Nur noch schwarz
Wie hypnotisiert glotze ich auf die Glut meiner Kippe und beobachte, wie sie sich Millimeter für Millimeter durch den Tabak frisst. Der Qualm vollführt einen Tanz im Rotlicht bevor er sich schnell im Dunkeln des Raums auflöst. Mein Arm hängt halb aus dem Bett und ich spüre meinen Körper nicht mehr. Er ist wohl schon zu Bett gegangen. Meine Gedanken werden träge und der Blick langsam unscharf. Schlafen, ja ich möchte schlafen, aber wohin mit dem Glimmstängel. Die Asche fällt zu Boden, die schon wie ein schlaffes Rohr hinunter hing. Hoffentlich ist sie in den Suchteimer gefallen und nicht auf den Teppich, obwohl das auch egal wäre, er hat die besten Zeiten schon lange hinter sich. Brand und Rotweinflecken umgeben Ringe von Kaffeetassenresten. Glasklare Beweise für meine Schlampigkeit und die nicht Wertschätzung von Ikea Produkten. Am liebsten würde ich jetzt die Augen schließen und die Zigarette einfach zu Boden fallen lassen, in der Hoffnung, das sie ihren Bestimmungsort erreicht und nicht in den Papierberg fällt, der sich auf dem Boden breitmacht. Noch mehr Beweise, nur wofür? Die Versuchung lockt, aber das Risiko ist zu groß, dass ich mir den eigenen Hintern anzünde, nur weil ich Angst habe aus diesem Wachkomma nicht mehr in den Schlaf zu finden wenn ich jetzt aufstehe. Es muss sein, ich versuche Signale an den Körper zu senden sich zu bewegen. Nichts passiert, außer das die Glut angefacht aufleuchtet, weil ich etwas Sauerstoffähnliches in den Raum abgegeben habe. Ob hier noch ein Sauerstoffatom überlebt hat? Die Packung ist fast leer und die Flasche auch. Was auch aus meinem Schlot kommt, mit einer frischen Brise hat es nichts zu tun. Mein Schließmuskel ist aufgewacht, ich vernehme eine deutliche Steigerung des Lärmpegels. Daraus leite ich ab, dass mein Gehör noch im Arbeitsmodus war. Meine Nase leider auch! Diese gibt jetzt den entscheidenden Impuls, diesen veralteten und verfetteten Fleischberg in Bewegung zu bringen und schnellstmöglich den Raum zu verlassen. Just in diesem Moment meldet sich meine Blase und nimmt mir die Entscheidung ab, in welchen Raum ich wechseln werde. Das letzte Geschäft des Tages dauert ewig, der Hahn ist alt und undicht. Ich verbrauche eine halbe Rolle Papier bis die Pipeline endlich trocken gelegt ist. Mein Schiesser Doppelrip zeigt deutliche spuren des Malheurs. Es wird Zeit endlich die Farbe zu wechseln. Weiß, die Farbe der Freude, Reinheit und Unsterblichkeit. Unpassender kann es wohl kaum sein, um einen abgestorbenen Ast zu bedecken. Schwarz, nur noch schwarz kommt demnächst an meinen Körper. Beim Anblick des Wasserhahns komme ich ins grübeln, wie sich reinigen, ohne von dieser kühlen Frische wieder in den hallo wach Modus befördert zu werden? Ich könnte den letzten Rest aus der Whiskyflasche zur Desinfektion nehmen. Nein der Tropfen würde nicht reichen und wahrscheinlich würde ich aus Gewohnheit die Flasche an die Lippen setzen. Ich drehe das Wasser auf und bekomme fast einen Herzinfarkt. Das Wasser muss kurz vorm frieren sein, ich drehe panisch am Warmwassergriff und Seife lange ein, bevor ich mich traue abzuspülen. Eine warmer Schauer durchläuft mich, was den toten Ast dazu bewegt, den letzten Tropfen frei zu geben, den ich schon beim Doppelrip hochziehen vermisst hatte. Schwarz, nur noch schwarz denke ich, während ich das Licht lösche und taumelnd das Schlafzimmer ansteuere.
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28.01.2016, 22:40
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