlüssel rum. Ich war fertig mit der Welt, wollte nur noch nach Hause und ins Bett. Ich setzte mich auf die Couch und ein leicht genervtes „und was willst du mir nun zeigen?“ kam aus meinem Mund. Sie stand vor mir, grinste und plötzlich viel ihr Kleid zu Boden. Ich wollte gar nicht wissen, wie man es ohne Unterwäsche durch diese Temperaturen geschafft hat. Wir hatten minus grade da draußen und ich dachte mir schon beim Hinweg, das ich erfrieren würde. „Was zum….“ Kam aus mir raus, doch wegschauen oder gar weggehen kam mir nicht in den Sinn. Langsam ohne ein Wort kniete sie sich vor mich, ihre Hand machte beiläufig die Arbeit und ehe ich mich versah, hatte ich ihren Kopf schon an meinen Schoss. Die Zeit verging und das Einzige was ich noch gedacht habe war „Happy New Year!“
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Alt 27.06.2012, 12:11   #12
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Zwölf Stunden und ein Schlag ins Gesicht

Ich holte meinen Mantel, zog ihn an und verließ die Party. Mir war in diesem Moment egal was mit Manuel, meinem Bruder oder der kleinen war, ich wollte nur noch weg von diesem Sündenpfuhl. Als ich auf mein Handy schaute, war es kurz nach 4 und ich wählte die Nummer meines Kollegen. „Hey, sei so gut und hol mich in der Wetterstraße 7 ab.“ Sagte ich ins Telefon und bevor ich eine Antwort bekam, legte ich auf. Langsam ging ich in die Knie, setzte mich auf den Bürgersteigrand und mein Kopf sank nach vorne in meine Hände. Würde jemand mit einer Schrottflinte neben mir auftauchen und fragen ob er an mir üben darf, hätte ich nur bereitwillig ja gesagt.

„Die super Arbeitszeiten, ein erfülltes Sozialleben, ein überdurchschnittliches Gehalt, Anerkennung und jedes Wochenende frei“ dachte ich mir, als ich dort saß und auf meinen Kollegen wartete. Es roch nach Schwarzpulver und der Lärm war langsam verklungen. Meine Leber schrie nach mehr, mein Kopf wollte explodieren, das Herz verfluchte mich und meine Beine sagten „Let’s dance! Die Nacht ist noch jung. Lass uns feiern gehen!“ Es ist der verdammte erste Januar 2006 und ich muss arbeiten. Mir kam es vor, als ob ich mich selbst damit bestrafe, habe ich mir doch den Beruf ausgesucht. Ich suchte meine Zigaretten, holte mir die letzte aus der Schachtel und schmiss diese zerknüllt auf den Boden. Tief einatmen, den Kopf zurück gelehnt und kräftig husten. „Scheiße, ist mir schlecht!“ sagte ich während ich versuchte den Husten unter Kontrolle zu bekommen. Meine Lunge brannte wie Feuer durch das viele Rauchen und die kalte Winterluft tat den Rest.

Es verging eine halbe Ewigkeit bis mein Kollege mich fand. „Nun komm erst mal wieder auf die Beine“ sagte er, als er mich hochzog. Ich setzte mich ins Auto, mein Kopf war so schwer, dass er gegen die Scheibe der Beifahrertür knallte und ich einnickte. Als ich aufwachte war nur Dunkelheit um mich und in der Ferne erspähte ich einen hellen Fleck, vielleicht ein Licht? Wo zum Teufel war ich denn? Träumte ich etwa? War ich tot? Im Delirium? Das Licht kam näher und ich erkannte, dass dieses Licht eine Person war, verdammte scheiße es war Veronika! Sie bewegte ihre Lippen, wollte etwas sagen, doch ich verstand kein Wort nicht ein einziges. Ich wollte antworten, aber mein Mund war zugenäht. Moment was? Ok das muss ein Traum sein und ich will verdammt nochmal aufwachen, jetzt sofort! Sie holte mit der Faust aus und schlug voll zu!

Ich erwachte im Auto, mein Auge schmerzte wie verrückt und ich fühlte mich so desorientiert wie ein junges Reh im Wald, was knapp einem Autounfall entgangen war. „Was, wieso?“ fragte ich, während ich mich umblickte. „Du bist mit dem Gesicht gegen das Armaturenbrett gekommen, als ich eine Vollbremsung hinlegen musste.“ Sagte mein Kollege und schaute mir ins Gesicht. „Wird nur einen blauen Fleck geben mehr nicht.“ Kam spöttisch von ihm und ich wunderte mich warum mich der Sicherheitsgurt nicht aufgefangen hatte. Die Erklärung war so einfach wie Simpel, ich hatte das Ding nicht angelegt. Gott bewahre! Mir war schlecht, malte ich mir in Gedanken gerade aus, was hätte passieren können. Eilig legte ich das Ding an und fühlte mich irgendwie sicher.

Das wirklich positive an Feiertagen war, dass mehr als die halbe Belegschaft im Eimer war und so fiel ich zwischen den ganzen müden Gestalten, die wie Zombies ihrer Arbeit nachgingen, gar nicht auf. Dann fiel mir etwas ins Auge, eine Person die ich vorher nicht gesehen hatte. Merkwürdig, ob sie schon länger hier ist? Niemals, so etwas hätte ich bemerkt und an diesem Tag sollte ich Christina kennen lernen. Sie war groß, rot gefärbte lange Haare, ein freundliches Lächeln und sie war nicht auf den Mund gefallen. Sie war Kellnerin und eine richtig heitere Person. Wenn ich jemanden meine Schwester nennen würde, die ich nicht hatte, dann wäre sie es wohl gewesen. Das neue Jahr konnte also endlich starten, schlecht reingekommen und noch schlechter wieder raus, war die Devise.
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Alt 27.06.2012, 15:35   #13
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Das Glück des Anderen

Es lief gut auf der Arbeit, wir hatten einiges zu tun und wir hatten unseren Spaß. Das neue Jahr war da und laut dem Abschlussbericht unseres Direktors, war die Küche der Posten mit den meisten Einnahmen. Darauf feierten wir, also nicht nur die Küche, sondern die ganze Belegschaft. Es war herrlich und einfach grandios. Neue Mitleidende hießen wir willkommen und alte mussten wir verabschieden. Ja irgendwann ist für jeden mal die Zeit gekommen, wo er gehen muss. Natürlich nur im beruflichen Sinne und nicht im Körperlichen. Wobei ich mir manchmal gewünscht habe, dass der ein oder andere abnippelt. Ich mag einfach keine Arschkriecher und Leute die der Auffassung sind, sie wären so toll, wenn sie gleich zu Mama rennen und petzen, da kam mir Christina ganz gelegen. Eine Person die morgens zur Arbeit kommt und einen mit einem freundlichen „Gott siehst du Scheiße aus“ begrüßt. „Danke, ich hab dich auch.“ Kam es von mir entgegen und ich freute mich, das wir heute wieder zusammen Schicht hatten. „Und Keule? Alles bereit um es den alten Säcken mal zu zeigen, wie die Jugend das Regelt?“ fragte sie voller Enthusiasmus. Natürlich war ich bereit, haben wir intern schon den Wettstreit ausgehandelt. Zwei Köche und ein Kellner, gegen ein anderes Team. Wer mehr Tische abfertigt ohne Beschwerde einzufangen hat gewonnen. Mein Kollege war nicht begeistert von dem Wettstreit, aber da er gerne die älteren Mitarbeiter im Dreck liegen sehen wollte, machte er mit ohne große Widerworte.

Es ging ganz schön zur Sache und die Tonlage war auch wirklich laut. Kleine Saboteur versuche gelangen meist und gaben uns ein wenig Zeit. Wenn plötzlich mal die Fritteuse aus ist oder der Herd nicht mehr funktioniert, sollte man mal schauen ob der Stecker noch in der Dose saß. Es lief wirklich gut für uns und am Ende unserer Schicht siegten wir, dank kleinerer Hilfsmittel, mit ganzen 15 Tischen Vorsprung. Mein Kollege und ich gingen uns umziehen, jedoch war ich nicht darauf gefasst, was er mich fragen wollte. „Und? Läuft da was zwischen euch? Ein bisschen die Gurke sauber lutschen und den Kirschkern lecken?“ Ich verschluckte mich an dem Wasser was ich gerade Trank. „Neeiiinn!“ kam es empörend aus mir heraus und ich habe die Tonlage irgendwie falsch gelegt, denn es klang so verdammt unehrlich. „Sag mal spinnst du? Da läuft nichts und wird auch nichts laufen. Wir sind Arbeitskollegen und du weißt doch, Never fuck the company!“ „But the company fucks you!“ entgegnete er und grinste lüstern. „Ach vergiss es, ich komm schon selber nach Hause. Ich muss mir das nicht 20 Minuten antuen.“ Sagte ich als ich aufstand und Richtung Tür ging. „Im Übrigen, danke für dieses Wundervolle Bild, nun ist mir schlecht!“ Ich öffnete die Tür und zuckte erschrocken zusammen. „Hey Keule!“ sagte Christina als sie mich vor sich stehen sah. „Wenn man vom Teufel spricht“ erwiderte ich. Mein Kollege grinste weiter und sein verdammtes Kopfkino wollte ich gar nicht erst wissen. „Sag mal,“ fragte sie mich, „kommst du noch auf einen Kaffee mit zu mir?“ Ich überlegte und eigentlich sprach nichts dagegen. Als Christina das grinsen Bemerkte schob sie noch etwas lauter hinterher, „Und nach dem Kaffee besorgst du mir es so richtig!“ damit er es auch ja hörte.

Sie wohnte gleich bei der Arbeit und ist extra deswegen hergezogen. Es war eine kleine, süße Wohnung und ich muss sagen, die Einrichtung gefiel mir, auch wenn sie ein wenig Kitschig war. Zumindest fast, denn die Küche war alles andere als „schön“. Dreck, Aschenbecher, Kaffeepads, alles lag kreuz und quer in der Gegend und man könnte hier echt mal putzen. Wir redet eine ganze Weile über das, worüber sich Frauen eben unterhalten. Ja richtig gelesen: FRAUEN. Wir redeten über Kerle, Beziehung, Make-up, Klamottentrends und ich machte ihr die Finger- wie Fußnägel. Wir verstanden uns Blind und das vom ersten Tag an. Es war gut mit jemanden reden zu können, der vom anderen Geschlecht war und einem dabei half, seine verkorkste Beziehung wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Im Gegenzug hörte ich mir ihre Männergeschichten an und gab Tipps sowie Erklärungen von welchen Kerlen sie sich besser fernhalten sollte. Es gibt immer gewisse Typen von Männern die man sofort erkennt und weiß „Ja, du bist ein Arschloch“. Leider trifft das auf viele Männer zu und wie Christina gerne zu sagen Pflegte „Hilf mir einfach den Richtigen zu finden. Ich hab keine Lust mehr mich durch hunderten von Schwänzen lutschen zu müssen um irgendwann den richtigen zu haben!“

Am Abend gingen wir raus, natürlich Disco um zu schauen, ob unser Plan auch aufgeht. Naja es war eher meine Feuertaufe ob ich auch wirklich was tauge! Nach endlosen Liedern und Stunden des Tanzens, war es endlich soweit, ich hatte keinen Bock mehr. Sie signalisierte Interesse an einem Kerl und ich schaute kurz und mir war klar, nein der ist es nicht. Ich mag diese Anabolika-Junkies nicht, die meinen sie brauchen dicke Muskeln, dafür aber keine Eier und vom Hirn fang ich erst gar nicht an.
Dann kam sie mit einen an und ich dachte mir, verdammte Axt, der Kerl könnte ein fang sein.
Er war gut gebaut, aber nicht so selbstverliebt, wie die restlichen Schwachmaten, Stil und eine nette Umgangsform hatte er auch. Wow er rückte sogar den Stuhl für sie zu Recht und schob sie dann an den Tisch. Ich war begeistert. Ich lächelte und zeigte ihr einen Daumen nach oben. Sie strahlte freudig und so wurde der Abend noch länger, aber ich machte es gerne.

