Zehn-Meter-Brett

[Artbeck Feierabend]

Die Ballade vom Zehn-Meter-Brett


Zwei junge Männer kamen vom Fest in schwüler Nacht,
Sie hatten den Abend schon lange im Bierzelt verbracht.
Es war recht düster, kein Mond, noch Sterne am Himmel.

Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
Nahmen sich beide das örtliche Schwimmbad vor.
Die Freunde schnitten im Nu ein Loch in den Zaun.

„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feige Sau!
Dort drüben steht der Turm, ich weiß es genau!“
Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da krähten die Dohlen.

Es roch nach altem Urin und nach kühlem Chlor,
Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor.
Die alten Pappeln zitterten und wisperten.

Ihr Blick war vernebelt, ihre Sinne benommen,
Bald waren sie in dunkler Höhe angekommen.
Tief unten grinste ein blaues, lauerndes Becken.

„Ole-Ooo-leeee!“ So tönte fröhlicher Mutgesang,
Aus gekachelter Tiefe hohles Echo erklang.
Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!

Synapsenblitze, Neuronenfeuer im grellen Rot,
Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod.
Ihr Blut ronn über die Fliesen, bis man sie morgens fand.