Die endlose Geschichte von Schwarz & Weiß

[gedacht]

Es stand im Wald, ein kleines Haus,
dort lebten sie schon zwanzig Jahr.
Es sah total gewöhnlich aus,
nach außen völlig unscheinbar.

So lebten sie, Tag ein, Tag aus,
von einander nicht zu trennen,
im Wald, in ihrem kleinen Haus
und begannen zu erkennen:

Wer nicht versteht, was and'rer denkt
und nur die eig'nen Wünsche sieht,
Wer Menschen in Korsette zwängt,
der muss erwarten, was geschieht.

Herr Schwarz

Herr Schwarz, das ist ein ernster Mann,
der macht sich manche Sorgen.
Kennt alle Welt, samt Drum und Dran,
ihm bleibt nicht viel verborgen.

Bangt um die Zukunft, sonderbar,
lebt auch heute noch in Trauer,
um das, was gestern gestern war;
baut er eifrig seine Mauer.

Er schließt sich ein, die ander'n aus,
und er würd sich glatt vergraben.
Nennt diese Höhle sein zu Haus,
will einsam sein und Ruhe haben.

Ihm ist die Welt zu oft zu laut,
doch der Fernseher zu leise...
Obwohl er gern die Ferne schaut,
geht Schwarzen nie auf Reise.

Herr Weiß

Herr Weiß, der nur die Liebe schätzt,
der kennt nicht Schwarzens Sorgen.
Er lebt im Heute, lebt im Jetzt
und schert sich nicht um morgen.

Ist eine wahre Frohnatur,
ist aufgeweckt und heiter.
Er grüßt den Nachbarn, auf dem Flur,
dann zieht er lächelnd weiter.

Es zieht ihn in die Welt hinaus,
denn er suchet nach der Liebe,
selbst leer, füllt er noch Herzen aus,
jeder wünscht sich, dass er bliebe.

Doch ist er leider heimatlos,
von der Einsamkeit getroffen.
Einst ließ er seine Zukunft los,
Heut bleibt ihm nur zu hoffen.

So stürzet er mit off'nem Arm,
Menschen und der Welt entgegen.
Sein Herz so mutig und doch warm,
kann so vieles noch bewegen.

© 2010 Noah Noel