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Alt 07.07.2012, 19:11   #1
männlich otto
 
Dabei seit: 07/2012
Ort: Berlin
Alter: 86
Beiträge: 191


Standard Innenleben

" Man hat uns mit dem Schweigen aus dem Himmel geworfen."

" Wenn Du zu weit schwimmst wird Dich der Delphin über den Horizont hinaus reiten ."

Penelope ließ sein blaues Badehandtuch im Wind flattern.

Nackt stieg er ins Meer, durchtauche Welle auf Welle, die Morgensonne blendete, er sah sich um. Sie war ein kleiner schwarzer Punkt am Strand, und er kämpfte sich zurück durch die Strömung, das Wasser kühle Seide, Umarmung, zärtlich lag es an seiner Haut.

Sie hatten sich entschieden. Danach würde es nichts mehr für sie geben.

Auf dem kleinen Steinweg zurück begegneten sie der schwarzen Witwe.
" Heute ist ein besonderer Tag", sagte sie. Sie lief in Richtung der Berge zur Kapelle, und als er, nur mit dem Badetuch bekleidet wortlos an ihr vorbei ging,
nickte ihr Penelope beiläufig zu.

Warum hatten die Christen den Griechen ihre Nacktheit genommen, dachte er.
Seine Haut war leicht gerötet, brannte leicht vom Salz, so wie er es mochte. Irgendwie mußten sie durch die Handgepäckkontrolle kommen. Danach würde es einfach sein. Um 16.00h würde der Flieger abheben.

" Was sagten Sie, Sir?"
" OK, ich wollte nur ein OK von meinem Handy bekommen, Sir."


Er steckte das Handy in die Hosentasche zurück, und reihte sich in die Schlange der Touristen ein. Kurze Zeit später, in der Gepäckablage im Flieger,
alles was nach dem Start Zeit haben würde. In einer Minute, dachte er. Eine Puppe, die von alleine losgehen würde.

Der Flieger zog eine Schleife über den Flugplatz, in den Bergen brannte es noch immer. Unter ihnen zwei Löschflugzeuge flach über dem Feuer. Die Puppe schlief im Rucksack direkt über ihnen in der Ablage. Hinter ihren Sitzplätzen schrie ein Kind. Penelope kuschelte sich an ihn.

" Ja?", fragte sie. Er legte die Zeitung auf seine Knie und drückte ihre Hand. Dann sah er auf die Uhr.
" Gleich. In exakt 20 Sekunden."

Nach 20 Sekunden hatte das Kind hinter ihnen aufgehört zu schreien.
otto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2012, 21:31   #2
männlich Brutha
 
Dabei seit: 06/2012
Ort: Wien
Alter: 37
Beiträge: 99


Servus,

schön geschrieben, auch wenn man sich ein wenig reinlesen muss. Die Frage ist nun, kommt da noch was oder bleibt das so stehen? Es fehlen ein paar Infos, zur Zeit hinterlässt es einen bitteren Beigeschmack. Wieso müssen sie durch die Kontrolle kommen? Was hat es mit der Puppe aufsich? Warum brennt es plötzlich und wird dargestellt als ob der Leser wüsste, dass es dort schon die ganze Zeit brennt? Woher weiß er dass das Kind gleich aufhört zu schreien? Fragen über fragen. Eventuell ergibt sich mir auch nicht der Sinn dieser Erzählung, aber eine Auflösung wäre irgendwie, schön.

mfg.

Brutha
Brutha ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2012, 22:41   #3
männlich otto
 
Dabei seit: 07/2012
Ort: Berlin
Alter: 86
Beiträge: 191


Standard Innenleben

Liebe/lieber Bruta!

Ich schreibe meine Short Stories nach der hemingwayschen Eisbergmethode:

Der Eisberg hat 7/7. Eine 7.tel schwimmt über dem Wasser. So ist es auch mit der Geschichte. Nur ein geringer Teil wird erzählt. Der Rest der Geschichte ergibt sich aus dem Ungeschriebenen. Das bedeutet in diesem Fall, dass alle nicht geschriebenen Anteile aus dem kleinen Teil des Geschriebenen ableitbar sind:

Zwei sich liebende Menschen finden sich mit der Welt nicht mehr zurecht.
Auf einer griechischen Insel machen sie ihren Urlaub.
Längst haben sie in ihrem Heimatland eine Entscheidung getroffen.
Danach, so wissen sie, wird nichts mehr für sie sein.
Auf dem Rückweg zu ihrer Pension treffen sie auf die Witwe, ein Symbol des Todes.
Am Nachmittag fliegen sie zurück.
Aber in ihrem Gepäck befindet sich eine Bombe.
Dieses Gepäck müssen sie durch die Gepäckkontrolle bringen.
Der männliche Protagonist wird vom Beamten befragt, ob er irgend etwas wissen wolle.
Er antwortet, dass er nur etwas von jemanden per Handy wissen wolle.
Dabei handelt es sich um die Anweisung die Bombe wie geplant zu zünden.
Das ist das OK.
Dann steigen die beiden in den Flieger.
Unter ihnen der brennende Wald, ein weiteres Zeichen des Todes.
Die Bombe liegt jetzt in der Gepäckablage und ist scharf gemacht.
Hinter den Sitzplätzen der beiden schreit ein Kind.
Das ist der dritte Hinweis auf den Tod.
Noch schläft die Puppe im Rucksack, aber sie tickt schon.
Penelope fragt ihren Freund, ob alles in Ordnung ist.
Dann, nach 20 Sekunden explodiert das Flugzeug.
Das Kind hinter den beiden Protagonisten schweigt für immer.

Also ein terroristischer Anschlag.

Gruß,
otto.
otto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2012, 23:03   #4
männlich Brutha
 
Dabei seit: 06/2012
Ort: Wien
Alter: 37
Beiträge: 99


Grüße,

das mit der alten Frau hatte ich so gedeutet und mit der Puppe und der Bombe war mir im Gedächnis. So betrachtet, mit der Erklärung um was für einen Typ von Geschichte es sich handelt, ergibt vieles einen Sinn und man kann es (finde ich zumindest) wesentlich besser nachvollziehen. Daraufhin wäre die Erklärung der einzelnen Absätze und bedeutungen sogar "fast" überflüssig geworden.

Irgendwie mag ich das Geschriebene. Schöne Arbeit allemal.

mfg.

Brutha
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