Die Nacht schlief ich bei ihr auf der Couch, ich war mit mir selbst zufrieden und konnte ruhig einschlafen. Ok fast ruhig, denn ihr Glück und ihre Zufriedenheit konnte ich laut hören und musste Schmerzlich an meine kleine denken. Ich hoffe ihr geht es gut. Dann schloss ich die Augen und schlief ein.
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Alt 27.06.2012, 18:03   #14
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Lass Taten sprechen

„Nur für das Protokoll, mir geht es gut und macht euch keine Sorgen.“ Sagte ich zu meiner Mutter am Telefon. Sie hatten mich nun schon länger nicht mehr gesehen und wollte auch nur wissen ob alles in Ordnung ist. Ich blieb eine Weile bei Christina, brauchte den Abstand um über mich selbst nachzudenken, um über meine Beziehung zu grübeln und vor allem um mein Verhalten mal objektiv und von außen betrachten zu können. Christina half mir sehr dabei und ich weiß es zu schätzen, dass sie für mich da war. „In guten wie in schlechten Zeiten, bis das…“ ging durch meinen Kopf. Ich saß im Wohnzimmer auf der Couch, trank den Kaffee und formte gerade die Wörter. Mein Gedankenbuch lag vor mir, das gebundene mit dem blauen Einband. Ich versuchte es aufs Papier zu bringen um Veronika alles zu sagen, wie ich empfand und ich war der Auffassung, dass ich das in schriftlicher Form besser konnte, als in mündlicher.

Die Tür ging auf und Christina stand da, nur im Nachthemd und ziemlich verschlafen. Wir hatten 6 Uhr morgens und beide frei. „Wieso bist du schon auf?“ fragte sie und rieb ihre Augen. „Ich konnte nicht mehr schlafen, zu viele Gedanken die mich beschäftigen.“ Sagte ich ohne den Blick zu heben. „Weißt du Keule, sei doch kein Frosch. Geh zu ihr und rede mit ihr, sag ihr was dich bedrückt, beschäftigt, wie du dich fühlst und was du dir wünschst. Tu es einfach. Entweder es klappt oder du bist wieder alleine, aber du hast dann deinen Frieden.“ Antwortete sie und ging in die Küche. Konnte das echt wahr sein? Hat diese Frau mir gerade beiläufig einen Ratschlag gegeben auf den ich selbst nie gekommen wäre? Ist das Leben so einfach, wie sie sagte? Es muss ein Monolog gewesen sein, den ich laut ausgesprochen habe, denn es ertönte ein „Ja es ist so einfach!“ aus der Küche. Ich packte meine sieben Sachen und begab mich auf den schnellsten weg zu meiner Freundin.

Ich habe einen Hang dazu, theatralische Auftritte hinzulegen, denn sie war nicht daheim. Nur logisch, war es unter der Woche und sie hatte Schule, also beschloss ich, ihr alles spontan zu offenbaren, in der Öffentlichkeit, denn ich konnte nicht länger warten. Nach guten dreißig Minuten war ich auch endlich bei der Schule und konnte ihr alles sagen, was mich bewegte. Ok, verdammt, bis zur Pause waren es noch 75 Minuten und solange wollte ich nun auch nicht warten. Ich lief also zum Büro und fragte freundlich „Entschuldigen sie, ich suche eine Veronika L.. Können sie mir sagen in welcher Klasse sie gerade Unterricht hat?“ Die Frau im Sekretariat schaute von ihren Bildschirm auf und fragte ein wenig mürrisch „Weshalb wollen sie das wissen? Ist es wichtig? Ansonsten warten sie bitte bis zur Pause.“ Oh man, das war nun nicht ihr ernst, na gut dann eben anders. „Ja, ja ich habe hier Medikamente für sie, welche sie alle Stunde einnehmen muss. Es ist wirklich wichtig.“ Log ich ihr eiskalt ins Gesicht und hoffte auf das Beste. „Na gut, kleinen Moment bitte.“ Sie schaute auf ihren Monitor, klickte ein paarmal auf ihrer Maus rum und antwortete „Zimmer 204, zweiter Stock.“ Ich eilte aus der Tür raus und gab ein „Vielen Dank!“ noch schnell von mir.

„Zweiter Stock, zweiter Stock“ murmelte ich vor mich hin, während ich die Treppe hoch lief. Ich bin einfach schlecht darin Sachen mir zu merken und die Aufregung macht es nicht besser. Ich weiß nicht woran das lag, aber als ich im zweiten Stock ankam, hatte ich die Nummer vergessen. „War es nun 204 oder 206“ fragte ich mich und lief zur Tür. „Ok 204“ Sagte ich laut zu mir selbst und atmete tief durch. Ich öffnete die Tür und sprach „Veronika, es tut mir leid. Ich weiß ich kann ein Arschloch sein, aber ich möchte nicht das es so Endet. Ich liebe dich und möchte nur bei dir sein, ich brauche dich als Halt. Du bist das Wichtigste in meinem erbärmlichen Leben und ich kann es ohne dich nicht schaffen. Bitte, sag mir das es nicht vorbei ist.“ Die Lehrerin schaute ein wenig verdutzt zu mir und die Klasse drehte sich zu Veronika um. Veronika stand auf und mir viel alles aus dem Gesicht und ich lief rot an. Sie war sehr groß, schlank ja fast dürr und hatte rote Haare. Naja immerhin hatte sie den gleichen Vornamen. „Ähm, das ist mir nun aber Peinlich.“ Stammelte ich „Hab mich wohl im Raum geirrt, entschuldigen sie nochmal bitte.“ Ich schloss die Tür hinter mir und rutschte diese Runter. Verdammt, aber das war doch Raum Nummer 204. Ich schaute auf das Schild und las „Raum 206“, ach komm schon. Nun konnte ich nicht mal mehr eine 4 von einer 6 unterscheiden, das kann ja wohl nicht wahr sein.

Ich ging zu Raum 204 und klopfte. Ich wollte nicht nochmal ins Fettnäpfchen treten. Ein „Herein“ ertönte und ich öffnete die Tür. „Entschuldigen sie, aber könnte ich kurz mit Veronika sprechen?“ Der Herr schaute mich an und nickte „Selbstverständlich dürfen sie.“. Sie stand auf und kam zu mir nach draußen und diesmal würde ich auch bessere Worte finden, die nicht so erbärmlich nach Einsamkeit und Selbstmitleid schrien.
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Alt 27.06.2012, 21:42   #15
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In aller Stille

Schwerfälliger Schritte lief ich vom Bett zum Spiegel. „Guten Morgen fremder Mann“ sagte ich zu meinem Spiegelbild und lief runter zum Frühstückstisch. Die Wochen haben geschlaucht und an meinen Kräften gezerrt. Ich war müde und unausgeglichen. Als ich zum Tisch ging sah ich nur den Schein des Teelichtes, welches flackerte. „Irgendwo muss es ziehen“ dachte ich mir und realisierte gar nicht das ich alleine war. Neben meiner Tasse lag ein Zettel auf welchen ich die Handschrift meines Vaters erkannte. Dort stand: „Lieber Sohn. Ich musste heute leider früher zur Arbeit, genieß den Tee und hab einen schönen Tag. In liebe Papa“ Ich goss mir eine Tasse ein und ging ins Wohnzimmer, lies mich auf die Couch fallen und verbrühte mich am überschwappenden Tee. „Verfluchter Mist!“ ärgerte ich mich, der morgen fing einfach super gut an. Ich stellte den Tee beiseite ging wieder in die Küche und machte mir einen Kaffee. Der Kaffee würde mich nicht verbrühen, der war immer freundlich zu mir. Ein Schluck kalter Milch um die Bitterkeit des Kaffee zu nehmen, damit er nicht mehr ganz so grummelig zu mir war.

Ich ging zur Terrassentür und öffnete sie, holte die Hängematte und hing sie draußen auf. Das klamme Gras befeuchtete meine Füße, ich stellte die Kaffeetasse neben die Hängematte und legte mich hinein. Jawohl, an einem frischen frühlingsmorgen, nur in Boxer Short. Es war alles so schön ruhig und friedlich, nichts störte und man wolle ewig den Moment totaler Stille festhalten. Es fühlte sich so ungewöhnlich richtig an und ich dachte im Stillen, genau so stell ich mir die Ewigkeit vor, wenn ich mal gehen muss. Ich hob meinen Kaffee hoch und trank einen Schluck, die Wärme durchglitt meinen Körper und war so schnell verflogen, wie sie gekommen war. Wie die Wärme, ist auch unsere Leben, wir leben und sterben und nur einen kurzen Augenblick nimmt irgendjemand Anteil daran. Meine melancholische Stimmung war zu höchst Form angelaufen und die Umgebung trug so wundervoll dazu bei, dass der perfekte Abschluss ein Selbstmord wäre. Nun ja, ich bin leider nicht der Typ der auf Selbstmord steht und bin eher ein Liebhaber der Melancholie, deshalb sah ich auch nichts schlechtes darin einfach mal traurig sein zu dürfen. Immerhin sind Gefühle Gefühle und egal wie positiv oder negativ sie sind, sie machen uns nun mal zu dem was wir sind, lebende Wesen.

„Es ist wunder schön, selten sehe ich dich so zufrieden wie jetzt.“ Sagte eine Stimme. Als ich aufblickte sah ich sie, sie stand da nur im String und meinem Shirt. Langsam lief sie auf mich zu und versuchte zu fühlen, was ich gerade fühlte. „Falls du erlaubst, würde ich dir gerne Gesellschaft leisten.“ Antwortete Veronika und schaute mich mit einen lächeln an. Ich nickte nur, wollte die Ruhe und den Frieden nicht verängstigen oder gar verjagen. Sie legte sich zu mir in die Hängematte und wir schauten beide in den Himmel. Die Sonne färbte ihn gerade rot-orange und forderte die Natur auf, endlich zu erwachen. Sie schmiegte sich eng an mich und ich konnte ihr Herz schlagen spüren. Ihre Haut war so samt weich und jedes kleinste Zucken was sie von sich gab ging durch meinen Körper. Mir war bewusst dass ihr kalt war, aber anscheinend machte ihr das nichts aus oder sie versteckte es gut.

