Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 22.07.2011, 08:38   #1
männlich Tonno
 
Benutzerbild von Tonno
 
Dabei seit: 07/2011
Ort: Braunschweig
Beiträge: 65


Standard Großdruckerei- erster Versuch

Darlegung einer Arbeitswoche/Tagesschicht in einer gewönhlichen Großdruckerei in der Welfenstatt Braunschweig

Eine unerwartete Geschichte aus dem Alltag eines Ex-Kollegiaten, für alle Ex- /Kollegiatinnen/nen Studentinnen/Studenten, Angestellten und Aushilfskräften.



Alle Aushilfen warten auf ihre Einteilung am Sammelplatz, jeden Tag wird hier rotiert routiniert gewechselt, Einteilung wie nach freier Marktwirtschaft.
Sie unterhalten sich angeregt über den gestrigen Arbeitstag und sind im Prinzip sehr gelaunt, als dann der Meister für die Vergabe der Tagesverträge zur hinreichenden Unterschrift eilt.

Meister Blondbartwart: Guten Morgen, Anlage zwei bitte, um die Ecke links, die Bravo S Maschine (die lauteste von allen leider und sehr hohes Tempo beim binden, dass heißt 20 Stapel Hefte/Din5 meistens, alle 5-10 Sekunden in Kartonage).
Aushilfe 1: Hallo ich bin heut hier.
Anlagenführer Lieberschichinsichtt: Ok, pass aber auf das du nicht einschläfst!
Aushilfe 1: Ich finde eigentlich, dass die Arbeitsverhältnisse zum Teil grenzwertig sind (so wie für Grenzgängerhänger, denkt er sich, zum Abschuss bereit manchmal)

Kurze Pause

Anlagenführer Lieberschichtinsicht: schaut verdutztherausgeputzt und freulich zugleich.

Na, die Aushilfen wissen worauf sie sich hier einlassen, mit den Maschinen und so.
Aber ich bin auch im Betriebsrat und das ist eine Schweinerei, Das Thema mit den Tages/Wochenverträgen wird hier auch angesprochen.
Die Bezahlung und die willkürliche Einteilung nach Auftragsspitzen. Das ist Ausbeutung, mir schmerzt jedes Mal der Magen. Vor allem wenn es um die Abfertigung der Aushilfen geht, das liegt mir eigentlich fern. Es ist einfach ein Unding,

Die Aushilfe 1 bleibt 5 Stunden- bis auf zwei fünfminütige Produktionsbedingte Pausen- an der Maschine Bravo S, und packt Prospekte, in eine tief gelegene Kartonage, so dass er sich jedes Mal fast die Leber, den Magen, die Bauchspeicheldrüse und die Darmpartie Inferior, am Rande der Kartonage abklemmt.
Aushilfe ab.

Neue Anlage, hier werden Teile der Bögen zu Magazinen und Büchern gebunden, es gibt 19 Anleger, wo die Bögen eingelegt werden. Die Bögen werden relativ gleichzeitig an den entsprechenden Anlegern stapelweise, aufgelüftet in die Metallene Vorrichtung angehäuft.
Die auf den Paletten gestapelten mit den vorsortierten Seiten, stehen ca. 6m breit, im Rücken des quasi Arbeitenden. Dies scheint eine der einfachsten Arbeiten, wenn man gesundheitlich fit wäre.

Von Zeit zu Zeit stoppt die Anlage, da die Stapel nicht sauber genug eingelegt werden.
Anwesend sind Anlagenführerin Dörte, Angestellte Inge und eine weitere Aushilfe Jasmin sowie Aushilfe 1.

Die Anlagenführerin ist deutlich durch die langjährige Arbeit bei Westermann skizziert, ihr Körper ist deformiert und metaphorisiert irgendein Gebirge zwischen Eifel und Taunus, als wenn der Kopf einfach auf den Schultern aufläge, als stumpfe Bergspitze. Ab dem Punkte der Schultern des Fleisches abwärts verläuft alles uneben talwärts zu ihren Lendenwalzen.
Ihre Haare sind fettig und gut frisiert, fast dem Fockohieler gleichend, die Haare hängen nur in Strähnen vor dir Stirn. Ihr Mann arbeitet in der Selben Firma und begnügt sich täglich mit der- Bildzeitung und dem autoritären Verhaltens seiner Frau, durch Kommandos.
Neben der Anlage sind Bilder von jungen Kätzchen angebracht (Zeitschrift Katzen/, Apothekenjournale), die sie scheinbar optisch direkt mit den jungen Studentinnen/ten vergleicht und sich daran ergötzt, dass sie stundenlang dieselbe monotone Arbeit verrichten müssen.

