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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 09.10.2021, 11:32   #1
männlich Nöck
 
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Standard Dunkle Tage

Die Zeit der kalten Nebel ist gekommen,
am Boden liegt, was gestern noch die Bäume schmückte.
Auch du, Geliebte, wurdest mir genommen,
was mich verzweifeln ließ und fest zu Boden drückte.

Vielleicht siehst du von oben auf mein Leiden
und meinen durch das Schicksal arg gebeugten Rücken.
Warum nur ließest du dich von mir scheiden,
nun bist du reich und ich campiere unter Brücken.
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Alt 09.10.2021, 17:33   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Vielleicht siehst du von oben auf mein Leiden
und meinen durch das Schicksal arg gebeugten Rücken.
Warum nur ließest du dich von mir scheiden,
nun bist du reich und ich campiere unter Brücken
.
Vornweg geschickt: Ich habe an dem Gedicht nichts Grundsätzliches zu meckern. Sauber durchkomponiert, astreine Jamben und zum Glück nur zwei Strophen, so dass die Gefahr nicht gegeben ist, es könnte bei einer längeren Ausführung das Gefühl des Leierns beim Leser erzeugen.

Was gefällt, ist die doppelte Deutungsmöglichkeit: Wurde die Geliebte von einem anderen Mann ausgespannt, womöglich einem Mann von hohem Status und starker Finanzkraft? Und steht sie nun oben auf der Brücke und schaut auf den ehemaligen Geliebten herunter? Oder ist sie aus dem Leben geschieden, hat das Lyrische Ich quasi seinem Schicksal überlassen und schaut jetzt aus einem jeseitigen Reich herab? Ist der Zurückgelassene wirklich arm "am Beutel", oder meint er seelisch verarmt?

Ein bisschen unsympathisch kommen die beiden letzten Verse an, weil sie das Geschmäckle einer Abrechnung haben. Aber möglich ist es, dass ein verlassener Mensch auch dann, wenn der Tod daran die Schuld trägt, dem "Gegangenen" Zorn entgegenbringt, dass er sich einfach so wegnehmen ließ. Geraldine Chaplin hatte es Charlie auch nie verziehen, dass er vor ihr gestorben ist.

Ein unprätentiöser, gefälliger Text.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 09.10.2021, 18:19   #3
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Schön, dass du die unterschiedliche Auslegung erwähnst. Der Leser hat die Wahl und kann sich für eine Variante entscheiden. Mit den letzten beiden Versen bin ich ebenfalls nicht ganz zufrieden, auch wenn es diese Wut auf den zuerst Gegangenen gibt.

LG
Nöck
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Alt 28.12.2021, 10:29   #4
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Neufassung

Die Zeit der kalten Nebel ist gekommen,
am Boden fault, was gestern noch die Bäume schmückte.
Auch du, Geliebte, wurdest mir genommen,
was mich verzweifeln ließ und nahezu erdrückte.

Ich widme dir voll Demut diese Zeilen,
das Schicksal war nicht gnädig mit uns beiden.
Vielleicht lässt Poesie die tiefsten Wunden heilen,
der Schlüssel wächst nur auf Euterpes Weiden.
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
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