Wir schauten uns noch eine ganze Weile das Treiben an, wie die Sonne erstrahlte und es heller wurde. Langsam erwachte die Natur und die Vögel begannen zu singen, es knackte und knisterte im Wald hinter dem Garten, als ob die Bäume auch mal guten Morgen sagen wollten. Auf einmal hörte ich ein leises Brummen, was von meiner Brust kam und bemerkte, dass sie eingeschlafen war. Sie sah so friedlich und glücklich aus, dass mir beinahe die Tränen kamen. Ich küsste sie sanft auf den Kopf und flüsterte leise „Ich liebe dich“.
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Alt 28.06.2012, 00:51   #16
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Oh du mein Österreich

Es wurde Sommer und richtig warm, konnte mir Urlaub nehmen und mit meiner Geliebte sowie einem befreundetem Pärchen zusammen Urlaub in Österreich machen. Es war eine günstige Alternative, da das Haus meinen Eltern gehörte und somit fielen nur die Fahrtkosten an.
Die Fahrt war total anstrengend, obwohl wir uns abwechselten mit dem Autofahren, immerhin war außer mir noch niemand diese Strecke von 600 km gefahren. Es lief sonst ziemlich reibungslos und so kamen wir nach 5 Stunden reise Dauer endlich an. Ach wunderbar diese frische Luft, abseits der Stadt, es ist einfach ein ganz anderes Erlebnis. Wir packten die Sachen aus und machten es uns im Haus bequem. Die untere Wohnung für Veronika und mich, die obere für Kai und Marie, man wollte ja auch mal ungestört sein, was sich von selbst versteht.

Wir machten einiges vom Rafting, über einfach Wandern und die Landschaft genießen bis hin zum Baden im Fluss. Es war ein verdammt warmer Tag und so gingen wir mit Decken und Picknickkorb Richtung Fluss. Es war ein Fußmarsch von gut 45 Minuten, aber das machte ja nichts, außer die quälende Hitze die das Laufen ein wenige erschwerte. Decke ausbreiten, drauf legen und Snacks in sich rein stopfen, herrlich! Genau so und nicht anders sollte ein Tag sein! Ich kann nicht mehr sagen wer auf die super tolle Idee kam in diesem Fluss schwimmen zu gehen, aber der Vorschlag stand nun im Raum und wollte auch erfüllt werden. „Kann es sein, das wir alle keine Badesachen dabei haben?“ fragte Marie und wollte wohl andeuten das wir es dann wohl vergessen konnten. „Nun, ich hab meine wirklich nicht dabei und ihr?“ fragte Kai ein wenig deprimiert da er eine Abkühlung gut gebrauchen könnte. „Ach halb so wild, wir sind doch alle Erwachsen und können auch Nackt schwimmen gehen oder?“ sagte ich selbstbewusst und ohne große Scham. Ich kann mich nun leider nicht mehr daran erinnern ob ich schon betrunken war oder einfach irgendwelche Tabletten in mich gefressen hatte, aber wie kam ich denn bitte auf diese bescheuerte Idee? Nackt schwimmen, in einem 4 Grad kaltem Fluss, am helllichten Tag und massig Touristen die vorbei liefen. Genau. Super Idee. Kurz und knapp, es hatte keiner Einwende und so kam es dann, das wir uns alle auszogen und eben nackt schwimmen gingen. Die Frauen ein bisschen separat, sie wollten sich nicht vor uns Männern entblößen. Kai und ich gingen mit Short in den Fluss, wirklich ausziehen voreinander wollten wir uns nun auch nicht. „Nur damit du es weißt Kai, das Wasser ist sau kalt! Zieh also keine voreiligen Schlüsse!“ sagte ich energisch, immerhin hat sich der gute soweit zurück gezogen das ich beinah zur Frau wurde. „Kein Problem, aber denk auch nichts falsches von mir.“ Bekam ich als Antwort zurück.

Da trafen wir uns nun alle in der Mitte und schwammen, alberten rum und hatten jede Menge spaß. Ganze 4 Minuten! Danach war uns allen so kalt, das uns die Scham egal war und wir einfach nur raus wollten und in ein Handtuch wickeln. Wir lachten und konnten nicht mehr, diese stupide verrückte Idee war einfach zu genial.

Später am Abend gingen wir noch aus in die einzige Dorfdisco die es gab. Sie hatte auch einfach den besten Slogan und auf einen Schild prangerte Folgendes „Schlechte Musik, Warmes Bier und stickige Luft“ konnte eine Disco die mit so viel Ehrlichkeit Werbung machte also Schlecht sein? Ich glaube kaum. Wir tanzten, tranken und hatten einfach gute Laune. Ich unterhielt mich eine Weile mit dem Wirt, immerhin kannte ich Toni schon von frühster Kindheit an, da ich meine ganze frühe Kindheit hier verbracht habe und halber Österreicher bin. Ich danke Gott bis heute noch, das er mir das Geschenk machte ein Sarkastisches Arschloch zu werden, welcher einen Dialekt Spricht der auch nicht den geringsten Hauch von liebe in sich verbirgt.

Angetrunken und voller Erwartung kamen wir nach Hause und gingen in unsere Wohnungen. Da ich aber leider vergessen hatte Kondome einzupacken, musste ich mir mittags noch fix welche aus dem örtlichen Supermarkt kaufen, naja Kondome sind eben Kondome oder liebe Männer? Leider nicht! Ich versuchte mir krampfhaft diese Billie Boys überzuziehen und als ich es endlich schaffte schoss mir ein Gedanke ins Gehirn welche mich ziemlich erschrak, irgendwie muss das Ding ja auch wieder ab. Mein bestes Stück schwoll an und ich bekam es einfach nicht mehr ab. Ich wünsche niemandem diese Schmerzen. „Verdammter Mist, mach das Ding ab, schneid es ab, zerreiß es, irgendwas nur nimm es weg!“ schrie ich vor lauter Angst und konnte mit anschauen, wie mehr und mehr es anschwoll. Grinsend sagte sie nur „Wieso denn? Mir gefällt was ich sehe.“ Mir blieb die Spucke weg und aus mir kam ein ernstes „Schatz!“ „Ja, ja ist gut, ich such eine Schere.“ Kam enttäuscht zurück und mit einer Schere wieder. „Bitte sei vorsichtig, ja?“ Wimmerte ich leise. „Glaubst du ernsthaft ich würde mir selbst ein gefallen tuen, wenn ich ihn… ich meine dich verletzen würde?“ sagte sie spöttisch und setzte die Schere an. Was für eine Erleichterung, endlich frei. Veronika schaute ein wenig enttäuscht und sagte dann ganz trocken: „Wir sind seit fast 2 Jahren zusammen Schatz, ich nehme die Pille und da frage ich mich, wo das Problem ist?“ Ich konnte darauf nichts antworten musste plötzlich schmunzeln und mir kam eine Idee. „Du hast Recht, aber warte mal ganz kurz.“ Ich lief ins Bad und was mach ich Spielkind? Ganz klar, die Kondome mit Wasser füllen. Doch kaum hatte ich sie zugeknotet und wollte hoch in die andere Wohnung um die beiden zu bewerfen, da platzte mir das sichere Kinderverhütungsmittel zwischen den Fingern. Ich stand da, schaute wie ein begossener Pudel und sagte noch laut „Zum Glück nimmst du die Pille. Die Dinger hätten eh nicht gehalten.“

Die Zeit verging wie im Fluge und nach zwei Wochen traten wir den Rückweg an.
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Alt 28.06.2012, 12:17   #17
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Emanzipation für Anfänger

„Das Leben kann man wie eine Flasche Wein betrachte. Umso älter es wird, desto besser ist es. Doch irgendwann ist eben auch hier der Zeitpunkt erreicht und es wird zu Essig. Nicht jedes Leben ist gleich und so kommt es auf den Jahrgang an, wie die Verhältnisse waren und aus welcher Region er stammt. Es gibt eben nicht viele Besondere, sondern nur wenig, dafür viele die ganz passabel sind.“
Manuel schlug mit dem Kopf auf den Tisch auf und Kai verdrehte die Augen. „Genau und angebaut werden wir von kleinen grauen Männchen, die Regierung steckt da mit drin und Fox Mulder ist uns auf den Fersen.“ Antwortete Kai hämisch. „Hör auf mit den Trinken, das bekommt dir irgendwie nicht“ kam es von Manuel und er schüttelte den Kopf. „Was denn Jungs? Wollen wir nicht alle eine Traube sein die mal ausgequetscht wird?“ antwortete ich und lehnte mich zurück.

Wir saßen gerade in der Stadt beim Kaffee trinken, die Sonne schien und wir warteten bis die Damen vom Shoppen wieder kamen. Ich nahm mir eine Zigarette und Kai tat es mir gleich. „Feuer?“ fragte er und hielt mir sein Zippo schon unter die Nase. „Danke dir“ sagte ich nach dem ersten Zug. „Sie hasst es, wenn ich rauche.“ Merkte ich an, während ich auf die Kippe schaute. Es war nicht verwunderlich, immerhin hatte ich von Geburt an nur noch einen intakten Lungenflügel und somit war rauchen für mich zu 100% tödlich. „Dann hör doch auf, oder kannst du das nicht mehr?“ fragte Manuel, der von uns beiden Nichtraucher war, oder eher Gelegenheitsraucher. 2 Bier und ein paar kurze später, rauchte sogar er. „Ich möchte einfach nicht. Wir haben doch nur dieses eine Leben und das möchte ich mit allen Vor-und Nachteilen ausnutzen“ entgegnete ich mit der Überzeugung, dass ich Recht hatte. Kai lachte und gab ein „Pass bloß auf das dein Jahrgang nicht darunter leidet und du zu einem Schlechten wirst.“ Zum Besten.“ „Sehr Witzig, ich lach mich schlapp“ kam es aus mir, nahm ein Schluck Kaffee und zog an meiner zukünftigen Todesart.

Es dauerte nicht mehr lange da kamen auch unsere beiden Herzensdamen um die Ecke. Marie und Veronika waren vollgepackt mit Taschen und Tüten und es sah aus, als ob sie keine Klamotten mehr daheim hätten. „Ich glaube, morgen bekomm ich Post von meiner Kreditkartenfirma, das ich hoch verschuldet bin“ sagte Kai in hörreichweite der Damen, stand auf und nahm Marie die Tüten ab, gab ihr einen Kuss und bot ihr einen Stuhl an. „Wieso kannst du nicht so zuvorkommend sein?“ fragte Veronika beleidigt und schaute mich mit einem bösen Blick an. „Weil ich weiß, dass du ein großes Mädchen bist und dank der Emanzipation muss ich erst gar nicht Gentleman spielen, ansonsten würde ich ja indirekt und unterschwellig behaupten, dass du es nicht alleine schaffst.“ Erwiderte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Und dank der Emanzipation brauch ich auch keinen Mann um mich selbst Glücklich zu machen!“ kam es schlagkräftig zurück. „Ich weiß wer heute Nacht alleine auf der Couch schläft.“ Kam es neckend von Manuel. Ja manchmal konnte ich mit Worten umgehen und manchmal eben nicht, aber ich bin immer hin und weg wenn Frauen schlagfertig sind. „Wollen wir zahlen?“ fragte Kai und schaute in die Runde. „Klar! Schatz bezahl mal die Rechnung bitte, Emanzipation und so.“ Sagte ich lächelnd drückte ihr einen Kuss auf die Wange, da sie ihren Kopf sauer wegdrehte und ich schlenderte mit Marie und Manuel zum Auto.

