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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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13.05.2011, 01:37 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Des Poeten Bescheidenheit
Ich horch in mich hinein, ergreif beherzt die Feder
und schreibe nieder, was so deutlich in mir klingt: Da knistert, lacht und stöhnt es, manchmal tönts beschwingt. Getrost denk ich: Gedichte schreiben kann doch jeder! „Du Wicht!“, wie Donnergrollen dröhnt es vom Parnass, „Kreator willst du sein und hörst auf dein Gedärme? Die Glut bin ich, du Wurm! Erfreue Dich der Wärme, in der erstarrte Sinne regsam werden. Lass die Überheblichkeit dich niemals glauben machen, dein Lichtlein könne leuchten, wäre nicht der Glanz der Sonne, würden nicht bei Nacht im Schwebetanz der Sphären Sterne freundlich auf dich nieder lachen. Kaum schmilzt der Schnee und du entdeckst das erste Grün, erfreut sich dein Gemüt an Farbenspiel und Düften. Du darfst, Genie, uns Göttern dein Geheimnis lüften: Lass eine Blume sprießen, bring sie selbst zum Blühn!“ Gesenkten Haupts, beschämt bin ich davon gezogen, bescheiden sah ich ein: Wir sind nur Interpreten, beschreiben ahnend unsre Welt wie einst Propheten und hoffen, du, Erato bist uns wohlgewogen. |
13.05.2011, 06:08 | #2 |
Forumsleitung
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"Wir sind nur Interpreten" - wer sich dessen bewußt ist, lieber Heinz, ist schon einen großen Schritt weiter. Das gilt nicht nur für Dichter.
Du hast Deine Gedankengänge virtuos in Sprache umgesetzt, schlüssig aufgebaut und zu einem Ergebnis geführt. Zur Form will ich nichts sagen, weil ich keine starke Neigung zu den langen Versmaßen habe, das Gedicht liest sich aber flüssig, und insgesamt hat es die für meinen Geschmack ideale Anzahl an Strophen: nicht kurz, aber auch nicht zu lang. Das heute morgen zuerst gelesene Gedicht, und mein Tag ist gerettet. Beste Grüße Ilka-M. |
13.05.2011, 08:14 | #3 |
R.I.P.
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und hoffen, du, Erato, bist uns wohlgewogen ...
hätte ich geschrieben. Halli Hallo, Heinz - ich schließe mich Ilka-Maria an, außer daß ich noch mehr loben möchte. Ein Klingen, Singen und Schwingen hast Du um diese Erkenntnis gekleidet, daß es ein wahres Entzücken ist. Ein Genuß erster Güte! Neidlos: Thing |
13.05.2011, 08:22 | #4 |
Forumsleitung
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13.05.2011, 13:08 | #5 |
gesperrt
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Lieber Heinz
Besser als Thing es empfindet, kann es nicht ausgedrückt werden: Ein Klingen, Singen und Schwingen hast Du um diese Erkenntnis gekleidet, daß es ein wahres Entzücken ist. Ein Genuß erster Güte! Tja, wieder einmal eines Großmeisters würdig. Bussi Bussi Babsi |
13.05.2011, 13:37 | #6 |
abgemeldet
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Da brauche ich ja nur noch in den Jubel einzustimmen.
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13.05.2011, 23:10 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Des Poeten Bescheidenheit
Verzeiht, wenn ich erst jetzt antworte. Meine Enkelin hatte heute Geburtstag, trat aus der Kinder- in die Jugendzeit. Aber jetzt bin ich zuhause und freue mich erst einmal über Eure lobenden Kommentare.
