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Alt 11.03.2008, 15:50   #1
S.T.Caine
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 4

Standard Das Leben mit der Dämmerung

DAS LEBEN MIT DER DÄMMERUNG
  • oder auch "Warum ich so gern schlafe"


Ich habe meine Augen schon eine ganze Weile geöffnet, doch die Dunkelheit um mich herum verschwindet nicht. Zweifelnd richte ich mich auf, um wenig später die Umrisse eines Gegenstandes nicht weit entfernt von mir zu entdecken. Neugierig setze ich mich in Bewegung und als ich mich diesem nähere, bemerke ich die Person darin...
Von Schatten umschlungen blicken mir diese nachtschwarzen Augen entgegen, der anbrechenden Nacht gleich...
Kein Glanz in ihnen, keine Freude, kein Schmerz ... Kein Schmerz?
Die dunkelvioletten Locken, die sonst im Sonnenlicht rötlich schimmern würden, hängen nun leblos um ihre Schultern.
Ein perfekter Kontrast zu der perlweißen Haut, die von schwarz - türkisen Malen durchzogen ist.
Dieses Mädchen im Spiegel, wieso ähnelt sie mir so?
Ist sie das wonach ich suche?
Unbewusst streichen meine Fingerkuppen über das kalte Spiegelglas, was mir süßliche Schauer, Messerstichen gleich, über den Rücken jagt.
Diese Augen, in denen ich mich verliere... Diese Gleichgültigkeit für alles... Kein Lächeln, nicht einmal ein kaltes, diabolisches ... Nur diese ewige Gefühllosigkeit...
Gefühle ...
Da erkenne ich einen weiteren Spiegel neben mir.
Ein Lächeln... Das gleiche, hoffnungslose Mädchen, dessen Augen nun mit der Sonne um die Wette strahlen, wie der morgendliche Tau funkeln sie. Die blassen Wangen, die vor Freude leicht gerötet sind...
Was für eine Fassade... Versteckt sie sich doch nur wie ein kleines Kind, das denkt, es könne sich unter der Bettdecke vor allem Bösen verbergen, wo doch jeder weiß, dass sich die Finsternis in alle Herzen schleicht...
Ich fürchte mich auch im Heimischen. Schon immer...
Noch ein Spiegel - zu meiner Rechten.
Meine Familie.
Sollte ich sie lieben?
Egal, wie sie handeln? Wo sie sind? Ob ich sie kenne?
Zerbreche ich doch nur am Verlust... Wo doch jeder weiß, dass Trauer nur Selbstmitleid darüber ist, dass man mit dem Verstorbenen keine Zeit mehr verbringen kann... Purer Egoismus.
Abermals taucht einer dieser gottverdammten Dinger auf!
Meine Freunde.
Sie lachen mit mir... Über mich ... Über meine Fassade. Meine wundervolle, witzige, ebene Fassade.
Doch auch diese können pökeln - sie halten nicht jedem Unwetter stand.
Meine Freunde.
Empfinde ich Freude, wenn ich sie sehe? Fühle ich mich geborgen? Oder... Hasse ich sie?
Ich weiß es nicht...
Braucht nicht jeder irgendjemanden?
Als ich einen Schritt zurückgehe, bin ich schon gefangen: Noch zwei Spiegel!
In dem einen: Irgendwelche Menschen.
Sie sind mir egal.
In dem anderen: die Menschen, die ich doch ungewollt über alles Liebe.
Lieben sie mich? Kennen sie mich überhaupt?!
Niemand kennt mich, weil ich mich nie jemandem geöffnet habe...
Wieso sollte ich?
Ist es denn nicht mein Elend? Geht es irgendjemanden etwas an?
Machen sie es gar noch größer? Oder...
Belaste ich sie nur mit unwichtigen Dingen...
Wieso sollte sich ein anderer dafür interessieren, wie es mir geht?
Ist es nicht sein Leben, sondern meines!
Ist das egoistisch?
Niemanden verletzen zu wollen? Oder verletze ich genau damit?!
Schmerz...
Ein Gefühl, dass so überwältigend ist, dass es die Seele völlig zerreißen kann, so dass nichts mehr davon zurückbleibt ... Und die Leere folgt...
Doch ist es nur ein Gefühl! Wie jedes andere!
Gefühle... Sie sind doch nur Einbildungen!
Eine Laune der Natur, der es Spaß macht mit uns kleinen, armseligen Menschen zu spielen!
Aber... Diese Intensität nur von irgendwelchen Prozessen ausgelöst?
Liebe. Neid. Hass. Trauer. Schmerz. Stumpfheit?
Alles nur Worte.
Können Worte solche “Regungen” überhaupt beschreiben?
Es gibt kein Wort, das mich beschreibt.
Doch, eines gibt es...
“Egoist”
Ja, ich bin ein Egoist.
Die anderen sind mir gleichgültig.
Ich ignoriere ihre Gefühle.
Sind sie eh nur Vorstellungen!
Ich hasse Menschen.
Ich hasse Gefühle.
Ich hasse die Realität!
Wieso beende ich es nicht einfach?
Weil ich kein Feigling bin. Ich wählte den schwereren Weg.
Denn ich achte den Tod.
Langsam sacke ich in mich zusammen und die Spiegel verschwinden...
Ich bin allein... Nein, ich will einsam sein!
Sachte lasse ich mich nieder, der Finsternis Platz machend.
Gibt es auch in meinem Leben etwas, dass mich befreit...
Friedlich schließe ich die Augen, da ich weiß, dass ich so entfliehen werde.
Für eine kurze Zeit.
Nur kurz...
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