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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 17.02.2006, 19:24   #1
marlon
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 2

Standard Erinnerungen?!

Hallo,
ich bin neu hier und werde jetzt auch mal meine Geschichte posten.
Allerdings stelle ich jetzt erstmal nur den Anfang rein.
Gruß,
marlon

Erinnerungen?!

Der schrille Schrei meiner Mutter, die kräftige Stimme meines Vaters, die ein leichtes „Nein“ schreit, haucht, und mein ängstlich weinendes Brüderchen. Dann durchfährt mich ein kräftiger Ruck. Plötzlich ist alles still. Schwarz und still. Nichts ist mehr da.




Meine Hand, sie wird gestreichelt. Obwohl ich nicht weiß, wo oben und unten ist, obwohl ich nichts mehr weiß, drücke ich sie. Die Augen fest geschlossen. Trotzdem bin ich wach geworden. Ich?
Die Hand, die meine streichelt ist plötzlich verschwunden. Ein Windhauch huscht über mein Gesicht, frischer Wind. Dann höre ich eine Stimme, von weit weg, die ruft: „Sie ist wach! Sie ist aufgewacht, sie hat meine Hand gedrückt!“ Wer ist sie? Ich?
Aufgeregtes getrampel, wieder ein Luftzug, der dieses Mal aber etwas länger dauert. Dann habe ich plötzlich das Gefühl, dass Leute neben meinem Bett stehen, viele Leute. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit mal nachzuschauen was los ist. Langsam öffne ich meine Augen. Ich blinzle vorsichtig, weil das grelle Licht mich blendet.
Die Stimme, die ich vorhin habe rufen hören, sagt etwas zu mir. „Filiz!“, sagt sie. Es ist eine Jungenstimme, sie klingt fröhlich, so erleichtert. „Filiz. Ich bin so froh“
Ich schließe die Augen wieder. Was heißt Filiz? Wer ist Filiz? Ich?
„Kannst du mich hören?“, fragt eine tiefere Stimme und ich spüre, wie sich jemand fast über mich beugt. Ich blinzle noch mal und dann entscheide ich mich für ein leichtes Kopfnicken.
„Es scheint so, als wäre sie wieder da!“, verkündet der Mann. Dann ist es einen Moment still. Ich öffne die Augen und diesmal schaffe ich es, sie aufzuhalten. Ich starre die Decke an und dann wende ich meinen Blick von ihr ab und schaue langsam, fast ohne meinen Kopf zu bewegen durch den Raum. An meinem Bett steht ein großer Mann mit einem weißen Kittel, neben steht noch eine Frau, ebenfalls in einem weißen Kittel, allerdings mit einer Haube auf, sie steht vor Geräten. Verschiedenen Geräten, die ich nicht beschreiben kann. Dann ist da noch eine, mit der selben Haube wie die Frau neben den Geräten. Außerdem steht da ein Junge. Groß, aber kleiner als die anderen. Er hat dunkelbraune, verstrubbelt süße Haare, denen man gleich ansieht, dass sie nicht leicht zu bändigen sind. Seine Augen sind braun und warm. Aus diesen Augen kullern in dem Moment als ich ihn anschaue Tränen. Verstohlen wischt er sie sich mit dem Ärmel weg und tritt dann einen Schritt näher. Ich mach die Augen wieder zu. Nicht langsam, nein, sondern schnell und schreckhaft. Jedenfalls so schnell es geht. Ich kann mich kaum bewegen. Ist das der Junge dem die Stimme gehört die vorhin gerufen hat? Die wegen mir gerufen hat? Wegen mir? Ich?
Ich bin benommen, verstehe nicht, was vor sich geht. Überall ist eine Leere, die sich nicht beschreiben lässt. Leer einfach. Die Leute die um mein Bett stehen starren mich an, dass sehe ich, als ich die Augen wieder öffne. Warum verschwinden sie nicht. Was wollen sie von mir?
Anscheinend bin ich in einem Krankenhaus, kommt es mir in den Sinn. Wieso weiß ich nicht. Ich weiß nichts. Ich?
„Filiz?“, fragt die Arztstimme vorsichtig und ich schaue zu ihm.
„Bist du da?“, fragt er, und ich frage mich: Wo da? Ich nicke einfach nur. Der Junge stand immer noch da. Weit hinten in der Ecke und sah mich einfach nur an. Er sah nicht, er starrte. Er starrt mich an als wäre ich ein Monster. Wahrscheinlich war ich das sogar. Ich hatte mich nicht gesehen. Wusste nicht, wie ich aussah. War mir aber ganz recht, dass der Junge dort hinten stehen blieb. Es war mir auch Recht, dass die Ärzte und Schwester verschwanden. Sie hangen die ganze Zeit an mir, versuchten mit mir zu reden, pieksten mir mit Nadeln in den Fuß, fragten mich etwas. Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht reden. Ich konnte schon, aber ich wollte nicht. Wer war ich überhaupt? War ich die Leere, die ich fühlte?
Filiz, vielleicht war das mein Name. Komischer Name.
marlon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2006, 19:29   #2
marlon
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 2

