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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 12.01.2022, 15:00   #1
männlich Marcellus
 
Dabei seit: 01/2022
Beiträge: 3

Standard Begegnung

Da wird man, wie es üblich ist, ein wenig älter,
liest ein Gedicht, das man vor vielen Jahren schrieb.
Die warmen Tage werden immer kälter,
wie das Gefühl, das von der ersten Liebe blieb.

Ein "Jemand" den man lange Zeit nicht sah,
sitzt wie verloren im Café und winkt.
Man gesellt sich zu dem Herrn mit grauem Haar,
der spricht von früher und was die Zukunft bringt.

Durch den Bericht der letzten drei Dekaden,
von Haus und Hund und seiner Frau die manchmal weint,
da zieht sich der bekannte Faden,
der zwar rot, doch irgendwie auch blass erscheint.

Nach zwei Kaffee, die man bewusst im Stehen,
getrunken hat und dabei meistens schwieg,
Da möcht man schon, doch will nicht wirklich gehen,
wohlwissend, dass man ihn nie wiedersieht.

Und während man noch grüßend ihn verlässt,
mit dem gewohnten Schmerz im linken Bein,
da stellt man plötzlich unumwunden fest,
dieser "Jemand", könnt man selber sein.
Marcellus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2022, 15:15   #2
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Hallo Marcellus,
ich finde dein Gedicht einfach nur grossartig. Du beschreibst die Realität des älter werdens so genau und ehrlich, ich bin zutiefst angetan und beeindruckt von deinem Text.

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2022, 16:19   #3
männlich Marcellus
 
Dabei seit: 01/2022
Beiträge: 3

Zitat:
Zitat von C.Alvarez Beitrag anzeigen
Hallo Marcellus,
ich finde dein Gedicht einfach nur grossartig. Du beschreibst die Realität des älter werdens so genau und ehrlich, ich bin zutiefst angetan und beeindruckt von deinem Text.

Corazon
Vielen Dank,

ich habe ehrlichgesagt einen Veriss meines ersten Beitrags erwartet aber das kann ja noch kommen.

Bei dem Gedicht habe ich ein kleines Problem mit der letzten Zeile

"dieser "Jemand", könnt man selber sein."

Der Lesefluss hakt hier etwas und ich bin am überlegen die Zeile etwas zu verlängern, z.B. so:

"dieser "Jemand", der könnt man selber sein."

Wäre das was oder irre ich da?
Marcellus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2022, 16:27   #4
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Ich weiss nicht, ich bin keine grosse Lyrikerin, ich würde einfach das Komma und die Anführungszeichen weglassen:

dieser Jemand könnt man selber sein.
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2022, 18:32   #5
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Marcellus Beitrag anzeigen
ich habe ehrlichgesagt einen Veriss meines ersten Beitrags erwartet aber das kann ja noch kommen.
Tja, mal ein bisschen Demut vorausschicken, dann tun die Schläge nicht so weh!

Wäre aber nicht nötig gewesen, denn das Gedicht ist klasse! Von einem Verriss kann also nicht die Rede sein, sondern allenfalls von ein paar kleinen Schönheitsfehlern.

Zitat:
Ein "Jemand" den man lange Zeit nicht sah,
sitzt wie verloren im Café und winkt.
Man gesellt sich zu dem Herrn mit grauem Haar,
der spricht von früher und was die Zukunft bringt.
Die Gänsefüßchen sind entbehrlich. Der Anfang des dritten Verses weicht vom Jambus der anderen Verse ab. Am einfachsten wäre gewesen: "Man setzt sich zu dem Herrn mit grauem Haar ...", aber "sitzen" steht schon im Vers davor. Vielleicht: "... so nimmt man Platz beim Herrn mit grauem Haar ..."


Zitat:
Durch den Bericht der letzten drei Dekaden,
von Haus und Hund und seiner Frau die manchmal weint,
da zieht sich der bekannte Faden,
der zwar rot, doch irgendwie auch blass erscheint.
Hinter "Frau" fehlt das Komma. Der dritte Vers ist zu kurz.

Vorschlag:

Durch den Bericht der letzten drei Dekaden,
von Haus und Hund und Frau, die manchmal weint,
zieht sich der allseits gut bekannte Faden,
der rot zwar, aber dennoch blass erscheint.

Zitat:
Nach zwei Kaffee, die man bewusst im Stehen,
getrunken hat
und dabei meistens schwieg,
Da möcht man schon, doch will nicht wirklich gehen,
wohlwissend, dass man ihn nie wiedersieht.
Das Komma hinter "im Stehen" streichen, im dritten Vers mit Kleinschreibung weiter.

Zitat:
Und während man noch grüßend ihn verlässt,
mit dem gewohnten Schmerz im linken Bein,
da stellt man plötzlich unumwunden fest,
dieser "Jemand", könnt man selber sein.
Im letzten Vers stört der Wechsel vom Jambus in einen Trochäus. Außerdem sind auch hier die Gänsefüße entbehrlich.

Vorschlag:
... man selber könne dieser Jemand sein.

Statt mit Konjunktiv könnte man auch mit einem Doppelpunkt arbeiten:

...da stellt man plötzlich unumwunden fest:
Man selber könnte dieser Jemand sein.

Das sind aber alles nur Kleinigkeiten. Insgesamt finde ich den Text gelungen.

VG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2022, 18:41   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.711

Hallo Marcellus,

ich finde es auch toll! Dein Gedicht hat einen sehr aussagekräftigen Inhalt. Dass beides stimmt - also die Metrik (wenn die von Ilka angesprochenen Kleinigkeiten korrigiert sind) und der Inhalt - ist schon ein Genuss.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2022, 16:28   #7
männlich Marcellus
 
Dabei seit: 01/2022
Beiträge: 3

Vielen Dank Ilka,

ich habe einige deiner Vorschläge übernommen.
Du warst mir eine große Hilfe.
Marcellus ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
älter werden, alltag, freundschaft



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