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Sprüche und Kurzgedanken Prosatexte, die einen Sachverhalt möglichst kurz und knapp schildern.

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Alt 29.11.2021, 04:02   #1
männlich Anaximandala
 
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Standard 20 Weisheiten aus dem Buch der Wandlungen

Wenn man es versteht, dem Schicksal gegenüber sich hingebend zu verhalten, so findet man sicher eine entsprechende Leitung. Der Weise lässt sich leiten. Er geht nicht blindlings voran, sondern er entnimmt den Verhältnissen, was von ihm verlangt wird, und folgt dieser Weisung des Schicksals.

Die Erde in ihrer Hingebung trägt ohne Ausnahme Gut und Böse. So macht der Weise seinen Charakter weiträumig, gediegen und tragfähig, so dass er Menschen und Dinge zu tragen und ertragen vermag.

Die Natur erzeugt die Wesen ohne Falsch, das ist ihre Geradheit; sie ist ruhig und still, das ist ihre Rechtwinkligkeit; sie weigert sich nicht, irgendein Wesen zu dulden, das ist ihre Größe. Darum erreicht sie ohne äußeres Machen oder besondere Absichten für alle das Rechte. Für den Menschen bedeutet es höchste Weisheit, in seinem Wirken so selbstverständlich zu werden wie die Natur.

Man darf sich aus den Schwierigkeiten, in denen man steht, nicht unbedacht und führerlos herausstehlen wollen. Das Schicksal lässt sich nicht betrügen. Voreiliges Streben ohne die nötige Leitung führt zu Misserfolg und Schande. Darum wird der Weise, der die Keime des Kommenden erkennt, lieber auf einen Wunsch verzichten, als dadurch, dass er ihn zu erzwingen sucht, sich Misserfolg und Beschämung zuzuziehen.

Das Wasser ist etwas, das mit Notwendigkeit weiterfließt. Wenn die Quelle hervorbricht, so weiß sie zunächst freilich nicht, wohin. Aber sie füllt durch ihr stetiges Fließen die tiefe Stelle, die sie am Fortschritt hindert, aus. So kommt sie durch das Fließen zur Überwindung des Stillstandes, indem sie alle hohlen Stellen auf ihrem Weg ausfüllt. Ebenso ist der Weg zur Bildung des Charakters die Gründlichkeit, die nichts überspringt, sondern allmählich und stetig wie das Wasser alle Lücken ausfüllt und so vorankommt.

Nur was durch frühere Verdienste ehrlich verdient ist, bleibt dauernder Besitz. Ein solcher Besitz kann wohl einmal angefochten werden, aber da er wirkliches Eigentum ist, kann er nicht geraubt werden. Denn was einem vermöge der Kraft des eigenen Wesens angehört, kann man nicht verlieren.

Wenn es sich um Anknüpfen von Beziehungen handelt, ist volle Wahrhaftigkeit die einzig richtige Grundlage. Diese Gesinnung, die unter dem Bild einer gefüllten irdenen Schüssel dargestellt wird, bei der alles Gehalt, nichts leere Form ist, äußert sich nicht in klugen Worten, sondern durch die Kraft des Innern, und diese Kraft ist so stark, dass sie mit Macht das Heil von außen an sich zieht.

Die Treue führt zu fester Bindung, weil sie auf gegenseitiger Ergänzung beruht. Beim schwächeren Teil besteht die Treue in Hingebung, beim stärkeren in Zuverlässigkeit. Diese gegenseitige Ergänzung führt zu wahrem Reichtum

Eine allgemeine Gleichheit ist unmöglich durchzuführen. Es handelt sich aber darum, dass die Rangunterschiede in der menschlichen Gesellschaft nicht willkürlich und ungerecht sind; denn dann ist Neid und Klassenkampf die unausbleibliche Folge. Wenn dagegen die äußeren Rangunterschiede einer inneren Berechtigung entsprechen und innere Würdigkeit der Maßstab für den äußeren Rang ist, dann beruhigen sich die Menschen dabei, und die Gesellschaft kommt in Ordnung.