Lieber Schamansky, einen großen Maki zum Jubeln zu bringen, o Mann, da muss ich mir selbst mal auf die Schulter klopfen. Danke! Liebe Babsi, mach doch nicht immer einen Großmeister aus mir. Ich bin, bitte glaub es, viel bescheidener als Du denkst. Selbstverständlich freue ich mich über Dein überschwängliches Lob und ich werde mich bestimmt mit einem Dankeschön anderer Art (ein Schuft, der bei diesen Worten Böses denkt!) bei Dir versuchsweise revanchieren. Lieber Risiko, kurz und bündig und ohne Kritik - das sei ein Festschmaus für mich. Merci! Liebe Ilka-Maria, ich fasse deine Beiträge in meiner Antwort zusammen. Natürlich hast Du mit den Kommata Recht. Wenn ich es nicht selbst ändern kann, werde ich die Moderatoren bitten, es zu tun. Zu Deinen inhaltlichen und formalen Bemerkungen: Weißt Du, ich hatte kürzlich das Vergnügen, einige Rezitationen von Semiprofis der Lyrik zu hören. Die rezitierten Gedichte waren alle sehr kurz, auch die Verse waren nicht eben üppig. Als ich dann eines meiner opulenteren Dinger vortrug, war Schweigen angesagt, bei einem Gedicht kullerten Tränen, bei einem anderen wurde herzhaft gelacht (vorher sah ich nur angestrengt intelligente Verstehensblicke). Ich schwelge gern in unserer Sprache und glaub mir: Laut gelesen macht so ein sechshebiger Jambus schon was her (aber man braucht mehr Luft in der Lunge). Aber ich habe ja prinzipiell nichts gegen kürzere Verse und so kann sich jede/r an den Gedichten delektieren, die ihm/ihr vom Geschmack her am nächsten kommen. Dass Dein Lob so beinahe einschränkungslos und mit netten Worten kommt, hat nicht nur Dir den Tag verschönt. Vielen Dank! Lieber Thing, die Kommata sind mir durchgeschlüpft. Darf eigentlich nichtz passieren und ich werde künftig noch besser aufpassen. "wohl gewogen" oder "wohlgewogen", ich gebe zu, dass ich Deiner Lesart zuneige. Dass mein Werklein Dich zu einem so außerordentlichen Lob ("ein Genuss erster Güte") veranlasst, macht mich richtig stolz. Tausend Dank für Deinen Kommentar! Liebe Grüße an Euch alle! Heinz |
14.05.2011, 12:53 | #8 |
Lieber Heinz,
ich mit meiner Album-Poesie und gelegentlichen Schütteleien kann nur staunen über solche Reimkunst. Nun habe ich doch eine Frage zur Form des Gedichts, mir ist nicht klar, handelt es sich nun um eine Art Sonett mit sechs Hebungen, statt den sonst üblichen fünf. Handelt es sich bei den Versen um Alexandriner? Soviel hab ich mir schon angelesen, Alexandriner bestehen aus sechshebigen Jamben mit einer Zäsur nach der sechsten Hebung, also hier eher nicht, aber was dann? Bei "wohlgewogen" habe ich ein sprachliches Problem. Gewogen heißt ja schon zugetan. "Wohl" in Verbindung mit gewogen scheint mir passend im Sinne einer Vermutung oder Hoffnung. Du bist mir wohl gewogen (hoffentlich). Gedanklich hat hier wohl "wohlgesinnt" Pate gestanden. Liebe Grüße Fridolin |
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14.05.2011, 13:34 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Des Poeten Bescheidenheit
Lieber Fridolin,
ich hab auch mit "Poesie-Album"-Gedichten angefangen und dann einfach versucht besser zu werden. Ich danke Dir aber für Dein Lob. Zum Gedicht selbst: Nein, es sind keine Alexandriner. Es sind ganz schlicht sechshebige Jamben und das Reimschema ist abba, also haben wir es hier mit umschlingenden Reimen zu tun. Das "wohlgewogen" klingt ein bisschen altertümlich (aber da gehört Erato ja auch hin). Ich denke, man kann jemanden schon "nicht gewogen", oder aber "wohlgewogen" sein. Ich mach daraus kein Evangelium, mir gefiel halt die Tonfolge: "hoffen - Erato - wohlgewogen. Liebe Grüße, Heinz |
14.05.2011, 21:14 | #10 | |
Zitat:
LG Fridolin |
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14.05.2011, 21:39 | #11 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Des Poeten Bescheidenheit
Lieber Fridolin,
o jemine, was macht das Wort "wohlgewogen" mit mir. Ist es vielleicht doch Geschmacksache, ob man es zusammen oder getrennt schreibt? Immerhin befinde ich mich in guter Gesellschaft: Ja, liebstes Kind, ich bin dir wohlgewogen, weil Scham und Zucht sind bei dir eingezogen. (Stammt nicht von mir, aber nach dem Dichter müsste ich erst suchen. Ein ähnlich klingendes Wort wäre z.B. wohlerzogen. Auch da könnte man einen Pleonasmus erkennen, denn wenn das Kind oder der Hund "erzogen" sind, dann dürften sie ja gut erzogen sein. Die Trennung des Wortes führt bei mir dazu, dass das "gewogen" im Sinne von wiegen den Sinn verstellt. Liebe Grüße, Heinz |
14.05.2011, 22:13 | #12 |
R.I.P.
