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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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28.05.2014, 14:38 | #1 |
Der Seele Todesstich
Der Seele Todesstich
(Juni 2012) Ein dunkler Schatten senkt sich kalt auf meinen Geist hernieder und fährt mit tödlicher Gewalt in meine schwachen Glieder. Mein einz'ger Trost, die Glaubenskraft, vermag nicht mehr zu heilen. Der gute Wille ist erschlafft. Wie lang muss ich noch weilen als triebige Phantomgestalt in trügerischen Welten, wo einst mein Sehnen Einem galt, das nun will nichts mehr gelten? Vorbei der Traum; mein Sehnsuchtswahn, der mich ins Unglück stieß! Es war ein einsam dunkler Plan, worauf mich Gott verließ. Ihr reinen, engelsgleichen Wesen, steht mir bei! Verlasst mich nicht! Lasst meinen Geist noch mal genesen, bringt mir neues Lebenslicht! Schenkt mir, sei's auch nur im Traume, gleiche Lieb', die ich euch gab, dass in virtuellem Saume ich mich eurer Schönheit lab'. Zugleich fiktiv und so real ist euer Trost für mich; seid meiner Sehnsuchts heil'ger Gral und meiner Seele Todesstich. |
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29.05.2014, 08:43 | #2 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Hallo Johannes P.,
dein Gedicht hat mich irgendwie angesprochen, obwohl ich eigentlich nicht so auf pseudoreligiöse Texte über Gott, Geister und Engel stehe. Den heiligen Geist habe ich übrigens vermisst, der hätte dem in sich recht trüben Gedicht doch ein wenig Farbe gegeben. Aber kommen wir mal zum eigentlichen Grund meines Kommentares: Du machst hier den allen Katholiken (und sonstig religiös gesinnten) eigenen Fehler: Alle Katholiken (und sonstig religiös gesinnten), wie der Protagonist deines Textes haben permanent Angst, von Gott verlassen zu werden. Natürlich ist das Unsinn. Gott - so es denn einen gibt - verlässt natürlich niemanden. Er ist immer gegenwärtig. In deinem Gedicht wird nicht der Protagonist von Gott verlassen, sondern er verlässt Gott. Durch seinen Sehnsuchtswahn usw. Es müsste also heissen: "Es war ein einsam dunkler Plan, worauf ich Gott verließ." Nur ein kleines "m" weniger und schon hat das Gedicht wenigstens eine stimmige Strophe. Freundliche Grüsse CDP |
29.05.2014, 10:19 | #3 |
Hallo,
ich verstehe deinen Standpunkt. Dennoch fühlt sich mein Protagonist von Gott verlassen, auch wenn er es womöglich selber ist, der sich von ihm entfernt. lg Johannes P. |
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29.05.2014, 10:34 | #4 |
Übrigens ist mein Text gar nicht so (pseudo)religiös. Die engelsgleichen Wesen sind engelsgleich. Dass heißt, dass der Protagonist den Vergleich zu diesen himmlischen Wesen wagt. :-)
lg Johannes P. |
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29.05.2014, 10:43 | #5 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Engelsgleich habe ich falsch verstanden, ich muss da immer an gefallene Engel wie Luzifer denken, die keine Engel mehr sind, nur noch engelsgleich. Aber ich bin kein Theologe, ich kenne mich da nicht so aus. Der Gedanke, dass man sich von Gott verlassen fühlt obwohl man sich selbst von ihm entfernt ist mir nicht gekommen. Aber da steckt viel Wahrheit drin, das muss ich anerkennen und meine diesbezügliche Kritik und den Ausdruck "pseudoreligiös" zurückziehen.
CDP |
22.06.2014, 16:27 | #6 |
Hallo Johannes P.!
Mich wundert, daß nur einer, der von Metrik und dem ganzen Zauber, der einen Text erst zu einem Gedicht macht, wohl keinen Schimmer hat, hier kommentiert. Die Inversionen Deines Kreuzreims stören mich absolut nicht und Dein Gedicht empfinde ich – auch aufgrund der Dramatik - auch als durchaus gelungen. Und ob nun in Strophe 4 Vers 4 Dich Gott verließ und Du ihn, ist hier doch völlig unrelevant, daher finde ich solche Diskurse müßig. Aber Du hast ja dazu schon eindeutig Stellung bezogen ... Hast Du wirklich gut gedichtet. VG Pitti |
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22.06.2014, 16:51 | #7 | |
R.I.P.
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Zuerst wollte ich gar nicht kommentieren,
weil einbestimmter User (CDP) schon geschrieben hatte. (Das hatte ich mir vorgenommen: Gedichte, die von m. kommentiert wurden, außen vor zu lassen. Aber das wäre inkonsequent.) Jetzt kann ich mich unbefangen Pit Bull anschließen. Dieses tiefe Seelenweh, das dennoch nicht alle Hoffnung fahren ließ, kommt sehr eindrücklich zum Vorschein, das gefällt mir, auch wenn der religiöse Hintergrund nicht meine Sache ist. hier Zitat:
LG Thing |
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22.06.2014, 18:13 | #8 |
Das Gedicht gefällt mir. An ein paar Stellen ist die Betonung nicht regelmäßig:
so steht mir bei... bringt mir ein neues... schenkt mir und sei es... die gleiche Lieb... so dass in... ich mich an eurer... Gern gelesen, Johannes P. LG gummibaum |
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24.06.2014, 13:54 | #9 |
Ausgezeichnet. Wenn der Glaube sich als Illusion entpuppt, ist es als würde man von Gott verlassen. Für mich treffend formuliert, auch als bereits erwähnte Anspielung. Wenn Nietzsche sagt: "Gott ist tot.", meint er das auch nicht im Sinne von gestorben, sondern als hinfällig geworden. Wunderschön gemaltes Kunstwerk.
Inhaltlich und formal ein Gedicht der Extraklasse. LG, auch an die engelsgleichen |
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Lesezeichen für Der Seele Todesstich |
Stichworte |
dunkel, hoffnungslos, sehnsucht |
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