Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Fantasy, Magie und Religion

Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 21.12.2021, 06:26   #1
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.198

Standard Die Macht der Māyā

Als einst der Weise Nārada
sich fest an fromme Buße band
und grade am entsagen war,
er plötzlich Visnus Gnade fand.

So sagte ihm der große Gott,
"Ich will dir einen Wunsch erfüllen"
"Dann bitte, zeige mir den Spott
der Māyā, um uns einzuhüllen."

"Nun folge mir ein Stück durchs Land,
die Wahrheit werde ich dir zeigen."
Sie liefen Stunden durch den Sand,
sie liefen ewig und im Schweigen.

Da wandte sich ihm Visnu zu,
"Sag, kannst du Wasser holen gehn?",
und Nārada bat ihn zur Ruh,
er konnt ja schon die Häuser sehn.

Bald klopfte er ans erste Haus,
ein Mädchen öffnet, wunderschön,
ja ihre Augen sahen aus,
als müsst er darin untergehn.

Verzaubert hat ihr Anblick ihn
und er vergass die ganze Welt,
kurz spürte er was an ihm ziehn,
da wusst er schon, was ihn hier hält.

Sie bat ihn in das Haus herein,
ein jeder war voll Höflichkeit,
fast wars als würd er heilig sein,
wie Freunde aus der alten Zeit.

Er fühlte sich schon wie Daheim,
man fragte nie, woher er kam,
auch schien es niemandem geheim,
als er sie bald zur Frau schon nahm.

Dass es so kommt, war jedem klar,
es konnte garnicht anders sein,
sie leben nun das zwölfte Jahr,
mit ihren kleinen Kinderlein.

Dann gab es eine Regenzeit
und Fluten zogen übers Land,
so dass bald ihre Sicherheit
und die des Heimatdorfes schwand.

Sie flohen durch die dunkle Nacht,
er stütze das geliebte Weib,
sie hielten sich mit aller Macht,
die Kinder dicht an ihrem Leib.

Umwirbelt von des Wassers Sog
entflohen sie Gefahr und Ort,
als plötzlich eine Welle zog
und spülte eins der Kinder fort.

Er schrie verzweifelt, voller Leid,
und sprang dem Kleinen hinterher,
da riss es auch die and'ren weit
bis tief ins tosend Flutenmeer.

Als nächstes entglitt Nārada
die Liebe in der Kraft der Wogen,
er wusste nicht, wie ihm geschah
und wurde selbst hinfortgezogen.

Doch wurde er schon kurz darauf
an einem Felsen angetrieben
und wachte voller Tränen auf,
sah Visnu dort am Ufer liegen.

"Es ist fast eine Stunde her,
du wolltest Wasser holen gehn,
jetzt liegst du dort und weinst so sehr...
kannst du die Māyā nun verstehn?"
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2021, 08:43   #2
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.580

... wunderschöne fesselnde Story.
Irgendwie stößt mir aber die gemeinsame Anwesenheit von den Maya und Visnu auf, verwechsele ich hier etwas oder wie kommt der Inder nach Amerika?

wünsche schöne Träume
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2021, 09:06   #3
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.198

Hey dunkler Traum,
ja das stimmt es ist wirklich eine schöne und fesselnde Geschichte, im Original vielleicht sogar noch schöner, als ich es geschaft habe umzusetzen. Auf jeden Fall war es mir eine Herzensangelegenheit, die Geschichte in Reime zu fassen

Oh spannend und vielleicht wirklich gut, dass du das sagst, da hatte ich mir garkeine Gedanken drüber gemacht, nein, mit dem Volk der Maya hat die Geschichte nichts zu tun. Im Hinduismus ist die Māyā die Täuschung oder Illusion, die uns davon abhält, uns als Teil des Absoluten zu erkennen. Je nach Strömung ist die Auslegung etwas unterschiedlich, aber ich glaube am Ende ist der Grundgedanke (der mir bekannt ist, so wie er mir bekannt ist^^) dass die Māyā der Schleier ist, der die Illusion der Trennung aufrecht hält

Einen schönen Morgen wünsche ich
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2021, 09:16   #4
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.580

... klingt interessant. Ich wusste gar nicht, dass man damals schon eine Extrabezeichnung für die Medien hatte.
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2021, 09:19   #5
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.198

Hahaha da sagst du was, der Vergleich ist gut
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2021, 14:48   #6
männlich Pit Bull
 
Benutzerbild von Pit Bull
 
Dabei seit: 08/2012
Ort: Berlin
Alter: 58
Beiträge: 1.878

Zitat:
Zitat von Anaximandala Beitrag anzeigen
Verzaubert hat ihr Anblick ihn
und er vergaß die ganze Welt,
kurz spürte er was an ihm ziehn,
da wusst er schon, was ihn hier hält.
Ich hab mal den Vers unterstrichen, der sich mir inhaltlich nicht erschließt. Der Vers 3 wirkt sehr ungelenk und macht die Strophe insgesamt kaputt.

Da ich die Intention dieser Zeile nicht kenne, folgte ich meinem Gefühl und dabei kam das heraus:

Verzaubert hat ihr Anblick ihn
und er vergaß die ganze Welt,
er sah ihr Rosenwangenglühn,
da wusst er schon, was ihn hier hält.

Insgesamt gefällt mir das Gedicht sehr gut und man merkt, wieviel Mühe dahinter steckt.

VG Pitti

Geändert von Pit Bull (22.12.2021 um 17:37 Uhr)
Pit Bull ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.12.2021, 05:40   #7
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.198

Hey Pit Bull
Danke für deinen Kommentar, deine Idee geht schon in eine ganz andere Richtung, was ich meinte mit "kurz spürte er was an ihm ziehn," war nämlich, dass er sich kurz noch an den Auftrag erinnert hat und wusste, er sllte doch Wasser holen gehen, dann aber direkt wusste, warum er lieber dort bleibt. Deshalb würde ich den Part auch gerne so belassen...
deine Idee gefällt mir trotzdem ganz gut, deshalb sag ich auf jeden Fall vielen Dank
Möglicherweise muss ich mir für diese Stelle trotzdem nochmal etwas besseres überlegen, also vielen Dank für deibe Meinung

Viele Grüße und frohe Weihnachten
Anaximandala
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Die Macht der Māyā

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Die Kuh macht Muh Lewin Gefühlte Momente und Emotionen 12 17.04.2015 19:37
Macht Twiddyfix Liebe, Romantik und Leidenschaft 0 07.02.2014 18:17
Macht UdoFrentzen Zeitgeschehen und Gesellschaft 3 28.04.2012 13:22
Was macht das mit Dir..? Thing Humorvolles und Verborgenes 3 21.03.2012 11:10


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.