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Ich rate zu wohlgewogen.
wie wohlgesonnen. wie wohlmeinend. etc. getrennt geschrieben bekommen die Wörter eine andere Bedeutung. |
15.05.2011, 01:36 | #13 |
Forumsleitung
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Das Wort "wohlgewogen" ist in Ordnung, denn der Zusatz "wohl-..." ist eine Verstärkung des Positiven im Sinne von "sehr", "stark" oder "hoch-".
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15.05.2011, 07:56 | #14 |
Hallo ihr Lieben,
Der Duden kennt das Wort jedenfalls nicht. Aber ich sehe, dass ich hier gegen den versammelten Sprachverstand stehe, bin aber weiterhin nicht überzeugt. Ich hoffe, ihr bleibt mir trotzdem gewogen. LG Fridolin |
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15.05.2011, 08:28 | #15 |
R.I.P.
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Dame in der Sauna.
Sinkt mit Tränen in den Augen auf einen Hocker. Eine Betrachterin zur Andern: "Die hat sich wohl gewogen?" *** Vorm Metzgerladen. Ein Kunde zum schon bedienten: "Hat er heut wohl gewogen?" Das nur als lustige Spielerei. |
15.05.2011, 08:35 | #16 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Des Poeten Bescheidenheit
Liebe Ilka-Maria,
lieber Thing, lieber Fridolin, ich danke Dir, liebe Ilka-Maria, und Dir, lieber Thing, dass Ihr in wohltätiger Absicht an meine Seite tretet, nicht um Wollust und Gewinst, sondern einfach nur, um das Wort wohlgewogen zu retten. Lieber Fridolin, man muss nicht immer überzeugt sein, manchmal hilft auch der Glaube. Der Duden beinhaltet das Wort nicht, aber er zeigt eine Reihe anderer Wörter in Verbindung mit "wohl..." auf: wohlauf, Wohlfahrt, wohlfeil, wohlgemut, wohlhabend, Wohltat, wohltätig, WEohlwollen, und verweist auf die Wurzel des Wortes, die etwas mit wollen zu tun hat - und schon bin ich bei der Wollust. Natürlich bleiben wir alle Dir wohlgewogen und hoffen, Du bist wohlauf, damit Du in wohltätiger Weise der Wollust pflegen kannst. Liebe Grüße Euch dreien, Heinz |
15.05.2011, 11:16 | #17 |
Lieber Heinz,
Es kann sich gegen weise Lehren der Fridolin nur leise wehren. Du weißt, den eitlen Wicht zu schlagen, das Edle, Wahre schlicht zu wagen. Du formst Gedanken, hehr und Wort, des freien Geistes Wehr und Hort. Wer zög nicht diesen Schatz zu Rate, es wär sich nicht Horaz zu schade! Lass Fridolin, den Sänger liegen, er weiß er kann nicht länger siegen. Er hofft, er stimmt die Geister milde, durch Schüttelei die Meistergilde. Wenn sich im Takt die Bogen wiegen, wird er sich wohlgewogen biegen. |
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15.05.2011, 11:26 | #18 |
R.I.P.
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Doll! Großartig!
Wer so schütteln kann, ist aller Ehren wert und würdig! Auch der Inhalt besticht. Alle Daumen hoch....! |
15.05.2011, 11:50 | #19 |
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Des Poeten Bescheidenheit
Lieber Fridolin,
ich bin baff! Die Kunst des Schüttelreims ist mir verschlossen; erstaunt, erfreut, bewundernd habe ich genossen, was du so sonder Mühe aus dem Ärmel schüttelst und wie du mit Humor an Weisheitssäulen rüttelst. Ich werde, mit Deiner Erlaubnis, diesen wunderhübschen Kommentar als Fußnote meinem Gedicht hinzu fügen, wenn ich es mal veröffentlichen sollte. Liebe grüße, Heinz |
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