Als wir so liefen, Kai und Veronika hatten derweil schon aufgeholt, hörte ich ein freudiges Kreischen hinter mir. Wir drehten uns um und da lief sie schon auf mich zu. Christina umarmte mich so stürmisch dass ich beinahe umfiel und drückte mich. Ich kam mir vor wie in einem Schraubstock und bekam schon keine Luft mehr. „Keule, wie geht es dir? Wie war der Urlaub? Alles klar soweit? Und das ist deine Herzensdame? Hi, ich bin Christina, eine Arbeitskollegin von deinem Mann. Schön dich mal kennen zu lernen.“ Sagte sie in einer Geschwindigkeit das wir alle da standen und uns fragten „was zum Teufel geht hier vor?“ Veronika und ich schauten uns an und uns kam ein „Mann?!“ gleichzeitig aus dem Mund. „Ist schön dich zu sehen Keule! Ich muss leider weiter, hab noch einen Termin, also bis Montag. Baba“ plapperte sie, drückte mir einen Kuss auf die Wange und war im Eiltempo auch wieder verschwunden. Die Mädels standen da und noch total paralysiert von dem Moment kam ein „Was war das denn?“ aus ihnen heraus. „Meine Arbeitskollegin. Glaub ich jedenfalls.“ Antwortete ich und war immer noch erschlagen von der Szene. „DAS ist deine Arbeitskollegin?!“ Fragte Manuel erstaunt, „Und dass du so ein heißes Geschoss auf der Arbeit hast sagst du mir nicht mal?!“ „Digga halt mal die Füße still! Ich bin doch keine Verkupplungsagentur!“ antwortete ich leicht genervt. Kai und Manu standen da, schauten in Richtung die Christina verschwunden war und sagten „Das solltest du aber machen.“ „Auf jeden Fall, ja, mach eine auf!“

Diesmal verdrehte ich die Augen und lief weiter zum Auto. „Kommt ihr endlich mal?“ Ich möchte noch begutachten was meine Angebetete gekauft hat und wie viel mich der Spaß gekostet hat.“ Rief ich ihnen zu, als ich schon ein paar Meter entfernt war.
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Alt 29.06.2012, 14:57   #18
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Gedanken am Frühstückstisch

Als ich morgens in den Spiegel schaute war es für mich die Richtige Zeit, das Zeug im Gesicht musste einfach weg. Rasierer geschnappt und erst mal Gesichtspflege begangen. „Gott ich sehe aus wie 14“ dachte ich mir, als ich mich ohne Bart begutachtete. "Naja, dann denken die meisten ich bin erst 25 wenn ich schon längst Mitte 30 bin." Ich legte den Rasierer beiseite und wusch mein Gesicht. Das kalte Wasser erfrischte meine müde Haut und ich spürte wie ich langsam wach wurde. Ich griff zum Handtuch das an der Tür neben den Spiegel hing und trocknete mich ab. Nur noch die Gesichtscreme auftragen und fertig war ich, frisch und munter und bereit in den Tag zu starten. Veronika stand in der Tür und lächelte zufrieden. „Hallo schöner Mann. Ich glaube wir kennen uns noch gar nicht.“ Sprach sie herzlich. Ich drehte mich rum und blickte um mich und ein „Wo? Ich dachte ich bin alleine im Bad. Wo ist der Kerl von dem du sprichst?“ kam aus mir. Sie lachte und antwortete nur „Lass den Unsinn und komm wieder ins Bett.“ Wie gern ich das Angebot auch angenommen hätte, ich musste weiter, hatte ich doch einen Termin.“ Entschuldige aber Ich habe heute noch einen Termin, den kann ich nicht absagen.“ Sagte ich mit leichter Trauer in der Stimme.

Oh das ich enttäuscht war, war so was von gelogen. Ich kam nach kurzer Zeit endlich bei Christina an und ich freute mich irgendwie sie zu sehen. Freudestrahlend öffnete sie die Tür und begrüßte mich mit einen herzlichen „Pancakes!“ Verblüfft schaute sie an mir vorbei: „Ähm, entschuldigen sie, ich habe einen Arbeitskollegen erwartet. Wer sind sie?“ „Ist gut, ich habe es verstanden.“ Sagte ich und quetschte mich zwischen sie und den Türrahmen in die Wohnung.

In der Küche duftete es nach Pfannkuchen, Berlinern, Pancakes, wie auch immer ihr sie halt nennt. Ich kenn sie unter Palatschinken und doch ist alles mehr oder weniger das Gleiche. Es lief House-Musik und die Küche war sogar aufgeräumt. Der kleine Tisch in der Ecke, war sauber nur ein Aschenbecher mit noch glühender Zigarette dekorierte diesen, die Arbeitsflächen glänzten und auf dem Herd prangerte die Pfanne mit einem, naja wie ihr sie auch nennen wollt, darin.

„Bist du gut hergekommen?“ fragte Christina und bückte sich zum Ofen wo ein Teller mit vielen, wie auch immer ihr sie nennen möchtet, drin stand und holte diesen raus. Ich setzte mich auf den kleinen Holzstuhl am Tisch, der aussah als ob er gleich das Zeitliche segnet und ich auf den Boden landete, zündete mir eine Zigarette an und schaute in Richtung Ofen. „Ja bin ich.“ Kam es von mir während ich den Blick nicht von ihren Hintern lassen konnte. „Und sonst? Alles klar bei dir?“ fragte ich abwesend und mein Blick wandte sich zum Aschenbecher vor mir. Christina nahm den Teller und stellte ihn neben den Aschenbecher. „Ja alles ok bei mir.“ Sagte sie und drehte sich zu dem Schrank hinter ihr und holte zwei Teller raus.

Wir aßen gemütlich, tranken dabei literweise Kaffee und quatschten über alles Mögliche. „Wie geht es deiner Eroberung?“ fragte ich um mich über den Verbleib des jungen Mannes zu erkundigen, den wir in der Disco aufgegabelt haben. „Der ist nicht mehr. Meinte irgendwas von wegen er muss noch andere flachlegen oder so was in der Art“ antwortete Christin kalt und ohne Emotion. „Na dann, auf zur nächsten Runde?“ fragte ich optimistisch und zuversichtlich. „Ne lass mal gut sein, lieber wohne ich mit dir zusammen und bin glücklich. Wer brauch schon Sex, wenn man mit jemanden unter einen Dach lebt, der einen versteht?“ sagte sie und lächelte mich an. „Also ich bräuchte definitiv welchen!“ kam es aus mir hervor und wir mussten beide darüber lachen. Aber ich hatte mehr oder weniger Recht, ohne geht es halt nicht. Natürlich ist es nicht DAS wichtigste, aber einen gewissen Stellenwert nahm die Geschlechtsakrobatik doch ein.

Zwischen all den Sex, den Feiern, den Arbeiten und den Abstürzen wünschen wir uns alle doch jemanden der einen Liebt. Jemanden der da ist, einen versteht, seine Sorgen und Ängste teilt. In guten wie in Schlechten Zeiten, jemand der einen genau so liebt, wie man ist und nicht wie man sein könnte. Rückblickend kann ich dazu nur sagen, dass genau diese Person damals vor mir saß, aber es war eben keine Liebe. Wo machen wir den Unterschied? Meist wissen wir es nicht, aber es bleibt ein komisches Gefühl zurück, trauern wir doch einem verlorenen Freund intensiver und länger nach, als einer beendeten Beziehung.
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Alt 30.06.2012, 06:11   #19
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seid so gut, haut mal bitte eure Meinung raus. Es würde mich interessieren! und keine angst, ich kann mit gnadenloser Kritik umgehen! =)

lg.

Brutha
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Alt 01.07.2012, 12:42   #20
männlich Ex-Ralfchen
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brutha, guter junge, du bruthalisierst uns mit einem kurzroman. keiner nimmt sich die zeit das voll und ganz zu lesen. die meisten user hier sind den comoic-strips und micky-mouse-heften verfallen. also wenn dann bitte was lustiges. aber, da ich eine gnader bin werde ich wie ich es immer tue deinen ersten absatz mal durch den Ralf-Wolf drehen:
Zitat:
Meine Geschichte und die Gastronomie

Oder: Warum ich so ein voll Arsch bin!

Wir schreiben das Jahr 2012 und es ist mittlerweile Juni. Mein Leben ist am Abgrund, wobei ich gerne übertreibe und es wahrlich nicht ganz so düster ist, wie ich es schildere. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin am Arsch und irgendwie bin ich an einem Punkt angelangt wo ich mich Frage, verdammt wie soll es eigentlich weiter gehen?

Vor kurzem habe ich meinem Job verloren, weiß nicht wie ich mein Auto oder die Wohnung finanzieren soll, noch klappt es im Sozialleben wirklich. Freunde kann ich an einer Hand abzählen und von einer Partnerin kann ich derweil nur träumen. Es ist ein Desaster sonders gleichen.
Fangen wir aber von vorne an, wie war es mal und wie kam es eigentlich zu dem ganzen Mist.
du schreibst zu lange über dein desaster, dafür würde es kürzer genügen. denn damit müdest du den leser ins halb-koma. dein stil ist flüssig, bis auf kleine fehler und etwas mehr dichte. ich würden die einleitung etwa so schreiben:

Zitat:
Meine Geschichte und die Gastronomie

(Oder: Ich der Vollarsch!)

Es ist Juni 2012 und ich stehe hier am 12-stock-tiefen Abgrund meiner Existenz; was natürlich maßvoll übertrieben ist, aber ich liebe die Verdüsterung der Realität. So bin ich nun mal. Und wie ich da so stehe, stellt sich mir plötzlich die unerwartete Frage wie es weitergehen soll. Seit Kurzem bin ich ohne Job und werde mein Auto demnächst der Bank schenken. Aus meiner Wohnung wird man mich delogieren, was angesichts meines nichtexistenten Soziallebens kein Desaster ist. Und: Es gibt genug Brücken in dieser Stadt. Früher hatte ich jedem Finger einen Freund. Jetzt bin ich mit meinen Fingern alleine.

Wie es dazu kam, will ich an dieser Stelle mal schildern.
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Alt 01.07.2012, 13:42   #21
männlich Brutha
 
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Ich danke dir vielmals =)

Und ich muss dir zustimmen, durch die kürze gibt es mehr würze.
Es handelt sich hierbei noch um die Rohfassung, die noch geschliffen werden muss. Aber um eventuell sollte mich mir auch eher ein anderes Forum dafür suchen, bin mir da noch nicht ganz so sicher.

Über das Thema kann man sich streiten, man muss es nicht mögen und ich sollte klarstellen das es sich hierbei eben um einen "autobiografischen Roman" handelt und nicht um meine "autobiografie". Es fließen viele Aspekte meines Lebens ein, aber vieles ist nur fiktiv.

micky mouse hefte? gibt es die noch? dachte die sind alle mit den Yps-Heften verschwunden und nur das Lustige Taschenbuch steht noch einsam in den Regalen.

lg.

Brutha
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Alt 01.07.2012, 13:55   #22
Thing
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Zitat:
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seid so gut, haut mal bitte eure Meinung raus. Es würde mich interessieren! und keine angst, ich kann mit gnadenloser Kritik umgehen! =)



lg.

Brutha

Ich weiß gar nicht, was das soll.
Mein Kommentar war unwillkommen und ist verschwunden.
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Alt 01.07.2012, 15:19   #23
männlich Brutha
 
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Zitat:
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Ich weiß gar nicht, was das soll.
Mein Kommentar war unwillkommen und ist verschwunden.
Da war ich auch noch der Auffassung, dass es anders genauso klappen könnte. Tat es aber nicht und so habe ich meine Meinung geändert. Ich wollte damit niemanden in irgendeinerweise vor den Kopfstoßen oder suggerieren das seine Meinung nicht erwünscht ist. Es hat nunmal nicht mit einen zweiten Thread funktioniert und so muss man sich eben beugen und doch einen anderen Weg einschlagen.