Irgendwann kommt der Junge zu mir ans Bett. Seine Augen starren immer noch ungläubig, so wie als wäre er gerade aus einem schlimmen Traum erwacht. Er bleibt nicht alleine. Eine Frau kommt, kurz danach ein Mann. Niemand stellt sich vor. Niemand sagt etwas. Sie nehmen den Jungen einfach nur nacheinander in den Arm und scheinen glücklich, unheimlich glücklich, so als könnten sie Bäume ausreißen. Mich schauen sie an. Wie jeder. Jeder starrt und schaut mich an. Wer war ich denn? Es sagt keiner ein Wort. Also rede auch ich weiter nicht. Sie sitzen um mein Bett herum.
„Ich bin so froh“, sagt die Frau. Sie ist um die 40, groß, schlank und bildhübsch. Sie hat die selben treuen Augen wie der Junge. „Heute ist ein halbes Wunder geschehen!“, sagt sie. Ein Wunder? Was meint sie? Meint sie mich? Mit einem weißen Stofftaschentuch wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Auch der Mann sieht aus, wie als würde er gleich weinen, er weint jedoch nicht. Er nimmt die Frau, vermutlich seine Frau, einfach nur fest in den Arm. Der Junge weint nebenbei. Er weint immer mehr und diesmal laufen die Tränen ohne, dass er sie verstohlen wegwischt.
Jede Träne der drei drückt weiter auf mich. Drückt mich runter und ich wünsche mir dass sie wieder gehen. Alles ist fremd. Eine Leere. Vermutlich wissen sie noch nicht mal, was ich fühle, das ich keinen der drei jemals gesehen habe. Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, dass sie mich verwechseln. Das sie mich verwechseln müssen. Anders kann ich es mir nicht erklären. Aber wer bin denn schon ich. Ich bin nichts. Ich? Nein, nicht ich. Jemand anders. Mich gibt es nicht, ich weiß nicht wie ich aussehe, ich weiß nicht, wie alt ich bin ich weiß gar nichts mehr. Das macht mir Angst. Solche Angst, dass ich mir wünsche, dass alle verschwinden. Auch ich. Dahin, wo ich hergekommen bin. Betrübt schließe ich meine Augen.

Doch ich wache wieder auf. Ich weiß nicht wann, ich weiß nur, dass ich es getan habe. Das Zimmer ist heller. Nicht mehr so dämmrig. Es erscheint weißer. Dann sehe ich auch warum: Jemand hat den Rollladen ein Stückchen nach oben gezogen. Nicht soviel, dass die Sonne voll reinscheint, nein, viel mehr so, dass die Sonne ihre Strahlen durch die Risse im Rollladen wirft. Kaum bin ich wach, kommt eine Schwester ins Zimmer gehuscht. „Na, bist du aufgewacht?“ Sie schaut auf die Geräte und fragt nebenbei weiter ob ich gut geschlafen habe. Dann wendet sie ihren Blick von den Geräten ab und schaut mich an.
„Wie geht’s dir, Filiz?“, fragt sie. „Möchtest du etwas essen?“ Wieder bleibt mein Mund verschlossen. Warum erklärt mir nicht endlich jemand was los ist? Warum werde ich nach Essen gefragt, oder nach meinem Schlaf und wieso haben die drei gestern an meinem Bett geweint? Regungslos schaue ich die Schwester an. Diese wartet und wartet.
„Ich werde dir jetzt mal etwas holen. Dann wirst du versuchen etwas zu Essen“, sagte sie und geht wieder. Warum muss ich etwas essen, warum kann ich nicht verhungern? Komme ich dann dorthin wo ich herkomme?
Kurz darauf kommt sie wieder. Einen Becher mit Joghurt in der Hand, ebenso wie einen Löffel. Sie stopft mir ein weiteres Kopfkissen hinter den Kopf und hebt das Kopfteil von meinem Bett etwas an. Dann zieht sie sich einen Stuhl ran, öffnet den Joghurt, und kurz darauf schiebt sie mir auch schon den ersten Löffel in den Mund. Ich merke wie die kalte Masse meine Kehle herunter rutsch. Ich fühle etwas. Bin vielleicht doch noch da. Das tut gut. Der Joghurt in meiner Kehle, meinem Magen, der Geschmack von Erdbeere in meinem Mund. Vorsichtig hebe ich meinen Arm und nehme der Schwester den Joghurtbecher aus der Hand. Dann nehme ich mir auch noch den Löffel und fange an zu Essen. Ganz alleine. Ich bewege mich. Liege nicht regungslos im Bett und bewege nur den Kopf.
„Siehst du, es geht“, meint die Krankenschwester, dann schaut sie mir beim Essen zu bis es piepst. Es piepst im Raum nebenan. In dem Raum, durch den man durch eine Scheibe in den Raum schauen kann, in dem ich liege. In diesem Raum verschwindet sie daraufhin kurz.
„Schön weiter essen, ja?“, sagt sie und ich ziehe meine Mundwinkel als Reaktion nach oben. Dann schiebe ich mir den nächsten Löffel in den Mund.
marlon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2006, 19:41   #3
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280

Hi Marlon.

Die Idee deiner Story ist sehr gut, aber nichts neues. Du schreibst in der Perspektive dieses Mädchens, was auch glaubhaft rüber kommt.
Leider finde ich deinen Stil nicht so berauschend. Die Beschreibung der Personen, die um das Bett stehen, ist sehr stockend zu lesen und bereitet nicht wirklich viel Freude. Die häufige fragende Verwendung des Wortes "Ich" finde ich recht interessant und passt auch gut.
Wenn du ein paar Sachen umschreiben würdest, würde es sicher besser zu lesen sein.

Gruß, Tobi.

P.s Habe gerade den zweiten Teil gelesen. Gefällt mir besser. Sind weniger Wortwiederholungen etc. drin.
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
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