Bitte alle mal herhören!

[Ludwig Witt]

Dem Förster trieft das Schmalz aus beiden Ohren,
der Gästeblock erstarrt im Kollektiv,
ein Fachjournal für Außenbordmotoren
wird abbestellt. Am Strand bei Tel Aviv

gibt’s nun schon fast seit Ende letzten Jahres
kein Schöller Eis mehr, nur Cornetto Nuss.
Nach Auskunft eines Delmenhorster Paares
klemmt wieder mal der Rucksackreißverschluss.

Ein Faschingskrapfen leckt, und währenddessen
ist Stromausfall in Ungarns Parlament,
ach ja, und um ein Haar hätt ich’s vergessen:
Der Blutdruckreferenzwert wird gesenkt.

[Stachel]

Hallo Ludwig,

es wäre fast ein Sonett geworden, dieses Feuerwerk an überwichtigen Informationen. Geradezu rastlos prasseln sie auf mich ein. Teils muss ich mich bemühen, hinterherzukommen, wenn der Satz plötzlich einen Verssprung hinlegt, sogar über die Strophengrenze hinweg. Bald jede Zeile bietet eine neue Schlagzeile. Der Jambus wirkt auf mich wie ein Hammer, der mir die Banalität ins Hirn treiben soll. Befinden wir uns auf einer Sklavengaleere, wo der Einpeitscher den Takt vorgibt? Sind wir nur willenlose Sklaven, gefangen im Hamsterrad der Medien? Der Text könnte so edel sein. Er versucht es. Es fehlen nur zwei Dinge zum ehrwürdigen Sonett: Zwei weitere Zeilen und Relevanz.

Form und Inhalt deines Textes spielen perfekt zusammen. Ich habe dein Gedicht mit Gewinn gelesen. Danke dafür!

Freundliche Grüße von
Stachel

[Ludwig Witt]

Grüß Dich Stachel,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung und Deine lobenden Worte zu meinem Gedicht.

Die Zielrichtung des Gedichts ist von Dir sehr treffend erfasst, so dass Dein Gewinn mir auch Bestätigung ist.

Viele Grüße
Ludwig