Falls sie also immer noch interesse haben, ihre Meinung zu äußern, dann würde mich persönlich das sehr freuen.

lg.

Brutha
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Alt 02.07.2012, 09:25   #24
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Ich hasse dich, Bambi

Es war schon spät in der Nacht, als ich mich aufmachte. Merkwürdig, ich hatte gar nicht mitbekommen, wann es zu regnen begann. Der Himmel war zugezogen mit dicken, schwarzen Wolken und es Donnerte irgendwo. Ich sah hinab auf Frankfurt am Main, so sehr ich diese Stadt auch hasste, sah sie bei Nacht doch einfach wunderbar aus. Wie jede Großstadt. Ich kann nicht genau sagen woran das lag. Waren es die Leute, die umherliefen wie Roboter? Von Termin zu Termin hetzten, ohne nach links und rechts zu schauen ohne zu bemerken wie eine Blume das Licht der Welt erblickt, direkt neben ihnen. Vielleicht war es auch der Lärm der Autos und Bus, welcher mich so störte, ach müßig darüber zu philosophieren, ich glaube es war einfach das gesamt Konzept.

Ich fuhr die Straße entlang, der Regen peitschte auf die Windschutzscheibe und verringerte meine Sicht auf die Fahrbahn. Zum Glück war nicht viel los auf der Straße und ich konnte fahren wie ich wollte, ohne dass jemand von hinten drängelte und mich mit seinem gehupe nervte. Ich glaube es lag an der nassen Straße die mit Blättern bedeckt war oder an dem Reh was plötzlich meinte es muss genau hier langlaufen, wenn ich gerade vorbei kommen. Auf jeden Fall bremste ich zu stark und so sagte mir mein Heck guten Tag und wollte wohl nochmal kurz austreten, denn es schleuderte geradewegs zum Wald.

Wenn Sekunden einen wie Stunden vorkommen, das Herz kaum noch schlägt und man den Atem anhält, dann weiß man genau wie Adrenalin wirkt. Danke Natur für dieses sehr coole Hormon.
Ich stieg aus dem Auto aus und machte mir eine Zigarette an. „Gott verdammt, was ein Scheiß“, dachte ich mir und schaute zum Auto. Es war kurz vor einer Baumgruppe stehen geblieben, war nur ein Stück von der Straße abgekommen und stand da nun, so seelenruhig, als ob nichts gewesen wäre. Ich konnte keine äußeren Schäden feststellen und lehnte mich gegen die Fahrertür. Der Regen viel herab und das Trommeln auf dem Laubwerk beruhigte mich ein wenig. Es war stockfinster und nur die Scheinwerfer leuchteten in die Ferne, in den Wald hinein.

Einige Minuten später und total durchnässt stieg ich wieder ins Auto, fuhr aus dem nassen Laub raus und wieder auf die Straße. Gott sei Dank, kein Achsenbruch und auch sonst fuhr der Wagen ganz normal, vielleicht hatte sich die Gelenkspur ein wenig verzogen, aber das konnte man noch beheben. Leicht verängstigt oder besser gesagt vorsichtig wie ein kleines Reh fuhr ich weiter, durch den Regen Richtung Heimat.

Als ich endlich auf den Parkplatz ankam und den Motor ausstellte, lehnte ich mich voller Erleichterung zurück. Angekommen. Mein Körper war immer noch auf Hochtouren und wollte sich einfach nicht beruhigen. Der Regen hatte nachgelassen und ich rauchte noch schnell eine Zigarette bevor ich ins Haus ging. Jeder Zug an dem krebserzeugenden Glimmstängel war so intensiv, dass ich spürte wie meine Lunge brannte und ein bitterer Geschmack auf meiner Zunge verlieb. Es war einfach widerlich und bei der Hälfte, schmiss ich das verdammte Ding weg. Mitten in der Nacht, um ein Uhr, beschloss ich damit aufzuhören. Keine Zigaretten mehr!
Endlich im Bett schlief ich erschöpft ein. Mein letzter Blick galt der Uhr und ich dachte bei mir „Noch 3 Stunden und wieder aufstehen. Wie ich es hasse!“

Der Wecker riss mich aus dem Schlaf und ich fühlte mich einfach erschlagen. Die letzte Nacht hatte mir den Rest gegeben und so war ich entschlossen heute nicht zu arbeiten. Ich griff zum Telefon, rief auf der Arbeit an und sprach auf den Anrufbeantworter. Mir war bewusst, dass sie nicht begeistert waren, aber es war mir egal. Erst komme ich und dann der Rest der Welt.
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Alt 04.07.2012, 16:21   #25
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Der Rest der Welt

Ein Egoist hat es nicht leicht, aber im Grunde ist ihm das auch egal. Hauptsache Ihm geht es gut und schert sich einen Dreck um andere, ganz gleich ob er andere Benutzt, die Gefühle verletzt oder sonstige Art, es zählt nur das alles auf einen Zweck hinausläuft: Seinem Vorteil!
Wollte ich mal so enden? Ganz sicher nicht, aber es war mir zu diesem Zeitpunkt auch total einerlei. Ich fing an meinen Dienst zu machen, nicht nach links oder rechts zu schauen und wenn ich fertig war, konnte mich der Rest mal kreuzweise. Nur wie passt denn diese Entwicklung mit Workaholic zusammen? Nun ich wollte für diese Mehrarbeit anerkannt werden, sie sollten sehen das Ich mir den Arsch aufreiße. Teamwork gab es nicht mehr und wenn, dann wurde es so gedreht, dass ich gut da stand. Ich müsste lügen, wenn es sich nicht ausgezahlt hätte, doch über die Jahre habe ich gemerkt, dass man immer seine Rechnung bezahlt, egal was man macht. Die Abtrennung Gut und Böse ist doch nur ein Schwarz-weiß Schema. Unser Tuen und Handeln bewegt sich in einer zähen grau Masse, die selten klassifiziert ob es nun Gut oder Böse war. Es geht nur um eines: Konsequenzen und wie man damit umgeht.

Ich war mit zu vielen Lastern behaftet, die mir das Leben erschwerten. Sarkast, Zyniker, Realist und Träumer, so wurde ich mal treffend beschrieben. Bin ich Verbittert? Nein! Lebensfroh? Definitiv! Und nun sollte sich Egoismus zeitweise dazugesellen. Dinge die Hand in Hand gehen, rutscht man einmal ab, ist es schwierig da wieder rauszukommen ohne Hilfe. Ich betrachte das alles immer gern als Freundeskreis. Kennt man erst einmal einen, stellt dieser dir den Rest vor. Bei mir war es Sarkasmus, er war freundlich, mir zu Diensten und wir kamen gut miteinander aus. Ein paar bissige Bemerkungen hier, ein paar böse Äußerungen hier und manchmal alles unter dem Deckmantel der Ironie. Irgendwann wurde mir Zynismus vorgestellt und es fühlte sich so richtig an. Die ganze Welt war Scheiße und alle Egoisten. Nun, Realismus gesellte sich nicht zu den beiden. Er war schon lange mein Freund und er zeigte mir wie die Welt ist und nicht wie sie sein könnte.

All die Übel in mir und sie beherrschten mich. Arbeiteten wir als Team eine Kreation aus, stellte ich sie dem Chef als meine Idee vor. Alle Lorbeeren einsacken, obwohl man nur einen Teil dazu beigetragen hat, fühlt sich gut an, auch wenn es nicht richtig ist. Ich war bereit Freunde auszuloten um mir selbst einen Schub zu geben. Keine Ausrede war mir zu Wider und so bemerkten sie nicht mal, wie ich sie benutzte. Es blieb nicht bei der Arbeit, so fing ich an Freunde, Familie und vor allem meine Freundin als Werkzeug zu sehen. Glaubt mir, man braucht viel Kraft, um ein Gebilde aufrechtzuerhalten, muss sich merken was man zu wem gesagt hat, damit es nicht auffliegt und besonders, muss ich stimmig sein. Denn falls die Personen mal miteinander reden, darf nicht auffallen das es Widersprüche gibt.

Dachte meine Chefin noch, ich bin Krank, wussten meine Eltern, mir geht es nicht gut ich bin beim Arzt. Meine Freundin glaubte, ich liege im Bett und erhol mich, doch in Wirklichkeit war ich in der Stadt und war schoppen mit einer Freundin. Falls der Rest nun aus irgendwelchen Gründen redete, würden sie alle feststellen, dass ich Krank wäre. Nur meine Bekannte, hatte keinerlei Kontakt zu alle dem und deswegen würde es auch nicht auffliegen.

All das Lügen, verstricken in Geschichten die plausibel erzählt sind und ein paar Details hier und dort weglassen, haben mir geholfen. Drittes und letztes Lehrjahr durfte kommen und es mir ging es gut. Natürlich hab ich hier und da meine Quellen um zu wissen, wer genau was über mich denkt und so wusste ich, wenn ich mal wieder Korrektur vornehmen musste. Meine Chefin dachte ich bin ein guter, fleißiger Mitarbeiter. Meine Eltern waren der Ansicht, ich tue alles für die Arbeit und meiner Freundin. Und diese Wiederrum war der Auffassung, ich bin treu, arbeite fleißig und nichts würde das Glück zerstören. Und ich dachte doch tatsächlich, ich würde damit durchkommen. So, so, du Volldepp! Deine Rechnung kommt noch und die wird sich gewaschen haben.
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Alt 06.07.2012, 14:48   #26
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Same old story

Zeiten des Umbruches, es war soweit. Ich suchte mir eine eigene Wohnung und fand auch schnell eine für wenig Geld und genug Platz. Ok ich gebe zu 3 Zimmer und 90m² sind verdammt viel für eine Person, aber für das Geld war es echt fair. Nun, nicht das ich damals geneigt war, endlich auszuziehen um auf eigenen Füssen zu stehen, eher waren es meine Eltern die wegzogen. Ich hatte also keine Wahl und ich wollte meine Ausbildung auch zu Ende bringen. Es lief gut, mit meiner Freundin richtete ich die Wohnung ein, brachte Farbe an die Wände und verlegten den PVC (Parkett war einfach zu teuer für mich). Nach zwei Wochen war es geschafft und unser kleines Reich stand. „Willst du nicht mit einziehen?“ fragte ich, als wir im Bett lagen und ich ihr über den Kopf streichelte. „Noch nicht.“ Kam als Antwort zurück „Wenn ich mit dem Abitur fertig bin, dann sprechen wir nochmal darüber.“

Die Zeit verging, ich war mit Arbeiten beschäftigt und fand selten Zeit für sie. Veronika macht das nichts aus, immerhin war sie selber mit dem Prüfungsstress beschäftigt und so sahen wir uns nur selten. Es hätte besser laufen können, aber definitiv auch schlimmer. Manchmal muss man eben Abstriche im Leben machen und den wichtigen Sachen nachgehen, anstatt in den Tag hinein zu leben. Das Abitur war geschrieben und geschafft, ich freute mich und Veronika nahm mit Marie erst einmal eine Auszeit und zwei Wochen Urlaub.

Normalerweise waren wir beide der Typ der weder Jahrestag noch sonst so einen komischen „Feiertag“ zusammen feiern. Waren wir beide der Auffassung, dass man sich auch so beschenken konnte und den anderen was Gutes tun konnte, selbst wenn nicht so ein „besonderer“ Tag vor der Tür stand. Ich ließ bei einem Goldschmied einen Ring anfertigen aus Edelstahl. Dieser war gebürstet mit drei Einkerbungen die einmal um den ganzen Ring liefen, was für unsere 3 Jahre Beziehung stand.
Ich hielt diesen Ring in den Händen und freute mich schon auf die Rückkehr meiner Geliebten.

