Kann man denn besoffen dichten?

[Ottilie]

Kann man denn besoffen dichten?

Kann man denn besoffen dichten?
Ach, ich glaube, das geht schon.
Meine Frau schreit zwar: „Mitnichten,
das ist ja der größte Hohn!“,

doch ich habe echt Einfälle
nach drei Flaschen rotem Wein,
fühl mich als geniale Quelle,
voll der Verse, heilig, rein.

Und die Verse woll’n ins Leben,
in den Fingern kribbelt’s recht.
Aller Welt will ich sie geben,
denn sie sind höchst tief und echt!

Leider geht der Wein zu Lasten
meiner Treffgenauigkeit:
Oft treff ich die falschen Tasten
bei der schnöden Schreibarbeit.

Schlussendlich lässt sich denn sagen:
Dichten kannste voll im Tee.
Nur das Keyboard, das kann plagen.
Falsche Tasten: wirrer Schnee.

[C.Alvarez]

Wenn das unter Humor in der fiktiven Unterrubrik "Neues aus Kalau" stehen würde, okay, da hätte ich nichts gesagt. Aber so flachen Humor als Philosophie zu verkaufen, da muss man schon - nein, ich sag's nicht, man will ja niemandem weh tun.

Corazon

[Ottilie]

Hallo Corazon,

mir gefällt Dein Kommentar, wenn auch nicht die größte Begeisterung zum Vorschein kommt. Auf jeden Fall aber doch die alte Frage, was denn nun "Philosophie" sei. Etwas Göttlich-Hohes, Unerreichbares, triefend vor Wahrheit, gülden glänzend vor lauter Weisheit im Lichte des tiefsten Gedankens? Ach, ich weiß nicht... Es gab mal einen, der kam zu dem Schluss, die Wahrheit sei ein altes, zerknittertes Weiblein. So ähnlich erscheint mir manchmal die Frau Philosophia... Prost, trotzdem!

[C.Alvarez]

Zitat von Ottilie

Auf jeden Fall aber doch die alte Frage, was denn nun "Philosophie" sei. Etwas Göttlich-Hohes, Unerreichbares, triefend vor Wahrheit, gülden glänzend vor lauter Weisheit im Lichte des tiefsten Gedankens? Ach, ich weiß nicht

Es mag durchaus sein, dass ich nicht weiss, was genau Philosophie ist. Ich weiss aber ganz genau, was Philosophie nicht ist. Nämlich dein Gedicht. Aber ich bin ein toleranter Mensch, wenn du meinst auch Stammtischniveau nach dem fünften halben kann Philosophie sein dann okay, ich habe keinen Ehrgeiz oder missionarischen Eifer dich von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen.

Corazon

[Ilka-Maria]

Zitat von Ottilie

Kann man denn besoffen dichten?

Probiere es einfach mal aus und melde dich dann wieder.

Bei Goethe hatten mehrere Liter Wein pro Tag funktioniert. Hesse nahm lieber Drogen.

[Nikita]

Naja, also bei anderen kann man schön seinen überflüssigen Senf dazugeben, gelle. Aber selber dann so etwas produzieren. Das muss ich wohl nicht verstehen, aber oK.

[Ottilie]

Bei Goethe hatten mehrere Liter Wein pro Tag funktioniert. Hesse nahm lieber Drogen.

Hallo Ilka,

das ist ein wichtiger Hinweis! So dämlich-spaßig - oder von mir aus auch kalauernd - mein Gedichtlein sein mag, berührt es m.E. doch die Frage, was Literatur ist. Wenn viele der Literaten nur unter Drogen schreiben konnten oder auch immer noch schreiben, so zeigt das nicht nur eine Möglichkeit, der Fantasie durch Stimulanzien die Erdenschwere und Rationalität zu nehmen, sondern wirft auch einen Blick auf das Produkt: Literatur hat, glaube ich, nicht unbedingt etwas mit der rationalen Erfassung und Bewertung von Wirklichkeit zu tun, sondern wohl doch mehr mit der Schaffung fiktiver Welten, Mythen, Scheinbildern, die innere Spannungen lösen, uns beruhigen, verzaubern, motivieren oder auch verführen - und so selbst ein Narkotikum darstellen...

[Ottilie]

Hallo Nikita,

leider weiß ich nicht, mit wem Du sprichst.

[Ilka-Maria]

Zitat von Ottilie

... berührt es m.E. doch die Frage, was Literatur ist. Wenn viele der Literaten nur unter Drogen schreiben konnten oder auch immer noch schreiben, ...

Das war oft genug so, Ottilie. Nicht zuletzt lag die Drogensucht daran, dass der Gebrauch von Rauschmitteln bis vor ca. 100 bis 150 Jahren nicht illegal war. Worüber heute in der Politik diskutiert wird, wie z.B. die Freigabe von Cannabis, war bei unseren Vorfahren kein Thema. Das lag auch daran, dass man sich der Gefahren, die mit Suchtmitteln verbunden waren, noch nicht so bewusst war wie heute. Von Hermann Hesse wird berichtet, dass er die jungen Männer in seinem Dunstkreis mit Stoff versorgt habe. Inwieweit das stimmt, weiß ich allerdings nicht.

Der Gebrauch von Drogen lässt sich bis in die Zeit der frühesten Menschheitsgeschichte zurückdatieren. Sogar bei Tieren ist ln nachgewiesen, dass sie durch die Aufnahme von gärenden Früchten regelmäßig den Rausch suchen. Auch wenn es manche Oberlehrer nicht wahrhaben wollen: Die Sucht ist in Mensch und Tier genetisch angelegt.

[Ottilie]

Hallo Ilka-Marie,

um was ging es hier eigentlich? Um die Frage, was Literatur ist bzw. sein könnte oder um das Suchtpotential von Mensch und Tier? Ich glaube, wir fahren auf sehr unterschiedlichen Gleisen...

[Ilka-Maria]

Zitat von Ottilie

... um was ging es hier eigentlich? Um die Frage, was Literatur ist bzw. sein könnte oder um das Suchtpotential von Mensch und Tier? ...

Kennst du deinen eigenen Text nicht mehr? Da ist vom Suff die Rede.