Aushilfe 1: Hallo, soll jetzt hier einlegen, guten Tag.

Angestellte Inge: So, schön! Brüllt förmlich; du musst hier das Papier einlegen, achte auf die Zahlen, da sind Zahlen drauf - als ob sie die Aushilfe für nicht gerade intelligent hält- und schön hoch stapeln.
Hier kommt man sich vor als ob man eine Intelligenzminderung aufgehalst bekommt denkt sich Aushilfe 1.

Dann stoppt nach geraumer Zeit die Anlage und die Aushilfe 1 wechselt den Bogen, leider falsch. Dazu muss die Klappe die mittig an der Maschine anschrägt- geöffnet werden. Nun wird geschaut, ob ein Bogen oder mehrere einfach falsch oder falsch herum sind.

Pause


Anlagenführerin Dörte: sehr brüskiert, waaaas hast du gemacht? Waas, waas stand da, an dem Anleger, auf der Analogen Anzeigetafel?
Aushilfe 1 antwortet erst gar nicht, da dieses für ihn keine Kommunikationsbasis bedeutet und keine Antwort in diesem Fall die beste Möglichkeit darlegt, um zu provozieren.
Er blickt ihr nur ruhig, wie ein Mensch in die Augen und wartet.
Das lässt Anlagenführerin Dörte nur noch wütender werden, die ganze Geschichte eskaliert und explodiert, und sie droht wie gewöhnlich mit einer stringenten allerletzten Konsequenz. Nämlich, sie könne ja zum Meister gehen und die Aushilfe nach Hause schicken.
Das Gesicht verfärbt sich von käseweiß zu puterrot, Abgeschlagenheit skizziert den Raum und den Moment.

Dörte ab.

Pause.
Aushilfe Jasmin auf:
Wenn die mitbekommt, dass du rauchen warst, tickt die richtig ab, die riecht so was umgehend.

Aushilfe 1: Ja und, ich war auf Toilette.
Sag mal, wie lange bist du denn schon hier? zu Aushilfe Claudia


Aushilfe Claudia: Ähm, drei Jahre.

Aushilfe1: Wie jetzt- den Vertrag jedes Mal nur um eine Woche verlängert?

Aushilfe Claudia: Ja leider, und schaut selbstlos auf den Stapel Bögen vor ihr.

Aushilfe 1: Und bekommt ihr denn wenigstens Urlaub?

Aushilfe Claudia: Ja, 20 Tage, aber nur wenn du nicht krank wirst, wat ja auch nie passiert…
Ironischer, sarkastischer und zugleich prachtvoll-stolzer Blick
Haben Se dann glatt abgezogen. Aber besser als jar nichts zu haben!
Ach und wir arbeiten oft 7 Tage die Woche. Mittwoch bis Samstag früh, Sonntag bis Dienstag Nachtschicht.
Offiziell sind das nur 6, aber wenn du es genau nimmst sind es 7.
Anschließend von Mittwoch bis Samstag Spätschicht.
Dann haben wir den Sonntag mal frei, zumindest alle 14 Tage.


Aushilfe 1: Und du findest doch bestimmt etwas anderes. Aushilfe Claudia antwortet nicht, da sie bereits Bögen einlegt und durch den Lärm der Maschinen leichte Hörprobleme hat.

Aushilfe 1:: ab

Aushilfe Claudia ab


Ende
Tonno ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Großdruckerei- erster Versuch



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Auf der Suche (oder mein erster kläglicher Versuch) Mephistopheles Rollenspiele und Bühnenstücke 25 16.12.2010 19:27
erster Versuch nexasengel Geschichten, Märchen und Legenden 2 20.12.2009 22:21
Erster Versuch - Verlorene Jahre schwammerl Gefühlte Momente und Emotionen 2 06.12.2007 21:24
Erster Versuch!! Sinnflut Gefühlte Momente und Emotionen 1 28.11.2006 18:12
erster versuch xwyz8tl Düstere Welten und Abgründiges 2 27.02.2006 20:30


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.