Das Telefon klingelte und voller Freude ging ich ran. „Hey Schatz, wie war der Urlaub? Lief alles gut, geht es dir gut?“ In einen ruhigen Ton antwortete sie „Ja es lief alles gut. Danke. Hast du heute noch was vor oder können wir uns sehen?“ Ich lächelte „Natürlich, ich komm in einer halben Stunde vorbei, wenn das Ok für dich ist.“ „Ja, bitte“ sagte die kühl und lag auf. Ich holte das kleine rote Schächtelchen heraus, in welcher sich der Ring befand, stieg in mein Auto und fuhr los.

Als ich ankam öffnete sie die Tür und wir setzten uns auf die Couch. Sie nahm meine Hand und schaute mir in die Augen. Ein leichtes Glitzern war in ihren Augen zu erkennen, eine Reflektion und mir wurde ganz anders zu mute. „Alles in Ordnung Schatz?“ fragte ich besorgt und mein Hals fühlte sich an, als ob gerade jemand anfing ihn mir zuzudrücken, gewillt mich zu erwürgen. Leise sprach sie mit einen bedrücken in der Stimme „Ich kann das nicht mehr. Ich möchte das auch nicht mehr. Wir werden uns nicht mehr sehen. Ich… Ich liebe dich einfach nicht mehr.“

Er packte voll zu und ich fühlte mich dem ersticken nahe. Ohne ein weiteres Wort stand ich auf, mein Kopf war leer und in meiner Brust breitete sich ein Stechender Schmerz aus. Ich lief Richtung Tür und hörte ein „Es tut mir leid“ aus weiter Ferne hinter mir. Ich fuhr nach Hause, schloss die Tür hinter mir und brach zusammen. Weinend und fertig mit der Welt, saß ich da, realisierte langsam was geschehen war.

Mich packte plötzlich die Wut, die Wut auf mich selbst, meine Fehler, meine Torheit und wie scheiße ich doch gewesen bin. Ein roter Schleier fiel vor meine Augen und in mir kochte es wie verrückt. Ich schrie laut und drehte total durch. Ich wollte mich nur noch selbst bestraften, die Erinnerung vernichten an alles für das diese verdammte Wohnung stand. Ich zertrümmerte das Bild über dem Bett, warf Kaffeetassen gegen die Wände und schlug zum Schluss den Badezimmerspiegel mit der Faust ein. Blutend mit Glassplittern in der Hand ließ ich mich erneut auf den Boden sinken und war fertig. Wollte ich doch alles und bekam alles was ich hatte genommen. Wer brauch Geld, wenn er niemanden hat, den er damit ein wenig Glück schenken kann. Meine Hand sank in die Hosentasche und zock das kleine rote Schächtelchen heraus. Mit der blutverschmierten Hand holte ich den Ring und zog ihn über meinen Ringfinger. Er sollte mein Mahnmal sein, dass ich nie wieder Rücksichtslos sein werde, zu Personen die mir alles bedeuten. Das Blut lief in die Rillen im Ring, schwarz vor Augen brach ich zusammen und blieb im Bad auf dem kalten Fließen liegen.
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Alt 07.07.2012, 23:53   #27
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Ich gebe nicht auf!

Der Kopf fühlte sich merkwürdig an, fast matschig. Langsam stand ich auf, wusste nicht wo ich war oder was passiert ist. Alles war voller Scherben und Blut, der Spiegel lag auf den Boden und ich versuchte aus dem Bad zu gelangen ohne rein zu treten. „Verflucht, was war denn los?“ dachte ich und lief ins Wohnzimmer. Aus dem Schrank holte ich mir das Verbandszeug und wickelte die Mullbinde um die verletzte Hand. Ich fühlte mich wie betrunken, alles kam mir wie ein Traum vor. Ein leichtes Pochen ging mir durch die Hand was ich kaum realisierte.
Ich ließ mich in den Sessel unter dem Fenster fallen. Kopfschmerzen breiteten sich aus und mein Magen sagte mir, er wolle seinen Inhalt loswerden. „Ich sollte aufräumen“ kam mir in den Sinn, aber dazu war ich nicht in der Stimmung.

Unsanft riss mich das Klingeln an der Tür aus meinen Gedanken. Leider war die Tür nur ein Holzrahmen und in der Mitte gefüllt mit Glas. Nun da Glas kein gutes Dämmmittel ist und ich nicht gerade der leiseste war bei der Aktion, war es nicht verwunderlich dass es jemand gehört hat. Ich erhob mich schwerfällig aus dem Sessel und ging zur Tür. Zu meiner Überraschung stand da nicht mein Nachbar, nein es war Veronika. „Verflucht, was willst du denn hier?“ sagte ich am Türrahmen lehnend. „Alles ok bei dir? Ich hab mir irgendwie Sorgen gemacht und da bin ich zu dir gekommen.“ Kam leise und vorwurfsvoll aus ihren Mund. „Natürlich, alles bestens. Mir ging es noch nie besser.“ Kam es freundlich-ironisch aus mir heraus und ich schloss die Tür.

Es klingelte noch ein paarmal, aber ich öffnete nicht mehr, den Mist wollte ich mir nicht antun. Zurück im Wohnzimmer holte ich mir ein Glas und schnappte mir meinen Freund Glenfiddich, der mir Wohltuend sagte „Vergiss den Scheiß doch erst einmal!“ Und genau das tat ich.

Als ich die Augen öffnete war es schon mittags. Es stank nach kaltem Rauch und Whiskey und ich begab mich ins Bad um mich zu übergeben. Der Nachteil an Alkohol ist, man vergisst wirklich und so lief ich voll in die Scherben rein. Mit Blutendem Fuß begab ich mich zur Toilette und machte meinen Magen eine Freude. Danach Richtung Waschbecken und erst mal Zähneputzen um den Geschmack rauszubekommen. Ich schaute an die Wand wo einst der Spiegel hing und mir kam ein „Gut siehst du heute aus“ raus.

An der Tür klopfte es und ich humpelte aus dem Bad und öffnete sie. Mein Arbeitskollege stand vor mir und schaute mich an, als ob er jemand anders erwartet hätte. „Verdammt, du siehst Scheiße aus und … ist das Blut?“ fragte er leicht erschrocken. Ich zog die zerknüllte Packung Zigaretten aus meiner Hosentasche und machte mir eine an. „Ja genau. Und nun fahr mich ins Krankenhaus bevor ich vor dir die biege mache.“ Sagte ich zu ihm. Barfuß nur mit einer Hose und einem Shirt bekleidet gingen wir zu seinem Auto. Auf der Fahrt zum Krankenhaus wollte er wissen was los war und wieso ich so aussehe. „Redest du heute nochmal mit mir?“ fragte er ein wenig pampig und schaute energisch zwischen Straße und mir hin und her. Ohne eine Antwort schaute ich aus dem Fenster und dachte nur „Danke. Goodbye altes Leben, Hallo neues.“ Im Krankenhaus wurde ich versorgt, und für die nächste Zeit arbeitsunfähig geschrieben. Genau das was ich nun brauche, viel Zeit zum Nachdenken, scheiß Ärzte!
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Alt 08.07.2012, 02:22   #28
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Eiskalt

Nur das Glühen der Zigarette war in der Dunkelheit auszumachen. Der Whiskey bewegte sich leicht im Glas, nach dem ich ihn zu meinen Lippen führte. Alleine saß ich hier, in einer viel zu großen Wohnung. Die Musik klopfte behutsam an meinem Trommelfell und flüsterte leise „reach out in the dark, no one there.“ Ich nippte am Whiskey und stellte das Glas wieder ab, während das Gefühl Einsamkeit an mir nagte. Die Hand pochte heftig, als ich auf sie blickte, blitzte der Ring im Schein der Zigarette auf. Mein Mahnmal, meine Erinnerung! Die Ärzte wollten ihn mir abnehmen und reinigen, doch ich verweigerte es. Das Blut in den Rillen war mittlerweile Schwarz und verkrustet und irgendwie strahlte er etwas Bedrohliches aus.

Selbst wenn es nicht leicht war, ich musste es zu Ende bringen. Es war nicht die Zeit, die schöne Frau namens Melancholie zu lieben. Ich trank das Glas Whiskey leer, machte die Zigarette aus und legte mich auf die Couch zum Schlafen. „Morgen ist ja auch noch ein Tag“ dachte ich und schloss die Augen. Es klopfte an der Tür und ich drehte mich rum. „Verdammt um die Uhrzeit?“ sagte ich und suchte mein Handy um die Uhr zu checken. Kurz nach halb vier Uhr morgens, wer kann das denn sein? Ich stand auf und ging zur Tür. Manuel stand davor und schaute mich bemitleidend an. „Alles klar großer? Du siehst gar nicht gut aus“ sagte er, während er mich umarmte. „Alles in Ordnung, mir geht es gut.“ Antwortete ich und wir beide wussten das dies gelogen war.

Nachdem er sich ins durch das Chaos ins Wohnzimmer gekämpft hatte fragte er abermals, ob alles OK wäre und auch diesmal bejahte ich dies. „Was hast du angestellt? Deine Bude sieht aus wie ein Schlachtfeld, Stalingrad ist ein Witz dagegen!“ sprach er entsetzt. „Das kann sein, aber sei froh dass keine Glatzen hier rumliegen, die würden das Bild doch total versauen.“ Spottete ich. „Whiskey?“ fragte ich aus Höflichkeit obwohl keiner mehr da war. „Nein, danke. Du weißt, ich trinke keinen Whiskey.“ Sagte er, während er sich das Chaos genauer anschaute. „Und nun? Scheiße alles oder? Freundin ist zwar weg, aber du hast doch noch mich und all die anderen. Das wird alles wieder“ versuchte Manuel mich aufzumuntern. „Wodka?“ fragte ich und ignorierte seine Aussage. „Nein… nein danke.“ Sagte er und fuhr fort „aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht ein wenig Ablenkung mitgebracht hätte.“ Er grinste und mir dämmerte Schlimmes. Er ging zur Tür und holte sie alle rein. Ich weiß wirklich nicht mehr wer da alles rein kam, aber es waren einfach zu viele.

Die Musik wurde lauter, der Alkohol floss und man sprach über vergangenes. Viele hatte ich seit Beginn meiner Ausbildung nicht mehr gesehen und so hatte man sich viel zu erzählen. Besonders hatte es mir eine Person, klein, süß mit braun gelockten Haaren angetan. Ich kannte sie nicht und sie war von irgendjemand das Mitbringsel, ein sehr schönes Mitbringsel. Sie war gerade in die dreizehnte Klasse gekommen und würde nächstes Jahr ihr Abitur machen. Super, immerhin war sie somit alt genug um mit ihr den Frust zu vertreiben. Ihr Name war Tamara und ihre Anmache war so plump, das ich gar nicht anders konnte, als da mitzuspielen.

„Ich hab gehört was passiert ist. Du armer, musst ja ganz geknickt sein.“ Sagte sie und dabei ruhte ihre Hand auf meinem Oberschenkel. „Ja ..ähm.. genau.“ Kam aus mir und irgendwie war es zwiespältig. Ich wollte alleine sein, meine Ruhe genießen und genau das machen, wofür ich leiden sollte, nachdenken! Andererseits war ein wenig Ablenkung auch in Ordnung.