Alles Irdische ist dem Wechsel unterworfen. Auf Blüte folgt Niedergang. Das ist das ewige Gesetz auf Erden. Das Schlechte kann wohl zurückgedrängt, aber nicht dauernd beseitigt werden. Es kommt wieder. Diese Überzeugung könnte einen schwermütig machen. Aber das soll sie nicht. Sie soll nur bewirken, dass man im Glück nicht in Verblendung gerät.

Der Friede bedarf dauernder Anstrengung, um festgehalten zu werden. Sich selbst überlassen, würde er sich in Stockung und Niedergang verwandeln. Die Niedergangszeit verwandelt sich nicht von selbst in Frieden und Blüte, sondern sie bedarf der Anstrengung, um beseitigt zu werden. Hierin ist die schöpferische Stellung des Menschen gekennzeichnet, die nötig ist, damit die Welt in Ordnung kommt.

Die Einkehr der Betrachtung ist gerade die Überwindung der naiven Selbstischkeit dessen, der alles nur von seinem Standpunkt aus betrachtet. Man kommt zur Reflexion und damit zur Objektivität. Diese Selbsterkenntnis ist aber nicht eine Beschäftigung mit den eigenen Gedanken, sondern mit den Wirkungen, die von einem ausgehen. Nur die Lebenswirkungen geben ein Bild, das uns berechtigt, über Fortschritt oder Rückgang zu entscheiden.

Wenn das Gute sich nicht ansammelt, reicht es nicht aus, einen berühmt zu machen. Wenn das Böse sich nicht ansammelt, ist es nicht stark genug, einen zu vernichten. Der Gemeine denkt deshalb, Gutes im Kleinen habe keinen Wert, darum unterlässt er es. Er denkt: Kleine Sünden schaden nichts. Darum gewöhnt er sie sich nicht ab. So sammeln sich seine Sünden an, bis sie sich nicht mehr bedecken lassen, und seine Schuld wird so groß, dass sie sich nicht mehr lösen lässt.

Was einem wirklich gehört, das kann man auch nicht verlieren, und wenn man es wegwürfe. Man braucht darum garnicht besorgt zu sein. Man muss nur darum besorgt sein, dass man seinem eigenen Wesen treu bleibt und nicht auf andere hört.

Wer Nahrung sucht, die nicht nährt, der taumelt von Begierde zu Genuß, und im Genuß verschmachtet er nach Begierde. Leidenschaftlicher Taumel, um die Sinne zu befriedigen, führt nie zum Ziel.

Das Wasser gibt das Beispiel für das rechte Verhalten in schwierigen Zuständen. Es fließt immer weiter und füllt alle Stellen, durch die es fließt, eben nur aus, es scheut vor keiner gefährlichen Stelle, vor keinem Sturz zurück und verliert durch nichts seine wesentliche, eigene Art. Es bleibt sich in allen Verhältnissen selber treu. So bewirkt die Wahrhaftigkeit in schwierigen Verhältnissen, dass man innerlich im Herzen die Lage durchdringt. Und wenn man einer Situation erst innerlich Herr geworden ist, so wird es ganz von selbst gelingen, dass die äußeren Handlungen von Erfolg begleitet sind.

Innerhalb der Gefahr darf man nicht ohne weiteres danach trachten, unter allen Umständen herauszukommen, sondern muss sich zunächst zufrieden geben, wenn man von der Gefahr nicht überwunden wird. Man muss ruhig die Zeitumstände in Erwägung ziehen und sich mit Kleinem begnügen, da zunächst ein großer Erfolg nicht zu erreichen ist. Eine Quelle fließt auch erst spärlich, und es dauert eine Zeit, ehe sie sich ihren Weg ins Freie bahnt.

