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Alt 11.03.2012, 14:53   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Weise Pädagogik

Ich war zwölf Jahre alt und zum erstenmal verliebt. Nicht in einen Nachbarsjungen, auch nicht in einen Schulkameraden, denn die waren mir alle zu milchgesichtig. Ich war verliebt in einen erwachsenen, göttlich aussehenden Filmschauspieler.

Dessen Bild trug ich immer bei mir, unauffällig, wie ich dachte, aber da hatte ich mich bei meiner Handarbeitslehrerin gründlich verschätzt. Während sie uns lang und breit die Errungenschaft einer Nähmaschine anpries, uns das Einfädeln des Garns vom Halter bis zur Nadel erklärte, die Beschaffenheit von Kleiderstoffen nahebrachte und uns in die Kunst des Schneidens, Reihens und Abnähersteckens einweihte, hatte sie mich fest im Auge. Ohne jede Vorwarnung kam sie über mich gerauscht, riß mir mein heißgeliebtes Bild unter der Schulbank weg und steckte es ins Klassenbuch, das stets auf ihrem Pult lag.

Da saß ich nun mit leeren Händen. Ich hatte nicht aufgepaßt, wußte über Stoffe rein gar nichts und konnte an einer Nähmaschine allenfalls das Lämpchen anknipsen, war obendrein um das Opfer, das ich dieser Bildungslücke gebracht hatte, beraubt, um nicht zu sagen: Ich war vor meinen Mitschülerinnen bis auf die Knochen blamiert.

„Was war‘n das für ein Heini auf dem Bild?“ raunte es im Schulgebälk, begleitet von Häme und Gekicher.

„Das war bestimmt der Thomas Fritsch.“

„Nee, die iss’n Roy-Black-Typ – die hat alle seine Platten.”

„Quatsch, die steht auf den Gunther – guckt euch die Frisur an, die macht doch glatt auf BB.“

„Und ich dachte, die hat’s mehr mit den reifen Opas, wie dem O.W.F.“

So ging das zwei Schulstunden lang.

Fünf Minuten vor dem Klingeln durften wir einpacken. Mein Bild hatte ich abgeschrieben und war mit hängenden Ohren auf dem Weg zur Tür, als meine Lehrerin mich beim Namen rief. Sie hielt mir das Bild entgegen.

„Ich nehme keinem Kind etwas weg, an dem sein Herz hängt, denn es könnte brechen. Nimm das Bild dorthin mit, wo sein Platz ist. Alles hat seinen Ort, alles hat seine Zeit. Und darüber denke bis zur nächsten Schulstunde nach.“

Wir hatten eine Abmachung.

11. März 2012
by Ilka-Maria
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Alt 11.03.2012, 19:06   #2
Ex-zonkeye
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Standard Bescheuerte Pädagogik

Was an dieser „Pädagogin“ weise gewesen sein soll, bleibt rätselhaft. Ebenso sonderbar mutet die Scham des „ertappten“ Mädchens an. Thomas Fritsch, Roy Black, Gunther Sachs und O.W. Fischer waren zu ihrer Blütezeit in den Mädchenzeitschriften omnipräsent. Es gab sie als Schnittmusterbögen; sie zierten nicht nur die Wände fast aller Mädchenzimmer, sondern pappten auch im Federmäppchen, auf dem Zeichenblock und im Atlas (der war meist Privateigentum, kein Leihbuch). Die Typen wurden nicht heimlich, sondern ganz offen angehimmelt und hatten unter den spangenbewehrten, oft noch schamhaarlosen „Backfischchen“ gewaltige Fangemeinden. Auch oder gerade in den Klosterschulen.

Ein Mädchen vor einer Mädchenklasse derart bloßzustellen, nota bene mit etwas Harmlosem wie einem Fanbildchen, ist so bescheuert, dass man dieser Handarbeitstante, lebte sie denn noch, nachträglich die Pension kürzen sollte. Aus dem vorvorigen Jahrhundert stammende „Pädagoginnen“ wie die hier beschriebene, die angeblich „nichts brechen konnten“, haben das Selbstbewusstsein zahlloser Mädchengenerationen auf dem Gewissen. Mit ihrer Holzhammer-Pädagogik durften sie ungestört Gewalt ausüben. Schauderhaft.

zonkeye
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Alt 11.03.2012, 21:00   #3
Thing
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Mooney -

Du hast aber auch gar nichts kapiert!
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Alt 11.03.2012, 22:11   #4
Ex-zonkeye
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Was, @Thing, wurde an diesem unter "Geschichten, Märchen und Legenden" eingestellten Text denn nicht "kapiert"? Sei so gut und gib zonkeye Nachhilfe.

In einem Literaturforum lernt jeder gern dazu.

zonkeye
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Alt 11.03.2012, 22:25   #5
Thing
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Nicht ist es Thing' Aufgabe, Mooney aufzuklären.
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Alt 11.03.2012, 22:28   #6
Ex-zonkeye
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Warum mischt Du dich dann ein? Suchst Du Streit?

Denn findest Du bei zonkeye nicht. Sie ist nur ein Avatar.
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Alt 11.03.2012, 22:29   #7
Thing
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Aber nein!
Ich bin der personifizierte Frieden!