Erinnert ihr euch noch, als ich sagte ich bin eher der Typ-Mann der einen „Mitleidsfick“ abbekommt? Denn genau mehr sollte es nicht sein. Manuel war ziemlich voll, die meisten Gäste schliefen auf dem Wohnzimmerboden oder in der Badewanne. Ein Glück ist keiner in die Scherben getreten, die sollte ich noch beiseiteschaffen. Das Gästezimmer hatte ich für Manuel freigehalten, immerhin war er mein Kumpel und ich wollte, dass er ordentlich schläft. Tamara versuchte derweil Manuel dazu zu überreden mit ihm in das Zimmer zu kommen. „Kommst du dann?“ fragte sie liebreizend und ging in Richtung Gästezimmer. „Ich komme gleich kleines.“ Lallte er und kaum sah ich zu ihm, schnarchte er mir was vor. Klasse, na die wird sich freuen. „Feiert noch schön, ich hau mich in Bett“ sagte ich zu den restlichen Schnapsleichen und ging in mein Zimmer.

Ruhe, endlich Ruhe dachte ich mir und versuchte zu schlafen. Der Alkohol würde das schon schaffen und so schloss ich die Augen. Ich kam nicht mehr dazu, denn kaum waren meine Augen geschlossen, öffnete sich meine Tür und Tamara huschte unter die Decke. „Darf ich dir wenigstens noch Gesellschaft leisten?“ flüsterte sie zärtlich in mein Ohr und küsste mich prompt. Ich kam gar nicht mehr dazu zu antworten, denn sie war schon auf den Weg bergab, küsste Hals und Oberkörper. Was sollte ich machen, sie war eben süß, so ziemlich mein Typ von Frau und ich war sowieso schon betrunken. Nachts sind alle Katzen grau.

Ein leichter Biss in mein Ohrläppchen lies mich wach werden. „Guten Morgen Schöner. Na gut geschlafen?“ sagte sie lächelnd und ich schaute sie mit verschlafenen Augen an. „Ich glaub ich muss kotzen.“ Kam von mir als Antwort, lief aus dem Zimmer und missbrauchte mein Waschbecken in der Küche. Splitter Nackt stand ich in meiner Wohnung, zwischen vielen betrunkenen auf meinen Boden und lächelte.
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Alt 08.07.2012, 03:57   #29
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Frauen Fragen nicht, sie nehmen es sich

Nach dieser Aktion und der super Nacht, schlenderte ich ein paar Tage später durch die Stadt. Es war warm und die Sonne schien, nichts sollte mich überraschen können. Ich saß draußen, trank meinen Kaffee und beobachtete die Leute. Ich tat dies gern und schaute verzückt, wenn ich ein Pärchen sah. Ach sie würden es noch erleben dürfen, wenn alles den Bach runter geht, dachte ich und nahm ein Schluck Kaffee. Mein Handy vibrierte in der Hosentasche und als ich auf das Display schaute, war ich verwundert. Die Nummer war mir nicht bekannt und da auch kein Name erschien, wusste ich nicht wer mich sonst anrufen könnte. Als ich ran ging hörte ich die liebliche Stimme, die mir schon einmal ins Ohr flüsterte. „Na du Schöner, was machst du gerade?“ fragte Tamara freundlich und am klang ihrer Stimme hörte ich das sie lächelte. „Ich sitze hier in der Stadt und..“ wollte ich gerade sagen als sie mich unterbrach „trinkst Kaffee. Ja das sehe ich.“ Erschrocken blickte ich mich um und sah eine lächelnde Person drei Tische weiter mich anschauen. Niemals hätte ich gedacht dass die nach der Aktion noch mit mir spricht, aber anscheinend war ich doch nicht so ein Arsch, wie ich dachte.

Sie kam zu mir rüber, setzte sich gegenüber von mir hin und verstaute ihr Handy wieder in ihrer Handtasche. Ich machte das Handy aus und legte es auf den Tisch. „Wow, verfolgst du mich oder schaust du auch einfach nur den Treiben der Leute zu?“ fragte ich und war immer noch ein wenige verblüfft. „Willst du dass ich dich verfolge?“ fragte sie und lächelte mich dabei an. Ich war definitiv nicht der Typ, der so etwas möchte, jedoch ändern konnte ich daran nun auch nichts mehr. Ich trank weiter meinen Kaffee, rauchte gemütlich und hörte mir an was sie alles zu erzählen hatte. Dass sie ein halbes Jahr im Ausland war, irgendetwas mit Fremdsprachen studieren wollte und das sie Musik machte. Es ging mir beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus, ich war nicht in der Stimmung auf Gesellschaft und leider hatte ich nicht genug Eier in der Hose um ihr das direkt ins Gesicht zu sagen.

Später gingen wir zu meinem Auto und ich fuhr sie nach Hause, es war früher Abend und es klang schon so Klischeehaft als sie fragte ob ich noch auf einen Drink mit reinkommen wollte. Alkohol war nie verkehrt, half er mir beim verdrängen meiner Gedanken, was nicht wahr ist, denn in Wirklichkeit wurde ich sentimental umso mehr ich trank. Wir tranken noch ein paar Drinks, beim Ursprünglichen „Einen“ blieb es nicht. Ihre Absichten waren klar und aber irgendwie erinnerte sie mich ein wenig an Veronika. Ich glaube es war auch dieser Aspekt, warum es so weit kam und ich die Nacht bei ihr verbrachte. Kurz vor Sonnenaufgang, klingelte mein Handy und ohne groß nachzudenken ging ich ran. Ab einem gewissen Stadium sollte man sein Handy nicht mehr anfassen, dabei kommt dann einfach nichts mehr Gutes bei raus. Wir haben die ganze Nacht mit reden verbracht und denn ich wollte den Moment hinauszögern, in dem wir zusammen ins Bett gehen, da kam mir das Telefon ganz recht. „Was gibt es?“ fragte ich nicht mehr ganz deutlich und die nette Stimme am anderen Ende sagte nur „Wie geht es dir? Ich hab dich eine Weile nicht mehr gesehen und wollte fragen, wann du wieder bei mir bist?“ Christina war noch wach und hörte sich genauso an wie ich. „Du hast doch getrunken kleines oder?“ fragte ich sie und grinste. Das unglaubwürdige „Nnneeeiiinnnn.“ Von ihr kaufte ich nicht ab, aber ich beließ es dabei. „Ich kann morgen bei dir vorbei schauen, wenn du möchtest. Hab ja dank der Ärzte noch ein wenig Zeit, dann können wir uns unterhalten.“ Sagte ich in einen freundlichen Ton und wünschte ihr noch eine erholsame Nacht.

Tamara schaute mich mit einem Blick an der Bände sprach, man konnte nicht übersehen was sie wollte. Ich seufzte laut und ein „Ich bin müde, wo kann ich schlafen?“ kam aus mir heraus. Sie stand auf, nahm meine Hand und sagte „Oh, jetzt wird noch nicht geschlafen“. Es war mir unheimlich, im Grunde mag ich Frauen, die Dominant sind und wissen was sie möchten, aber in diesem Augenblick, war mir nur noch zum Schlafen zu mute. Ich war brav, folgte ihr und lies mich ins Bett fallen. „Mach was du willst, aber weck mich bitte nicht.“ Sagte ich und schlief auch sofort ein. Nur Gott allein weiß, was da noch passiert ist und so wachte ich mit Klamotten am nächsten Morgen auf.

Als ich auf die Uhr schaute, verfluchte ich meinen Körper. „Das ist doch nicht dein ernst?“ schimpfte ich. Drei Stunden Schlaf und ich war wieder wach, dass konnte einfach nicht wahr sein. Ich schleppte mich aus dem Bett und ging ins Bad. Mein alter Freund, das Spiegelbild schaute mich an und wollte sagen „Wir beide sind nicht die gleichen. Ich sehe besser aus, als du dich fühlst.“ Zu meiner Überraschung stimmte das sogar. Ich sah ziemlich fit aus, nur leichte Ringe unter den Augen, aber mein Körper fühlte sich leer und verbraucht an. Eine leere Hülle, die Gefüllt werden wollte, mit irgendwas. Ich ging aus dem Bad und nach draußen zu meinem Auto, natürlich war ich alles andere als Nüchtern, aber so wirklich bemerkte ich das gar nicht. Also stieg ich ein und fuhr los zu Christina, ich hatte es ihr immerhin versprochen.

Auf halber Strecke hielt ich an, genau an der Stelle, wo mich einst Bambi überraschte. Ich fuhr in den kleinen Waldweg hinein, der ganz in der Nähe war, drehte den Sitz in liege Position und versuchte noch ein wenig Schlaf nachzuholen. Ein energisches Klopfen an die Scheibe weckte mich wieder auf und als ich die Augen öffnete sah ich einen Polizisten direkt in die Augen.
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Alt 10.07.2012, 04:07   #30
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Suche Zufriedenheit, biete mein neues Leben

„Haben sie was getrunken?“ fragte der nette Polizist während ich mir eine Zigarette anzündete. Er leuchtete mir mit seiner Taschenlampe in die Augen und ich blinzelte, als ich versuchte dem Licht zu widerstehen. „Ja, habe ich! Das ist aber schon ein wenig her.“ Antwortete ich, wollte ich doch nur schlafen. Er ging zurück zum Auto und holte das beliebte Gerät raus, wo man reinpusten durfte. Auf den Weg zurück sagte er noch freundlicher weise „Rauchen sie erst mal fertig.“ Ich lehnte mich gegen das Auto und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Veronika fehlte mir mehr, als ich zugeben wollte und ich versuchte alles um sie irgendwie zu vergessen. „Warum stehen sie hier mitten im Wald und schlafen im Auto?“ fragte mich der gute Herr. „Ach wissen sie, lange Geschichte. Um es kurz zu machen: Frau ist weggelaufen und das zu Recht. Ich bin fertig mit der Welt und will nur noch mein Leben auf die Reihe bekommen.“ Gleichzeitig mit der Antwort, fragte ich mich, warum ich ihm das überhaupt erzählte. Sein Kollege war im Auto beschäftigt mit der Überprüfung meiner Daten und verlies auch nicht das Auto, ich glaube er war schüchtern. „Immer das Gleiche mit den Frauen wie?“ gab der Polizist von sich und ich konnte ein lächeln in seiner Stimme hören. „Nun gut, dann pusten sie mal.“

Wieder auf der Straße, eine Verwarnung mehr auf meinem Konto und mein Körper mochte mich mal wieder gar nicht. Immerhin war ich angekommen, klopfte an die Tür und wurde auch prompt eingelassen. Der warme Kaffee tat gut und wir redeten darüber wie es ihr und mir so ergangen ist in den letzten Wochen. Später ging Christina zur Arbeit, freundlicher weise stelle sie mir ihr Bett zur Verfügung und ich nahm es dankend an. Ich schlief wie ein Stein, warf nur irgendwann mein Handy gegen die Wand, weil es mich nervte und fühlt mich entspannt. Geborgenheit, ein wunderbares Gefühl, was ich am meisten vermisste.