Indem das Helle Licht ausstrahlt, bedarf es des Beharrlichen im Innern, damit es sich nicht restlos verbrennt, sondern dauernd leuchten kann. Alles Leuchtende in der Welt ist abhängig von etwas, an dem es haftet, damit es dauernd leuchten kann. So haftet die doppelte Klarheit des berufenen Mannes am Rechten und vermag dadurch die Welt zu gestalten. Indem der Mensch, der bedingt und nicht unabhängig dasteht in der Welt, diese Bedingtheit anerkennt, sich abhängig macht von den harmonischen und guten Kräften des Weltzusammenhangs, hat er Gelingen. Indem der Mensch diese Fügsamkeit und freiwillige Abhängigkeit in sich pflegt, erlangt er Klarheit ohne Schärfe und findet seinen Platz in der Welt.

Entweder ist den Menschen die Vergänglichkeit ein Antrieb zu um so ausgelassenerer Lustigkeit, um das Leben zu genießen, solange es noch da ist, oder sie lassen sich von der Trauer hinreißen und verderben sich durch die Klage um das nahende Alter die kostbare Zeit. Beides ist vom Übel. Dem Weisen ist ein früher oder später Tod nicht zweierlei. Er pflegt seine Person und wartet sein Los ab und festigt dadurch sein Schicksal.

Bei der Selbstbildung gilt es, schlechte Gewohnheiten auszurotten, aber harmlose Gewohnheiten zu dulden. Denn allzu strenge Askese führt wie allzu strenge Strafgerichte zu keinem Erfolg.

Geändert von Anaximandala (29.11.2021 um 11:10 Uhr) Grund: Die anderen 20 schicke ich in kürze nach, sonst ist es zu viel
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Alt 29.11.2021, 04:04   #2
männlich Anaximandala
 
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Falls es nicht herpassen sollte, weil die Sprüche alle nur rausgesucht und abgeschrieben sind, dann bitte einfach löschen
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Alt 29.11.2021, 10:52   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Anaximandala Beitrag anzeigen
Falls es nicht herpassen sollte, weil die Sprüche alle nur rausgesucht und abgeschrieben sind, dann bitte einfach löschen
Passt schon, hier ist ja die Rubrik für Sprüche und Kurzgedanken. In diesem Fall handelt es sich wohl um das, was man Aphorismen nennt.

Ungünstig ist allerdings die Masse. Das wird wohl kaum einer über den dritten bis fünften Aphorismus hinaus lesen. Besser wäre gewesen, die Aphorismen einzeln einzustellen, dann hätten interessierte User sie auch einzeln kommentieren können.

So ist es aber kaum möglich, ohne Umstände auf bestimmte Sprüche zu reagieren.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 29.11.2021, 11:09   #4
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Ok was die Masse angeht hast du wirklich recht, ich hab die Aphorismen aus in zwei seperaten Texten mit je 20 Sprüchen gespeichert, ich glaub ich nehm die zweite Hälfte wieder raus und ändere den Titel, dann stell ich die anderen 20 in ein paar Tagen für sich nochmal ein

Das sind auch wirklich nur die richtig guten, das Buch ist echt umfassend, ich glaub insgesamt hab ich an die 40 Seiten mitlerweile, bin zwar noch nicht fertig^^ aber ich glaub seit bald zwei Jahren schon nichtmehr weitergekommen

Ich bin durch Zufall mal wieder darüber gestolpert und dachte vielleicht gefällt ja ein wenig

*oh, den letzten Absatz nehm ich jetzt erst richtig wahr... aber stimmt, das habe nur halb durchdacht, mal sehen, eventuell stelle ich die anderen 20 sonst in kleinen Abständen einzeln ein

Geändert von Anaximandala (29.11.2021 um 16:35 Uhr)
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Lesezeichen für 40 Weisheiten aus dem Buch der Wandlungen



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