Über "Einmischung" kann sich lediglich Ilka-Maria beschweren, denn es ist und bleibt i h r Faden.
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Alt 11.03.2012, 22:33   #8
weiblich Ilka-Maria
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Jetzt, da ich weiß, daß Zonkeye in einem Heim gelebt hat, kann ich seine heftige Reaktion verstehen.

Ich hatte prima Lehrer, die alle sehr human und verständnisvoll waren. Aber Bilder von Schauspielern und Bravo-Hefte hatten im Unterricht nun mal nichts zu suchen.

Atlanten waren bei uns nicht Privat-, sondern Schuleigentum, und Starfotos auf Mäppchen oder Zeichenblöcke gab es zu meiner Zeit nicht.

Es gab unter den Mädchen verschiedene Fraktionen, was die Schwärmerei für einen Star angeht. Die einen belächelten die Klassenkameradinnen, die für "Schmalztypen" wie Thomas Fritsch waren, die anderen wurden wegen ihrer Vorliebe für Muskelprotzen gehänselt. Es war ein reines Konkurrenzverhalten. Um nichts anderes geht es in meiner Geschichte.
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Alt 12.03.2012, 00:10   #9
Ex-zonkeye
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Zonkeye hat nicht "reagiert", sondern einen Beitrag resp. dessen Titel kritisiert. Es wird dort eine vorpubertäre Schülerin skizziert, die nicht, wie zu Lebzeiten der genannten Promis allgemein üblich, offen für einen Star schwärmt, sondern es heimlich machen muss und sich dafür geniert. Diese Aberrration wird von einer "Lehrkraft" nicht nur nicht bemerkt und respektiert, sondern gezielt (Klassenbuch!) an die Öffentlichkeit gezerrt. Zonkeye erkennt darin seelische Grausamkeit und (Macht)mißbrauch, nicht "weise Pädagogik". Sie stellt diesen der sexuellen Übergriffigkeit und der Körperverletzung gleich. In welcher Konkurrenz die "Pädagogin" zu wem in diesem Text gestanden sein soll, erschließt sich dem Leser nicht.

In so gut wie allen Bundesländern war der "Diercke-Schulatlas" wegen seiner Verletzlichkeit und der laufend erforderlichen Überarbeitung keine Leihgabe, sondern musste von den Eltern der Schülerinnen erworben werden. Nur in selten Ausnahmen (z. B. bei besonderer Bedürftigkeit) kam die Schule für dieses Lehrmittel auf.

Wer oder was zonkeye in der analogen Welt ist, kann und muss dahinstehen. Es ist in Bezug auf diesen Text völlig ohne Belang.

zonkeye
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Alt 12.03.2012, 00:25   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
In so gut wie allen Bundesländern war der "Diercke-Schulatlas" wegen seiner Verletzlichkeit und der laufend erforderlichen Überarbeitung keine Leihgabe, sondern musste von den Eltern der Schülerinnen erworben werden. Nur in selten Ausnahmen (z. B. bei besonderer Bedürftigkeit) kam die Schule für dieses Lehrmittel auf.
Was an meiner Schule üblich war, weiß ich nun mal besser, und bei uns wurden alle Bücher gestellt, auch der Weltatlas. Es bleibt ohnehin jedem Land überlassen, wie das Schulwesen betrieben wird, das ist keine Sache des Bundes. So war an meiner Schule (Hessen) auch kein Schulgeld zu zahlen, vierzig Kilometer weiter im benachbarten Aschaffenburg mußte dagegen ab der Realschule für den Unterricht bezahlt werden, und nicht zu knapp.
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Alt 12.03.2012, 01:00   #11
Ex-zonkeye
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Zonkeye wusste nicht, dass es sich bei dem fraglichen Text um einen Erlebnisaufsatz handelte, sondern nahm an, es sei eine Geschichte, ein Märchen oder eine Legende. Sie hätte den Text nicht kritisiert, hätte sie geahnt, dass sich der Autor so vehement damit identifizieren und jede Anmerkung als persönlichen Angriff verstehen muss. Selbstverständlich glaubt zonkeye Dir, wenn Du berichtest, Deine Eltern hätten Dir damals den Schulatlas nicht kaufen nüssen. Coole Mädchen hätten Paul oder Mick trotzdem zwischen die Seite 54 und 55 des Schuleigentums geklemmt. Roy Black und Thomas Fritsch? ...*hüstel*...

Ich empfehle Dir, @Ilka-Maria, künftig alle Texte, die streng autobiografisch sind, so zu kennzeichnen, dass man sie als solche erkennt, und sie in den Plauderecken einzustellen, wo persönlicher Austausch möglich und gewünscht ist. Sachlich orientierte Mitglieder könnten sie dann besser meiden.

zonkeye
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Alt 12.03.2012, 01:34   #12
weiblich Ilka-Maria
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Der Text ist nicht rein autobiografisch, und solche Bubis wie Thomas Fritsch und Roy Black waren nie nach meinem Geschmack.

Wo ich meine Texte einstelle, mußt Du schon mir überlassen, zu lesen brauchst Du sie ja trotzdem nicht.
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