Ich war noch im Reich der Träume, als ich plötzlich eine Hand spürt, die meinen Kopf streichelte. Langsam öffnete ich die Augen und sah Christina die lächelte. „Guten Morgen du Schlafmütze.“ Sagte sie und schaute mich weiter an. Ich kann nicht sagen warum, aber diese Frau war einfach die Schwester, die ich nie hatte. „Guten Morgen“ kam es von mir und mein eigener Geruch hätte mich beinahe zum Weglaufen animiert. „Wie spät ist es?“ fragte ich und suchte mein Handy. „Kurz nach halb 4.“ Sagte Christina und schaute mich immer noch so an. Dieser Blick, er erinnert mich an den Blick einer Mutter, die ihr Kind über alles Liebt. „Hast du mein Handy gesehen?“ fragte ich und richtete mich auf. Christina ging in die Küche und kam auch schnell mit dem Handy in der Hand wieder. „Du hast es gegen die Wand geworfen und die Schutzhülle samt Akku ist rausgeflogen. Ich habe es dir wieder zusammen gebaut.“ Sagte sie und gab mir mein Mobiltelefon. Ich schaltete es an und war froh, dass es noch funktionierte. „Ich danke dir.“ Sagte ich und schaute auf das Display. Fünf Kurznachrichten und Zehn verpasste Anrufe. Als ich mir die Kurznachrichten ansah musste ich grinsen, waren sie alle von Tamara. Wo bist du? Warum Antwortest du nicht? Gehst du auch mal an dein Handy ran? Alles in Ordnung bei dir? Gott du bist so ein Wichser! „Ein hoch auf die Technologie“ dachte ich mir und legte es beiseite.

Ein Dutzend Kaffees und lange Gespräche später fuhr ich wieder nach Hause. Ich musste mich doch mal um mein Leben kümmern und schauen, dass wieder alles so wird, wie es mal war. Hätte ich gewusst, was nun passiert, wäre ich nicht nach Hause gefahren, aber so ist das Leben nun mal. Vor meiner Tür wartete Thomas mit einer Flasche Whiskey in der Hand und grinste. „Wo warst du denn? Ach egal, auf spring ins Auto, wir fahren feiern.“ Sagte er euphorisch und drückte mir den Whiskey in die Hand. Ich fragte einfach nicht nach, nahm einen großen Schluck und stieg ins Auto.

Wir fuhren gute zwanzig Minuten und die Gegend sah alles andere als Bewohnt aus. „Wo bringst du mich hin? Sicher dass wir HIER eine Party finden?“ fragte ich skeptisch und hatte die Flasche mittlerweile schon halb leer. „Wir holen nur noch jemanden ab und dann kann es weiter gehen.“ Sagte er ohne mir auch nur einen Blick zu würdigen. Aus seiner Anlage dröhnte irgendwelche House Musik und dank des Alkohols hatte ich auch schon Gefallen daran gefunden und ein wenig Lust auf feiern. Wir hielten an einem kleinen Haus, es hatte eine Steinmauer und ein kleines Holztörchen. Es sah so kitschig aus, wie aus einem Film.

Thomas holte sein Handy raus und sagte nur „Wir sind nun da.“ Zu der anderen Person. Als sie raus kam, aufgedonnert wie eine Straßenhure, war mir die Lust schon vergangen. „Sag mal, für wie viel würde ich einen geblasen bekommen?“ fragte ich Thomas und fing mir gleich einen Schlag auf den Hinterkopf. „Hör auf mit dem Scheiß. Die ist wirklich lieb und sicher keine Bordsteinschwalbe!“ antwortete er leicht sauer. Das ganze drum herum begann, er stieg aus, sie umarmten sich, Küsschen links und rechts, wie man das ebenso kennt. Lächelnd sagte sie zu mir „Hallo mein Name ist..“ „Mir scheiß egal.“ Sagte ich und trank noch einen großes Schluck aus der Flasche. Die ganze Fahrt zur Disco musste ich mich ausfragen lassen, worauf ich nie Antwort gab. Es war mir auch ziemlich egal, was sie von mir dachte und so versuchte ich irgendwie sie auszublenden. Der Abend wurde ganz lustig, zumindest kam ich auf meine Kosten und früh am Morgen fuhren wir sie wieder nach Hause. „Sag mal, du redest nicht viel oder?“ fragte sie mich und lehnte sich vor um besser mit mir reden zu können. „Nein!“ sagte ich und musste feststellen das die blöde Flasche am Ende war.

„Hör zu kleines, entweder ich komm gleich mit zu dir und wir treiben es oder du hältst die Schnauze und lässt mich in Ruhe!“ sagte ich genervt und hoffe auf letzteres. „Ok“ gab sie von sich, stieg aus dem Auto und zerrte mich aus dem selbigen. Verdammter Mist, warum kommt es auch immer anders, als man denkt? „Viel Spaß großer“ sagte Thomas und fuhr davon. Da stand ich nun, zusammen mit einer durchgedrehten Frau im nirgendwo und wusste nicht, wie ich mich da wieder rausziehen sollte. „Na gut, bringen wir es hinter uns“ sagte ich und folgte ihr ins Haus.
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Alt 10.07.2012, 09:44   #31
männlich Ex-Ralfchen
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lieber brutha: mit derart langen texten überforderst du die leserschaft definitiv. aber bitte, du wirst schon wissen was du tust.
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Alt 10.07.2012, 11:20   #32
männlich Brutha
 
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Servus,

langen Texten? Sind jeweils ein bisschen mehr als eine DinA 4 Seite, das ist doch nicht lang und wenn die "Leserschaft" davon überfordert ist, dann wunder ich mich, warum die überhaupt Bücher lesen.
Natürlich kann ich auch nur Absätze posten, aber dann kommt sicher wieder jemand und meint "Da fehlen Absätze, lese ich nicht!"

mfg.

Brutha
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Alt 13.07.2012, 20:41   #33
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Der niedere Instinkt

Meine neue Leidenschaft war geboren und alles nur, weil ich im Nirgendwo festsaß. Per Anhalter fahren. Ok es ist vielleicht doch keine Leidenschaft, aber man lernt verdammt viele komische Leute kennen. Ich lief also los, aus diesem Dorf und folgte der Straße, keine Ahnung ob das die richtige Richtung war. Man bekommt gar nicht mit, wie viel ein Kilometer ist, wenn man ständig nur Auto fährt, aber zu Fuß dachte ich mir irgendwann, das kann doch nicht wahr sein. Das Schild verkündete noch fünfundvierzig Kilometer und ich bin in fünfzehn Minuten erst einen Kilometer gelaufen. „Gott, ich steck hier fest und mein Handy hat keinen Empfang, verfluchte Scheiße!“ fluchte ich mit mir selbst und lief so die Straße entlang, den Daumen immer nach draußen gerichtet.

Zwanzig Autos später und lautes verfluchen der Fahrer hielt endlich mal ein kleiner roter Opel Corsa neben mir. „Wo müssen sie denn hin?“ fragte die nette Fahrerin. Sie hatte blondes, schulterlanges Haar, war ziemlich Schlank und ihre blauen Augen funkelten wie kleine Saphire in den Augenhöhlen. „Ich muss nach Niedern.“ Sagte ich und war voller Freude dass endlich mal jemand angehalten hat. „Alles klar, spring rein. Da fahr ich sowieso vorbei.“ Verkündete sie und mit einer Handbewegung bat sie mich zum Einsteigen.

„und so bin ich nun hier gelandet.“ Erzählte ich ihr, meine Geschichte, wie ich hier hingekommen bin. „ Sie schaute flüchtig rüber und nickte. „Das tut mir aber Leid für sie. Und ihr Freund ist einfach weg gefahren? Na so was ist aber auch dreist.“ Antwortete sie und schien mich ein wenig zu verstehen. „Aber sagen sie, wieso sind sie überhaupt hier geblieben, wenn die Frau nicht ihr Typ war?“ fragte sie und schaltete einen Gang höher. „Ich war betrunken und da ist mir vieles einfach egal.“ Gab ich von mir und schaute auf die Straße. Der Wagen hatte deutliche Benutzerspuren um nicht zu sagen, er war einfach dreckig. Zigaretten schachteln, Kaugummipackungen, Deo Dosen und anderer Kram lag herum. „Möchten sie eine Zigarette?“ fragte sie lächelnd und deutete auf die Packung bei der Ablage vor der Schaltung. „Da sag ich doch nicht nein.“ Antwortete ich und nahm mir eine.

Es ist schon verrückt, wenn man jemanden fremdes etwas erzählt, wozu die Person keinen Bezug hat. Aber es befreite einfach, dieses über Nichtigkeiten reden. Ich schaute abwesend aus dem Fenster, sah mir die Landschaft an und war immer wieder davon fasziniert. Die Wälder, Täler und Flüsse auf unseren Weg, die Natur fast unberührt von Menschenhand. Leider nur fast, zog sich die Straße doch hier lang und viele Waldwege macht das Bild irgendwie Falsch. Ich bemerkte zu spät, dass der Wagen langsamer wurde und von der Straße in einen kleinen Waldweg fuhr. Als sie anhielt und den Motorabstelle schaute ich ein wenig verwundert. „Musst du mal, stimmt etwas nicht, oder wieso hältst du hier an?“ fragte ich unschuldig und wusste doch das die niederen Instinkte bei ihr die überhandgenommen hatten. Nur wieso dreht sich unser halbes verdammtes Leben um Sex?

Sind wir doch nicht mehr als nur Tiere, die sich fortpflanzen möchten? Ihre Hand auf meinem Oberschenkel und die Zunge die sich lüstern über ihre Lippen bewegte, macht es nicht einfacher darüber nachzudenken. Oh ich hatte es so satt, kann denn niemand in dieser Welt mal normal sein? Einfach nur auf die inneren Werte schauen und sich gewiss sein, dass man diese Person einfach nur mag, ohne das es Körperlich wird? Deswegen beneide ich Menschen mit einer, nun nenn ich es mal Behinderung. Menschen die sich einfach mögen, nicht auf das Körperliche schauen und einfach den Anderen akzeptieren wie er ist. Unverfälschte Zuneigung. Menschen die sich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können und keinen Gedanken daran verschwenden, wen sie als nächstes „Aufreißen“ können.

Ich war mal einer der Glücklichen. Lernte Menschen kennen, die immer Glücklich waren, nicht den Sinn in Besitz oder Reichtum sahen. Die einen trotz seiner Macken als Freund haben wollten, ohne daran zu denken, welche Vorteile sie aus der Person schlagen können. Was ich aus meiner Kindheit mitgenommen habe, war jeden so zu nehmen, wie er war. Keine Abstriche zu machen und einen Scheiß darauf zu geben, was andere sagten. Ich gebe zu, das gelingt mir leider nicht immer, leider von Zeit zu Zeit immer seltener. Aber manchmal kann ich mich wieder darauf besinnen.

Nun saß ich in diesem Auto, umgeben von diesem niederen Instinkt und wollte nur noch kotzen. „Kannst du bitte weiter fahren? Mir ist nicht wohl bei der Sache. Aber wenn du möchtest können wir im Kontakt bleiben.“ Sagte ich und hoffte darauf, aus dieser Situation entfliehen zu können. „Gott bist du Prüde, aber wenn du nicht willst. Naja, wer nicht will, der hat schon.“ Sagte sie leicht gereizt und fuhr weiter.

Nach zwanzig Minuten waren wir endlich da. Ich ließ mich ein wenig früher absetzen, damit sie nicht wusste, wo ich wohnte und bedankte mich. Sie gab mir ihre Nummer und ich versprach sie anzurufen. Ich tat es nie.
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