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Alt 21.07.2023, 19:05   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Mit Zachy auf dem Sommerfest Teil 1

„Und? Hast du sie für nächsten Samstag eingeladen?" Matthias sah seinen Freund gespannt an.
Zacharias, von allen anderen Studenten nur „Zachy" genannt, lachte und strich sich eine widerwillige Haarsträhne seines lockigen roten Haares aus der Stirn.
„Warum sollte ich? Sie wird sowieso zum Sommerfest auf den Campus kommen."
„Wenn du Pech hast, quatscht sie da ein anderer vor dir an und du bist weg vom Fenster."
„Ach was. Die steht auf mich."
„Klar. Deswegen redet sie auch kaum mit dir."
„Stille Wasser sind tief."
Sie saßen in Zachys Zimmer im Studentenwohnheim. Ein aufgeschlagenes Lateinbuch lag auf dem Tisch. Eigentlich hatten sie zusammen lernen wollen, waren aber dann an Zachys „Freundin in spe", wie er sie selbst nannte, in der Unterhaltung hängengeblieben.
„Sag mir, warum sich alles um die Frauen dreht", seufzte Zachy. „Jetzt kenne ich Natalie schon so lange und bin kein Stück weiter gekommen."
„So lange? Ihr habt doch beide erst vor einem halben Jahr mit dem Studium angefangen."
„Ein halbes Jahr ist eine Ewigkeit", sinnierte Zachy vor sich hin. „Vielleicht sollte ich wirklich den Stier bei den Hörnern packen und sie fragen, ob sie nächsten Samstag mit mir hingeht."
„Gute Idee." Matthias nickte ihm aufmunternd zu.

Am nächsten Samstag fand das Sommerfest bei bestem Wetter statt. Die Sonne schickte heiße Strahlen vom Himmel, die Mädchen trugen luftige Sommerkleider, die Jungen kurze Hosen, eine Live-Band spielte und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Zachy und Matthias trafen sich vor dem Cocktailstand.
„Wo ist deine Traumfrau?" Matthias grinste. „War wohl nix. Wollte sie nicht oder hast du sie gar nicht erst gefragt?"
„Wir haben gestern Schluss gemacht."
„Wie bitte? Ihr wart doch gar nicht zusammen."
„Doch. Aber nur für ein paar Tage. Und sie sagte, ich solle es niemandem erzählen. Ja, da kannste nichts machen."
Matthias sah seinen Freund zweifelnd an. „Und das soll ich glauben?"
Zachy bestellte sich einen „Sex on the Beach" und seufzte theatralisch. „Schon klar. Ich habe es fast auch nicht geglaubt. Ich meine, sie läuft mir zufällig am Sonntag in der Stadt über den Weg. Ich frage sie, ob wir was trinken gehen, sie sagt ja, und später landen wir im Bett. Sie sagt, erzähl das keinem, eigentlich hab ich einen Freund, aber ich will Schluss machen, so lange muss das geheim bleiben. Ich schwöre, dass ich nichts sage. Dann ruft sie mich fünf Tage später an und sagt, dass sie doch bei ihrem Freund bleibt."
Der Barmann am Stand stellte Zachy seinen Cocktail hin. Zachy nahm einen tiefen Schluck. Dann brach es aus ihm heraus. „Diese eingebildete dumme Pute!"
„Wer ist denn ihr ominöser Freund? Ich habe Natalie noch nie mit einem Freund gesehen."
Zwei junge Mädchen gingen vorbei. Ein Hauch von Parfüm wehte zu den Männern hinüber. Zachy schnupperte. „Das riecht gut. Natalie hat auch gut gerochen. Echt scheiße, wenn dich alles erinnert."
„Ja", stimmte Matthias zu. „Ich glaube, sie steht dahinten." Er machte eine Kopfbewegung nach links. In einiger Entfernung war eine Gruppe von fünf Mädchen zu sehen. Natalies langes blondes Haar leuchtete im Sonnenlicht. Zachy sah nur kurz hin und drehte sich dann sofort um.
„Sie hat mir das Herz gebrochen. Soll bloß bleiben, wo sie ist."
„Sieht nicht aus, als käme sie hierhin." Matthias kniff wegen der Sonne die Augen zusammen und starrte angestrengt zu der Gruppe hinüber. „Ich kann beim besten Willen keinen Kerl bei ihr entdecken. Ich wüsste gerne, ob ihr angeblicher Freund überhaupt existiert."
„Ach, vergiss die Weiber." Zachy hatte seinen Cocktail ausgetrunken und bestellte sich den nächsten. „Machen wir lieber einen drauf."
Und so rutschten sie in einen feuchtfröhlichen Abend, an dessen Einzelheiten sich weder Matthias noch Zachy später erinnern konnten.

Matthias verschlief den halben Sonntag darauf. Um 15.00 Uhr bequemte er sich aus dem Bett, freute sich, dass er trotz des Alkoholgenusses keinen Brummschädel hatte und schlurfte ins Badezimmer. Unter der Dusche fielen ihm ein paar Erinnerungsfetzen an den gestrigen Abend ein. Zumindest war er weder an einer Prügelei beteiligt gewesen - daran hätte er sich erinnert - noch hatte er ein Mädel abgeschleppt. Nun ja, Letzteres hätte er den am Boden zerstörten Zachy vor dessen Augen auch nicht zumuten wollen. Ihm fiel ein, dass Zachy vor ihm nach Hause gegangen war. „Ich Depp", dachte er, „danach hätte ich eine aufreißen können." Richtig - waren ihm nicht zwei hübsche Mädchen über den Weg gelaufen? Es waren Natalie und eine Freundin, und Natalie hatte er die Meinung gesagt. Was ihr eingefallen sei, seinen Freund so zu verarschen oder so ähnlich. Natalie hatte ihn angeblickt, den Kopf geschüttelt, „Mann, bist du besoffen" gesagt und daraufhin waren beide Mädchen in der Menge verschwunden. Anstatt Natalie anzumeckern, hätte er versuchen sollen, ihre Freundin anzubaggern. Was Frauen betraf, hatte er auch kein glücklicheres Händchen als Zachy.

Eine Stunde später beschloss er, bei seinem Freund vorbei zu schauen. Liebeskummer durfte man keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. Vielleicht könnte er Zachy zu einem Besuch in der Pizzeria überreden.
Zachys Zimmer im Studentenwohnheim lag ein Stockwerk höher als seines. Matthias klopfte erst sacht, dann lauter an die Tür, doch es erfolgte keine Reaktion.
„Zachy?" rief er laut. Keine Antwort. Nun, dann würde er allein in die Stadt gehen und Pizza essen. Spätestens morgen würde er Zachy sowieso im Lateinkurs wiedersehen.
Auf dem Weg nach unten begegnete er einer Studentin, die er nur flüchtig kannte. Er war erstaunt, dass sie ihn ansprach.
„Hi, Entschuldigung, ich habe eine Frage. Kennst du Natalie Grusler?"
„Ja", sagte er verwundert.
„Hast du sie gesehen?"
„Gestern. Auf dem Sommerfest", erwiderte er.
„Seitdem nicht mehr?"
„Nee. Warum?"
„Ihre Eltern machen sich Sorgen. Sie wollten heute zusammen wegfahren und sie ist nicht aufgetaucht. Ist doch komisch, oder?"
„Keine Ahnung. So gut kenne ich sie nicht. Ich muss los. Schönen Tag noch."
Er ging die Treppe hinunter, trat ins Freie und machte sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt.

- Fortsetzung folgt
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